Ärzte klagen über ungerechtfertigte Notrufe
Notdienst: Hausbesuche wegen Lappalien
Rund zehn Prozent der Noteinsätze sind nach Schätzungen nicht gerechtfertigt. Manche Menschen holen den Notdienst, bloß weil sie nicht einschlafen können.
30.03.07 - "Ein Patient hat mich gegen 23.30 Uhr angerufen - er hatte eine einfache Erkältung", berichtet Hans-Christian Zarnack, Allgemeinarzt aus Wennigsen (Region Hannover). Der Patient war bereits am Tag beim Arzt gewesen und hatte schon ein Privatrezept. Er hatte gehofft, der Notarzt würde ihm gleich etwas geben, sodass er sich das Geld für die Medikamente sparen könnte.
Immer häufiger müssen Ärzte nachts wegen Kleinigkeiten raus. Zarnack: "Eine Mandelentzündung bricht nicht um vier Uhr morgens aus und ist auch kein Fall für den Notarzt." Es sei natürlich bequemer, den Arzt ins Haus kommen zu lassen statt in der Praxis zu warten.
Diese Entwicklung bestätigt Detlef Haffke, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen. Der Notdienst werde verstärkt unberechtigt in Anspruch genommen. Dabei gebe es vier verschiedene Gruppen:
» Die Leute, die sich nicht in der Lage sehen, tagsüber eine Arztpraxis aufzusuchen und 30 Minuten zu warten;
» Patienten, die wegen harmloser Infekte den Notarzt rufen.
» Patienten, die unter Drogen- oder Alkoholeinfluss stehen und deshalb ihre Beschwerden als gravierender empfänden als sie es tatsächlich sind;
» Probleme gebe es verstärkt auch mit ausländischen Mitbürgern, die eine falsche Krankenkassenkarte vorlegen würden - etwa von einem Freund oder Verwandten. Da sei es schwierig, die Identität des Patienten festzustellen.
Wirklich dringende Fälle müssen warten
Vor allem in den Großstädten, in denen es anonymer zugeht, wird offenbar schnell der Notarzt gerufen. Zahlreiche Bürger haben keinen Hausarzt, den sie bei Beschwerden fragen können. Patienten in den ländlichen Räumen wenden sich bei Notfällen eher an ihren Hausarzt.
Frank Bulmahn hat eine Praxis in Hannover und übernimmt auch Notdienste. "Da werde ich nachts um vier zu einem Patienten wegen Blutungen im Mund gerufen. Tatsächlich hat der Mann einen ein Millimeter langen Riss, gleichzeitig wartet ein anderer Patient mit einem bedrohlichen Asthmaanfall auf mich", ärgert sich Bulmahn.
Rund zehn Prozent der Noteinsätze seien unnötig, schätzt der Mediziner. Manche Leute riefen sogar an, weil sie eine Schlaftablette benötigten. Gegen den Missbrauch vorzugehen, sei aber schwierig. Denn am Telefon lasse sich kaum beurteilen, wie dramatisch die Situation wirklich ist.
me / dpa
Notdienst: Hausbesuche wegen Lappalien
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Notdienst: Hausbesuche wegen Lappalien
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Hausbesuche wegen Lappalien - nicht nur das
Hausbesuche wegen Lappalien - nicht nur das
Ich bin der Meinung, dass überhaupt unser Gesundheitssystem wegen allerlei sog. Problemsituationen in Anspruch genommen wird, für das es aber eigentlich nicht zuständig ist. Wir müssen wieder stärker darauf setzen, kleinere Störungen im Alltag hinzunehmen oder uns - vielleicht mit Hausmitteln - selbst zu kurieren. Immer gleich teure Ärzte und sonstige Institutionen in Anspruch zu nehmen, ist auf Dauer nicht leistbar. Das Gesundheitswesen, und das hätte eigentlich Gegenstand der Gesundheitsreform sein müssen, muss sich auf das Wesentliche konzentrieren.
Claer
Ich bin der Meinung, dass überhaupt unser Gesundheitssystem wegen allerlei sog. Problemsituationen in Anspruch genommen wird, für das es aber eigentlich nicht zuständig ist. Wir müssen wieder stärker darauf setzen, kleinere Störungen im Alltag hinzunehmen oder uns - vielleicht mit Hausmitteln - selbst zu kurieren. Immer gleich teure Ärzte und sonstige Institutionen in Anspruch zu nehmen, ist auf Dauer nicht leistbar. Das Gesundheitswesen, und das hätte eigentlich Gegenstand der Gesundheitsreform sein müssen, muss sich auf das Wesentliche konzentrieren.
Claer