Ärzte müssen todkrankes Kind weiter behandeln

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Moderator: WernerSchell

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Ärzte müssen todkrankes Kind weiter behandeln

Beitrag von » 17.03.2006, 14:10

Urteil: Ärzte müssen todkrankes Kind weiter behandeln
Donnerstag, 16. März 2006

London - Ein todkrankes 18 Monate altes Kind muss nach dem Urteil eines britischen Gerichts von seinen Ärzten am Leben gehalten werden. Eine Beendigung der lebensverlängernden Maßnahmen sei nicht im Interesse des Jungen, erklärte der Richter laut britischen Presseberichten vom Donnerstag. Die Ärzte hatten auf Einstellung der Behandlung geklagt. Die Eltern äußerten sich zufrieden über das Urteil. Der Vater, ein Muslim, wird mit den Worten zitiert, nur Gott habe das Recht zu entscheiden, wann sein Sohn sterbe.
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http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=23473

ALfA-Newsletter

... todkrankes Kind weiter behandeln

Beitrag von ALfA-Newsletter » 18.03.2006, 08:00

Urteil ueber Tod oder Leben: Britische Aerzte muessen todkrankes Kind weiter behandeln

London (ALfA). Im Prozess um den Fall eines todkranken 18 Monate alten Kindes in Grossbritannien, bei dem die Aerzte auf Einstellung der Behandlung geklagt hatten, haben die Richter am High Court in London fuer das Leben entschieden. Laut dem Gerichtsurteil sei eine Beendigung der lebensverlaengernden Massnahmen nicht im Interesse des Jungen, berichteten das „Deutsche Aerzteblatt“ sowie „Die Welt“ in den Online-Ausgaben vom 16. Maerz 2006 unter Berufung auf britische Presseberichte. Die Richter seinen damit dem Wunsch der Eltern nachgekommen, die einen Behandlungsabbruch ablehnten. Die behandelnden Aerzte hatten zuvor dafuer plaediert, die Beatmung einzustellen, weil seine genetisch bedingte Erkrankung auf jeden Fall toedlich enden wuerde und das Leben fuer den Jungen schon zum jetzigen Zeitpunkt "unertraeglich" sei. Die Aerzte gehen davon aus, dass sich sein Zustand bis zum Tode staendig weiter verschlechtern werde.

Den Medien zufolge leidet der Junge, der nur "MB" genannt wird und dessen Identitaet geheim bleiben sollte, seit der Geburt unheilbar an einer fortschreitenden spinalen Muskelatrophie, einer Nervenkrankheit im Bereich des Rueckenmarks, ist gelaehmt und kann nicht selbststaendig atmen, kauen oder schlucken. Der Vorsitzende Richter habe laut der BBC erklaert, seiner Ansicht nach sei der Junge bei vollem Bewusstsein und habe Freude an der Zeit, die seine Familie mit ihm verbringe. "Man muss davon ausgehen, dass er alle Anblicke und Geraeusche verarbeitet wie jedes andere Kind seines Alters auch", so Justice Holman. Es gebe keine signifikanten Hinweise auf einen Gehirnschaden. Die Prognosen der Mediziner wuerden jedoch nicht angezweifelt. Das Urteil schreibe daher auch keine wiederbelebenden Massnahmen oder die Verabreichung von Antibiotika vor.

Laut „Deutschem Aerzteblatt“ aeusserten sich die Eltern zufrieden ueber das Urteil. Nach Aussage des Vaters, einem Muslim, habe nur Gott das Recht zu entscheiden, wann sein Sohn sterbe. Vertreter von Organisationen wie der "Jennifer Trust fuer SMA", die Familien mit aehnlich geschaedigten Kindern beraten, hatten zuvor laut einem Online-Bericht der „Welt“ vom 14. Maerz 2006 vor einem Praezedenzfall gewarnt, der durch einen fuer die Eltern von MB abschlaegigen Richterspruch geschaffen werden koennte. Sie befuerchteten, Aerzte koennten das Urteil zum Vorwand nehmen, in Zukunft schneller als bisher die Behandlung von an SMA erkrankten Kindern zu verweigern oder einzustellen.

Weitere Informationen:

Aerzte wollen todkrankes Kleinkind nicht weiterbehandeln
Prozess um lebenserhaltende Massnahmen fuer schwerbehindertes "Baby MB" - Mediziner kuendigen an, sich einem Richterspruch notfalls zu verweigern
von Thomas Kielinger
DIE WELT 14.03.06
http://www.welt.de/data/2006/03/14/859420.html

"Wenn er Schmerzen hat, zieht er die Augenbrauen zusammen"
Eltern eines todkranken Babys plaedieren vor dem High Court in London fuer eine Weiterbehandlung ihres Sohnes durch die Aerzte
DIE WELT 10.03.06
http://www.welt.de/data/2006/03/10/857464.html

Quelle: ALfA-Newsletter 11/06 vom 17.03.2006

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