BARMER GEK Arzneimittelreport 2012

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

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BARMER GEK Arzneimittelreport 2012

Beitrag von Presse » 26.06.2012, 12:45

BARMER GEK Pressemitteilung vom 26. Juni 2012

BARMER GEK Arzneimittelreport 2012: Psychopharmaka sind „Frauenarzneimittel“

Berlin - Warum gibt es so große Geschlechterunterschiede in der Arzneimittelversorgung? Frauen bekommen etwa zwei- bis dreimal mehr Psychopharmaka als Männer. Erklären Rollenklischees oder häufigere Migräneattacken die hohe Verordnungsrate? Mit diesen Fragen setzt sich der BARMER GEK Arzneimit-telreport 2012 auseinander, der heute in Berlin vorgestellt wurde. Das Fazit: Solche geschlechtsspezifischen Differenzen sind medizinisch kaum begründbar, widersprechen den Leitlinien und bergen ein hohes Abhängigkeitsrisiko. Daher sei es nötig, die spezifischen Bedürfnisse von Frauen und Männern mit wissenschaftlichen Studien besser zu erforschen und die Erkenntnisse daraus schnell in den Versorgungsalltag einzubringen.

Neben einer intensiveren Versorgungsforschung hat Studienautor Professor Dr. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen eine weitere Forderung: „Wir brauchen eine Negativliste, welche Ärzte verlässlich über Wirkstoffe informiert, die bei Frauen gefährliche Effekte auslösen können.“ Vorbild für eine solche Übersicht könne die Priscus-Liste sein, die über gefährliche Wirkstoffe bei älteren Patienten informiert.

Frauen: Mehr Medikamente, aber preisgünstiger
Frauen, so der Report, bekommen mehr Arzneimittel verordnet: Auf 100 Frauen entfielen durchschnittlich 937 Verordnungen im Jahr. Damit liegen sie 22,3 Prozent über den Männern, die je 100 auf 763 Verordnungen kamen (Durchschnitt: 864). Bei den Arzneimittelkosten liegen die Geschlechter näher beieinander: Auf 100 Männer entfielen im letzten Jahr 41.100 Euro, auf 100 Frauen 44.900 Euro (+9,3 Prozent).

Gegenüber früheren Jahren fällt auf, dass die Verordnungsmengen nicht mehr grundsätzlich bei Frauen höher sind. So liegen Männer im höheren Alter bei den Tagesdosierungen mittlerweile deutlich vorne. 2011 bekamen sie durchschnittlich 486 Dosierungen, Frauen 540. Noch vor zehn Jahren fiel dieses Verhältnis deutlicher zu Lasten der Frauen aus: 441 Tagesdosierungen gegenüber 295 bei Männern. Glaeske erklärt: „Seit 2004 dürfen nicht-rezeptpflichtige Arzneimittel wie Venenmittel oder pflanzliche Mittel gegen Zyklusstörungen nicht mehr verordnet werden. Außerdem wirkt sich der Rückgang von verordneten Hormonpräparaten gegen Wechseljahresbeschwerden aus. Früher bekamen 30 bis 40 Prozent der über 45-jährigen Frauen solche Präparate dauerhaft!“

AMNOG nicht aufweichen
Insgesamt gab die BARMER GEK rund 3,9 Milliarden Euro für Arzneimittel aus. Hinzu kommen noch rund 400 Millionen Euro für Rezepturen und importierte Arzneimittel. Neue, teure Spezialpräparate gegen Rheuma, Multiple Sklerose oder Krebs machen knapp drei Prozent der Verordnungen, aber rund 32 Prozent der Kosten aus (knapp 1,3 Mrd. Euro). Knapp 2,1 Milliarden Euro bzw. rund 52 Prozent der Ausgaben entfallen auf patentgeschützte Arzneimittel. Der Ausgabenanteil patentfreier Altoriginale liegt mit rund 550 Millionen Euro bei 13,9 Prozent, der von Nachahmerprodukten mit rund 1,4 Milliarden bei 34,1 Prozent.

Dr. Rolf Ulrich Schlenker, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der BARMER GEK, hebt die gebremste Ausgabendynamik im Arzneimittelmarkt 2011 hervor und ergänzt: „Das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz AMNOG ist wahrscheinlich das beste Gesundheitsgesetz der schwarz-gelben Regierung in dieser Legislatur! Die Nutzenbewertung trennt die Spreu vom Weizen.“ Allerdings dürfe das Gesetz jetzt nicht wieder aufgeweicht werden. Die frühe Nutzenbewertung sowie direkte Preisverhandlungen für neue Arzneimittel müssten entschlossen verteidigt werden. „Die Kassen haben das größte Interesse, dass neue Medikamente mit einem wirklichen Mehrwert für Patienten rasch in die Regelversorgung gelangen.“

Weitere Ergebnisse aus dem BARMER GEK Arzneimittelreport 2012
• Zahnärzte verschreiben vorzugsweise das Antibiotikum Clindamycin – obwohl Leitlinien Amoxicillin als Mittel der ersten Wahl empfehlen und Clindamycin mehr als doppelt so teuer ist. So entfallen in der zahnärztlichen Versorgung mehr als die Hälfte aller Antibiotikaverordnungen auf dieses Präparat.
• Auch die zahnärztliche Schmerzmittelverordnung muss teilweise hinterfragt werden: Warum bevorzugen Zahnärzte Analgetika, die ASS, Paracetamol und Codein bzw. Coffein kombinieren? Glaeske: „Monopräparate wie Ibuprofen sind ohne Zweifel vorzuziehen.“
• Der Nutzen einer medikamentösen lipidsenkenden Therapie in der Primärprävention, also vor einem Herzinfarkt oder einer Manifestation der koronaren Herzerkrankung KHK ist nicht abschließend geklärt. Glaeske: „Es werden deutlich zu viele Menschen mit Cholesterinsenkern behandelt.“ Ebenso ärgerlich sei, dass davon wiederum viele Patienten Ezetimibhaltige Arzneimittel wie das Präparat Inegy erhalten, dessen Nutzennachweis weiterhin aussteht. Glaeske: „Mit Simvastatin gibt es eine bewährte Alternative, die nur ein Drittel kostet.“
• Drei Prozent bzw. 120 Millionen Euro der BARMER GEK Arzneimittelausgaben entfallen auf starke Opioide. Einen Großteil geht auf Fentanyl-Verordnungen zurück (41 Prozent). Auffällig ist die massive Verordnung von Fentanylhaltigen Schmerzpflastern in der Erstversorgung – entgegen den Leitlinien, die zu Beginn einer Therapie starke Schmerzmittel wie Morphin oder Oxycodon empfehlen und Fentanylpflaster erst, wenn Patienten nicht mehr darauf ansprechen. Durch die versetzt eintretende Wirkung und eine auch nach Entfernen des Pflasters bestehende Wirkstoffkonzentration ist die Gefahr der Überdosierung gegeben und der Einsatz bei Patienten kritisch, die bis dahin keine Erfahrung mit Opioiden hatten.
• Auch fällt die häufige Verordnung von neuen starken und teuren Schmerzmitteln wie Targin und Palexia auf, obwohl die Studienlage für diese Mittel bisher keine Evidenz zeigt. Daher benötige man weitere Untersuchungen, um den Stellenwert dieser Mittel besser einzuschätzen. Gleichzeitig sei es dringend erforderlich, die Therapie besser auf das Schmerz-Stufenschema der WHO auszurichten.
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BARMER-GEK will mehr Generika statt Altoriginale & 'Me t

Beitrag von Presse » 26.06.2012, 12:50

BARMER-GEK will mehr Generika statt Altoriginale und 'Me toos'

Berlin (ots) - Die BARMER-GEK möchte künftig noch stärker von dem enormen Preisvorteil moderner Generika profitieren, um zusätzlichen finanziellen Raum für die Verbesserung der Patientenversorgung zu schaffen. Das geht aus dem neuesten "BARMER-GEK-Arzneimittelreport" hervor, den die Krankenkasse heute in Berlin vorstellte.

Schon jetzt steht die BARMER-GEK besser da als andere Krankenkassen: Mit 73 Prozent der auf Rezept abgegebenen Arzneimittel liegt der Generikaanteil bei Deutschlands größter Krankenkasse über dem Bundesdurchschnitt. Dennoch sieht der Report noch erhebliche Luft nach oben. Durch "intelligente Substitution" könnte allein die BARMER-GEK rund 300 Mio. Euro pro Jahr zusätzlich einsparen, wenn mehr patentfreie Erstanbieterprodukte durch Generika ersetzt würden.

Nach Angaben der Studienautoren könnte die Kasse ihre Arzneimittelausgaben um weitere 376 Mio. Euro senken, wenn so genannte Scheininnovationen, also patentgeschützte Arzneimittel ohne nennenswerte therapeutische Vorteile, häufiger gegen Generika ausgetauscht würden.

"Pro Generika begrüßt, dass die BARMER-GEK nach eigenen Aussagen keine Rabattverträge mit Erstanbietern über den Patentablauf hinaus abschließt. Wenn die BARMER-GEK stattdessen voll auf sinkende Preise durch Anbietervielfalt nach Patentablauf setzt, dann ist das ein gutes Signal für den Wettbewerb", so Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika.

"Vor diesem Hintergrund ist es jedoch umso unverständlicher, dass die Mehrzahl der Krankenkassen noch immer allein auf den kurzfristigen Nutzen setzt und dem aufkommenden Generikawettbewerb Steine in den Weg legt, in dem sie mit Erstanbietern Rabattverträge über den Patentablauf hinaus abschließt. Daher ist es jetzt höchste Zeit, politisch den Weg für den Wettbewerb nach Patentablauf für alle Anbieter frei zu machen", so Bretthauer abschließend.

Quelle: Pressemitteilung vom 26.06.2012 Pro Generika e.V.
Pressekontakt: Bork Bretthauer
Geschäftsführer
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info@progenerika.de

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BPI: Barmer verkennt die Probleme

Beitrag von Presse » 26.06.2012, 12:52

BPI: Barmer verkennt die Probleme

Berlin (ots) - Die Barmer GEK hat bei ihrer Vorstellung des Arzneimittelreports 2012 deutlich gemacht, dass die Krankenkassen die sich aus dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) ergebenden Probleme für die Versorgung ihrer Versicherten nicht erkennen. Das Vertrauen darauf, dass GKV-Spitzenverband, G-BA und IQWIG die frühe Nutzenbewertung und die Erstattungspreisverhandlungen im Sinne einer hochwertigen Versorgung zu fairen Preisen durchführen werden, ist durch die schon entstandenen, politisch in Kauf genommenen Versorgungsprobleme bei einzelnen innovativen Arzneimitteln mehr als erschüttert. Alleine das Beispiel Trobalt für die Behandlung von MS Patienten macht sehr deutlich, dass die Versorgung mit innovativen Arzneimitteln auf solide Füße gestellt werden muss: "Wenn die frühe Nutzenbewertung Hersteller zwingt, Arzneimittel aus dem deutschen Markt zu nehmen, die z. B. in Schottland und England mit einem Zusatznutzen deklariert werden und für die die AOK die Notwendigkeit sieht, Einzelimporte durchzuführen, um die Versorgung der Patienten sicherzustellen, macht dies deutlich, dass das AMNOG Fehler hat. Wer dies verneint, verschließt die Augen vor der Realität", so Dr.
Norbert Gerbsch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BPI.

Aussagen, dass gerade im generischen Bereich noch deutliche Einsparmöglichkeiten bestünden, verkennen die Realitäten. Deutschland ist im generischen Bereich Tiefpreisland und die Generikaquote in den Verordnungen ist extrem hoch. Insbesondere die Rabattverträge führen zu einem Konzentrationsprozess bei den Anbietern von Generika, der es standortgebundenen Unternehmen immer schwerer macht, dauerhaft am Markt zu partizipieren. Auch die von der Barmer GEK geforderte Fortsetzung des erhöhten Herstellerabschlages spiegelt nicht die Wirklichkeit wieder. "Wer wie die Gesetzliche Krankenversicherung 20 Milliarden Euro auf der hohen Kante liegen hat, sollte sich mit Forderungen nach weiteren staatlichen Zwangsmaßnahmen zu Lasten Dritter zurückhalten", erklärte Dr. Gerbsch.

Quelle: Pressemitteilung vom 26.06.2012 BPI Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie
Pressekontakt: Joachim Odenbach
Tel. 030/27909-131
jodenbach@bpi.de

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Arzneimittel - wir brauchen weniger statt immer mehr

Beitrag von Herbert Kunst » 26.06.2012, 13:06

Arzneimittel - wir brauchen weniger statt immer mehr

Hallo Forum,
ich werde versuchen, an den Arzneimittelreport 2012 heran zu kommen. Dann werde ich mich über die Einzelheiten informieren können. Für mich steht aber längst fest, dass wir eigentlich weniger Arzneimittel benötigen und stattdessen auf mehr Zuwendung setzen sollten (= sprechende Medizin). Der Arzneimittelflut könnte auch dadurch entgegen gewirkt werden, dass wir endlich eine Positivliste für die gesetzliche Krankenversicherung auf den Weg bringen. Zigtausend Arzneimittel, täglich in TV und anderen Medien beworben, brauchen wir so nicht. Die Krankenkassen sollten nur das finanzieren müssen, was wirklich medizinisch zwingend notwendig ist. Das Thema "Priorisierung und Rationierung" viewtopic.php?t=11521&highlight=priorisierung wird uns ohnehin bald zu solchen Maßnahmen veranlassen.
Die jetzige Arzneimittelversorgung ist z.T. auch gefährlich. Darüber informiert z.B. die Priscus-Liste. Siehe auch die weiteren Beiträge im Forum (angefügte Hinweise). Weitere Texte sind mit "Suchen" und Eingabe von "Medikation" auffindbar.
Gruß Herbert Kunst

Gefährliche Medikamente für Ältere - Liste informiert
viewtopic.php?t=14576&highlight=positivliste
Sichere Arzneimitteltherapie – acht wichtige Regeln
viewtopic.php?t=12603&highlight=positivliste
Problem Multimedikation bei Älteren
viewtopic.php?t=13375&highlight=positivliste
Psychopharmaka im Altenheim
viewtopic.php?t=3595&highlight=positivliste
Viele Pillen sind überflüssig - Kritik an Pharma-Hersteller
viewtopic.php?t=13266&highlight=positivliste
Kinder und Ältere erhalten zu viele Medikamente
viewtopic.php?t=12275&highlight=positivliste
Für menschenwürdige Pflege sind wir alle verantwortlich! - Dazu finde ich immer wieder gute Informationen unter http://www.wernerschell.de

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Arzneimittel - Zu oft, zu viel, zu teuer

Beitrag von Presse » 27.06.2012, 06:45

0733/ 26. Juni 2012
Pressemitteilung von Martina Bunge


Arzneimittel - Zu oft, zu viel, zu teuer

"Arzneimittel sind wichtig, aber auch kostenintensiv und gefährlich. Ihre Verschreibung muss mit Bedacht erfolgen. Arzneimittel werden häufig nicht sachgerecht verschrieben, sondern zu oft, zu viel und zu teuer. Die Folgen sind katastrophal für Patientinnen und Patienten. Besonders Frauen leiden unter schlechten Verschreibungen und erleiden dadurch Arzneimittelsüchte und weitere Gesundheitsschäden. Das ist nicht hinnehmbar", sagt Martina Bunge zur Veröffentlichung des Arzneimittelreports der GEK. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE weiter:

"Wenn Experten davon ausgehen, dass durch sachgerechte Verschreibungen ungefähr zwölf Prozent der Arzneimittelkosten eingespart werden können, zeigt dies den großen finanziellen wie gesundheitlichen Verbesserungsbedarf. Es kann nicht angehen, dass Patientinnen und Patienten Gesundheitsgefahren hinnehmen müssen, weil sie Medikamente bekommen, die nicht sachgerecht verschrieben sind. Für Arzneimittel muss gelten: So wenig wie möglich und so viel wie nötig.

Das Urteil des BGH zur Bestechlichkeit von Ärztinnen und Ärzten war für die Patientinnen und Patienten leider wenig hilfreich. Nun gilt es, die Gesetze so zu gestalten, dass Ärzte bestraft werden können, wenn sie Arzneien nicht zum Patientenwohl, sondern zum Wohle des eigenen Portemonnaies verschreiben."

F.d.R. Susanne Müller
-----------------------------------------------------------------
Pressesprecher
Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Telefon +4930/227-52800
Telefax +4930/227-56801
pressesprecher@linksfraktion.de
http://www.linksfraktion.de

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Das Geschlecht bestimmt die Arznei

Beitrag von Presse » 27.06.2012, 06:53

Das Geschlecht bestimmt die Arznei
Der kleine Unterschied sorgt für große Unterschiede in den Praxen: Ärzte stellen Frauen andere Rezepte aus als Männern - und geben ihnen viel mehr Medikamente.
Das geht aus den Reports der TK und der Barmer GEK hervor. mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=816 ... tik&n=2003

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Qualität der Arzneimittelversorgung bei älteren Menschen

Beitrag von WernerSchell » 01.07.2012, 06:52

Der Arzneimittelreport 2012 befasst sich auf den Seiten 18 - 22 (Qualität der Arzneimittelversorgung) auch mit besonderen Problemen
bei der Medikation älterer Menschen und geht näher auf die Priscus-Liste ein.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Arzneimittelreport: Alte Vorurteile gegen psychisch Kranke

Beitrag von Presse » 05.07.2012, 05:35

Presse-Information vom 04.07.2012:
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)

Arzneimittelreport: Alte Vorurteile gegen psychisch Kranke

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), der Berufsverband für Nervenärzte (BVDN) und der Berufsverband für Psychiater (BVDP) wenden sich gegen die unwissenschaftlichen Schlussfolgerungen über die Verschreibung von Psychopharmaka sowie die erneute Stigmatisierung psychisch Kranker im aktuellen Barmer-Arzneimittelreport.
Nach dem Arzneimittelreport 2012 der Barmer GEK werden Frauen etwa zwei- bis dreimal mehr Psychopharmaka – wie Antidepressiva, Schlafmittel oder Tranquilizer – verschrieben als Männern. Das Fazit des Reports: Solche geschlechtsspezifischen Differenzen seien medizinisch kaum begründbar, widersprächen den wissenschaftlichen Leitlinien und bürgen ein hohes Abhängigkeitsrisiko.
„Bei Frauen treten Depressionen und Angststörungen weit häufiger auf als bei Männern, ebenso ist ihre Bereitschaft, sich mit psychischen Störungen in ärztliche Behandlung zu begeben, höher. In beiden Indikationen – Depressionen und Angsterkrankungen – empfehlen die Leitlinien Psychopharmaka. Dagegen ist bei Alkoholismus, der bei Männern viel häufiger als bei Frauen vorkommt, eine Arzneimitteltherapie gemäß geltender Leitlinien nicht regelhaft und nur unter spezifischen Bedingungen indiziert. Leitliniengemäße Behandlung hat folglich eine höhere Verordnungsrate von Psychopharmaka bei Frauen zwingend zur Folge“, so Professor Peter Falkai, Präsident der DGPPN. Mit dem Barmer-Arzneimittelreport würden erneut Vorurteile verbreitet, die psychische Störungen den Status von „Missbefindlichkeiten“ zuweisen.
Die Fachgesellschaft und die Berufsverbände weisen erneut darauf hin, dass viele psychische Störungen chronische Erkrankungen seien, die leitlinienbasiert eine Dauertherapie mit Psychopharmaka erforderlich machen. „Dass diese mit unerwünschten Wirkungen verbunden sind, ist bekannt und gilt genauso für jede andere Arzneimitteltherapie, wie zum Beispiel für Bluthochdruck und Diabetes. Es muss aber betont werden, dass die Pharmakotherapie leitlinienbasiert einen integralen Bestandteil einer multidimensionalen Therapie psychischer Erkrankungen darstellt. Diese führt bei den Betroffenen nachweislich zu einem höheren Gewinn an Lebensqualität und Selbstbestimmung“, sagt Professor Falkai.
Die ausführliche Stellungnahme finden Sie unter http://www.dgppn.de/publikationen/stell ... tel-1.html
Download:
pm-2012-07-04-arzneimittelreport.pdf [35 KB]
stn-2012-07-04-arzneimittelreport.pdf [43 KB]

Kontakt
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie,
Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)
Reinhardtstraße 14
D-10117 Berlin
http://www.dgppn.de
DGPPN-Präsident: Prof. Dr. med. Peter Falkai
(auch inhaltlich Verantwortlicher gemäß § 55 Abs. 2 RStV)
Komm. Leiterin der Geschäftsstelle: Dipl.-Biol. Juliane Amlacher
Amtsgericht Berlin-Charlottenburg; VR 26854 B

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Gefährliche Pillen: Risiko Überdosierung ...

Beitrag von WernerSchell » 13.07.2012, 10:10

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk macht seit Jahren auf die Probleme bei der Medikation von älteren pflegebedürftigen Menschen aufmerksam und fordert Veränderungen bei der Verordnungspraxis. Die Priscus-Liste macht auf das Thema eindrucksvoll aufmerksam:
viewtopic.php?t=14576&highlight=priscus
viewtopic.php?t=16457&highlight=priscus
WDR-Fernsehen hat am 10.07.2012 das Thema aufgegriffen und in einem Beitrag von rd. 5 Minuten das Medikationsgeschehen dargestellt. Siehe dazu den angefügten Hinweis. Der TV-Beitrag ist (z.Zt.) anschaubar.
Der Pflegetreff am 14.11.2012 wird sich daher mit dem Thema befassen und den "Finger in die Wunde" legen:
viewtopic.php?t=17341 Wir bitten um Vormerkung dieses Termin und Unterstützung.
Voraussichtlich wird auch die Gesundheitskonferenz des Rhein-Kreises Neuss in ihrer Sitzung am 05.09.2012 das Thema aufgreifen.

Werner Schell

TV-Beitrag informiert:
Gefährliche Pillen: Risiko Überdosierung - Viele Medikamente sind für Patienten über 65 Jahre ungeeignet
Alt, krank und falsch behandelt – das ist das Los vieler älterer Patienten. Als größte Patientengruppe leiden Senioren ab 65 Jahren oft an mehreren Gebrechen und erholen sich langsamer. Die Medizin und die Pharmaforschung haben sich bislang nur unzureichend auf diese Situation eingestellt.
Video unter http://www.wdr.de/tv/servicezeit/sendun ... mid=646038
anschaubar!

Bericht übernommen nach:
http://www.mg-heute.de/?p=8337
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Arzneimittel: BARMER GEK NRW setzt auf Beratung

Beitrag von Presse » 07.08.2012, 07:45

Arzneimittel: BARMER GEK NRW setzt auf Beratung

Rund 3,9 Milliarden Euro für Arzneimittel und rund 400 Millionen Euro für Rezepturen und importierte Arzneimittel gab die BARMER GEK bundesweit im Jahr 2011 für ihre Versicherten aus.
Der BARMER GEK Arzneimittelreport 2012 ergab, dass die Verordnungsrate von Ezetimib-haltigen Präparaten in NRW mit 5,8 Prozent gemessen an der Gesamtverordnungsrate aller Cholesterinsenker besonders niedrig ist und um 1,4 Prozent unter dem Bundesmittel liegt. Ihr Nutzen ist nicht eindeutig belegt und ihr Risikoprofil unklar. Nach aktueller Studienlage ist der Nutzen von Ezetimib weder als Monotherapie noch in der Kombination mit Simvastatin durch Langzeitstudien mit klinischen Eckpunkten belegt. Ezetimib-haltige Präparate sind allerdings um ein 10-faches teuerer als Alternativpräparate und dadurch sehr kostenintensiv.

Auffällig sind die hohen Verordnungsraten der Ezetimib-haltigen Arzneimittel im Osten Deutschlands, aber auch in Rheinland-Pfalz oder in einigen Regionen Süddeutschlands. Hier liegt die Rate bei bis zu 13 Prozent.
„Ein Grund für die geringe Prozentzahl in NRW ist, dass hier die Ärzte sich an den aktuellen Leitlinien zur Verordnung von Arzneimitteln orientieren“, so Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der BARMER GEK NRW. „Unterstützt werden sie hierbei durch die Pharmakotherapieberatung der Krankenkassen.“

Im Arzneimittelreport finden sich auch interessante Auswertungen zu der Arzneimittelverordnung von Zahnärzten. So liegt die Verordnungsrate von Einzelpräparate wie Ibuprofen und Paracetamol in NRW deutlich über dem Bundesdurchschnitt. „In vielen anderen Regionen verordnen die Zahnärzte mehr Kombipräparate“, erläutert Beckmann. „Einzelpräparate sind allerdings zum einen für die Patientinnen und Patienten verträglicher, zum anderen auch wesentlich wirtschaftlicher.“
Lediglich bei der Verordnung von Antibiotika im Land NRW sieht Beckmann noch Verbesserungspotential. Beckmann: „Auch in NRW wird überwiegend auf den kostenintensiven Wirkstoff Clindamycin zurückgegriffen, obwohl auch in der Zahnmedizin nach den medizinischen Leitlinien Amoxicillin der Wirkstoff erster Wahl ist.“ In diesem Bereich müsse die Pharmakotherapie daher noch intensiviert werden. Die Wochentherapiekosten von Clindamycin sind mit 26,-€ doppelt so hoch wie bei der Verordnung des Wirkstoffes Amoxilin. Das Ausgabenvolumen der BARMER GEK von Antibiotika liegt in NRW bei 22,9 Mio. €, bundesweit bei 97,6 Mio €.

Quelle: Pressemitteilung vom 07.08.2012
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Medikamente in Deutschland sind viel zu teuer

Beitrag von Presse » 28.09.2012, 08:56

Arzneimittelreport: Medikamente in Deutschland sind viel zu teuer
Deutschland wird seinem schlechten Ruf als Hochpreisland für Medikamente weiterhin gerecht, das zeigt der neue Arzneiverordnungsreport.
Quelle: Der Spiegel
http://www.spiegel.de/wirtschaft/arznei ... 58039.html

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Notwendig Arzneimittel gehören in eine Positivliste

Beitrag von WernerSchell » 14.02.2018, 15:20

Aus Forum:
viewtopic.php?f=4&t=21840&p=102263#p102263

Koalition will Apotheken stärken

Apotheken - ortsnah - sind grundsätzlich wichtig und müssen erhalten bleiben. Soweit Zustimmung. Vernünftig wäre aber, die wirklich notwendigen (vielleicht etwa 500) Arzneimittel in einer sog. Positivliste zusammen zu stellen und den Patienten nach ärztlicher Verordnung zuzahlungsfrei zur Verfügung zu stellen. Wer darüber hinaus weitere - nicht zwingend notwendige - Medikamente haben möchte (die Werbung präsentiert uns ja täglich neue Möglichkeiten, unser Wohlbefinden zu steigern), sollte das komplett selbst bezahlen. Das wäre eine patientengerechte und solidarische Arzneimittelversorgung!
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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