Aktiv gegen das Vergessen - ohne Medikamente

Allgemeine Informationen zu allen relevanten Themen einschließlich interessante Nachrichten aus dem weiten Gebiet der Medizin und Heilkunde (z.B. Studien- und Forschungsergebnisse)

Moderator: WernerSchell

Antworten
Presse
phpBB God
Beiträge: 14256
Registriert: 10.11.2006, 12:44

Aktiv gegen das Vergessen - ohne Medikamente

Beitrag von Presse » 09.03.2012, 08:59

Aktiv gegen das Vergessen

Bild

Mit einem speziellen Programm aus Bewegung, geistiger Aktivität und alltagspraktischem Training kann das Voranschreiten von Demenz nachhaltig verzögert werden – und das ganz ohne Medikamente. Das hat eine Studie von Forschern um Prof. Dr. Elmar Gräßel von der Psychiatrischen und Psychotherapeutische Klinik am Universitätsklinikum der Friedrich- Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ergeben. Die Wissenschaftler haben eine Therapie für Demenzkranke entwickelt und diese ein Jahr lang gemeinsam mit Bewohnern von Pflegeheimen in Bayern erprobt. Ihre Forschungsergebnisse haben sie jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Biomed Central Medicine veröffentlicht.

Demenzerkrankungen können viele verschiedene Ursachen haben. Ihre Symptome sind Verwirrung, Gedächtnisverlust, Sprach- und Verständnisprobleme. Ganz gleich, ob die Demenz langsam oder schnell verläuft, geht sie immer mit geistigem und körperlichem Abbau einher. Sowohl für die betroffenen Patienten als auch für deren Angehörige kann die Krankheit eine große Belas­tung darstellen. Mit der neuen Aktivierungstherapie „MAKS“ lasse sich die das Fortschreiten der Demenz mindestens zwölf Monate aufhalten, sagen die Erlanger Forscher.

Das MAKS-Programm umfasst ein ganzheitliches Therapiekonzept, das auf Bewegung, Denken und Selbstständigkeit im Alltag einwirkt. Die Abkürzung MAKS steht dabei für „motorisch, alltagspraktisch, kognitiv und spirituell“. Sportspiele wie Bowling und Krocket, Gleichgewichtsübungen und kognitive Aufgaben wie Buchstabenrätsel sind Bestandteile des Programms, aber auch Alltagsaktivitäten wie das Zubereiten von Essen, Gartenarbeit und Basteln gehören dazu. Darüber hinaus schließt die MAKS- Therapie ein „spirituelles Element“ ein, das unter anderem existenziellen Fragen des höheren Lebensalters Rechnung trägt, aber auch gemeinsames Singen einschließt. „Die einzelnen Elemente der Therapie sind zwar nicht neu“, betont Professor Gräßel, „wir haben sie jedoch weiter entwickelt, das heißt auf die Fähigkeiten von Menschen mit Demenz angepasst.“ In einem Handbuch haben die Wissenschaftler eine Vielzahl von verschiedenen Aufgaben detailliert beschrieben und die kognitiven Übungen neu erstellt, so dass sie in abgestuften Schwierigkeitsgraden vorliegen. So kann die MAKS-Therapie in allen Pflegeeinrichtungen nach dem gleichen Konzept angegangen werden.“

An der Studie zur Erprobung der Aktivierungstherapie nahmen insgesamt 50 Bewohner aus fünf bayerischen Pflegeeinrichtungen teil, die in Gruppen von zehn Personen zwei Stunden pro Tag, sechs Tage in der Woche mit dem MAKS- Programm gefördert wurden. Darüber hinaus nutzten die Patienten auch die regulären Angebote der Pflegeheime. Auf die Einnahme von Arzneimitteln jeglicher Art wurde kein Einfluss genommen. Zwölf Monate nach Therapiebeginn zeigten sich die geistigen und alltagspraktischen Fähigkeiten der MAKS-Teilnehmer noch immer stabil, berichten die Erlanger Forscher. Bei der ebenfalls 50 Personen umfassenden Kontrollgruppe hingegen, nahmen diese Fähigkeiten weiter ab, ganz besonders im zweiten Halbjahr der Untersuchung.

„Vergleicht man nun die Wirkstärke der MAKS-Aktivierung mit der von Arzneimitteln gegen die Alzheimer-Demenz aus anderen Studien, zeigt sich folgendes Bild: Bei milder oder moderater Demenz wirkt die MAKS-Therapie auf die geistigen Fähigkeiten der Demenz-Patienten genau so effektiv wie spezielle Arzneimittel zur Behandlung der Alzheimer-Demenz, auf die alltagspraktischen Fähigkeiten sogar deutlich stärker“, fasst Professor Gräßel die Ergebnisse der Untersuchung zusammen. Das zeige, dass die MAKS- Therapie dazu geeignet sei, die Lebensqualität von Demenzpatienten in Pflegeheimen zu verbessern. Zudem sei aus den Heimen viel positives Feedback zu hören, einige Teilnehmer seien beispielsweise wacher, besser gelaunt, finden mehr Anschluss und zeigten mehr Eigeninitiative.

Vor diesem Hintergrund wollen die Wissenschaftler jetzt in Anschlussprojekten erforschen, ob man mit dem Therapieprogramm das Voranschreiten der Demenz über einen längeren Zeitraum aufhalten kann und wie sich die Anwendung im ambulanten Bereich, speziell in der Tagespflege, auswirkt. „Aber bereits jetzt ist es wichtig, alle wissenschaftlich in ihrer Wirksamkeit abgesicherten Therapieverfahren gemeinsam einzusetzen“, betont Gräßel. Das bedeutete, dass Menschen mit Alzheimer-Demenz sowohl einen Therapieversuch mit antidementiven Medikamenten, als auch eine wirksame nicht-medikamentöse Therapie erhalten sollten, um den Krankheitsverlauf so günstig wie möglich zu beeinflussen.

Mehr Informationen zum „MAKS-Projekt“ finden sich im Internet unter http://www.maks-aktiv.de

Handbuch zu MAKS-Therapie:
Birgit Eichenseer, Elmar Gräßel: Aktivierungstherapie für Menschen mit Demenz. München: Urban & Fischer, 2011. ISBN: 978-3-437-28020-7
http://www.biomedcentral.com/content/pd ... -9-129.pdf

Weitere Informationen für die Medien:
Prof. Dr. Elmar Gräßel
Tel.: 09131/85-34810
elmar.graessel@uk-erlangen.de

Quelle: Pressemitteilung vom 09.03.2012
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Dr. Pascale Anja Dannenberg

Nähere Informationen zur Buchveröffentlichung unter:
http://shop.elsevier.de/product.jsp?isb ... tid=136171

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25301
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Aktiv gegen das Vergessen - ohne Medikamente

Beitrag von WernerSchell » 13.02.2018, 09:52

DAS FORSCHUNGSPROJEKT > THERAPIEPROGRAMM
Die MAKS - Therapie: Vielfalt und Intensität
Die MAKS - Therapie unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von anderen nicht-medikamentösen Demenztherapien:

Multidimensionalität und ganzheitlich orientiertes Pflegeverständnis
spezielle Ausrichtung auf die Bedürfnisse von Menschen mit Gedächtnisproblemen (leichte bis mittelgradige Demenz)
Ressourcenorientierung und individuelle Förderung im Bereich der persönlichen Leistungsgrenze (Einsatz unterschiedlicher Schweregrade)
leichte Integration in ein pflegerisches Handlungskonzept eines Wohnbereiches
innere Systematik der Module (Kombinationsmöglichkeiten anhand eines Tages- oder Wochenmottos)
Abwechslungsreichtum durch die Vielzahl vorhandener Übungen
Angebot für die weibliche wie für die männliche Zielgruppe
Innovativ sind die für die MAKS-Therapie völlig neu entwickelten und für Menschen mit Gedächtnisstörungen angepassten geistigen Übungen. Die Übungen sind seniorengerecht (große Buchstaben) und bestehen überwiegend aus farbigem Bildmaterial (echte Fotografien). Im Zentrum bei der Durchführung stehen spielerischer Umgang und die Vermittlung von Erfolgserlebnissen, nicht aber das Tempo oder richtige Lösungen. "Nicht überfordern, aber auch nicht unterfordern", so lautet die Devise. Deshalb liegen viele Übungsversionen auch in 2-3 Schweregraden vor.

Überblick - kognitive Aktivierung in der MAKS-Therapie

Feinmotorische Aufwärmübungen (z.B. Bleistiftgymnastik)
Farbige, seniorengerechte Papier- und Bleistiftübungen (in 2-3 Schweregraden)
PC-Übungen mit Beamer (oder Touchscreen-PC zur Einzelförderung)
Feinmotorische Legeaufgaben mit PC und Beamer
Kognitive Spiele (z.B. Würfelspiel)

... Weitere Informationen unter >>> http://www.maks-aktiv.de/therapieprogramm.html
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25301
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Demenz: Kognitive und Alltags-Fähigkeiten ohne Medikamente stabilisieren

Beitrag von WernerSchell » 13.02.2018, 09:55

Deutsches Ärzteblatt vom 04.12.2017
Bild
Demenz: Kognitive und Alltags-Fähigkeiten ohne Medikamente stabilisieren
München/Erlangen/Nürnberg – Für Tagespflegeeinrichtungen gibt es bisher kein wissenschaftlich erprobtes Versorgungskonzept für Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Die Mehrkomponententherapie MAKS könnte Menschen mit leichter bis mittelschwerer Demenz auch ohne Medikamente helfen. In einer prospektiven Verlaufsstudie sorgte der multimodale Ansatz nach sechs Monaten für stabile kognitive und Alltags-Fähigkeiten, während sich diese in der Kontrollgruppe deutlich verschlechtert hatten. Die Ergebnisse publizierten die Forscher im Deutschen Ärzteblatt (Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 815–21 > https://www.aerzteblatt.de/archiv/194948 ).

.... (weiter lesen unter) ... https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode ... 734&s=MAKS
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25301
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Arzneimittelfreie Therapie für Demenzkranke

Beitrag von WernerSchell » 13.02.2018, 09:58

Huml wirbt für arzneimittelfreie Therapie für Demenzkranke - Bayerns Gesundheitsministerin: Neue MAKS-Therapie verlangsamt Krankheitsverlauf - Gesundheitsministerium förderte Erprobung in Tagespflegeeinrichtungen mit 70.000 Euro

Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml wirbt bei Pflegeheimbetreibern für den Einsatz der arzneimittelfreien MAKS-Therapie bei Menschen mit Demenz. Huml betonte am Dienstag: "Mein Ziel ist, die Versorgung und Betreuung von Demenzkranken in Bayern weiter zu verbessern. Die MAKS-Therapie ermöglicht es, den Verlust von alltagspraktischen und kognitiven Fähigkeiten hinauszuzögern. Damit können die Lebensbedingungen für die Betroffenen und deren Angehörige länger auf einem gleich hohen Niveau erhalten bleiben."
Die Wirksamkeit der MAKS-Therapie hatte im vergangenen Jahr eine Studie in 32 Tagespflegeeinrichtungen, davon die Hälfte in Bayern, mit über 360 Demenzpatienten ergeben. Sie wurde vom bayerischen Gesundheits- und Pflegeministerium mit 70.000 Euro gefördert. Darüber hinaus wurde das Projekt vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung in Berlin unterstützt. Die Ergebnisse der Studie lagen Mitte 2017 vor und sind im vergangenen Dezember auch im "Deutschen Ärzteblatt" veröffentlicht worden.
Huml erläuterte: "Die MAKS-Therapie wirkt sich spürbar günstig auf die Selbstständigkeit im Alltag sowie auf die Lebensqualität der Menschen mit Demenz aus. Dies stellt einen großen Fortschritt in der Demenztherapie dar. Durch den Erhalt der Alltagskompetenzen ist auch für Pflegeheimbetreiber eine wertvolle Entlastung möglich."
Bei der vom Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung der Psychiatrischen Universitätsklinik Erlangen entwickelten MAKS-Therapie handelt es sich um ein speziell auf die Bedürfnisse demenzkranker Menschen abgestimmtes Konzept zur ganzheitlichen Ressourcenförderung. Das Therapiekonzept besteht aus gezielten Übungen zu Motorik (etwa Bewegungsspiele), Alltagspraktischen Vorgängen (auch Handwerks- und Haushaltstätigkeiten) und Kognition (Gedächtnis und andere Funktionen des Gehirns werden getestet) in einem Sozial-kommunikativen Umfeld (in einer Gruppe). Das Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung untersuchte unter Leitung von Professor Dr. Elmar Gräßel und Dr. Katharina Luttenberger im Zeitraum von April 2015 bis März 2017, welche Auswirkungen die MAKS-Therapie in der Tagespflege hat.
Huml unterstrich: "Die Studie hat belegt, dass durch die arzneimittelfreie MAKS-Therapie das Fortschreiten der Krankheit Demenz für einige Zeit aufgehalten und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden kann. So kam es bei Menschen mit leichten kognitiven Störungen oder Demenz infolge der Therapie zu einem deutlich besseren Verlauf der alltagspraktischen und kognitiven Fähigkeiten im Vergleich zur üblichen Versorgung. Das gilt auch für auffällige Verhaltensweisen sowie Angst und Depressivität bei diesen Patienten, die weitaus weniger ausgeprägt waren."
In Bayern leben derzeit über 230.000 Menschen mit Demenz. Experten gehen davon aus, dass sich die Zahl bis 2020 auf rund 270.000 und bis 2032 auf etwa 340.000 Erkrankte erhöhen wird. Rund zwei Drittel der Demenzkranken in Bayern werden über lange Phasen der Erkrankung zu Hause versorgt.
Huml fügte hinzu: "Die steigende Zahl der Menschen mit einer demenziellen Erkrankung ist besorgniserregend. Wir müssen sicherstellen, dass die Betroffenen eine angemessene, bedarfsorientierte medizinische Versorgung, Betreuung und Pflege erhalten. Im Rahmen unserer 2013 ins Leben gerufenen Bayerischen Demenzstrategie gibt es bereits in unterschiedlichen Lebensbereichen erfolgreiche Projekte, die wir weiter ausbauen wollen. Ziel ist es, Menschen mit Demenz und ihren pflegenden Angehörigen eine größtmögliche Lebensqualität zu gewährleisten."
Weitere Informationen zur Bayerischen Demenzstrategie finden Sie unter www.leben-mit-demenz.bayern.de.

Quelle: Pressemitteilung vom 13.02.2018
Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege

+++
Die Arzneimittelversorgung gehört auch ohne die besondere Berücksichtigung von Menschen mit Demenz auf den Prüfstand. Es werden zu viele und zum Teil falsche Arzneimittel verordnet. Die Ärzteschaft ist vor allem gefordert, bei der Therapie zu bedenken: Weniger ist oft mehr!
Ein Statement von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk informiert und zeigt die Handelungserfordernisse auf >>> http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 072016.pdf
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25301
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Neue US-Praxisleitlinie zu leichter kognitiver Beeinträchtigung

Beitrag von WernerSchell » 12.03.2018, 07:18

Ärzte Zeitung vom 12.03.2018:
Kognitive Einschränkungen
Neue US-Praxisleitlinie zu leichter kognitiver Beeinträchtigung

Die US-Neurologengesellschaft AAN hat ihre Praxisleitlinie zu leichten kognitiven Beeinträchtigungen überarbeitet. Empfohlen werden körperliches und kognitives Training, aber keine Medikamente. mehr » https://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=95 ... efpuryykqr
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25301
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Spielkonsolen halten Senioren fit - Motorradfahren im Pflegeheim

Beitrag von WernerSchell » 22.07.2019, 06:03

Ärzte Zeitung vom 22.07.2019:
Spielkonsolen halten Senioren fit
Motorradfahren im Pflegeheim

In rund 100 Pflegeheimen werden Spielkonsolen für alte Menschen getestet. Im virtuellen Raum sollen diese ihre kognitiven und motorischen Fähigkeiten trainieren – und Spaß haben. ... > http://ods-mailing.springer-sbm.com/d-r ... &tags=test
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

Antworten