Kampf dem Vergessen --- Demenz-Prävention
Verfasst: 01.10.2017, 06:48
Kampf dem Vergessen
Ein Forscherteam am Uniklinikum Homburg untersucht Methoden zur Vorbeugung von Demenz
Ständig vergisst du alles – du hast doch Alzheimer!« Ein Satz, der im Scherz schnell dahergesagt ist. Doch damit ist oft nicht zu spaßen: In Deutschland leiden über zwei Millionen Menschen an Alzheimer und ähnlichen unheilbaren Formen der Demenz.
Der Mensch muss sein Leben lang mit einer bestimmten Anzahl an Nervenzellen auskommen. Verkümmern diese Zellen, hat das beispielsweise zur Folge, dass das Kurzzeit- Gedächtnis versagt – man spricht von Demenz. Ausgelöst wird die Krankheit durch ein Übermaß eines bestimmten Moleküls. Zum Ausbruch der Krankheit tragen Risikofaktoren wie ein hohes Alter, ein hoher Cholesterin-Spiegel, Bluthochdruck, ungesunde Ernährung, Depressionen und zu wenig geistige und körperliche Aktivität bei. Eine Demenz- Erkrankung ist ein schleichender Prozess. Der Ausbruch der Krankheit kann bis zu 30 Jahre dauern. Heutzutage wird Demenz mit Medikamenten behandelt, allerdings mit mäßigem Erfolg: Maximal ein Drittel der Patienten profitiert zumindest eine Zeit lang von den Medikamenten, die zur Zeit für die Behandlung der Alzheimer-Krankheit zur Verfügung stehen. Neben Alzheimer gehört auch Parkinson zu den bekannten Formen von Demenz.
Wissenschaftler der Saar-Uni beschäftigen sich schon seit längerem mit dieser Krankheit. Vor einem Jahr wurde am Universitätsklinikum in Homburg das Deutsche Institut für Demenz-Prävention (DIDP) eröffnet. Tobias Hartmann, Professor für Neurodegeneration und Neurobiologie, und sein Forscherteam am DIDP wollen herausfinden, wie man die Hirnleistung im Alter erhalten kann. »Das Gehirn kann nicht alles speichern. Gedächtnis bedeutet, man muss vergessen können. Dann muss die Grenze zwischen ›gesundem‹ Vergessen und Krankheit gezogen werden.«, so Hartmann. Er und sein Team forschen an dieser Grenze, wo das Vergessen zur Erkrankung wird.
Das Augenmerk des Teams richtet sich besonders auf die Alzheimer-Krankheit. Diese Form von Demenz tritt am häufigsten auf. Weltweit leiden etwa 24 Millionen Menschen an Alzheimer. In Deutschland werden über 200.000 Demenz -Neuerkrankungen pro Jahr verzeichnet. Bis jetzt ist es zwar nicht möglich, Alzheimer zu heilen. Wird die Krankheit aber rechtzeitig entdeckt, können die Betroffenen besser versorgt werden. Daher testet das Forscherteam am DIDP neue Methoden, mit denen Alzheimer früher erkannt werden soll. Dabei wird dem Menschen Hirnwasser entnommen, in dem Eiweißfragmente, sogenannte »molekulare Marker«, enthalten sind. Hiermit lässt sich besser erkennen, ob der Mensch von der Krankheit betroffen ist. Eine andere Möglichkeit, eine Diagnose zu erstellen, ist beispielsweise eine Kernspintomographie. Neben Diagnoseverfahren untersuchen die Forscher um Tobias Hartmann außerdem im Projekt »Lipi- DiDiet«, ob die im Fisch enthaltenen Omega-3-Fette einer Alzheimer-Erkrankung vorbeugen können.
Natürlich wäre es auch den Wissenschaftlern lieber, wenn die Menschen erst gar nicht an Alzheimer erkrankten. Sie setzen daher auf Prävention. »Gesunde Ernährung sowie die körperliche und geistige Fitness auch im fortgeschrittenen Lebensalter sind wichtig, um der Krankheit vorzubeugen«, betont Professor Hartmann. Auch Patienten, bei denen eine Demenz im frühen Stadium erkannt wurde, könnten vermutlich den Krankheitsverlauf hinauszögern, wenn sie Risikofaktoren wie Übergewicht oder Bluthochdruck rechtzeitig bekämpften.
Jana Burnikel
Hintergrund:
Das Deutsche Institut für Demenz-Prävention wurde erst jüngst zu einem der 365 Orte im »Land der Ideen 2010« ernannt. Finanziert wird das DIDP vom Land, der Universität des Saarlandes und aus Drittmitteln. Mittlerweile ist das Institut für Demenzforschung bundes- und weltweit vernetzt: Als federführendes Institut der größten europäischen Alzheimerstudie erhält es Fördergelder aus der EU. Insgesamt arbeitet das Institut mit 18 Partnern aus der ganzen Welt zusammen.
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Kenntnisstand Präventionsmaßnahmen Von verschiedenen Einzelmaßnahmen ist bekannt, dass diese das Erkrankungsrisiko verringern können. Allerdings ist bis heute unbekannt wie groß dieser schützende Effekt ist. Deswegen wird mittlerweile oft ein verbesserter Weg verfolgt. Allgemein wird davon ausgegangen, dass ebenso wie bei vielen anderen präventiven Ansätzen, Einzelmaßnahmen zwar die oben erwähnten messbare Gruppeneffekte erzielen können, in ihrer Wirksamkeit aber kombinatorischen Ansätzen klar unterliegen könnten. Das sekundärpräventive Konzept des DIDP beruht auf einer multidimensionalen Prävention. Dies kann einerseits zu der Kombination verschiedener Wirkstoffe oder der Kombination ganz unterschiedlicher Maßnahmen führen. Beispiele sind hier aufgeführt: • Kontrolle der vaskulären Risikofaktoren (Hypercholesterolämie mit engen Grenzwerten, Bluthochdruck, Diabetes • Ernährungseinstellung und Supplementation (Langkettige Omega-3 Fettsäuren, Reduzierung bestimmter Risikostoffe, Folsäure und B6/B12 in individuell angepasster Dosierung) • Altersangepasstes körperliches Fitness Programm mit de-finierter Trainingsleistung • Kognitive Aktivierung und soziales Integrationsprogramm • Therapie depressiver Symptome • Optimierung und Anpassung/Ersatz der aktuellen Medikation in Hinsicht auf kognitive Wechselwirkung Bei dem heutigen Stand der Wissenschaft ist für die Sekundär-prävention immer eine individuelle Beratung und Betreuung notwendig. Am DIDP selber geschieht dies im Rahmen wissenschaftlicher Studien, außerhalb der reinen Forschungstätigkeit engagiert sich das DIDP stark dafür, dass diese Maßnahmen zukünftig auch der breiten Bevölkerung zur Verfügung stehen.
Quelle: http://www.didp.org/demenzpaevention.htm
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Die Gesundheit managen - u.a. das Gehirn auf Trab halten, egal mit welchen Mitteln ...
"Die simple Überlegung, die Reichen könnten es sich richten und sich Gesundheit und Lebenszeit kaufen, stimmt, jedenfalls in Ländern mit gut funktionierenden sozialen Gesundheitssystemen, so nicht oder nur zu einem verschwindend kleinen Teil. Vielmehr sind es die Umstände, die mit einem höheren sozioökonomischen Status einhergehen, die zu mehr Gesundheit führen.
In der westlichen Welt beeinflusst die Lebensführung die Lebenserwartung viel stärker als die ökonomische Situation. Gruppen mit besserer finanzieller Ausstattung profitieren in gesundheitlicher Hinsicht davon, dass sie eher in der Lage sind, sich umfassend zu informieren, Probleme und Situationen zu analysieren, Lösungen zu diskutieren, Angebote abzuwägen und Verantwortung zu übernehmen, indem sie Entscheidungen treffen.
Anders ausgedrückt: Menschen sind nicht deshalb gesünder und leben nicht deshalb länger, weil sie reicher sind, sondern weil sie eher dazu neigen, sich aktiv um ihre Gesundheit zu bemühen und dabei ihr Wissen und ihre Erfahrung zu nutzen."
Quelle: Universitätsprofessor Dr. Heinz Ludwig in "Richtig leben, länger leben", Edition a, 2017, Seite 159)
"Gesundheitsbewahrung geht vor Krankheitsbewältigung"
Alenos von Pergamon (129 - 216 n. Chr.)
Der Neusser Pflegetreff wird am 22.11.2017 interessierte BürgerInnen darüber gezielt informieren und aufzeigen, wie eine gesunde Lebensführung bis ins hohe Alter gelingen kann. Es wird dann vorrangig um Eigenverantwortung und nicht um eine Beteiligung am "Gesundheitsmarkt" gehen. - Näheres > viewtopic.php?f=7&t=22212