Arterienverkalkung - begünstigt durch Cholesterinsenker?

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Arterienverkalkung - begünstigt durch Cholesterinsenker?

Beitrag von Presse » 07.06.2010, 17:18

Cholesterinsenker begünstigt möglicherweise Arterienverkalkung - Studie der Uniklinik Köln im European Heart Journal

Der zur Senkung des Cholesterins verwendete Wirkstoff Ezetimib kann ungünstige Veränderungen der Zusammensetzung der Blutfette bewirken und somit eine Atherosklerose möglicherweise begünstigen. Das ergibt eine aktuelle Studie der Uniklinik Köln, die heute in der Online-Ausgabe des European Heart Journal (offizielles Organ der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie, ESC) veröffentlicht wird.

Ezetimib wird meist zusammen mit Statinen angewendet, um deren cholesterinsenkende Wirkung zu verstärken. Es kann auch allein gegeben werden, wenn Statine nicht vertragen werden. In Studien mit Statinen wurde bewiesen, dass Herzinfarkte vermindert auftreten und die Sterblichkeit verringert wird. Vergleichbare Studien, die entsprechende Endpunkte untersuchen, gibt es für den Wirkstoff Ezetimib bisher nicht.

Zwei vor kurzem erschienene Studien, in denen die Veränderung der Dicke der Arterienwand untersucht wurde, waren enttäuschend: Obwohl durch die zusätzliche Gabe von Ezetimib zu einem Statin beziehungsweise zu Nikotinsäure (einem anderen Lipidsenker) das LDL-Cholesterin weiter abgesenkt wurde, hatte diese Therapie keinen Einfluss auf das Fortschreiten der Atherosklerose (Arterienverkalkung).

Die Forscher konnten sich diese Ergebnisse bisher nicht so recht erklären. „Vielleicht ist unsere neue Studie der fehlende Mosaikstein, um zu verstehen, warum die erwarteten günstigen Effekte trotz weiterer Cholesterinsenkung ausgeblieben sind“, sagt die Leiterin der Studie, die Kölner Endokrinologin Professor Ioanna Gouni-Berthold.
Die aktuelle Studie wurde an 72 Probanden an der Medizinischen Klinik II der Uniklinik Köln (Direktor Prof. Dr. Wilhelm Krone) durchgeführt. Jeweils eine Gruppe von Probanden erhielt Ezetimib allein, ein Statin allein oder die Kombination der beiden Wirkstoffe.

Dabei wurde die Zusammensetzung der Lipide des LDL (LDL, deutsch: Lipoproteine niedriger Dichte) im Blut untersucht. Es ist bekannt, dass ein erhöhter Anteil von besonders kleinen, dichten LDL-Partikeln (sogenannte small dense LDL) mit einem erhöhten Risiko für Atherosklerose verbunden ist. Es scheint so, dass unter Ezetimib gerade dieser Anteil relativ zunimmt, trotz Senkung des LDL-Spiegels. Das Statin hingegen senkte diesen Anteil, aber wenn die beiden Arzneimittel zusammen verabreicht wurden, wird diese günstige Wirkung des Statins durch Ezetimib aufgehoben. Die Bestimmung der kleinen dichten LDL-Partikel wurde in Zusammenarbeit mit Forschern um PD Dr. Kaspar Berneis am Universitätsspital in Zürich durchgeführt.

„Wir warten gespannt auf die Ergebnisse großer laufender Studien mit Ezetimib, welche nicht nur die Beeinflussung des Lipidprofils im Labor messen, sondern die auf kardiovaskuläre Endpunkte – wie Herzinfarkt – hin ausgelegt sind. So ist es möglich herauszufinden, welche Therapie in der Tat dem Patienten auf lange Zeit nutzt“, so Professor Ioanna Gouni-Berthold.

„Wenn wir eines aus den Lipidsenker-Studien der letzten Zeit gelernt haben, so ist es die Erkenntnis, dass diese Arzneimittel neben ihren cholesterinsenkenden Eigenschaften noch andere, unabhängige Wirkungen haben können, die nicht immer nur zum Vorteil des Patienten sind“, sagt Professor Heiner Berthold, Lipid-Spezialist an der Charité in Berlin und einer der Mitautoren der Studie.

Der Wirkstoff Ezetimib ist seit über sieben Jahren auf dem Markt und wird in Deutschland mit fast 100 Millionen sogenannten definierten Tagesdosen verschrieben. Kritiker sind der Ansicht, dass die Verschreibung, gemessen am gesicherten klinischen Nutzen, zu häufig erfolge und die Kosten dafür unverhältnismäßig hoch seien.

Veröffentlichung:
Kaspar Berneis, Manfredi Rizzo, Heiner K. Berthold, Giatgen A. Spinas, Wilhelm Krone, Ioanna Gouni-Berthold. Ezetimibe alone or in combination with simvastatin increases small dense low-density lipoproteins in healthy men: a randomized trial. European Heart Journal, doi:10.1093/eurheartj/ehj181 ―

Für Rückfragen:

Prof. Dr. Ioanna Gouni-Berthold
Klinik II und Poliklinik für Innere Medizin
Uniklinik Köln
Telefon: 0221 478-4088
E-Mail: ioanna.berthold@uni-koeln.de

Prof. Dr. Heiner K. Berthold:
Interdisziplinäres Stoffwechselzentrum
Charité - Universitätsmedizin Berlin
Telefon: 030 450-553167
E-Mail: heiner.berthold@charite.de

Christoph Wanko
Pressesprecher Uniklinik Köln
Stabsabteilung Kommunikation
Telefon: 0221 478-5548
E-Mail: pressestelle@uk-koeln.de

Quelle: Pressemitteilung vom 07.06.2010
Christoph Wanko, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Uniklinik Köln

URL dieser Pressemitteilung: http://idw-online.de/pages/de/news372926

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Statine schützen jahrzehntelang vor Herzinfarkt

Beitrag von WernerSchell » 02.12.2014, 09:05

Langzeitstudie: Statine schützen jahrzehntelang vor Herzinfarkt
Statine bieten offenbar einen bemerkenswerten kardiovaskulären Langzeitschutz, wie sich rund zwanzig Jahre
nach dem Ende der WOSCOP-Studie zeigt.
mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=874 ... rkt&n=3897
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Statine: Studien bestätigen umstrittene US-Leitlinie

Beitrag von WernerSchell » 17.07.2015, 06:37

Deutsches Ärzteblatt, 16.07.2015:
Statine: Studien bestätigen umstrittene US-Leitlinie
Boston – Die kontroversen US-Leitlinien vom November 2013 zur Verminderung des Atherosklerose-Risikos, die wegen der Ausweitung der Indikationen zur Statintherapie und dem Verzicht auf Grenzwerte kritisiert wurden, werden durch zwei aktuelle Studien im US-amerikanischen Ärzteblatt (JAMA) unterstützt. Eine Auswertung der Framingham-Offspring-Kohorte bestätigt die Auswahlkriterien (JAMA 2015; 314: 134-141), die sich nach einer Kosten-Nutzen-Analyse wirtschaftlich rechnen (JAMA 2015; 314: 142-150).
Die American Heart Association und das American College of Cardiology (AHA/ACC) hatten sich in ihrer Leitlinie nicht völlig von der Idee verabschiedet, Cholesterinsenker nur dann einzusetzen, wenn die Cholesterinwerte tatsächlich erhöht sind. Der allgemeine Grenzwert für das LDL-Cholesterin war mit 190mg/dl (Kriterium 2) sogar höher angesetzt als die in Europa üblichen 150 mg/dl.
... (weiter lesen unter) ... http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/6 ... -Leitlinie
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Antidementiva und Lipidsenker bis zum letzten Atemzug

Beitrag von WernerSchell » 20.04.2017, 15:55

Obwohl ihr Tod schon absehbar ist, werden Pflegeheimpatienten mit fortgeschrittener Demenz oft noch mit Medikamenten wie Antidementiva oder Lipidsenkern behandelt. Viele Betroffene bekommen die Präparate sogar noch in der letzten Woche vor dem Tod, so eine Studie. Ärzte sind in der Verantwortung!
viewtopic.php?f=4&t=22092
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Walnuss killt Cholesterin

Beitrag von WernerSchell » 03.11.2017, 07:41

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Quelle: pixabay

Ärzte Zeitung vom 03.11.2017:

Studienerfolg - Walnuss killt Cholesterin
Regelmäßiger Verzehr naturbelassener Walnüsse führt zu einem Abfall des Non-HDL-Cholesterins
um sieben Prozent, hat eine Studie ergeben. mehr » https://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=94 ... efpuryykqr
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Walnüsse können das Cholesterin senken

Beitrag von WernerSchell » 23.11.2017, 08:37

Deutsches Ärzteblatt vom 15.11.2017:
Walnüsse können das Cholesterin senken
München – Walnüsse haben einen positiven Effekt auf den Fettstoffwechsel. Das berichten Wissenschaftler der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV am Klinikum der Universität München um Klaus Parhofer. Die Studie ist in der Zeitschrift Nutrients erschienen (2017; doi: 10.3390/nu9101097).
Die Arbeitsgruppe betreute in ihrer Studie rund 200 gesunde Frauen und Männer im Alter von durchschnittlich 63 Jahren. Die Probanden, alle Nichtraucher, wurden in drei Gruppen unterteilt, die innerhalb eines Zeitraums von 8 Wochen jeden Tag 43 Gramm Walnüsse verzehrten: Eine Gruppe sollte dabei vor allem auf Kohlenhydrate verzichten, einer zweiten wurde empfohlen, vor allem auf Fette zu verzichten, und einer dritten eine Kombination aus beidem. Eine weitere Kontrollgruppe erhielt keine Nüsse, um Vergleichswerte zu haben.
... (weiter lesen unter) ... https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... rin-senken

Ärzte Zeitung vom 23.11.2017:
Studie
Diesen Effekt haben Walnüsse auf Lipide

Die Lipidsenkung durch den täglichen Verzehr von Walnüssen stellt sich offenbar unabhängig davon ein,
ob man dabei auf Kohlenhydrate oder Fette oder auf beides verzichtet.
mehr » https://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=94 ... efpuryykqr
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Die richtige Menge Nüsse ist gesund

Beitrag von WernerSchell » 18.12.2017, 09:17

Die richtige Menge Nüsse ist gesund - und gut für die Figur. Acht Wochen eine Handvoll Walnüsse essen - und das LDL-Cholesterin im Blut wird um sieben Prozent gesenkt. Das legt ein Versuch der Uniklinik München nahe. >>> http://www.3sat.de/page/?source=/nano/m ... index.html
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Mit Nüssen und Mandeln das Herz schützen

Beitrag von WernerSchell » 20.12.2017, 08:47

Mit Nüssen und Mandeln das Herz schützen
Ergebnisse des 13. Ernährungsberichts


Der Verzehr von Nüssen und Mandeln senkt wahrscheinlich das Risiko, an koronaren Herzkrankheiten zu erkranken. Dies fanden Wissenschaftler für den 13. DGE-Ernährungsbericht heraus. Sie vermuten, dass die in Nüssen und Mandeln enthaltenen Polyphenole, Ballaststoffe sowie die günstige Fettsäuren-Zusammensetzung den positiven Effekt hervorrufen. Diese Inhaltsstoffe scheinen bedeutsamer zu sein, als ihr absoluter, hoher Fettgehalt. Neben vielen einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind sie eine gute Quelle für pflanzliches Protein, B-Vitamine, Vitamin E, Magnesium, Calcium und Eisen. Nüsse und Mandeln sind kalorienreich und zählen zu den Lebensmitteln mit hoher Energiedichte. Im Sinne einer vorbeugenden Ernährung empfiehlt die DGE täglich eine Handvoll, etwa 25 g, davon zu essen. In dieser Menge, und idealerweise ungesalzen, sind sowohl Nüsse als auch Mandeln wichtiger Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung.
Sie schmecken nicht nur in der Adventszeit.
-----
URL: https://www.dge.de/nachrichten/detail/m ... schuetzen/
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Für Rückfragen der Redaktion kontaktieren Sie bitte:
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Antje Gahl
Tel.: +49 228/37 76 630
Fax: +49 228/37 76 800
E-Mail: mailto:gahl@dge.de
DGE (Presseinfos) im Internet: https://www.dge.de
---
Quelle: Pressemitteilung vom 20.12.2017
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.
Godesberger Allee 18
53175 Bonn
Telefon: +49 228 / 3776-600
Telefax: +49 228 / 3776-800
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Ratgeber Cholesterin für Herzpatienten

Beitrag von WernerSchell » 21.09.2018, 06:01

Ärzte Zeitung vom 21.09.2018:
Deutsche Herzstiftung
Ratgeber Cholesterin für Herzpatienten
Sind Ihre Patienten auf dem aktuellen Stand, was das Thema Cholesterin betrifft? Die Deutsche Herzstiftung hat für Menschen mit einer Herz-Kreislauf-Krankheit einen umfangreichen Ratgeber erarbeitet, der zu den Herzwochen erschienen ist. mehr » https://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=97 ... efpuryykqr
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Cholesterin: Welchen Einfluss hat die Ernährung?

Beitrag von WernerSchell » 17.10.2018, 07:35

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> https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/ ... el100.html

Cholesterin: Welchen Einfluss hat die Ernährung?
Visite - 16.10.2018 20:15 Uhr Autor/in: Gesa Lütten
Fettstoffwechselstörungen sind heimtückisch, denn man spürt sie nicht - Betroffene fühlen sich meist wohl. Doch ist das Herzinfarkt- oder Schlaganfallrisiko stark gesteigert.

Video (voraussichtlich nur vorübergehend anschaubar - 05,33 Min.) >>> https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ ... 15204.html

+++
Siehe auch >>>
Dr. Johannes Wimmer erklärt Krankheitsbilder mit Witz und überraschend einfachen Worten!
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/ ... es100.html


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Arterienverkalkung - begünstigt durch Cholesterinsenker?

Beitrag von WernerSchell » 06.12.2018, 13:53

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Cholesterinsenker werden zu häufig zur Primärprävention empfohlen

Die präventive Einnahme von Cholesterinsenkern kann das Risiko einer späteren Herz-Kreislauf-Erkrankung verringern. Eine Studie der Universität Zürich zeigt nun, dass diese Massnahme zu oft empfohlen wird, denn die gängigen Richtlinien vernachlässigen die Gefahr von Nebenwirkungen.

Auch gesunde Personen, die keine Herz-Kreislauferkrankung haben, bekommen cholesterinsenkende Medikamente (Statine) verschrieben - nämlich dann, wenn sie gewisse Risikofaktoren aufweisen. Doch dieser Einsatz von Statinen zur Primärprävention wird unter Fachleuten seit Jahren kontrovers diskutiert. "Letztendlich wird dadurch nur bei wenigen Personen ein Herzinfarkt oder ein Hirnschlag vermieden. Aber alle Personen können potentiell Nebenwirkungen durch Cholesterinsenker erleiden", sagt Milo Puhan, Professor für Epidemiologie und Public Health an der Universität Zürich.

Systematische Untersuchungen für Leitlinien fehlen

Um eine Empfehlung für die Einnahme von Statinen abzugeben, errechnen Ärzte anhand verschiedener Risikofaktoren wie beispielsweise Cholesterinspiegel, Bodymassindex und Rauchen, wie hoch das Risiko einer Person ist, in den nächsten 10 Jahren einen Herzinfarkt oder Hirnschlag zu erleiden. Viele medizinische Richtlinien raten, ab einem Risiko von 10% mit der Einnahme von Statinen zu beginnen. Es gibt aber auch Richtlinien, die dies schon ab einem Risiko von 7.5% empfehlen, während eine Schweizer Hausärztevereinigung den Schwellenwert bei 20% ansetzt.

Gemäss solcher Empfehlungen, die meist von kardiologischen Gesellschaften verfasst sind, müssten über ein Drittel aller 40- bis 75-Jährigen präventiv Cholesterinsenker einnehmen - weltweit wären dies Hunderte Millionen von Menschen. Laut Puhan wurde jedoch bisher der Effekt von Nebenwirkungen - darunter Muskelschmerzen, Grauer Star, Leberschäden oder Diabetes - bei der Erstellung von Richtlinien kaum berücksichtigt: "Die Schwellenwerte wurden von den Experten ohne systematische Untersuchungen so festgelegt."

Nutzen und Schaden gegeneinander abwägen

Eine gute Balance zwischen Nutzen und schädlichen Nebenwirkungen zu finden, ist daher die grosse Herausforderung bei der Entwicklung von besseren Empfehlungen zur vorbeugenden Einnahme von Cholesterinsenkern. Deshalb hat Prof. Milo Puhan mit seinem Team vom Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der UZH nun erstmals eine umfassende statistische Modellierung dazu durchgeführt.
Hierfür trugen die Forschenden aus der gesamten Fachliteratur systematisch alle Daten zusammen, die den Nutzen und die Nebenwirkungen einer präventiven Statin-Einnahme dokumentierten. Zudem befragten sie gesunde Personen, welche Bedeutung Herzinfarkte, Hirnschläge und bestimmte Nebenwirkungen für sie haben, um auch die Perspektive der Patienten in das Modell einfliessen zu lassen.

Anhand dieser Informationen berechneten die Forschenden dann neue Schwellenwerte für Männer und Frauen in verschiedenen Altersgruppen zwischen 40 und 75 Jahren. Zudem verglichen sie den Nutzen und die Nebenwirkungen von vier häufig eingesetzten Statin-Präparaten.

Viel zu viele Menschen erhalten eine Empfehlung

"Es hat sich gezeigt, dass Statine heute wohl deutlich zu häufig empfohlen werden", fasst Puhan die Ergebnisse der Studie zusammen. Er schätzt, dass sich durch die neu errechneten Schwellenwerte die Zahl der Menschen, die eine Empfehlung für Statine erhalten, halbieren könnte.

Vor allem für Senioren wurde der Nutzen von Statinen bis jetzt anscheinend stark überschätzt: Für die Altersgruppe der 70-75-Jährigen errechnete das Modell einen Schwellenwert von etwa 21% - das heisst, erst ab einem Risiko von 21%, in den nächsten 10 Jahren einen Herzinfarkt oder Hirnschlag zu erleiden, überwiegt der Nutzen von Statinen die Schäden durch mögliche Nebenwirkungen. Für 40-45-jährige Männer und Frauen lag der Schwellenwert mit 14% bzw. 17% etwas niedriger. Weiterhin stellten die Forschenden fest, dass zwei der vier untersuchten Statin-Präparate, nämlich Atorvastatin und Rosuvastatin, eine deutlich bessere Balance von Nutzen und Schaden aufwiesen, als die beiden anderen (Simvastatin und Pravastatin).

Angesichts dieser Resultate empfiehlt Puhan allen betroffenen Personen, ihr persönliches Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen sowie mögliche Nebenwirkungen gemeinsam mit ihren Hausärztinnen und Hausärzten sorgfältig abzuwägen, bevor sie sich für oder gegen eine vorbeugende Einnahme von Statinen entscheiden.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Kontakte:
Prof. Milo Puhan
Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention
Universität Zürich
E-Mail: miloalan.puhan@uzh.ch

Originalpublikation:
Literatur:
Henock G. Yebyo, MSc; Hélène E. Aschmann, MSc; and Milo A. Puhan. Finding the Balance Between Benefits and Harms When Using Statins for Primary Prevention of Cardiovascular Disease - A Modeling Study. Ann Intern Med. Published December 3 2018.
http://annals.org/aim/article/doi/10.7326/M18-1279

Weitere Informationen:
https://www.media.uzh.ch/de/medienmitte ... tatin.html

Quelle: Pressemitteilung vom 06.12.2018
Melanie Nyfeler Kommunikation
Universität Zürich
https://idw-online.de/de/news707428
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Auch Hochbetagte profitieren deutlich von Statintherapie

Beitrag von WernerSchell » 07.02.2019, 07:19

Ärzte Zeitung vom 07.02.2019:
Metaanalyse
Auch Hochbetagte profitieren deutlich von Statintherapie

Cholesterinsenker verhindern auch bei Menschen über 75 Jahre Herzinfarkte und Schlaganfälle. Das ergab eine Metaanalyse. mehr » https://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=98 ... efpuryykqr
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Schutz vor Herzinfarkt und Schlaganfall durch Statine – auch Ältere profitieren

Beitrag von WernerSchell » 06.03.2019, 07:33

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DGE: Schutz vor Herzinfarkt und Schlaganfall durch Statine – auch Ältere profitieren

Auch Menschen über 75 Jahre profitieren von der Einnahme eines Cholesterin-Senkers und schützen sich damit vor Herzinfarkt und Schlaganfall. Dies zeigt eine aktuell im Fachmagazin Lancet (2019; 393: 407–15) veröffentlichte Meta-Analyse klinischer Studien zur Statin-Gabe. Da die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Alter steigt, könnte der Nutzen sogar höher sein als bei jüngeren Menschen, insbesondere dann, wenn schon arteriosklerotische Folgeerkrankungen oder ein Diabetes bestehen, meinen Experten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Die Medikamente werden bislang vorwiegend jüngeren Patienten verordnet, da sie erst nach mehreren Jahren ihre Wirkung zeigen.

Cholesterin ist für den menschlichen Körper ein lebenswichtiger Baustein. Zu viel Cholesterin im Blut führt zu Ablagerungen und damit Verengungen in den Gefäßen. Diese können den Blutfluss unterbrechen und so einen Schlaganfall oder Herzinfarkt auslösen. „Die sogenannte Atherosklerose ist die wichtigste Ursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Hirn- und Herzinfarkt führen im Alter auch häufiger zum Tod als bei jüngeren Menschen“, sagt Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Bochum, der Mitglied im Vorstand der DGE ist.

Um erhöhte Cholesterinwerte zu senken, steht seit den 1980er Jahren eine Gruppe gut verträglicher und preisgünstiger Medikamenten zur Verfügung. Die als Statine bezeichneten Cholesterinsenker haben sich bei jüngeren Menschen bewährt. Bei älteren Patienten sind viele Ärzte bezüglich einer Verordnung bislang zurückhaltend. Professor Schatz merkt an: „Viele Ärzte sind der Auffassung, dass sich die Behandlung bei hochbetagten Menschen – wegen der einzuplanenden Zeit bis zur einsetzenden Wirkung – nicht mehr lohne.“ Doch immer mehr Menschen seien im Alter von 75 Jahren körperlich noch gesund und biologisch betrachtet jünger. „Klinische Studien haben gezeigt, dass die schützende Wirkung schon nach wenigen Jahren auftritt“, sagt der Endokrinologe. Insofern könnte auch diese Gruppe von der Medikamenteneinnahme profitieren, fasst er zusammen.

Dass sich die Einnahme von Statinen für ältere Menschen lohnen kann, zeigen auch die Ergebnisse einer Meta-Analyse von 28 früheren klinischen Studien, die Forscher der Oxford Universität kürzlich im Lancet veröffentlicht haben. Von den 186 854 Teilnehmern waren 14 483 älter als 75 Jahre. „Die Behandlung mit einem Statin über etwa fünf Jahre Dauer senkte auch in dieser Gruppe die Zahl der Herzinfarkte und Schlaganfällen deutlich“, berichtet Schatz. Der Effekt sei zwar etwas geringer als bei jüngeren Menschen. Weil jedoch die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit dem Alter ansteigt, könnte nach Einschätzung des Experten absolut gesehen dennoch eine größere Anzahl kardiovaskulärer Ereignisse verhindert werden.

Auch Menschen mit weiteren Grunderkrankungen wie beispielsweise Diabetes mellitus Typ 2, von dem jeder vierte über 80-Jährige in Deutschland betroffen ist, können von Statinen profitieren. „Menschen mit erhöhtem Blutzucker haben ein besonders hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse, das durch Statine gesenkt werden kann“, berichtet Professor Matthias M. Weber, Mediensprecher der DGE. Er verweist auf eine im letzten Jahr im britischen Ärzteblatt (BMJ 2018; 362: k3359) veröffentlichte Auswertung von Krankenversicherungsdaten aus Katalonien. „Eine Behandlung mit Statinen senkte bei 75- bis 85-jährigen Menschen mit Diabetes das Herz-Kreislauf-Risiko um fast ein Viertel und das Sterberisiko um 16 Prozent“, sagt Weber, Leiter der Endokrinologie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. „Insbesondere für ältere Menschen mit Diabetes mellitus oder bereits bestehenden Folgeerkrankungen durch Gefäßverkalkung wie Verschlusserkrankungen der Beingefäße, Schlaganfälle oder Herzinfarkte kann die Einnahme von Statinen sehr wichtig und sinnvoll sein“, fasst der DGE-Mediensprecher diese Veröffentlichungen zusammen.

Professor Schatz rät deshalb den Ärzten, mit ihren älteren Patienten über ihre individuelle Krankheitssituation und den möglichen Nutzen zu reden und am Ende zu einer gemeinsamen Entscheidung („shared decision“) zu kommen. „Die Option einer medikamentösen Cholesterinsenkung sollte man in jedem Fall individuell prüfen“, betont auch Weber. Erhöhte Cholesterinwerte verursachen, wie meist auch ein erhöhter Blutdruck, keine Beschwerden – und damit auch keinen Leidensdruck bei den Betroffenen. Daher ist eine genaue Aufklärung über den individuellen Nutzen und mögliche Nebenwirkungen insbesondere bei der Primärprävention – also wenn noch keine arteriosklerotischen Folgeerkrankungen aufgetreten sind – wichtig. Eine Behandlung sei jedoch nur dann wirksam, wenn nicht nur der Arzt, sondern auch der Patient von ihrem Nutzen überzeugt ist und er die Tabletten auch einnimmt, gibt Weber zu bedenken.

Literatur:
Ramos R. et al. Statins for primary prevention of cardiovascular events and mortality in old and very old adults with and without type 2 diabetes: retrospective cohort study. BMJ 2018; 362: k3359.https://www.bmj.com/content/362/bmj.k3359

Armitage J. Efficacy and safety of statin therapy in older people: a meta-analysis of individual participant data from 28 randomised controlled trials. Lancet 2019; 393: 407–15.
https://www.thelancet.com/journals/lanc ... 42-1/fullt...

Schatz, H. Statine auch bei älteren Menschen über 75 Jahre von CV Nutzen. Neueste Metaanalyse der Cholesterol Treatment Trialists´ Collaboration. Blog-Beitrag. 20.02.2019. https://blog.endokrinologie.net/statine ... tzen-4032/

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Terminhinweise:
62. Deutscher Kongress für Endokrinologie der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
vom 20. bis 22. März 2019 in Göttingen

Pressekonferenz anlässlich des 62. Deutschen Kongresses für Endokrinologie der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
Termin: Mittwoch, 20. März 2019, 10.30 bis 11.30 Uhr
Ort: LOKHALLE Göttingen, Raum „Die Göttinger Sieben“
Anschrift: Bahnhofsallee 1B, 37081 Göttingen
Programm der Pressekonferenz: http://www.dge2019.de/files/downloads/p ... ogramm.pdf

Weitere Informationen zum Kongressprogramm unter http://www.dge2019.de

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen – zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken – „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen wie Speichel- oder Schweißdrüsen ihre Sekrete nach „außen“ ab.

Kontakt für Journalisten:
Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
Pressestelle
Dagmar Arnold
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-380
Fax: 0711 8931-984
arnold@medizinkommunikation.org
http://www.hormongesteuert.net
http://www.endokrinologie.net

Quelle: Pressemitteilung vom 05.03.2019
Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.
https://idw-online.de/de/news711537
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Vom guten Ei und dem schlechten Cholesterin

Beitrag von WernerSchell » 29.03.2019, 07:44

Ärzte Zeitung vom 29.03.2019:
Metaanalyse
Vom guten Ei und dem schlechten Cholesterin

Die Bedeutung des Nahrungscholesterins für kardiovaskuläre Erkrankungen ist in den vergangenen Jahren herabgestuft worden. Möglicherweise zu Unrecht, so eine Studie. >>> http://ods-mailing.springer-sbm.com/d-r ... &tags=test
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Erhöhtes Cholesterin im Blut: Schaden Eier der Gesundheit?

Beitrag von WernerSchell » 15.04.2019, 18:14

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Erhöhtes Cholesterin im Blut: Schaden Eier der Gesundheit?
Neue US-Studie – Herzstiftungs-Experte vor Ostern: Nicht Ei alleine, sondern gesamtes Ernährungskonzept entscheidend

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Der Experten-Ratgeber der Herzstiftung "Hohes Cholesterin: Was tun?".Cholteserin-Ratgeber
Cover: DHS/Neuffer.


Erhöhen Eier den Cholesterinspiegel und schaden so dem Herzen? Ab wie vielen Eiern pro Woche wird es bedenklich? Immer wieder erreichen die Deutsche Herzstiftung Fragen wie diese. „Erhöhte Cholesterinspiegel im Blut sind ein wichtiger Risikofaktor für koronare Herzkrankheit (KHK), Herzinfarkt und Schlaganfall. Das belegen Studien seit Jahrzehnten“, untermauert der Herzspezialist Prof. Dr. med. Helmut Gohlke vom Vorstand der Deutschen Herzstiftung. Zusätzlich konnte in vielen Studien gezeigt werden, dass sich eine medikamentöse Senkung erhöhter Cholesterinwerte insbesondere durch Statine oder seit kurzem auch durch PCSK9-Inhibitoren günstig auf den Krankheitsverlauf auswirkt. (Infos: www.herzstiftung.de/cholesterin-ratgeber.html)
„Aber weit weniger klar war, welche Bedeutung die Cholesterinzufuhr über die Nahrung für den Cholesterinspiegel im Blut und für das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat“, betont Gohlke. Die Cholesterin-Aufnahme durch Konsum cholesterinhaltiger Lebensmittel auf etwa 300 mg Cholesterin pro Tag zu begrenzen, war für Jahrzehnte die Empfehlung der Amerikanischen Herzgesellschaft (AHA). Bis die AHA und das Beratungskomitee für die US-amerikanischen Ernährungs-Leitlinien in Übereinstimmung mit dem American College of Cardiology (ACC) im Jahr 2015 von dieser Position wegen der unzureichenden Studienlage abrückten. Nach deren Ansicht fehlte der Nachweis dafür, dass die Cholesterinzufuhr mit der Ernährung oder speziell mit Eiern einen wesentlichen Einfluss auf die kardiovaskuläre Ereignisrate habe.

US-Studie: Auch Eier können Herz-Kreislauf-Risiko erhöhen
Eine neue Übersichtsarbeit (Meta-Analyse) (1) zu sechs Studien mit über 29.600 Teilnehmern, die sorgfältig zu ihrem Ernährungsverhalten befragt und im Schnitt für 17,7 Jahre nachbeobachtet wurden, kommt zu dem Schluss, dass eine unbeschränkte Cholesterinzufuhr mit der Ernährung doch nicht unbedenklich ist: „Denn bei erwachsenen US-Amerikanern war eine höhere Cholesterinzufuhr deutlich mit einem höheren Erkrankungs- und Sterblichkeitsrisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden“, so Gohlke. „Also je höher der Cholesterinverzehr in Lebensmitteln oder der Eierkonsum war, umso höher war auch das kardiovaskuläre Risiko.“ (*). Dabei spielte es keine Rolle, ob das Cholesterin vorwiegend über den Verzehr von Eiern oder über sonstige Komponenten der Nahrung aufgenommen wurde. Ein Ei enthält etwa 250-280 mg Cholesterin. Allerdings weisen die Autoren der Studie darauf hin, dass sich ihre Auswertungen nicht ohne Weiteres auf Menschen außerhalb der USA übertragen ließen. Gohlke folgt diesem Standpunkt u. a. mit Blick auf Studien in Europa. „Vermutlich spielt die gängige und beliebte Zubereitung der Eier in den USA, beispielsweise mit Speck, eine größere Rolle als das Ei selbst.“

Erkenntnisse aus US-Studien nicht unbedingt auf Europa übertragbar
Die Europäischen Präventions-Leitlinien geben bezüglich des Cholesterin-Konsums keine Empfehlungen mehr ab, auch weil gesättigte Fette eine stärker cholesterinerhöhende Wirkung haben als das mit der Nahrung zugeführte Cholesterin selbst. Eine spanische Beobachtungsstudie (2) an einem Kollektiv von über 14.100 gesunden Universitätsabsolventen konnte auch in der Gruppe der Personen, die mehr als vier Eier pro Woche verzehrten, kein erhöhtes KHK-Risiko feststellen. „Der Blick beim Essen sollte daher nicht nur auf die einzelne Nahrungskomponente Ei fallen. Vielmehr kommt es auf das Gesamternährungskonzept an“, gibt Prof. Gohlke zu bedenken. „Dennoch kann man die neuerlichen Bedenken der US-amerikanischen Kollegen nicht völlig außer Acht lassen.“
In einer schwedischen Studie (3) waren bis zu sechs Eier pro Woche nicht mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall verbunden, bei höherem Konsum nahm das Risiko jedoch zu. Das würde einer täglichen Cholesterinzufuhr nur durch Ei-Konsum von 240 mg pro Tag entsprechen und damit die Bedenken der neueren US-amerikanischen Studien gegen einen „ungebremsten“ Cholesterinkonsum unterstützen. In diesen Studien geht es allerdings um einen dauerhaft hohen Cholesterin- bzw. Eierkonsum und nicht um den über einen kurzen Zeitraum zu Ostern erhöhten Cholesterin- bzw- Eierkonsum. „Deshalb sollte man sich die Freude am Osterfrühstück auch nicht durch ein schlechtes Gewissen verderben lassen.“

Wichtig: Ungesunde gesättigte Fette in Wurst, Speck & Co. vermeiden!
Die Auswirkung der Cholesterinzufuhr durch die Nahrung auf den Cholesterinspiegel im Blutserum ist außerdem stark von der übrigen Ernährung abhängig. Ein hoher Anteil an mehrfach ungesättigten Fetten in der Ernährung reduziert die Cholesterinaufnahme. „Je höher jedoch der Anteil der gesättigten Fette in der Nahrung ist, umso stärker fällt die Cholesterinerhöhung aus. Außerdem verstärken die gesättigten Fette die Gerinnungsaktivität im Blut. Dadurch begünstigen sie die KHK, Herzinfarkt und Schlaganfall“, erläutert Gohlke. Gesättigte Fette verstecken sich in erheblichen Mengen z. B. in Fleisch, Speck, Wurst, Schinken und Schweineschmalz. Gesättigte Fette finden sich zwar auch in Milchprodukten, z. B. Käse, aber die gesättigten Fette aus der Milch von Kühen, Schafen und Ziegen werden als eher günstig beurteilt. Die Erkenntnisse der US-Studie im JAMA (1) unterstreichen die Bedeutung der von den kardiologischen Gesellschaften und der Herzstiftung empfohlenen Mittelmeerküche (www.herzstiftung.de/Rezept-Tipps-Mittelmeerkueche) für die Verbesserung der Prognose von Patienten mit KHK. Wer sich daher herzgesund ernähren möchte, legt am besten die Betonung seiner Ernährung auf Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Geflügel, Fisch, Hülsenfrüchte, Raps- und Olivenöl (kein Kokosnuss- oder Palmöl) und Nüsse. Beobachtungsstudien zeigen: Bei 200 g Obst und Gemüse pro Tag sinkt das Risiko für die Arteriosklerose. 30–45 g Ballaststoffe aus Vollkornprodukten, Obst und Gemüse sind wünschenswert. Auch Fisch (ca. 2-mal pro Woche) wirkt sich günstig aus. Industrielle Transfette sind möglichst ganz zu vermeiden.

(*) Pro 300 mg Cholesterinzufuhr in Lebensmitteln pro Tag nahm das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um relative 17% (absolut: 3,24 %), das Sterberisiko um relative 18% (absolut 4,43%) zu.

(1) Zhong Victor W et al., Associations of Dietary Cholesterol or Egg Consumption With Incident Cardiovascular Disease and Mortality. JAMA. 2019;321(11):1081-1095

(2) Zazpe I et al., Egg consumption and risk of cardiovascular disease in the SUN Project. Eur J Clin Nutr. 2011 Jun;65(6):676-82. doi: 10.1038/ejcn.2011.30. Epub 2011 Mar 23.

(3) Larsson SC et al., Egg consumption and risk of heart failure, myocardial infarction, and stroke: results from two prospective cohorts The American Journal of Clinical Nutrition, 102:1007–1013; November 2015

Cholesterin-Ratgeber: Worauf bei ungünstigen Cholesterinwerten zu achten ist, mit welchen Cholesterinsenkern zu hohe Werte behandelt werden und wie wichtig eine gezielte Ernährung ist, darüber informiert der kostenfreie Ratgeber „Hohes Cholesterin: Was tun?“ (32 S.), erhältlich unter www.herzstiftung.de/cholesterin-ratgeber.html oder per Tel. 069 955128-400.

Der Sonderdruck „Länger leben durch Mittelmeerküche: Traum oder Wirklichkeit?“ (16 Seiten) von Prof. Dr. Helmut Gohlke (inkl. 5 Rezepte) kann kostenfrei angefordert werden unter Tel. 069 955128400 oder per E-Mail unter bestellung@herzstiftung.de (Stichwort: Mittelmeerküche-Sonderdruck).

Originalpublikation:
Zhong Victor W et al., Associations of Dietary Cholesterol or Egg Consumption With Incident Cardiovascular Disease and Mortality. JAMA. 2019;321(11):1081-1095

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Experten-Schrift der Herzstiftung zum medizinischen Kenntnisstand der mediterranen Küche.
Cover: DHS/Neuffer.


Weitere Informationen:
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Quelle: Pressemitteilung vom 15.04.2019
Michael Wichert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung
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