Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk

Sehr geehrte Damen und Herren,

in einer großen Einrichtung sind verschiedenste Fremddienstleister etabliert. Darunter ein Friseur, welcher in seinem Salon Kunden aus der Einrichtung und von außerhalb betreut.
In regelmäßig vereinbarten Abständen geht die Friseurin auf die Wohnbereiche, um der hochbetagten Kundschaft entgegen zu kommen. Dort werden Friseurleistungen in einem dafür ausgestatteten Raum erbracht, wobei oft das Improvionstalent der Dienstleister gefragt ist. Bewohner, bei denen ein Rollstuhltransfer nicht mehr möglich ist, bekommen die Haarwäsche wärend des Bades durch das Pflegepersonal und den notwendigen Haarschnitt durch den Friseur im Bett.

Meine Fragen an Sie betriftt die genaue Rechtslage während der Erbringung dieser Maßnahmen auf dem Wohnbereich:

- schwer pflegebedürftige Bewohner im Rollstuhl (Pflegerollstuhl) bedürfen oft der intensivsten Unterstützung um z. Bsp. eine Haarwäsche zu ermöglichen.
Wer ist für diese Unterstützung zuständig? Pflegepersonal in Zusammenarbeit mit dem Friseur oder nur der Dienstleister?

- der Haarschnitt im Bett, immer ein Provisorium, bedarf ebenfalls der Haltungsunterstützung (Kopf halten, evtl drehen u.ä.).
Ist auch dort das Pflegepersonal verpflichtet, den Friseur zu unterstützen?

- Kann von der Wohnbereichsleitung bei immobilen, bettlägerigen Bewohnern eine Fön- oder Lockwelle im Bett verlangt werden?

Ich möchte betonen, dass der Dienstleister in unserem Fall das Pflegepersonal weitestgehend unterstützt. Meiner Meinung nach gibt es aber Tätigkeiten, bei denen grundsätzlich die Hilfe vom Fachpersonal notwendig ist, um dem Bewohner und dem Dienstleister nicht zu schaden.

Kann einer gesetzliche Regelungen anbringen, die für diese Beispiele zutreffen?

Danke für Ihre Hilfe

Die allgemeine Haarpflege und Haarwäsche gehört, soweit ein Pflegebedürftiger dies nicht mehr selbst erledigen kann, sicherlich zur Grundpflege.
Siehe insoweit u.a.:
Korecic Jasenka "Pflegestandars Altenpflege", Springer Verlag, 3. Auflage, S. 146ff.
Jochen Marin "Pflegestandards", Kohlhammer, 1. Auflage, S. 136.
Alles, was über diese Verrichtungen hinaus geht, ist m.E. eine Dienstleistung, die nicht zur Grundpflege gehört und anderweitig, ggf. durch einen angestellten oder selbständigen Friseur /Friseurin, erledigt werden muss. Soweit es allerdings wegen der Schwere der Pflegebedürftigkeit notwendig ist, kann eine unterstützende Hilfe durch das Pflegepersonal geboten sein. Ob und ggf. inwieweit der Heimträger solche Hilfen zuläßt oder gar wünscht / will, wird er festzulegen haben. Diesbezügliche Verpflichtungen ergeben sich u.U. aus dem Heimvertrag, der die Rechte und Pflichten zwischen und Heim und Pflegebedürftigen festlegt.
Gesetzliche Vorschriften, die die Haarpflegeproblematik klipp und klar regeln, sind mir nicht bekannt.

Frohe Ostern allerseits!
Lisa Schwarz

Gesetzliche Regelungen über Friseurarbeiten im Heim sind auch mir nicht bekannt. Es ist letztlich Sache des Heimträgers entsprechende Vorgaben festzulegen:
Friseure ins Haus bestellen oder anstellen, ggf. Raum vermieten, Mitarbeiter anweisen, ob und ggf. sie bei bestimmten Heimbewohnern zur Mithilfe verpflichtet sind(Grad der Pflegebedürftigkeit wird entscheidend sein) usw.
Dass das Heim weitgehend in der Pflicht ist, für die Bewohner "Frisier-Regelungen" zu treffen, ergibt sich m.E. aus dem Heimvertrag, der meist eine umfassende Versorgungspflicht bezüglich der Körperpflege (im weitesten Sinne) beinhaltet.
Soweit sich im Einzelfalls aus Mitarbeitersicht Fragen und Unklarheiten ergeben, wie man sich zu verhalten hat, sollte der Arbeitgeber bzw. seine leitenden Kräfte um entsprechende Verhaltensregeln gebeten werden. Es muss ja schließlich auch sichergestellt werden, dass ggf. vorrangige Dienstpflichten nicht versäumt werden!

Mit freundlichen Grüßen
Gernot Mentzen

Zur Pflegebedürftigkeit und den dazu gehörigen Leistungen siehe u.a. unter
http://www.vdak.de/pflege/pflegevg/para ... 050101.pdf
http://66.102.9.104/search?q=cache:J5Zi ... keit&hl=de
Haare waschen und kämmen sind Pflegeleistungen - die Durchführung von Friseurarbeiten mit Schneiden, Tönen, Frisur gestalten usw. nicht. Hilfen im Heim, die den Friseur unterstützen, weil dies die Pflegebedürftigkeit gebietet, scheinen zulässig, vielleicht sogar notwendig.

Ich kann keine wesentlichen neuen Erkenntnisse beisteuern, bin aber der Meinung, dass die Friseurleistungen durch einen von außen kommenden Dienst abgesprochen werden müssen: Entweder mit dem Pflegebedürftigen oder dem Heimbetreiber.

Insbesondere der Heimbetreiber kann und sollte Regeln entwickeln, wie konkret Friseurleistungen durchzuführen sind, ob und mit Hilfe von Pflegenden, ggf. inwieweit. Ich denke, dann ist man auf der sicheren Seite.

MfG
Gisela