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Ärzte kämpfen um ihren Ruf - und um mehr Geld

Verfasst: 17.05.2007, 07:33
von Ärztliche Praxis
110. Ärztetag in Münster
Ärzte kämpfen um ihren Ruf - und um mehr Geld
Gegen billige Polemik und die Demontage eines ganzen Berufsstandes wandte sich Jörg-Dietrich Hoppe auf dem 110. Ärztetag in Münster. Die Millionen unbezahlter Überstunden, die von Ärzten geleistet werden, sprechen seiner Ansicht nach für sich – auch wenn dies kein haltbarer Zustand sei. Deshalb geht es auf dem Ärztetag unter anderem auch um die Forderung nach mehr Geld.

16.05.07 - "Ärztehasserbuch" und Korruptionsbericht, Geldgier, Bürokratiefilz und Kunstfehler - die Ärzteschaft in Deutschland fühlt sich immer mehr und immer schwerwiegenderen Vorwürfen ausgesetzt. Die Spitzenorganisationen fürchten um den guten Ruf ihres Berufsstandes, der in Umfragen nach dem Ansehen noch immer im oberen Drittel abschneidet. Was in der Öffentlichkeit als Pauschalurteil ankommt, nennt Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe beim 110. Deutschen Ärztetag eine Kampagne, die "ätzend" sei und endlich aufhören müsse.

Hoppe hält mit Argumenten dagegen: Die Ärzte leisteten im Jahr Millionen unbezahlter Überstunden. Auf diese Weise werde die Versorgung der Patienten in Klinik und Praxis auch da noch aufrecht erhalten, wo sie längst nicht mehr bezahlt werde. Doch letztlich kann auch Hoppe nicht völlig verheimlichen: Die Ärzte diskutieren gerne über Organtransplantation und Kindergesundheit, über elektronische Gesundheitskarte und ethische Verantwortung. Wenn es aber hart auf hart kommt, brauchen sie für ihre Arbeit vor allem eines: mehr Geld.

Schmidt: "Es gehe nicht um mehr Geld, sondern um die gerechte Verteilung"

Die Hausärzte wollten ihre durchschnittlichen Einnahmen pro Quartal und Patient von derzeit 45 auf mindestens 75 Euro fast verdoppeln, sagt der Präsident des Deutschen Hausärzteverbandes, Rainer Kötzle. Die Krankenhausärzte wollen Milliarden aus den Steuereinnahmen in die Kliniken lotsen, wie der Vorsitzende des Marburger Bundes, Frank-Ulrich Montgomery fordert. Hoppe selbst sieht es trotz allgemeinen Sparzwangs als unbefriedigend an, wenn die Gesamtausgaben für alle Ärzte nur gleich bleiben.
Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) sieht das anders. Es gehe nicht um mehr Geld, es gehe um die gerechte Verteilung des vorhandenen Geldes innerhalb der Ärzteschaft und dies sei Sache der Selbstverwaltung.

Genau dort liegt für viele Experten eines der großen Probleme: Die Kassenärztlichen Vereinigungen, längst zu immensen Machtapparaten innerhalb des Gesundheitssystems angewachsen, suchen derzeit selbst ihre Rolle. Wollen sie mehr Dienstleister für die Ärzteschaft sein, oder eher eine Art Regulierungsbehörde unter der Obhut des Bundesgesundheitsministeriums? Die Kassenärztliche Bundesvereinigung favorisiert die Dienstleister-Rolle, möchte für bestimmte Ärzte künftig sogar Einzelverträge mit Kassen und Patienten schließen dürfen. Dagegen laufen etwa die Hausärzte Sturm. "Sie müssen sich überlegen, ob sie Unternehmen oder Behörde sein wollen", sagt Hausärzte-Präsident Rainer Kötzle.

dpa / Michael Donhauser

Fundstelle:
http://www.gms-letter.de/cgi-bin/link/2207/1806/5809