ARBEITSBEDINGUNGEN VON PFLEGENDEN: IN SCHWEDEN LÄUFT MANCHES BESSER

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

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ARBEITSBEDINGUNGEN VON PFLEGENDEN: IN SCHWEDEN LÄUFT MANCHES BESSER

Beitrag von WernerSchell » 31.08.2018, 06:08

Hans-Böckler-Stiftung

Neue Studie vergleicht drei Länder
ARBEITSBEDINGUNGEN VON PFLEGENDEN: IN SCHWEDEN LÄUFT MANCHES BESSER

Ähnlich wie in Deutschland ist bei den Arbeitsbedingungen von Altenpflegekräften in Japan und Schweden noch viel Luft nach oben. Manches läuft insbesondere in Schweden allerdings besser, zeigt eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Vergleichsstudie.

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Die Altenpflege wird angesichts des demografischen Wandels in den Industriestaaten immer wichtiger. Ein „Best Practice“-Beispiel, das gute Leistungen für Pflegebedürftige, gute Arbeitsbedingungen für Pflegende und eine gesicherte Finanzierung zusammenbringt, gibt es bislang in keinem Land. Interessante Unterschiede dagegen schon. Das zeigt die Studie der Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Hildegard Theobald von der Universität Vechta, die die Situation in Deutschland, Schweden und Japan vergleicht. Zeitdruck, Erschöpfung und prekäre Arbeitsverhältnisse sind demnach unter den Pflegekräften in allen drei Ländern verbreitet. Schweden tut sich immerhin durch eine umfassende Qualifizierungsstrategie hervor. In Japan ist der Männeranteil in der stationären Versorgung vergleichsweise hoch. Deutschland verfügt im Ländervergleich über ein relativ hohes Qualifikationsniveau in der ambulanten Pflege, während die stationären Einrichtungen in dieser Hinsicht relativ schlecht dastehen. Außerdem haben es Beschäftigte mit Migrationshintergrund hierzulande vergleichsweise schwer.

Ein gemeinsames Merkmal der Entwicklung in den drei Ländern ist laut Theobald die Etablierung einer universellen Pflegepolitik, die das Pflegerisiko für die Gesamtbevölkerung sozial absichert. Die Schweden waren hier seit den 1960er-Jahren Vorreiter, Deutschland und Japan zogen in den 1990er-Jahren nach. Als eine weitere Gemeinsamkeit nennt die Autorin die „marktorientierte Restrukturierung“ der Altenpflege: In den vergangenen beiden Jahrzehnten wurde Konkurrenz zwischen Anbietern gefördert, Managementtechniken der Privatwirtschaft wurden übernommen, die Finanzierung wurde umgestellt auf festgelegte Preise für klar definierte Dienstleistungen – und zunehmend restriktiv.

Wie sich vor diesem Hintergrund die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte in Deutschland, Japan und Schweden darstellen, hat Theobald anhand von Befragungsdaten aus den Jahren 2005 bis 2012 erfasst, die sich auf insgesamt rund 2500 Beschäftigte beziehen. Zusätzlich hat sie in ihrer Untersuchung Ergebnisse der amtlichen Statistik berücksichtigt.

Atypische Beschäftigung überall weit verbreitet
Der Auswertung zufolge ist atypische Beschäftigung länderübergreifend weit verbreitet: Der Anteil der Teilzeitjobs in der ambulanten Pflege liegt in Japan und Schweden bei etwa 60 Prozent, in Deutschland bei über 70 Prozent. Prekäre Beschäftigungsformen – worunter die Forscherin Minijobs oder stundenweise Beschäftigung versteht – machen im ambulanten Sektor in Deutschland unabhängig vom Träger etwa ein Fünftel aus. Vor allem Helfer und Helferinnen sowie Ungelernte sind betroffen. In Schweden schwankt der Anteil zwischen 15 Prozent bei den öffentlichen Dienstleistern und 34 Prozent bei den privaten Konkurrenten. In der stationären Pflege gibt es etwas mehr Normalarbeit: Zwischen 40 und 50 Prozent der Beschäftigten in Deutschland und Schweden arbeiten in Vollzeit. In Japan sind es 93 Prozent – was laut Theobald auch daran liegen dürfte, dass in diesem Bereich bis heute nur öffentliche und gemeinnützige Anbieter zugelassen sind.

Was die Qualifikation angeht, sei in allen Ländern eine zwei- bis dreijährige Berufsausbildung die Regel, schreibt die Wissenschaftlerin. Zusätzlich gebe es jeweils ausgebildete Pflegehelfer und Pflegehelferinnen sowie ungelernte Kräfte. Im ambulanten Sektor ist der Studie zufolge das Qualifikationsniveau in Deutschland am höchsten, wo 53 Prozent der Beschäftigten eine dreijährige Ausbildung als Kranken-, oder Altenpflegefachkraft absolviert haben. Im stationären Bereich liegt Deutschland dagegen mit einem Anteil von Kranken-, und Altenpflegefachkräften von 33 Prozent hinten. Ein Viertel der dort Beschäftigten empfindet die eigene Ausbildung als inadäquat. Wesentlich günstiger ist die Situation in Schweden, wo in den Pflegeheimen zu zwei Dritteln Fachkräfte arbeiten und sich nur 11 Prozent für unzureichend qualifiziert halten. Die japanische Altenpflege zeichnet sich nach Theobalds Einschätzung generell durch eine „begrenzte Professionalisierung“ aus. Im ambulanten Bereich beklagen 26 Prozent der Beschäftigten Ausbildungsdefizite, im stationären Bereich 44 Prozent.

Hoher Zeitdruck, insbesondere in Deutschland
Belastend ist die Pflege alter Menschen in allen drei Ländern: Von regelmäßigem Zeitdruck berichten 54 Prozent der ambulanten Pflegekräfte in Deutschland, 35 Prozent in Japan und 37 Prozent in Schweden. Wöchentlich Überstunden fallen bei 52 Prozent der Deutschen, 28 Prozent der Japaner und 13 Prozent der Schweden an. Noch schlimmer sieht es im stationären Bereich aus: Zeitdruck ist hier bei 73 Prozent der Deutschen, 53 Prozent der Japaner und 40 Prozent der Schweden an der Tagesordnung. Als Erklärung verweist die Forscherin auf festgelegte Aufgabenkomplexe in engen Zeitkorridoren und dünne Personaldecken.

Auch körperliche Belastungen sind international ein Problem: Täglich schwere Dinge oder Personen bewegen müssen im ambulanten Sektor in Deutschland und Schweden 40 bis 50 Prozent der Beschäftigten, im stationären Sektor 60 bis 70 Prozent. In Japan sind es in der ambulanten Pflege, die dort vor allem Haushaltstätigkeiten umfasst, 18 Prozent sowie 81 Prozent in den Heimen. Fast immer körperlich erschöpft sind nach einem Arbeitstag in der ambulanten Pflege 46 Prozent der deutschen Befragten sowie etwa 60 Prozent der Schweden und Japaner. Von den Beschäftigten in Pflegeheimen haben in Deutschland und Schweden 70 Prozent mit körperlicher Erschöpfung zu kämpfen, in Japan mehr als 80 Prozent.

Bei den Arbeitsinhalten dominiert länderübergreifend die Grundpflege. Haushaltstätigkeiten spielen in der ambulanten Versorgung in Japan und Schweden eine größere Rolle als in Deutschland, wo die Pflegeversicherung solche Dienstleistungen nur begrenzt abdeckt. Behandlungspflege wie das Verabreichen von Injektionen gehört dagegen in Deutschland bei 62 Prozent der ambulanten Pfleger und Pflegerinnen zum Aufgabenspektrum, in Schweden bei 36 Prozent, in Japan gar nicht. Dort gibt es spezialisierte medizinische Dienstleister für solche Tätigkeiten. Im stationären Bereich sind die Unterschiede geringer.

Die Arbeitsautonomie ist in den schwedischen Pflegeheimen und in der ambulanten Pflege in Deutschland am stärksten ausgeprägt, wo jeweils 40 bis 50 Prozent der Beschäftigten Gestaltungsspielräume haben. In Japan sind es in beiden Bereichen nur 15 bis 20 Prozent. Auch der Anteil derjenigen, die ihre Arbeit als interessant oder bedeutsam wahrnehmen, ist in Japan am geringsten.

Wenn es darum geht, die Entwicklung der Arbeitsbedingungen zu bewerten, fällt die Einschätzung im ambulanten Bereich hierzulande vergleichsweise positiv aus. Im stationären Bereich in Deutschland und in beiden Sektoren in Schweden sehen 40 bis 50 Prozent der Befragten hauptsächlich eine Verschlechterung. In Japan können die meisten keine Veränderung erkennen. Die Tendenz, den Job zu wechseln, ist überall stark ausgeprägt: Der Anteil der Wechselwilligen reicht von 30 Prozent in der ambulanten Pflege in Deutschland bis zu 56 Prozent in den japanischen Pflegeheimen.

Beschäftigte mit Migrationshintergrund spielen in Japan mit einem Anteil von 0,5 Prozent kaum eine Rolle, in Deutschland und Schweden sind es übereinstimmend 14 Prozent im stationären und 11 Prozent im ambulanten Sektor. Dabei gibt es in beiden Ländern keine Hinweise auf Benachteiligungen bei der Qualifikation und den Arbeitszeitarrangements. Bei den sonstigen Arbeitsbedingungen sind in Deutschland dagegen deutliche Unterschiede erkennbar: Unbezahlte Überstunden machen 41 Prozent der Migranten und Migrantinnen sowie 18 Prozent der anderen Beschäftigten. Noch schlechter sieht es bei den Ungelernten aus. Gestaltungsspielräume haben 23 Prozent der Pflegekräfte mit Migrationshintergrund und 35 Prozent der einheimischen Kollegen. Häufig körperlich erschöpft sind 88 im Vergleich zu 64 Prozent. Zudem erfahren Migranten und Migrantinnen weniger Wertschätzung von den Familien und Vorgesetzten. Von ausländerfeindlichen Kommentaren sind 15 Prozent betroffen.

In Japan arbeiten relativ viele Männer in der stationären Pflege
Der Frauenanteil in der Altenpflege beträgt fast überall mehr als 90 Prozent. Die einzige Ausnahme stellt der stationäre Bereich in Japan dar, wo 35 Prozent der Beschäftigten junge Männer sind. Die Arbeitsbedingungen dort sind insofern typisch „männlich“, als es fast nur Vollzeitjobs gibt. Auch das Qualifikationsniveau ist höher als im ambulanten Bereich. Das Gleiche gilt allerdings auch für die körperlichen und seelischen Belastungen.

Mit Blick auf die deutsche Altenpflege hat Theobald aus ihrer Analyse mehrere Handlungsempfehlungen abgeleitet. Zum einen plädiert sie dafür, dass ähnlich wie in Schweden grundsätzlich alle Pflegkräfte eine Ausbildung erhalten sollten. Berufsbegleitende Angebote wären dabei essenziell. Um zumindest den hohen Anteil an zeitlich wenig umfangreichen bis hin zu geringfügigen Teilzeittätigkeiten zu verringern, seien familienfreundliche, flexible Vollzeit- oder umfangreiche Teilzeitarrangements und eine bessere Kinderbetreuung notwendig. Um den Zeitdruck zu lindern, müssten vor allem Personalengpässe beseitigt werden. Die deutliche Benachteiligung von insbesondere ungelernten Migranten und Migrantinnen im Arbeitsalltag mache es erforderlich, dass Arbeitgeber und Interessenvertreter auch auf Betriebsebene aktiv werden.

Dass der Pflegeberuf auch für Männer attraktiv werden kann, wenn sozial abgesicherte Vollzeit die Norm ist, zeige der stationäre Sektor in Japan. Allerdings werde an diesem Beispiel auch deutlich, dass Normalarbeit allein kein Garant für hohe Arbeitszufriedenheit ist. Zusätzlich brauche es unter anderem eine adäquate Ausbildung, ausreichend Personal und Gestaltungsspielräume für die Beschäftigten.

Weitere Informationen:
Hildegard Theobald: Pflegearbeit in Deutschland, Japan und Schweden (pdf), Study der Hans-Böckler-Stiftung Nr. 383, (unter Mitarbeit von Holger Andreas Leidig) August 2018.
Hintergrundinformation: Um die Probleme in der Pflege zu lösen, ist die Aufwertung sozialer Berufe dringend notwendig. Wie das gelingen kann, zeigt unsere aktuelle Analyse (komplette Studie am Ende der Zusammenfassung verlinkt)

Kontakt: Rainer Jung - Leiter Pressestelle

Quelle: Pressemitteilung vom 07.08.2018
Hans-Böckler-Stiftung
Hans-Böckler-Straße 39
40476 Düsseldorf
Telefon: +49 211 7778 0
Telefax: +49 211 7778 120
E-Mail: zentrale[at]boeckler.de
Internet: www.boeckler.de
https://www.boeckler.de/cps/rde/xchg/hb ... 115294.htm

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Ärzte Zeitung vom 08.08.2018:
Studie
Probleme in der Pflege sind international

Eine Vergleichsstudie zeigt: Pflegekräfte arbeiten auch in anderen Ländern oft am Limit. mehr » https://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=96 ... efpuryykqr
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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So hart sind die Arbeitsbedingungen in der Alten- und Krankenpflege

Beitrag von WernerSchell » 09.09.2018, 05:58

Aus Forum:
viewtopic.php?f=3&t=22828

Deutscher Gewerkschaftsbund Bild

Umfrage - DGB-Index Gute Arbeit
So hart sind die Arbeitsbedingungen in der Alten- und Krankenpflege

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) haben am Freitag in Berlin eine repräsentative Beschäftigtenbefragung zu den Arbeitsbedingungen in der Alten- und Krankenpflege vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass dort die Arbeitsbedingungen weitaus stärker von Zeitdruck und überbordender Arbeitsmenge geprägt sind als im Durchschnitt aller Berufsgruppen.

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Teilnehmerinnen der Pressekonferenz zum DGB-Index zu Arbeitsbedingungen in der Pflege
Pressekonferenz zur Vorstellung der Beschäftigtenbefragung zu den Arbeitsbedingungen in der Alten- und Krankenpflege, u. a. mit DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach und ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler.
DGB/Hesse


So liegt der Anteil der Krankenpflegerinnen und –pfleger, die sich bei der Arbeit oft gehetzt fühlen bei 80 Prozent (Altenpflege: 69%; alle Berufsgruppen: 55%). Der Anteil der Beschäftigten in der Krankenpflege, die „häufig Abstriche bei der Qualität ihrer Arbeit machen, um die Arbeitsmenge bewältigen zu können“, liegt bei 49 Prozent (Altenpflege: 42%; alle Berufsgruppen: 22%). Dass sich unter diesen Bedingungen nur rund ein Fünftel der Beschäftigten vorstellen kann, bis zur Rente so zu arbeiten, liegt auf der Hand – Krankenpflege: 23 Prozent, Altenpflege: 20 Prozent, alle Berufsgruppen: 48 Prozent.

Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand: „Statt den Beschäftigten in der Altenpflege und in den Krankenhäusern den roten Teppich auszurollen, verschleißen die Arbeitgeber deren Gesundheit. Der Gesetzgeber muss Vorgaben für die Personalausstattung machen, die eine gute und sichere Versorgung gewährleisten. Die von Bundesgesundheitsminister Spahn vorgelegten Personaluntergrenzen im Krankenhaus legitimieren den Pflegenotstand, statt ihn zu beheben.“

Annelie Buntenbach, DGB-Vorstandsmitglied: „Wir werden in Zukunft noch viel mehr Fachkräfte brauchen, die dazu bereit sind, in der Pflege zu arbeiten. Deshalb müssen die Bedingungen schnell und umfassend verbessert werden. Professionelle und hoch motivierte Beschäftigte dürfen nicht länger unter solchen Arbeitsdruck gesetzt werden. Das treibt sie in die Selbstausbeutung und schreckt Berufseinsteiger ab.“

Zur Information:
Für die Sonderauswertung zu den Arbeitsbedingungen in der Alten- und Krankenpflege wurden die Daten des DGB-Index Gute Arbeit für die Jahre 2012 bis 2017 zusammengefasst. Die Bewertungen der Pflegebeschäftigten haben sich in diesem Zeitraum kaum verändert. 84 Prozent der Befragten sind Frauen, die Teilzeitquote liegt bei 45 Prozent (weniger als 35 Stunden/Woche).

Quelle: Pressemitteilung PM 069 - 07.09.2018
DGB-Bundesvorstand Abteilung Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Henriette-Herz-Platz 2 10178 Berlin Telefon:030.24 060-211 Telefax:030.24 060-324
http://www.dgb.de/presse/++co++ad142a1e ... 540088cada

DOWNLOAD
DGB-Index: Arbeitsbedingungen in der Alten- und Krankenpflege (PDF, 2 MB)
Wie beurteilen die Beschäftigten die Arbeitsbedingungen in der Alten- und Krankenpflege? Eine Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit.
> http://www.dgb.de/presse/++co++6c0d41f4 ... 540088cada

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Nachrichten | heute - in Deutschland
DGB stellt Bericht zur Pflege vor
Pflegekräfte in Deutschland fühlen sich durch Überlastung, Dauerstress und geringe Bezahlung ausgezehrt. So klagen drei von vier Pflegern über Hetze bei der Pflege. Das zeigt eine Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes, die heute in Berlin vorgestellt …
Beitragslänge: 1 min Datum:07.09.2018 - Video verfügbar bis 07.09.2019, 14:00 >>> https://www.zdf.de/nachrichten/heute-in ... r-100.html

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Ärzte Zeitung vom 10.09.2018:
DGB-Erhebung zeigt Defizit auf
Fast jeder zweite Pfleger macht Abstriche bei der Arbeitsqualität

Sieben von zehn Pflegekräften erwarten, dass sie ihren Job nicht bis zur Rente machen können. Der Dauerstress geht auch zulasten der Qualität. Das geht aus einer aktuellen Erhebung des DGB hervor. ... > https://www.aerztezeitung.de/politik_ge ... 0.Pflege.x
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Einfach mal abschalten: Die schnelle Erholung zwischendurch

Beitrag von WernerSchell » 06.12.2018, 14:04

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Einfach mal abschalten: Die schnelle Erholung zwischendurch

„Im Urlaub kann ich mich dann endlich erholen“ – mit diesem Gedanken trösten sich viele Arbeitnehmer, wenn es im Job zu viel wird. In Wirklichkeit sind die Wechselwirkugen zwischen Arbeitsbelastung, Erschöpfung und Erholung deutlich dynamischer: Ein anstrengender Arbeitstag bereits am selben Tag zu Erschöpfung führen und das Wohlbefinden am Feierabend beeinträchtigen. Genauso kurzfristig wie die Erschöpfung kommt, sollte auch Zeit für die Erholung eingeräumt werden: Bewusstes Abschalten zu Hause fördert die Regeneration und verhindert, dass der Arbeitstag die anschließende Freizeit beeinflusst. Das zeigt eine Tagebuch-Studie des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund.

Ablenkungen im Großraumbüro ausblenden, ungeliebte Projekt-Aufgaben angehen und im Kundenkontakt stets freundlich sein: Solche Anforderungen sind selbstverständlich geworden in der modernen Arbeitswelt. Laut einer Eurofond-Erhebung geben 68 Prozent der Angestellten in der EU an, von Anfragen Dritter wie etwa Kunden abhängig zu sein. 31 Prozent müssen ihre wahren Emotionen bei der Arbeit zugunsten zielorientierten Verhaltens unterdrücken. Das strengt an und kann auf Dauer die Gesundheit und Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.

IfADo-Arbeitspsychologinnen und Arbeitspsychologen haben nun untersucht, ob und wie sich solche Anforderungen noch am selben Tag auf das Wohlbefinden von Arbeitnehmern auswirken – und ob kurzfristig erfolgende Erholung davor schützt. Die Forschenden führten eine Online-Befragung mit insgesamt 86 berufstätigen Probandinnen und Probanden durch. An zehn aufeinanderfolgenden Arbeitstagen beantworteten diese zweimal pro Tag einen Fragebogen. Am Nachmittag wurde die gerade erlebte Arbeitsbelastung abgefragt. Am Abend bewerteten die Studienteilnehmer ihr Wohlbefinden. Zudem gaben sie an, wie gut es ihnen an diesem Abend gelang, von der Arbeit abzuschalten.

Freiräume für Erholung nach Feierabend

„Auf Grundlage der Befragung konnten wir bestätigen, dass sich ein anstrengender Arbeitstag direkt auf das Wohlbefinden nach der Arbeit auswirkt. Man bringt die Last quasi mit nach Hause“, sagt IfADo-Studienautorin Lilian Gombert. „Zuhause angekommen fühlt man sich erschöpft und antriebslos, Verabredungen werden abgesagt, die Laune sinkt.“ Dabei sind es gerade Freizeitaktivitäten, die entgegenwirken: „Wenn man am Feierabend einem Hobby nachgeht, Sport treibt oder Freunde trifft, rückt das bei der Arbeit Erlebte in den Hintergrund. Das schafft nach einem anstrengenden Arbeitstag die benötigten Freiräume für Erholung“, so Gombert weiter.

Gerade an Tagen mit hoher Belastung gilt: Nicht immer ins Schneckenhaus zurückziehen, sondern aktiv werden und bewusst von der Arbeit abschalten. Das sollte auch von Arbeitgebern gefördert werden, zum Beispiel durch vereinbarte Regeln im Umgang mit beruflichen E-Mails und Anrufen auf dem Smartphone nach Feierabend.

Das IfADo - Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund erforscht die Potenziale und Risiken moderner Arbeit auf lebens- und verhaltenswissenschaftlicher Grundlage. Aus den Ergebnissen werden Prinzipien der leistungs- und gesundheitsförderlichen Gestaltung der Arbeitswelt abgeleitet. Das IfADo hat mehr als 220 Mitarbeiter/innen aus naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen. Das Institut ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 93 selbstständige Einrichtungen umfasst. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 19.100 Personen, darunter 9.900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Ansprechpartnerin:
Lilian Gombert
Wissenschaftliche Mitarbeiterin „Flexible Verhaltenssteuerung“
Telefon: + 49 231 1084-413
E-Mail: gombert@ifado.de
www.ifado.de/gesundheit

Pressekontakt:
Eva Mühle
Pressereferentin
Telefon: + 49 231 1084-239
E-Mail: muehle@ifado.de

Originalpublikation:
Gombert, L., Rivkin, W., & Schmidt, K.-H. (2018). Indirect Effects of Daily Self-Control Demands on Subjective Vitality via Ego Depletion: How Daily Psychological Detachment Pays Off. Applied Psychology: An international Review, S. 1-26. doi: 10.1111/apps.12172

Weitere Informationen: https://www.ifado.de/blog/2018/12/06/ei ... chendurch/

Quelle: Pressemitteilung vom 06.12.2018
Eva Mühle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund
https://idw-online.de/de/news707464
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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