Essener Tafel belebt einen alten Streit - Kann man von Hartz IV leben?

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Essener Tafel belebt einen alten Streit - Kann man von Hartz IV leben?

Beitrag von WernerSchell » 11.03.2018, 07:09

Die Rheinische Post vom 10.03.2018:

Kolumne - Die Ökonomin Antje Höning
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Kann man von Hartz IV leben?
Die Debatte um die Essener Tafel belebt einen alten Streit: Sind staatliche Fürsorgeleistungen so gering, dass Menschen auf Tafeln angewiesen sind?
Die Debatte um die Essener Tafel ist Wasser auf die Mühlen von Sozialverbänden und Linkspartei. Sie sehen in der wachsenden Zahl der Tafeln schon lange ein Zeichen dafür, dass die Armut in Deutschland zunimmt und die Fürsorge-Leistungen zu gering sind. "Wenn 350.000 Senioren regelmäßig darauf angewiesen sind, bei Tafeln für kostenlose Lebensmittel anzustehen, ist das ein sichtbares Signal dafür, dass die Altersarmut auf dem Vormarsch ist", sagte etwa Ulrike Mascher vom Sozialverband VdK. Ist das so? Ist Hartz IV beziehungsweise die Grundsicherung für Rentner zum Leben zu wenig?
Gewiss: Mit Hartz IV lassen sich keine großen Sprünge machen, und das Geld muss gut eingeteilt werden. Doch das Arbeitslosengeld II, wie Hartz IV offiziell heißt, ist vom Staat so konzipiert, dass es ein "menschenwürdiges Existenzminimum" erlaubt. Dafür ermitteln die Statistiker anhand einer Verbraucherstichprobe, welchen Regelbedarf die ärmeren der selbst verdienenden Haushalte haben. Davon werden politisch nicht gewollte Bedarfe abgezogen. Frei nach dem Motto: Der Staat bezahlt Brot und Milch, aber keinen Alkohol. Damit stehen einem Single im Monat 416 Euro plus im Schnitt 321 für Kosten der Unterkunft zu, so das Bundessozialministerium. Ein Ehepaar mit zwei Kindern erhält insgesamt 1928 Euro. Hinzu kommen die Gratis-Krankenversicherung, Schulbücher und einmalige Leistungen wie zur Gründung eines Hausstands oder der Geburt eines Kindes.
Hinter diesem Konzept stehen zwei vernünftige Ideen: Zum einen schreibt der Staat Hilfebeziehern nicht vor, wofür sie ihr Geld ausgeben. Zum anderen will der Staat sicherstellen, dass - anders als bei der früheren Arbeitslosenhilfe - der Lohnabstand gewahrt und ein Anreiz zum Arbeiten bestehen bleibt. Und selbst für 1928 Euro netto muss man beim Friseur oder im Handel schon lange arbeiten.
Fazit: Tafeln sind ehrenwerte Einrichtungen, sie geben ihren Kunden Spielraum. Doch anders als manche Sozialverbände behaupten, sind sie nicht lebensnotwendig. Der Staat lässt seine Bürger nicht im Stich.
Ihre Meinung? Schreiben Sie der Autorin unter kolumne@rheinische-post.de.
Quelle: RP >>> http://www.rp-online.de/wirtschaft/wirt ... -1.7447152

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Bildquelle: Spiegel-Online - Warteschlange an der Essener Tafel

Zum Thema gibt es im Netz zahlreiche Beiträge - u.a.:
Künftiger Gesundheitsminister Jens Spahn: "Hartz IV bedeutet nicht Armut"
> http://www.t-online.de/gesundheit/id_83 ... rmut-.html
Tafel-Aktionsbündnis: sozialpolitische Forderungen
> viewtopic.php?f=4&t=18972&p=73305&hilit=Tafel#p73305
Appell an Bundesregierung - Tafeln fordern effektivere Bekämpfung von Armut
> http://www.spiegel.de/panorama/gesellsc ... 96703.html
Müssen Tafeln die Fehler in der Sozialpolitik ausbaden?
> http://www.deutschlandfunkkultur.de/arm ... _id=412354
Die Rassismus-Keule schwingt vorbei am eigentlichen Problem
> https://www.cicero.de/innenpolitik/esse ... agenknecht
...
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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WernerSchell
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Jens Spahn bekräftigt Position zu Hartz IV

Beitrag von WernerSchell » 14.03.2018, 15:49

Die Rheinische Post berichtete am 13.03.2018:

Steigende Nachfrage Bedürftiger
Land rechnet mit langen Schlangen vor Tafeln in NRW


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Quelle: Rheinische Post - Bedürftige warten vor der Tafel in Essen. (Archivbild)FOTO: Christoph Reichwein

Düsseldorf/Essen. Nicht nur die Essener Tafel stößt an ihre Kapazitätsgrenzen. Auch an vielen anderen Tafeln in NRW dürften die Schlangen der Bedürftigen länger werden. Das vermutet die Landesregierung.
… (weiter lesen unter) … http://www.rp-online.de/nrw/landespolit ... -1.7452923

Ruf nach Reform für Arbeitslose
Jens Spahn bekräftigt Position zu Hartz IV

Düsseldorf. Mit seinen Hartz-IV-Äußerungen ist der designierte Gesundheitsminister Jens Spahn gewaltig angeeckt. Trotzdem hält er daran fest. Unterstützung bekommt er vom künftigen Ostbeauftragten Christian Hirte.
Nach der Welle der Kritik an den Hartz-IV-Äußerungen des designierten Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU) wird der Ruf nach einer umfassenden Reform für Langzeitarbeitslose lauter. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte unserer Redaktion: "Unser Ziel muss höher gesteckt sein, als dass die Menschen von Hartz IV oder anderen Transferleistungen leben."
… (weiter lesen unter) … http://www.rp-online.de/politik/deutsch ... -1.7453217
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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