Große Unterschiede bei Operationen - Viele Kliniken zu unerfahren

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Große Unterschiede bei Operationen - Viele Kliniken zu unerfahren

Beitrag von WernerSchell » 04.06.2019, 06:53

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OP ohne Routine: 40 Prozent der Kliniken operieren Patienten, ohne die Mindestmengen einzuhalten

Viele Krankenhäuser halten die gesetzlich vorgegebenen Mindestmengen für komplexe Operationen nicht ein. Wie eine aktuelle Analyse des Science Media Centers (SMC) und der Weissen Liste der Bertelsmann Stiftung zeigt, erreichten 40 Prozent der deutschen Kliniken, die solche Eingriffe durchführen, eine oder mehrere der verbindlichen Fallzahlen im Jahr 2017 nicht. Dadurch ergeben sich für die Patienten unnötige Risiken.

Gütersloh, 3. Juni 2019. Damit schwierige Operationen nur noch in Kliniken mit einem Mindestmaß an Erfahrung stattfinden, wurden seit 2004 Mindestmengen für sieben planbare Eingriffe festgelegt. Ziel der Regelung war es, die Qualität der stationären Behandlungen zu verbessern. Denn es ist belegt, dass es in Krankenhäusern mit höheren Fallzahlen seltener zu Komplikationen und Todesfällen kommt. Doch wie die aktuelle Analyse des SMC und der Weissen Liste der Bertelsmann Stiftung verdeutlicht, hat die geltende Mindestmengen-Regelung auch 15 Jahre nach ihrer Einführung kaum Wirkung in der Versorgung: 458 von 1.152 Kliniken (39,7 Prozent) führten 2017 komplexe Eingriffe durch, obwohl sie die vorgegebenen Fallzahlen unterschreiten. Das entspricht bundesweit rund 4.300 Operationen.

Unterschiede nach Bundesländern und Art der Operation

Beim Blick auf die einzelnen Bundesländer sind erhebliche Unterschiede sichtbar. Während in Mecklenburg-Vorpommern 29,2 Prozent und in Baden-Württemberg 30,7 Prozent der Kliniken eine oder mehrere der Mindestfallzahlen nicht erreichen, sind es in Brandenburg 56,7 Prozent und in Bremen sogar 62,5 Prozent. Auch je nach Art des Eingriffs finden sich deutliche Unterschiede. Bei Bauchspeicheldrüsen-OPs liegen 34 Prozent und bei Speiseröhren-OPs sogar 52,6 Prozent der Häuser unter den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestmengen. Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung: "Dass in Deutschland komplizierte OPs trotz fehlender Routine durchgeführt werden, darf nicht zum Klinikalltag gehören."

Kliniken liefern unvollständige Qualitätsberichte

In der Datenanalyse kam auch ans Licht, dass ein Viertel der Kliniken, die Mindestmengen-Eingriffe durchführen, 2017 unvollständige Qualitätsberichte abgaben. Die Kliniken äußerten sich nicht dazu, ob sie die Mindestmengen erfüllt haben. Den Recherchen zufolge erreichte ein Großteil dieser Kliniken die gesetzlichen Vorgaben nicht. So hielten nur sechs von 112 Kliniken, die keine Angaben zur Einhaltung der Mindestmengen bei Speiseröhren-OPs machten, die vorgegebenen Fallzahlen ein. Bislang wird die fehlerhafte Dokumentation in den Qualitätsberichten auch nicht sanktioniert. Roland Rischer, Geschäftsführer der Weissen Liste: "Patienten sollten grundsätzlich auf eine überdurchschnittlich hohe Fallzahl beim Krankenhaus der Wahl achten - so können sie problematische Kliniken umschiffen."

Mindestmengen-Regelungen müssen durchgesetzt werden

Damit die am 1.1.2018 in Kraft getretene Neufassung der Mindestmengen-Regeln tatsächlich dazu führt, dass schwierige Eingriffe nur in Kliniken mit entsprechender Erfahrung erfolgen, braucht es folgende Maßnahmen:

Der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenhäusern und Krankenkassen (G-BA) sollte die Qualitätsberichte und Mindestmengen-Angaben der Krankenhäuser auf Vollständigkeit und Plausibilität prüfen.

Bei Nichteinhaltung von vorgegebenen Fallzahlen sollten Sanktionen erfolgen: Kliniken, die Mindestmengen nicht einhalten, dürfen von den Krankenkassen keine Vergütung für die erbrachten Eingriffe erhalten dürfen die Leistung künftig nicht mehr erbringen

Der G-BA sollte die derzeitigen Mindestmengen-Vorgaben erheblich erhöhen. In England und Finnland sind die Mindestmengen zum Teil fünf- bis zehnmal so hoch wie in Deutschland und gelten oft pro Arzt und nicht pro Klinik.

Der G-BA sollte Mindestmengen für weitere Eingriffe festlegen, bei denen die Qualität des Behandlungsergebnisses nachweislich von der Menge der erbrachten Leistungen abhängig ist.

"Jeder, der in Deutschland operiert wird, sollte sicher und gut versorgt sein. Die Verschärfung der Mindestmengen ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu diesem Ziel", so Mohn. "Für eine umfassend bessere Gesundheitsversorgung brauchen wir jedoch eine tiefgreifende Veränderung: eine Krankenhauslandschaft mit erfahreneren und spezialisierteren Kliniken", so Mohn weiter. Was das für die Krankenhäuser in Deutschland und in einer Modellregion bedeutet, wird die Bertelsmann Stiftung Mitte Juli in einer weiteren Studie veröffentlichen.

Zusatzinformationen
Die Bertelsmann Stiftung und das Science Media Center (SMC) sind unabhängige Partner mit dem gemeinsamen Ziel, Missstände in der Gesundheitsversorgung aufzuzeigen und ihnen auf den Grund zu gehen. Zwei Projekte wurden bislang gemeinsam realisiert: 2017 stand der Anstieg von Rückenoperationen im Fokus, 2018 die Zunahme von Knieprothesen-Operationen. In der aktuellen Analyse haben das SMC und die Weisse Liste der Bertelsmann Stiftung die aktuellsten von den Krankenhäusern selbst erhobenen strukturierten Qualitätsberichte (SQB) von 2017 hinsichtlich folgender sechs Mindestmengen-Bereiche analysiert:

• Einsatz von künstlichen Kniegelenken (50 Fälle/Jahr)
• Stammzellentransplantation (25 Fälle/Jahr)
• Nierentransplantation (25 Fälle/Jahr)
• Lebertransplantation (20 Fälle/Jahr)
• Komplexe Eingriffe an der Speiseröhre (10 Fälle/Jahr)
• Komplexe Eingriffe an der Bauchspeicheldrüse (10 Fälle/Jahr)

Die Versorgung von Frühgeborenen (14 Fälle/Jahr) wurde in diese Analyse nicht einbezogen. Gesundheitsökonom Prof. Dr. Thomas Mansky und Versorgungsforscher Prof. Dr. Max Geraedts haben das Konzept der Auswertung wissenschaftlich geprüft.

Unsere Experten:
Meike Hemschemeier, Telefon: 02 21 88 88 25 13
E-Mail: meike.hemschemeier@sciencemediacenter.de

Dr. Jan Böcken, Telefon: 0 52 41 81 81 462
E-Mail: jan.boecken@bertelsmann-stiftung.de

Originalpublikation:
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/ ... ankenhaus/

Weitere Informationen:
http://www.bertelsmann-stiftung.de;
http://www.weisse-liste.de; www.sciencemediacenter.de

Quelle: Pressemitteilung vom 03.06.2019
Jochen Lange Pressestelle
Bertelsmann Stiftung
https://idw-online.de/de/news716801

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Faktencheck Krankenhausstruktur
In deutschen Krankenhäusern kommt es zu vermeidbaren Komplikationen und Todesfällen, weil viele Kliniken zu wenig Erfahrungen mit planbaren Operationen haben. Unser Faktencheck zeigt, dass eine stärkere Spezialisierung die Qualität der Versorgung verbessert, ohne die Fahrzeiten für Patienten maßgeblich zu verlängern.

Erfahrung der Operateure beeinflusst Behandlungsqualität
Die Qualität einer stationären Behandlung hängt nicht zuletzt von der Ausstattung der Kliniken und der Erfahrung der Mitarbeiter ab. Je häufiger Operateure und ihr Team einen Eingriff vornehmen, desto höher ihre Erfahrung. Der Faktencheck Krankenhausstruktur zeigt, dass die Spezialisierung von Kliniken auf bestimmte planbare Eingriffe zu einer besser Versorgung der Patienten führt, ohne dass sich die durchschnittlichen Fahrzeiten maßgeblich verlängern.
... (weiter lesen unter) ... >>> https://faktencheck-gesundheit.de/de/fa ... eberblick/

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Die Rheinische Post berichtet am 03.06.2019:
Große Unterschiede bei Operationen
Viele Kliniken zu unerfahren

Knapp jede fünfte Klinik in Deutschland erfüllt nicht die gesetzlichen Mindestanforderungen für schwere, planbare Operationen. Das schadet den Patienten, denn die Gelegenheitschirurgie führt nachweislich häufiger zu Komplikationen.
Von Philipp Jacobs
Übung macht den Meister, lautet ein bekanntes Sprichwort. Es trifft auf viele Berufe zu. Vor allem auf das Handwerk. Maurer, Maler oder Metzger sind besser, erfolgreicher, je öfter sie ihre Arbeit gemacht haben. Das gilt aber auch für Ärzte. Operationen sind mitunter reines Handwerk. Ein Chirurg, der einen schwierigen Eingriff schon häufig durchgeführt hat, kennt viele der Komplikationen, die auftreten können. Er ist gewappnet, operiert sicherer als jemand, der sich erst wenige Male an den Eingriff herangetraut hat. Den Patienten kommt das zugute.
... (weiter lesen unter) ... >>> https://rp-online.de/leben/gesundheit/v ... d-39184763

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OP-Routine: Mindestmengen-Regelung oft unterlaufen
Bestimmte schwierige OPs sollen laut Gesetz nur von erfahrenen Kliniken durchgeführt werden. Das legt die sogenannte Mindestmengen-Regelung fest. 40 Prozent der Kliniken in Deutschland unterlaufen diese Regel aber und unterschreiten die erforderlichen Fallzahlen. Dabei belegen Studien: in Kliniken mit hohen Fallzahlen gelingen komplexe Eingriffe oft besser – getreu dem Motto "Übung macht den Meister". Man sollte sein Krankenhaus vor einer schwierigen OP also sorgfältig wählen und vorher prüfen, wie oft eine OP durchgeführt wurde. Und das geht bei Online-Kliniksuchportalen auch relativ einfach. Quarks-Reporter Tobias Jobke mit Hintergründen und Patiententipps | audio > https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr ... n-100.html

Online-Kliniksuchportal – Weisse Liste | mehr > https://www.weisse-liste.de/de/

Mehr: "Fehler im System Krankenhaus?" – ein Quarks-Beitrag vom 27.10.2015 | video > https://www1.wdr.de/mediathek/video/sen ... s-100.html

Quelle: Mitteilung vom 03.06.2019
Quarks-Team - quarks@wdr.de
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WernerSchell
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Kliniken bieten Operationen trotz fehlender Routine an

Beitrag von WernerSchell » 07.06.2019, 06:18

Kliniken bieten Operationen trotz fehlender Routine an
Wollen Krankenhäuser in Deutschland komplizierte Behandlungen durchführen, müssen sie eigentlich ein Mindestmaß an Erfahrung vorweisen. Doch längst nicht alle halten sich daran.
Quelle: Spiegel Online > https://newsletter.vzbv.de/d/d.html?o00 ... dyhfu6sre6
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WernerSchell
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Online-Karte zeigt Kliniken, die komplizierte OPs durchführen dürfen

Beitrag von WernerSchell » 29.10.2019, 10:45

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Online-Karte zeigt Kliniken, die komplizierte OPs durchführen dürfen

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(29.10.19) Welche Kliniken in Deutschland dürfen 2020 Operationen vornehmen, für die es als Vorgabe eine Mindestanzahl an Eingriffen pro Jahr gibt? Diese Frage beantwortet die bundesweite "Mindestmengen-Transparenzkarte", mit der die AOK erstmals einen detaillierten Überblick gibt.
Weitere Infos:
https://www.aok-bv.de/presse/pressemitt ... 22824.html
Zu den Mindestmengen-Transparenzkarten:
https://www.aok-bv.de/engagement/mindes ... 331/10.481


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Quelle: Mitteilung vom 29.10.2019
Web-Infomail des AOK-Bundesverbandes
Herausgeber:
AOK-Bundesverband
Webredaktion
Tel.: 030/220 11-200
Fax: 030/220 11-105
mailto:aok-mediendienst@bv.aok.de
https://www.aok-bv.de


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Wer eine schwere Operation vor sich hat, sollte sich sein Krankenhaus sorgfältig aussuchen. Je häufiger eine Klinik einen bestimmten Eingriff vornimmt, desto größer ist die Chance, dass die Operation auch bei schwierigen Fällen glückt. Die Erfahrung zählt. Die Fallzahlen, die ein Krankenhaus vorzuweisen hat, sind also ein messbares Qualitätskriterium. Mein Kollege Philipp Jacobs kennt die erfahrensten Kliniken für künstliche Kniegelenke und andere Eingriffe. > https://rdir.inxmail.com/rponline/d?o0b ... deswestens
Quelle: Mitteilung der Rheinischen Post vom 30.10.2019
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