Aktuelle Studie: Jede fuenfte Schwangerschaft weltweit endet mit Abtreibung
New York (ALfA). Jede fuenfte Schwangerschaft weltweit bzw. sogar fast jede dritte Schwangerschaft in Europa endet mit einer Abtreibung. Dies geht aus einer aktuellen Studie von Forschern um Gilda Sedgh vom Guttmacher Institute in New York hervor, die am 13. Oktober im Fachmagazin "Lancet" veroeffentlicht wird und die in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf Basis der zugaenglichen Daten aus Registern, Krankenhaeusern und Studien recherchiert wurde. Das Guttmacher Institut ist eine private Stiftung, die sich "fuer die sexuelle und reproduktive Gesundheit weltweit" einsetzt.
Demnach wurden im Jahr 2003 weltweit 42 Millionen vorgeburtliche Kindstoetungen vorgenommen, im Jahr 1995 waren es 46 Millionen. Von den 42 Millionen Abtreibungen geschahen 35 Millionen in Entwicklungslaendern und 7 Millionen in den Industriestaaten. Dabei seien 48 Prozent aller Abtreibungen unter unsicheren Bedingungen ausgefuehrt worden, wobei dies zu 97 Prozent Frauen in Entwicklungslaendern betroffen habe. Jaehrlich 70 000 Frauen stuerben dabei laut Dr. Paul F.A. Van Look, Director des WHO Department of Reproductive Health and Research aufgrund unhygienischer Verhaeltnissen und unprofessionellen Umstaenden. Weitere fuenf Millionen wuerden nachhaltige Gesundheitsschaeden erleiden. Besonders in Staaten, in denen Abtreibung unter Strafe steht, wuerden Frauen unter der fehlenden medizinischen Betreuung leiden. Als Konsequenz fordern die Forscher einen sicheren Zugang zu Abtreibungen. Die Legalisierung von Schwangerschaftsabbruechen koenne nach Ansicht der Autoren dabei helfen, das Risiko fuer die Frauen zu vermindern. Als Beispiel fuehrten sie Suedafrika an, wo die Infektionsrate nach Abtreibungen um 52 Prozent gesunken sei, nachdem dort 1997 die Abtreibungsgesetze gelockert wurden. Das mit Legalisierung der Abtreibung die Zahl der Schwangerschaftsabbrueche zunehmen wuerde, bestreitet Sedgh. Ihre Daten wuerden diese Annahme widerlegen. So gebe es die weltweit niedrigste Abtreibungsrate in den westeuropaeischen Laendern mit 12 Abtreibungen bei 1000 Frauen im gebaerfaehigen Alter, trotz einer relativ liberalen Gesetzgebung, gefolgt von Nordeuropa mit einer Rate von 17 zu 1000 und Nordamerika mit 21 zu 1000. Die niedrige Rate der vorgeburtlichen Kindstoetungen in diesen Regionen fuehren die Autoren auf den hohen Verbreitungsgrad von Verhuetungsmitteln zurueck.
Laut der Studie gab es die hoechste Abtreibungsrate in Osteuropa, wo 45 Prozent aller schwangeren Frauen abgetrieben haben. In den uebrigen europaeischen Laendern stimme jedoch der Anteil in etwa mit dem weltweiten Durchschnittswert ueberein.
Die Studie ist besonders interessant vor dem Hintergrund der am 18. Oktober beginnenden Weltkonferenz zur Muettergesundheit in London, wo im Vorfeld UNICEF, die Weltgesundheitsorganisation, der Bevoelkerungsfonds der Vereinten Nationen und die Weltbank mangelnde Fortschritte im Kampf gegen die Muettersterblichkeit in den aermsten Laendern kritisierten.
Weitere Informationen
Abortion declines worldwide, falls most where abortion is broadly legal
Eastern Europe Sees Most Significant Decline, First Global Review Since 1995 Shows
Unsafe Abortion Remains a Major Global Health Challenge
Pressrelease Guttmacher Institute 11.10.07
http://www.guttmacher.org/media/nr/2007 ... index.html
Maternal mortality ratio falling too slowly to meet goal
LONDON/GENEVA The world?s maternal mortality ratio (the number of maternal deaths per 100 000 live births) is declining too slowly to meet Millennium Development Goal (MDG) 5, which aims to reduce the number of women who die in pregnancy and childbirth by three-quarters by 2015.
Joint News Release WHO/UNICEF/UNFPA/World Bank 12.10.07
http://www.who.int/mediacentre/news/rel ... index.html
Jede Minute stirbt eine Frau an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt
UNICEF: Kaum Fortschritte im Kampf gegen die Muettersterblichkeit
Jedes Jahr sterben weltweit immer noch schaetzungsweise 535.000 Frauen an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt - 99 Prozent davon in den Entwicklungslaendern. Kurz vor der am 18. Oktober beginnenden Weltkonferenz zur Muettergesundheit in London kritisieren UNICEF, die Weltgesundheits- organisation, der Bevoelkerungsfonds der Vereinten Nationen und die Weltbank mangelnde Fortschritte im Kampf gegen die Muettersterblichkeit in den aermsten Laendern.
PRESSEMITTEILUNG UNICEF 12.10.2007
http://www.unicef.de/4888.html
Quelle: ALfA-Newsletter 39/07 vom 12.10.2007