Jährlich 10.000 Tote durch Mangelversorgung?

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

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WernerSchell
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Jährlich 10.000 Tote durch Mangelversorgung?

Beitrag von WernerSchell » 27.08.2004, 23:21

Nachfolgend eine Zusammenstellung von Pressemitteilungen vom 27.8.2004:

--- Sozialverband zu Altersheimen - Jährlich 10.000 Tote durch Mangelversorgung?

Der Sozialverband Deutschland hat auf dramatische Missstände in den Altenheimen hingewiesen. Jährlich sterben nach Schätzungen der Organisation mindestens 10.000 Menschen an mangelhafter Versorgung. Die Lage in den Heimen sei höchst dramatisch, sagte Gabriele Hesseken vom Sozialverband in Berlin dem Bielefelder "Westfalenblatt". Sie sprach von "der größten sozialen und humanen Katastrophe seit dem zweiten Weltkrieg".
...
Weiter unter
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... EF1,00.htm l


--- Gesamtprävalenz höhergradiger Dekubitalgeschwüre - SoVD zum Bericht im Westfalen-Blatt vom 27.08.2004

Zu der heutigen Berichterstattung im Westfalen-Blatt, die auf ein telefonisches Gespräch mit der Referentin für Gesundheits- und Pflegepolitik Gabriele Hesseken zurückgeht, weist der SoVD auf Folgendes hin:
Im Rahmen einer Studie von K. Püschel aus dem Jahr 1999 (Epidemiologie des Dekubitus im Umfeld der Sterbephase: Analyse im Rahmen der Leichenschau; Hamburg) wurden bei der Leichenschau im Krematorium verstorbene pflegebedürftige Heimbewohner im Hinblick auf Dekubitalgeschwüre untersucht. Dabei ergab sich eine Gesamtprävalenz höhergradiger Dekubitalgeschwüre von 2%. Im Jahr 2002 veröffentlichte die Aktion gegen Gewalt in der Pflege, die vom SoVD gegründet worden war, die Ergebnisse von ähnlichen Untersuchungen eines Rechtsmediziners von der Medizinischen Hochschule Hannover. Bei 14 Prozent von den mehr als 12.000 untersuchten Leichen konnte Dekubiti festgestellt werden. Nach Hochrechnungen des SoVD konnte damals davon ausgegangen werden, dass mindestens 10.000 Pflegebedürftige jährlich in Deutschland an diesen Druckgeschwüren sterben. Infolge zahlreicher Berichte von Betroffenen, Angehörigen und Pflegekräften geht der SoVD davon aus, dass sich die Situation keineswegs durchgreifend verbessert hat. Ergänzend weisen wir auf die jüngsten Veröffentlichungen zu eklatanten Mängeln in Pflegeheimen in Thüringen bzw. in Schleswig-Holstein hin. Der SoVD ist derzeit dabei, die Sachlage weiter zu recherchieren und plant noch in diesem Jahr öffentlichkeitswirksame Aktionen. Nach Ansicht des SoVD darf sich die Gesellschaft nicht mit der überaus bedenklichen Situation pflegebedürftiger Menschen in Deutschland abfinden. Der SoVD fordert dringend die Umsetzung aller qualitätssichernden Regelungen und die Fortentwicklung der Pflegestrukturen in Deutschland.
V.i.S.d.P.: Gabriele Hesseken
Quelle: Pressemitteilung - Nr. 60/2004 - Berlin, 27.August 2004


--- Stimmungsmache gegen Pflegeheime ist eine soziale Katastrophe!

Der Sozialverband Deutschland trumpft einmal mehr auf mit pauschalierenden, aus dem Zusammenhang gerissenen und unbegründeten Thesen, die auf breites Interesse bei den Medien stoßen. "Die Situation in den deutschen Pflegeheimen dabei als 'größte soziale und humane Katastrophe seit dem zweiten Weltkrieg' zu bezeichnen, zeigt nicht nur ein gefährlich naives Geschichtsverständnis, sondern auch problematische Parallelen bezogen auf die demagogische Art der Manipulation der öffentlichen Wahrnehmung", so Herbert Mauel, Geschäftsführer des bpa.

"Hier wird auf dem Rücken hunderttausender engagierter Pflegekräfte und der dahinter stehenden Unternehmen Stimmung gemacht. Die Kriminalisierung einer ganzen Branche sowie der dortigen Beschäftigten ist nicht nur absurd, sondern entbehrt auch der inhaltlichen Grundlage. Derartige Amokläufe sind sicherlich kein geeignetes Mittel, die sehr hohe Belastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pflegeheimen zu mildern. Stattdessen wird Verdruss und Resignation geschürt", empört sich der Präsident des bpa, Bernd Meurer. "Eine weitere Teilnahme des Sozialverband Deutschland an dem von der Bundesgesundheits- und der Bundesfamilienministerin eingerichteten Runden Tisch Pflege kann vor dem Hintergrund solcher Aktionen nicht akzeptiert werden. Wir hoffen sehr, dass die beteiligten Ministerien hier umgehend handeln."

Der bpa, der bundesweit mehr als 4.000 Pflegeeinrichtungen vertritt, unterstützt jede ernste Diskussion darüber, was uns die Pflege in Deutschland wert ist. Im Alltag kämpfen die Pflegeeinrichtungen seit langen damit, dass vor dem Hintergrund leerer Kassen ein nicht nur schleichender Abbau von Standards auf dem finanziellen Wege durchgesetzt wird. Die Diskussion um die Finanzierung angemessener Pflege und Betreuung wird vor dem Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung und der sich hieraus ergebenden deutlichen Zunahme der Anzahl der pflegebedürftigen Menschen an Dringlichkeit zunehmen. Nicht hilfreich ist es dabei, Schreckgespenster an die Wand zu malen, die von der eigentlichen gesellschaftlichen Herausforderung ablenken.

Quelle: Pressemitteilung vom 27.8.2004
bpa - priv. Anbieter sozialer Dienste


--- AWO: Behauptung über Pflegetote ist unverantwortliche Polemik

Als unverantwortliche Polemik und Diffamierung aller Pflegekräften in Deutschland hat die Arbeiterwohlfahrt (AWO) die Behauptung des Sozialverbandes Deutschland zurückgewiesen, wonach in Altenheimen jährlich mindestens 10.000 Menschen an mangelhafter Versorgung stürben. Der Sozialverband beruft sich dabei auf eine angebliche Hochrechnung des rechtsmedizinischen Institutes der Universität Hannover. "Dass das Institut von einer solchen Hochrechnung nichts weiß und sich von den Behauptungen distanziert, macht die mangelnde Seriosität dieser Behauptung überdeutlich", erklärte eine Sprecher des AWO-Bundesverbandes am Freitag (27.8.2004).

Solche polemischen, durch nichts gestützte Äußerungen verunsichern Pflegebedürftige und deren Angehörigen und sind ein Schlag ins Gesicht aller Pflegekräfte in Deutschland, die tagtäglich qualifizierte Arbeit leisten", so die AWO.

Dass gleichwohl die Personalausstattung in den Heimen besser sein sollte, darauf hat die AWO bereits seit vielen Jahren hingewiesen. Dafür sei jedoch eine bessere Finanzausstattung erforderlich. "Aufgrund der miserablen Finanzausstattung durch die Pflegekassen ist die Arbeitsbelastung der Pflegekräfte generell sehr hoch", so der AWO-Sprecher. Deshalb fordert die AWO eine Reform der Pflegeversicherung. Seit Jahren sei der Beitragssatz der Pflegeversicherung bei 1,7 Prozent festgeschrieben und habe die Zahl der Pflegebedürftigen stetig zugenommen. In den nächsten 15 Jahren wird sich die Zahl um weitere 700.000 Menschen erhöhen. Deshalb müsse jedem klar sein, dass eine solidarische Absicherung des Pflegerisikos in den kommenden Jahrzehnten mehr finanzielle Mittel erfordern wird. Darauf hat die AWO in ihrem Sozialbericht 2003/2004 hingewiesen.

Die Pflegesituation müsse jedoch sachlich diskutiert werden und nicht mit Stimmungsmache und falschen Zahlen.

Quelle: Pressemitteilung vom 27.8.2004
Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V.
Pressekontakt:
AWO-Bundesverband
Pressestelle
Jürgen Fergg
Tel.: 0228 / 66 85 - 219
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Gast

Verwirrung um Pflegetote

Beitrag von Gast » 27.08.2004, 23:26

Verwirrung um Pflegetote
Die Rechenkünste des Sozialverbandes

Der Sozialverband Deutschland hat mit dramatischen Formulieren über Missstände in den Altenheimen Verwirrung und Widerspruch ausgelöst.

Eine Sprecherin des Verbandes hatte dem Bielefelder "Westfalenblatt" gesagt, jährlich stürben nach Schätzungen der Organisation mindestens 10.000 Menschen an mangelhafter Versorgung. Die Lage in den Heimen sei höchst dramatisch,
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Weiter unter
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... EF1,00.htm l

Gast

Todesfälle in Altersheimen ....

Beitrag von Gast » 28.08.2004, 10:55

Todesfälle in Altersheimen: Rechtsmediziner bestätigt Zahlen nicht

HANNOVER/BERLIN. Für alarmierende Zahlen über eine Häufung von Todesfällen in deutschen Altersheimen gibt es offenbar keine gesicherte Grundlage. Er könne „die genannten Zahlen nicht bestätigen“, sagte der Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), Hans Dieter Tröger, am 27. August 2004. Es gebe keine offizielle, wissenschaftlich fundierte Studie der MHH zu Todesfällen in Altersheimen.

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http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=17365

Gast

Re: Jährlich 10.000 Tote durch Mangelversorgung?

Beitrag von Gast » 28.08.2004, 13:04

guten tag
wenn es nicht 10 000 Menschen sind
dafür 10 was sagt denn das?
ihr schreiberlinge dozenten und andere großen denker
in der altenpflege
was bitte steht hinter dieser aussage
gibt es dort auch noch interesse und echte auseinandersetzung??
das fragt sich schon lange konRad

Gast

Entsetzen über Umgang mit Falschmeldungen

Beitrag von Gast » 31.08.2004, 11:01

ADUA-Vorsitzender entsetzt über Umgang mit Falschmeldungen
*Medien berichteten über jährlich 10.000 Hungertote und 400.000 Fixierungen*

Mit Entsetzen reagierte Wilfried Voigt (60), Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft diakonischer Unternehmen in der Altenhilfe, auf Medienberichte im Fernsehen und Rundfunk über angeblich 10.000 jährliche Todesfälle in deutschen Altenpflegeheimen auf Grund mangelhafter Ernährung. Weiter wurde von täglich 400.000 Fixierungen bei Bewohnern gesprochen. Ursache sei zu wenig Zeit für die Pflege. Als Bezugsquelle wurde dabei der Sozialverband Deutschland in Berlin genannt,der sich mittlerweile von seiner Darstellung distanzierte. Eine Untersuchung des rechtsmedizinischen Instituts der Universität Hannover, auf die sich der Verband bezog, wurde gar nicht durchgeführt.

„Es ist schon sehr ärgerlich, wie unreflektiert und verantwortungslos die Medien mit einem solch brisanten Thema umgehen. Seit Jahren wird auf die Altenpflege geschossen, als gäbe es dort nur Ungebildete, Taugenichtse und Giftmischer, auf die man nach Belieben draufhauen dürfe“, macht der ADUA-Vorsitzende seinem Unmut Luft. Es würde unsachlich argumentiert, schlecht recherchiert, als Ergebnis kämen dann solche „Enten“ heraus, die sehr zur Verunsicherung der Senioren und Mitarbeiter beitragen würden. Damit müsse jetzt Schluss sein. „Wenn man die ganze Hysterie der letzten Jahre betrachtet, an der die Medien einen großen Anteil haben, kann einem nur Angst und Bange werden, dass bald eines der wichtigsten sozialen Versorgungssysteme zugrunde geht“, so Voigt. Wer wolle denn schon in ein Pflegeheim, wenn in der Zeitung steht, „da bekommen die Alten nicht genügend zu essen und müssen deshalb sterben“.

Voigt macht mittlerweile eine Art Verfolgungswahn bei Journalisten aus. Offensichtlich glaubten sie, nur eine blutige Meldung ist eine gute Meldung, Überprüfung auf Glaubwürdigkeit sei nicht mehr erforderlich. Dass es in diesem Fall sogar das seriöse Morgenmagazin nicht für nötig hielt nachzufragen, sei unglaublich. Allein die Zahl 400.000 Fixierungen hätte Unglauben hervorrufen müssen, demnach würden ja Zweidrittel aller Heimbewohner ihrer Freiheit beraubt.

Ergebnis einer in vielen Fällen seit Jahren laufenden unseriösen Berichterstattung seien u.a. die vielen neuen Gesetze, Verordnungen und Überprüfungen, mit denen der Gesetzgeber eine bessere Qualität in der Pflege erzielen will. Über 980 Rechtsvorschriften sind für den Altenpflegebereich von Relevanz, mit über 40 Ämtern, Kostenträgern, Versicherungen und anderen Institutionen müssen Einrichtungen der Altenpflege kooperieren“, klagt Voigt über einen Zustand, der dringend verändert werden muss: „Kontrollen müssen sein, aber sie dürfen nicht zum Lebensinhalt der Mitarbeiter werden.“ Mittlerweile bringen die Pflegerinnen und Pfleger die Hälfte ihrer Arbeitszeit für Verwaltungsarbeit auf.

In letzter Zeit beobachtet er, dass Heimaufsichten und Mitarbeiter des Medizinischen Dienstes einen solchen Druck auf die Einrichtungen ausüben, dass eine Vielzahl der Mitarbeiter nur noch mit großen Ängsten zur Arbeit geht. „Sie haben schlicht Angst davor, dass ihnen gekündigt wird, wenn ihnen kleinste Fehler nachgewiesen werden.“ Nach MDK-Vorschrift ist zum Beispiel ein Fehler, wenn die Dokumentation eines Toilettengangs nicht von der begleitenden Pflegerin handschriftlich abgezeichnet wird. Andererseits interessiert es niemanden, wenn die Mitarbeiter keine Zeit haben, mit den Bewohnern ein persönliches Gespräch zu führen.

Die Pflegerinnen und Pfleger trifft die Stimmungsmache besonders hart. Die allermeisten leisten aufopferungsvoll ihren Job, weit über die Regelarbeitszeit hinaus. Bis heute wurden nach Berechnungen des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (dip) in Köln neun Millionen Überstunden in den Altenpflegeeinrichtungen angehäuft, was mehr als 5000 Vollzeitstellen entspricht. Voigt: „Allein im letzten Jahr hätten 20000 Fachkräfte zusätzlich eingestellt werden müssen. Die gibt es nicht. Und bei einer solchen Agitation gegen die Altenpflege werden wir sie wohl auch nie bekommen“.

Für die Zukunft erwartet Voigt nicht viel Gutes, denn neben den Problemen mit der Darstellung der Altenpflege in der Öffentlichkeit und der Überbürokratisierung stehen dem stationären Bereich dramatische finanzielle Kürzungen bevor. Nach Vorschlägen der Rürup-Kommission sollen die Leistungen der Pflegestufen im ambulanten und stationären Bereich angepasst werden. Voigt: „Wie soll das funktionieren? Schon jetzt wird eine Qualität erwartet, die so teuer ist, dass sie nicht bezahlt werden kann. Mehr Leistung für weniger Geld.“

Die Einrichtungen hätten viel für eine Qualitätsverbesserung getan. Jetzt sei die Politik am Zug, endlich die Rahmenbedingungen zu ändern, so Voigt. Nur eine schnelle Entbürokratisierung der Altenpflege und eine vorgezogene Reform der Pflegeversicherung könnten der Altenpflege neue Impulse geben. Doch darauf werden die Senioren warten müssen. Erst kürzlich betonte Kanzler Schröder, dass er vor 2007 keinen Handlungsbedarf sieht.

*Kontakt:*
ADUA Geschäftsführung
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0160-96266923

Quelle: Pressemitteilung vom 27.8.2004

Sabine_R.

Pflegemängel sind offenkundig

Beitrag von Sabine_R. » 05.09.2004, 11:05

Die Kritik am Sozialverband halte ich für völlig unangemessen. Ob die Zahl der Toten exakt stimmt (es handelt sich doch erkennbar um eine Hochrechnung), ist doch belanglos. Tatsache ist, dass die Pflegebedingungen bundesweit katastrophal sind (einige gute geführte Einrichtungen ohne Mängel ändern daran nichts). Dies liegt überwiegend nicht in der Verantwortung der Pflegekräfte, die Rahmenbedingungen sind nicht in Ordnung.
Ich empfehle das Studium einiger der hier vorgestellten Berichte über Pflegemängel und das Bild rundet sich.

Pflegepersonal gibt Heimbetreuung schlechte Noten
http://www.wernerschell.de/cgi-bin/foru ... 1070956236

Fünf vor Zwölf - Pflege setzt Impulse
http://www.wernerschell.de/cgi-bin/foru ... 1060007964

Menschwürdige Pflege jetzt !
http://www.wernerschell.de/cgi-bin/foru ... 1067786831

Tabuthema Pflegemängel
http://www.wernerschell.de/cgi-bin/foru ... 1064819422

Unterernährung in Pflegeheimen beenden!
http://www.wernerschell.de/cgi-bin/foru ... 1065806593

Nicht einmal satt und sauber
http://www.wernerschell.de/cgi-bin/foru ... 1060092103

Buch über Pflege-Missstände in Heimen
http://www.wernerschell.de/cgi-bin/foru ... 1061111613

Hohes Fieber! dip-Pflegethermometer 2003
http://www.wernerschell.de/cgi-bin/foru ... 1058555159

"Mir graut vor dem Altwerden“
http://www.wernerschell.de/cgi-bin/foru ... 1060091744

Situation der Pflege in Deutschland
http://www.wernerschell.de/cgi-bin/foru ... 1060150988

Gast

Re: Jährlich 10.000 Tote durch Mangelversorgung?

Beitrag von Gast » 09.09.2004, 15:26

Bevor AWO und alle anderen Heimbetreiber und Funktionäre nach Geld von der Pflegeversicherung schreien, sollen Sie zuerst einmal Transparenz in Ihr Finanzwesen bringen und die von der AOK veranlassten Wirtschaftslichkeitsprüfungen zulassen.
Dass Gelder in Millardenhöhe verschoben werden, ist dem Gesundheitsministeriun lt. einer Untersuchung von Pflegeheimen bestens bekannt und der Bund der Pflegeversicherten weist ebenfalls immer wieder darauf hin.

Es ist eine Schande - eine Kulturschande - in unserem Land - wie ein Großteil dieser Organisationen mit unseren Pflegebedürftigen menschenunwürdig umgeht!
Pflegequalität und Preis klaffen hier meilenweit auseinander! Es werden nicht mal Mindeststandards in der Pflege eingehalten!

Ich zitiere aus dem Leserbrief von Christiane Lüst im Muenchner Merkur vom 03.09.04:
...Dabei ließen sich - das Forum zur Verbesserung der Situation Pflegebedürftiger" hat bewiesen, dass eine hervorragende Pflege ohne Mehrkosten möglich ist - Milliarden Euro einsparen alleine im Bereich Medikamente, Dekubitus- und Sturzprophylaxe als auch mit einer Verbesserung der medizinischen Versorgung in den Heimen durch anwesende Ärzte! Unglaublich: Die Politik hat kein interesse, diese Einsparpotenziale zu nutzen! Da geht es um Pfründe von Krankenhäusern (die Betten und damit Kosten abbauen könnten), Pharrmaindustrie und anderen mächtigen Lobbygruppen!" Zitat Ende.

Zuerst Transparenz und dann erst Steuergelder aus unserem Solidartopf!

Und unsere Pflegekräfte rühmen sich noch, dass sie in
60 Minuten 45 Pflegebedürftige waschen! Merken Sie - liebe Pflegekräfte - immer noch nicht, wie sie von den Heimbetreibern verschaukelt, verkocht und ausgebeutet werden?
Wehrt Euch endlich - die Bayerische Staatsministerin Christa Stewens und der Pflege-Stammtisch stehen hinter Euch! Kämpft nicht gegeneinander durch Mobbing sondern schließt Euch zusammen und kämpft um Eure besseren Bedingungen! Laßt Euch nicht mehr knechten -Ihr seid keine Sklaven! Euer Beruf ist der ehrenwerteste und angesehendste, den man sich vorstellen kann!

Roswitha Springer-Hiefinger
Pflege-Stammtisch "IN WÜRDE ALT WERDEN - WIR KÄMPFEN DAFÜR!" in München

Gast

Unzählige Tote durch Versorgungsmängel

Beitrag von Gast » 10.09.2004, 11:10

Püschel: Unzählige Tote durch Versorgungsmängel
Schätzung des Sozialverbandes von 10.000 Toten in Heimen aber offenbar viel zu hoch

Martin Wortmann

Berlin/Hamburg (epd). Auch fünf Jahre nach dem Dekubitus-Skandal von 1999 sterben in deutschen Heimen nach der Überzeugung von Professor Klaus Püschel immer noch unzählige Menschen wegen mangelhafter Versorgung. "Das ist ein relevantes Problem", sagte der Leiter des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Hamburg gegenüber epd sozial. Püschel, Krankenkassen und Pflegeverbände widersprachen allerdings Angaben des Sozialverbandes Deutschland (SoVD), der die Zahl der Pflegetoten auf jährlich 10.000 schätzt.
Die hohe Zahl nannte die SoVD-Referentin für Gesundheits- und Pflegepolitik, Gabriele Hesseken, in einem Zeitungsinterview. Dies sei "die größte soziale und humane Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg.". Caritas und Diakonie wiesen die Behauptungen als "völlig überzogen" zurück, der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) nannte sie "pauschalierend und unbegründet".
….
Weiter unter
http://www.epd.de/sozial/sozial_index_30197.html

Gast

Tote durch Mangelversorgung!

Beitrag von Gast » 22.09.2004, 11:52

Ich denke, dass es wenig hilfreich ist, über die exakte Zahl der Toten durch eine tatsächlich vorhandene Mangelversorgung zu diskutieren. Jeder Tote ist Grund genug, das "System der Pflegemängel" zu zerschlagen und Neuerungen durchzusetzen, die den Pflegebedürftigen und den Pflegenden / Angehörigen gerecht werden. Wie schon so oft herausgestellt wurde: die Rahmenbedingungen müssen entscheidend verändert werden. Es macht keinen Sinn, alles nur schön zu reden (natürlich gibt es gute Heime), die Mängel müssen deutlich benannt und abgestellt werden.

Das meint eine langjährige Pflegerin, die ihren Mut noch nicht verloren hat!
Gruß an die MitleserInnen von
Resi

WernerSchell
Administrator
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Warum nehmen sich alte Menschen das Leben?

Beitrag von WernerSchell » 25.09.2004, 11:15

report München sendet am kommenden Montag, 27.09.04, 21.00 Uhr, im Ersten, voraussichtlich einen Beitrag zu folgendem Thema:

---- Verzweifelt und verlassen - Warum sich alte Menschen das Leben nehmen!

Moderation: Andreas Bönte

Nähere Informationen zu unseren Themen finden Sie auf
der Homepage unter http://www.report.de.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Gast

Re: Jährlich 10.000 Tote durch Mangelversorgung?

Beitrag von Gast » 25.09.2004, 14:10

Hallo Resi ,

ist finde du hast den Nagel auf den Kopf getroffen , es gibt sicher gute und leider auch schlechte Heime .
Das Problem ist wie du Beschrieben hast , das die Rahmenbedingungen nicht stimmen . Hier müssen schnelle Veränderungen geschaffen werden, so das personell und finanziell eine gute Pflege gewährleistet werden kann .
Es ergibt für mich keinen Sinn ewig ein Berufsstand in Mißkredit zu bringen und über negativ Schlagzeilen zu berichten , wenn die Politiker diese Rahmenbedingungen vorbereitet haben . Die in der Pflege beschäftigten sind schon mutiviert und mögen auch ihren Beruf , aber nur mit Mehl kann man halt keinen Kuchen backen.

Mit freundlichen Grüßen
Reinhard Köppe
Reinhard.de@t-online.de

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