Die Zukunft von Rehakliniken sieht düster aus

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Die Zukunft von Rehakliniken sieht düster aus

Beitrag von Service » 24.02.2009, 13:27

Trotz guter Auslastung
Die Zukunft von Rehakliniken sieht düster aus


Experten warnen: Finanzkrise wird sich auf Gesundheitssektor ausdehnen. Insbesondere Rehakliniken geraten massiv unter Druck. Krämer fordert Politik zum Handeln auf.

Kiel, 24. Februar 2009 - Eine massive Marktbereinigung sagt das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) den deutschen Rehaeinrichtungen voraus. Sollte diese Prognose des Institutes in seinem aktuellen "Reha Rating Report 2009" auch auf Schleswig-Holstein zutreffen, befürchtet der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein e.V. (KGSH), Bernd Krämer, daß von den heute 72 Rehakliniken bis 2020 16 Prozent in Schleswig-Holstein aufgegeben werden müssen. Laut Studie ist schon heute bundesweit fast jedes vierte Haus von Insolvenz bedroht. Einen Überschuß erwirtschaften momentan 22 Prozent.

"Eigentlich müßte sich die Situation besser darstellen. Mit einer durchschnittlichen Auslastung der Rehakliniken von 82 Prozent stehen die Häuser heute in Schleswig-Holstein besser da, als es Durchschnittsdaten des RWI für Gesamtdeutschland zeigen. Aufgrund der demografischen Entwicklung werden Rehakliniken künftig stärker nachgefragt werden. Dennoch werden Häuser in Schleswig-Holstein ihren Betrieb einstellen müssen, wenn Kostensteigerungen und Inflation nicht in angemessener Höhe ausgeglichen werden", so Krämer.

Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein verfügen heute zusammen über knapp 22.000 Rehabetten. Dabei hat das nördlichste Bundesland in den vergangenen Jahren 6 Prozent der Betten eingebüßt, das Nachbarland im Osten laut Studie hingegen weiter ausgebaut. Dieser Negativtrend könnte sich nun für das Land zwischen Nord- und Ostsee fortsetzen:

"Wir gehen davon aus, daß die Wirtschafts- und Finanzkrise bis spätestens 2010 auf den Gesundheitssektor durchschlagen wird. Wenn möglicherweise bald viele Menschen ihre Beschäftigung verlieren, werden die Einnahmen der Krankenversicherer zurückgehen und es werden deutlich weniger Rehamaßnahmen genehmigt werden können. Rehakliniken sind darauf nicht vorbereitet", warnt Krämer. "Ursache dafür ist nicht zuletzt die schwache Verhandlungsmacht der Rehakliniken gegenüber den Kostenträgern. Die Preise werden uns von den Krankenkassen diktiert."

Krämer fordert die Einrichtung einer Schiedsstelle, ähnlich wie bei Streitfällen im Akutbereich: "Nur so können wir mehr Gleichberechtigung zwischen den Verhandlungspartnern erreichen." Darüber hinaus hält er einen gesetzlich vorgegebenen Orientierungswert für Budgetsteigerungen für sinnvoll. Krämer fordert die Politik dazu auf, die Rehabilitation für den Gesundheitsstandort Schleswig-Holstein zu unterstützen.

Auch die eigene Klientel muß dazu beitragen: "Wir werden für aussagekräftiges Datenmaterial sorgen, damit die Landespolitik auf Bundesebene besser argumentieren kann." Dazu trifft sich Krämer mit Experten von Rehakliniken regelmäßig am Runden Tisch Reha.

Hintergrund
Die 72 Vorsorge- und Rehakliniken in Schleswig-Holstein beschäftigen rund 6.000 Mitarbeiter. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung, (RWI) Essen, hat in seinem "Reha-Rating-Report 2009" ermittelt, daß rund ein Viertel der in die Untersuchung einbezogenen Rehakliniken direkt von Insolvenz bedroht und ein weiteres Viertel zumindest gefährdet ist.

Der "Reha-Markt" wird zu rund 35 Prozent von den Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) finanziert, etwa 37 Prozent entfallen auf die Rentenversicherung, der Rest wird von der privaten Krankenversicherung, den Unternehmen/Arbeitgebern und kommunalen Kostenträgern erbracht.

Aufgrund der gesetzlichen Vorschriften gelten für die Reha-Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung andere Vertrags- und Vergütungsstrukturen als in der GKV. Während die Rentenversicherung hauptsächlich die Reha-Leistungen für Erwerbstätige erbringt ("Reha vor Rente"), ist die GKV für Rentner und mitversicherte Familienangehörige zuständig.

Die Höhe der Vergütung der Kliniken wird einrichtungsbezogen in Pflegesatzverhandlungen zwischen dem (federführend) belegenden Rehabilitationsträger und dem Einrichtungsbetreiber vereinbart; Kollektivverhandlungen finden aktuell nicht statt und es existieren keine Schiedsstellen.
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Quelle: Pressemitteilung vom 24.02.2009
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