Pflege und Gesundheit brauchen hohe Priorität im Regierungsprogramm
Bezugnehmend auf den gestrigen Internationalen Tag der älteren Menschen fordert der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) die gerade gewählten Volksvertreter im Bundestag auf, sich ihrem Auftrag im Dienste des Volkes zu stellen. „Das Mandat besteht darin, die Bedürfnisse der Menschen in diesem Land wahrzunehmen, aufzugreifen und für sie Gegenwart und Zukunft zu gestalten. Darin liegt eine hohe Verantwortung, die zu lösenden Probleme sind wahrlich groß und komplex“, erklärt DBfK-Sprecherin Johanna Knüppel. „Es muss alles darangesetzt werden, zügig an die Arbeit zu gehen. Der Tag des älteren Menschen ist ein guter Anlass daran zu erinnern, dass Deutschland sich den ‚Nachhaltigen Entwicklungszielen‘ der Vereinten Nationen verpflichtet hat. Politisches Handeln ist daher konsequent an ihnen auszurichten. Und Ziel 3 lautet: „Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.“ Dass die Menschen in unserem Land gerade diesem Thema große Bedeutung zumessen und sich berechtigte Sorgen um die Gesundheits- und pflegerische Versorgung machen, zeigen zahlreiche Umfragen seit längerer Zeit. Der DBfK fordert die künftige Bundesregierung daher ausdrücklich auf, Pflege und Gesundheit ganz oben auf ihre Prioritätenliste zu setzen.“
Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte PricewaterhouseCoopers Ergebnisse einer neuen repräsentativen Bevölkerungsbefragung, in der gerade die ältere Generation ihre zentralen Wünsche an das Gesundheitssystem zum Ausdruck gebracht hatte. Diese sind vor allem
Die Sicherung der Versorgung auch in strukturschwachen Regionen
Gewinnung und Bindung von Pflegepersonal
Effiziente und sachgerechte Verwendung der Mittel im Gesundheitssystem, damit Krankenkassenbeiträge nicht weiter steigen
Bessere Verzahnung der Leistungserbringer unterschiedlicher Sektoren, sichere Gestaltung der Übergänge
Verlässliche Informationsweitergabe – u.a. durch eine Elektronische Patientenakte.
Die Liste zeigt deutlich, wo im deutschen Gesundheitssystem die kritischen Baustellen liegen. Und die Ergebnisse kommen nicht von ungefähr, denn gerade ältere Menschen gehören zu den besonders vulnerablen und schutzbedürftigen Gruppen der Bevölkerung. Sie müssen sich auf eine würdevolle, qualitativ gute, vertrauenswürdige und risikoarme Versorgung bei Krankheit und/oder Pflegebedürftigkeit verlassen können. Aber gerade damit ist es in Deutschland nicht gut bestellt – und die Politik weiß das sehr wohl, doktert bisher aber allenfalls an Symptomen herum.
Dass beispielsweise die Krankenhauspolitik endlich vom Kopf wieder auf die Füße gestellt gehört und Krankenhäuser sich ganz dringend auf ihren Auftrag, nämlich Sicherstellung einer patientenorientierten Krankenversorgung, besinnen sollten, zeigt ein Ergebnis des gerade veröffentlichten IQTIG-Qualitätsreports: Jeder fünfte Patient mit Schenkelhalsfraktur muss länger als medizinisch zulässig auf seine Operation warten, das Risiko einer Gelenksnekrose steigt damit enorm. Die Ursachen: Struktur- und Prozessmängel, geringe OP-Kapazitäten, Personalmangel, Engpässe bei postoperativer Überwachung. Betroffen davon sind vor allem ältere Patienten. Während die Deutsche Krankenhausgesellschaft den Bericht mit „Qualität in Kliniken auf höchstem Niveau“ kommentiert, muss die Frage gestellt werden dürfen, welche Art von Qualität hier überhaupt gemessen wird und wie aussagefähig die verwendeten Routinedaten sind. Die Vertreterin des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), Dr. Regina Klakow-Franck, wird da schon deutlicher: „Der Hauptfaktor für eine qualitativ hochwertige, humane Patientenversorgung ist die angemessene Ausstattung mit dem notwendigen therapeutischen Personal im Bereich der ärztlichen, pflegerischen und weiteren Gesundheitsberufe. (…) Human Ressources – es geht um Mitarbeiterorientierung und Führungskultur, aber auch um verbindliche Personalquoten.“
Dem schließt sich der DBfK uneingeschränkt an. Der Abbau von qualifizierter Pflege in den Krankenhäusern aus Kostengründen hat gravierende Folgen für die Patienten, die längst zutage tretenden Versorgungsmängel sind hausgemacht und den viel zu lange geduldeten Fehlanreizen im System geschuldet. Fragwürdige Diagnosen, ökonomiegetriebene Indikationen und unnötige Operationen sind einfach nicht länger hinnehmbar! Es darf nicht sein, dass sich pflegerische und medizinische Entscheidungen weiterhin dem ökonomischen Diktat zu unterwerfen haben.
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Quelle: Pressemitteilung vom 02.10.2017
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