Corona-Virus – besorgniserregende Lage!

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DBfK warnt vor zu schneller Öffnung der stationären Langzeitpflege für Besucher/innen

Beitrag von WernerSchell » 07.05.2020, 15:55

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DBfK Südost e.V.

Einrichtungen vor großen logistischen Herausforderungen

DBfK warnt vor zu schneller Öffnung der stationären Langzeitpflege für Besucher/innen / Mehr Schutzausrüstungen, mehr Pflegefachpersonen, mehr Tests und eine einheitliche Besuchsregelung gefordert

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Die Lockerung der Besuchsregelungen vom kommenden Wochenende an – so wünschenswert diese sind – stellt die stationäre Landzeitpflege vor große logistische Herausforderungen: „Es ist niemand darauf vorbereitet, wenn neben 100 Bewohnerinnen und Bewohnern noch 100 Angehörige eine Einrichtung aufsuchen. Schon alleine der Schutz der Bewohner/innen stellt die Pflegenden derzeit vor große Hürden“, warnt Dr. Marliese Biederbeck, Geschäftsführerin des DBfK Südost e.V. Die Bandbreite an Herausforderungen ist im Zuge der Lockerungen groß: Neben der strikten Einhaltung des Hygienekonzeptes müssen Pflegende Bewohner/innen und Angehörige, die sich lange nicht gesehen haben und sich nun nur auf Distanz begegnen dürfen, auch emotional begleiten. Viele Einrichtungen fühlen sich alleine gelassen. „Damit die Einrichtungen mehr Sicherheit im Umgang mit den Besuchsregeln bekommen, fordern wir von der Politik ein Konzept zur schrittweisen Öffnung der Heime. Dies ermöglicht eine nachhaltige, gute Planung und Vorbereitung. Ein Überrumpelungsmanöver ist wenig hilfreich“, so Dr. Biederbeck weiter.

Grundvoraussetzung sei, dass es überall und für jeden eine geeignete persönliche Schutzausrüstung gibt, das sei bislang nicht der Fall. „Der Mangel an Schutzausrüstung ist nach wie vor ein riesiges Problem, von einer Entwarnung kann keine Rede sein“, so Dr. Biederbeck.

Maske und Mindestabstand, möglichst im Freien lauten die wagen Vorgaben seitens der Politik – die mögliche Tragweite dieser Lockerungen ist offenbar nicht bedacht worden. Der DBfK als Vertreter der professionellen Pflege ist in großer Sorge und warnt vor ernsthaften Konsequenzen. Oberstes Gebot bleibt, Menschen zu schützen und das Gesundheitssystem und damit die Berufsgruppen im Gesundheitswesen nicht zu überfordern. Der logistische Aufwand für die Registrierung und Einweisung der Besucherinnen und Besucher ist enorm und bindet zusätzliches Personal, das in den Einrichtungen aber oftmals nicht vorhanden ist. Hier zeigt sich erneut die unauflösbare Misere eines auf Effizienz getrimmten Pflegewesens. Das Infektionsgeschehen in den Pflegeeinrichtungen hat in den letzten Wochen gezeigt, welche fatalen Konsequenzen daraus entstehen können.

Nicht zuletzt müssen die Einrichtungen über ausreichend gut qualifizierte Pflegefachpersonen verfügen: Die geforderte strikte Einhaltung von Hygieneregeln ist nur möglich, wenn ausreichend qualifiziertes Personal pro Schicht eingeplant ist, das in der Lage ist, die Schutzvorkehrungen zu treffen und damit die Hygienestandards genau einzuhalten. Auch und ganz besonders in den Pflegeeinrichtungen gilt, Kontakte auf ein möglichst geringes Maß zu beschränken: Je kleiner die Zahl der pflegebedürftigen Menschen ist, die eine Pflegefachperson pflegt, desto geringer ist die Infektionsgefahr.

In diesem Zusammenhang muss auch die regelmäßige Testung der Bewohner/innen und des Personals, vor allem aber die zügige Mitteilung des Testergebnisses (innerhalb von 24 Stunden), gewährleistet sein. Das ist ebenfalls noch ein Manko.

Quelle: Pressemitteilung vom 07.05.2020
Sabine Karg
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe | DBfK Südost e.V. | Edelsbergstraße 6 | 80686 München
Telefon: 089-179970-23 | Mobil: 0176 43996058 | Fax: 089-1785647 | s.karg@dbfk.de | www.dbfk.de | www.facebook.com/dbfk.suedost



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Dazu ergeben sich von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk folgende Anmerkungen:

Ich sehe mit dem DBfK e.V. die Lockerungen der Besuchsverbote für die Pflegeeinrichtungen für sehr problematisch an. Darauf habe ich bereits in verschiedenen Statements aufmerksam gemacht. Es gibt viele Gründe, die zu erheblichen Bedenken Anlass geben. Den erforderlichen Schutz vor Infektionen der meist älteren und vorerkrankten HeimbewohnerInnen (= Personen mit höchstem Risiko) und Pflegekräfte sehe ich nicht als ausreichend gewährleistet an.
Es ist im Übrigen zu bedenken, dass die bisherigen Pflege-Stellenschlüssel für eine angemessene Versorgung der BewohnerInnen keine Grundlage bieten konnten. Daher wurde folgerichtig immer wieder über entsprechende Mängel berichtet und es mussten entsprechende Aufbesserungen eingefordert werden (siehe u.a. unter > viewtopic.php?f=3&t=23544 ).
Das seit Monaten im BMG vorliegende Rothgang-Gutachten sieht einen zusätzlichen Dienstkräftebedarf von 36% vor und liegt damit weit über dem von hier mit 20% angenommenen Stellenplus. Hierdurch wird die Personalmisere noch einmal zusätzlich verdeutlicht (siehe u.a. unter > viewtopic.php?f=3&t=23508 )
Und jetzt sollen die personell total unterbesetzten Pflegeeinrichtungen auch noch sicherstellen, dass bei den anstehenden Besucherströmen Infektionen durch entsprechende Sicherungsmaßnahmen tunlichst ausgeschlossen werden. Das halte ich unter den gegebenen Umständen für nicht machbar mit der Folge, dass mit gehäuften Corona-Infektionsausbrüchen in den Heimen zu rechnen ist. Dabei will ich das Bemühen einzelner Einrichtungen um möglichst sichere Besuchsvoraussetzungen nicht infrage stellen. Bei einer Betrachtung der Gesamtsituation in Deutschlands Pflegeheimen kann das aber die Sorge bezüglich der genannten Gefährdungslage nicht wirklich schmälern. - Werner Schell
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Leitfaden für den Öffentlichen Gesundheitsdienst zum Vorgehen bei Häufungen von COVID-19

Beitrag von WernerSchell » 08.05.2020, 06:22

Robert Koch Institut

Leitfaden für den Öffentlichen Gesundheitsdienst zum Vorgehen bei Häufungen von COVID-19
Dieser Leitfaden zum Management von COVID-19 Ausbrüchen richtet sich in erster Linie an die Fachöffentlichkeit im Gesundheitswesen, insbesondere den ÖGD auf allen Ebenen. Er verweist auf viele bereits existierende generische sowie für COVID-19 entwickelte Dokumente und geht z.B. auch auf das Testen von asymptomatischen Personen im Rahmen von Ausbrüchen ein. Die massiven Anstrengungen auf allen Ebenen des ÖGD verfolgen weiterhin das Ziel, die Infektionen in Deutschland so früh wie möglich zu erkennen und die weitere Ausbreitung des Virus so weit wie möglich zu verzögern.
Die Inhalte basieren auf den Erkenntnissen zu Erkrankungen (COVID-19) mit Infektionen durch das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) zum jeweils angegebenen Datenstand. Das Dokument wird aktualisiert und ergänzt, sobald neue Erkenntnisse eine Aktualisierung/Änderung der Empfehlungen notwendig machen.


Erscheinungsdatum 2. Mai 2020 PDF (256 KB, Datei ist nicht barrierefrei) > https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/N ... cationFile
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Sterbefallzahlen: Anzeichen für Übersterblichkeit im Zusammenhang mit Corona-Pandemie

Beitrag von WernerSchell » 08.05.2020, 16:11

PRESSEMITTEILUNG des Statistischen Bundesamtes (DESTATIS) Nr. 162 vom 08.05.2020

Sterbefallzahlen seit Ende März über dem Durchschnitt vergangener Jahre / Anzeichen für Übersterblichkeit im Zusammenhang mit Corona-Pandemie

WIESBADEN – Nach vorläufigen Ergebnissen liegen die Sterbefallzahlen in Deutschland seit der 13. Kalenderwoche (22. bis 29. März 2020) über dem Durchschnitt der jeweiligen Kalenderwochen der Jahre 2016 bis 2019. In der 13. Kalenderwoche sind mindestens 19 385 Menschen gestorben, in der 14. Kalenderwoche (30. März bis 5. April) mindestens 20 207 und in der 15. Kalenderwoche (6. bis 12. April) mindestens 19 872. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, war die Abweichung der Sterbefallzahlen nach oben in der 15. Kalenderwoche mit knapp 2 000 Fällen beziehungsweise 11 % über dem vierjährigen Durchschnitt am größten. Im Vergleich zu den einzelnen Jahren liegen die Sterbefallzahlen dieser Woche in einer Spannweite von 18 % über den Zahlen von 2017 und 4 % über denen von 2018. Die aktuelle Entwicklung ist auffällig, weil die Sterbefallzahlen in dieser Jahreszeit aufgrund der ausklingenden Grippewelle üblicherweise von Woche zu Woche abnehmen. Dies deutet auf eine Übersterblichkeit im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie hin.

Die vollständige Pressemitteilung sowie weitere Informationen und Funktionen sind im Internet-Angebot des Statistischen Bundesamtes unter https://www.destatis.de/pressemitteilungen zu finden.

Herausgeber:
DESTATIS | Statistisches Bundesamt
Gustav-Stresemann-Ring 11
65189 Wiesbaden
Telefon: +49 (0) 611 / 75 - 34 44
www.destatis.de/kontakt

Erreichbarkeit: montags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr und freitags von 8 bis 15 Uhr.
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Nach Corona-Lockerungen empfehlen Altersmediziner weiteren Schutz älterer Menschen

Beitrag von WernerSchell » 08.05.2020, 17:08

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)

Nach Corona-Lockerungen empfehlen Altersmediziner weiteren Schutz älterer Menschen

Das öffentliche Leben wird langsam hochgefahren – die Gefährdungen gerade für ältere Patienten aber bleiben. Davor warnt die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und mahnt zur Vorsicht. „Ein Besuch der Enkelkinder bei den Großeltern – für eine beschränkte Zeit, ohne körperlichen Kontakt und unter Einhaltung der nun allen bekannten Hygieneregeln – ist sicher kein Problem“, sagt DGG-Präsident Professor Hans Jürgen Heppner, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am HELIOS Klinikum Schwelm und Inhaber des Lehrstuhls für Geriatrie der Universität Witten/Herdecke. „Aber auch nach den politischen Lockerungen ist SARS-CoV-2 noch nicht verschwunden!“

Abstand und zusammen halten.png
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Konkret sieht Heppner eine positive Entwicklung: „In den vergangenen Wochen haben alle Menschen viel über Hygieneregeln, Disziplin und gegenseitige Rücksichtnahme gelernt. Daher ist es auch an der Zeit, darüber nachzudenken, wie sich Familien vernünftig wieder treffen können.“ Die Bundesregierung hat die Kontaktbeschränkungen entsprechend gelockert. Dürfen sich also Enkel und Großeltern nun wieder besuchen? „Eine von der Politik genehmigte Lockerung von Beschränkungen ist nicht gleichzusetzen damit, seinen klugen Menschenverstand auszuschalten“, sagt Heppner. Das heißt: Besuche sind möglich, aber unter eigenverantwortlich gesetzten Auflagen, damit eine Infizierung von Menschen in Risikogruppen weiter vermieden wird.

Nach Kontaktbeschränkung und Isolation: Lassen Sie es langsam angehen

DGG-Präsident Heppner sieht natürlich auch alle schwierigen Aspekte der Kontaktbeschränkung und Isolation, die unbestritten negative Folgen auf das seelische und körperliche Wohlbefinden haben. „Wir wissen alle, wie sehr Familien, und besonders Großeltern, darunter leiden, sich einander nicht treffen zu können. Aber lassen Sie es langsam angehen, damit wir nicht Gefahr laufen, dass Beschränkungen wieder eingeführt werden müssen.“ Der Geriater empfiehlt weiterhin, Abstand zu halten. Einem gemeinsamen Spaziergang, einer kleinen Kaffeetafel auf der Terrasse bei schönem Wetter oder einem Plausch über den Gartenzaun mit den Kindern und Enkelkindern stünde in der aktuellen Situation nichts im Wege – im Gegenteil: Es wird allen guttun.

Bei Zucker- oder Lungenkrankheit Besuche weiterhin vermeiden

In anderen Fällen ist dagegen weiterhin größte Vorsicht geboten: Wenn der Großvater beispielsweise chronisch krank ist, an einer ausgeprägten Lungenerkrankung leidet oder von einer schwer einstellbaren Zuckerkrankheit betroffen ist, sollten Besuche vermieden werden. Zudem sollte bei aufkommenden Schwierigkeiten weiterhin immer sofort der Arzt kontaktiert werden. „Natürlich sagt es sich sehr einfach, die Besuche kurz zu halten“, so Heppner. Aber was ist, wenn zwischen den Familien 500 Kilometer liegen und die Verwandten gerne über Nacht bleiben würden? „In diesem Fall würde ich trotz aller Lockerungen zum jetzigen Zeitpunkt davon abraten, ein ganzes Wochenende bei den Großeltern zu verbringen.“ So hält der Mediziner es auch persönlich: „Ich habe meiner Mutter eine Muttertagskarte geschrieben und werde mich am Sonntag erstmal auf einen Anruf beschränken. Und bald werde ich sie auch besuchen – mit ausreichendem Sicherheitsabstand und frisch gewaschenen Händen.“

Pressekontakt der DGG

Torben Brinkema
medXmedia Consulting KG
Nymphenburger Str. 19
80335 München
Tel: +49 (0)89 / 230 69 60 21
Fax: +49 (0)89 / 230 69 60 41
E-Mail: presse@dggeriatrie.de

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der Ärzte, die sich auf die Medizin der späten Lebensphase spezialisiert haben. Wichtige Schwerpunkte ihrer Arbeit sind unter anderem Bewegungseinschränkungen und Stürze, Demenz, Inkontinenz, Depressionen und Ernährungsfragen im Alter. Häufig befassen Geriater sich auch mit Fragen der Arzneimitteltherapie von alten Menschen und den Wechselwirkungen, die verschiedene Medikamente haben. Bei der Versorgung geht es darum, den alten Menschen ganzheitlich zu betreuen und ihm dabei zu helfen, so lange wie möglich selbstständig und selbstbestimmt zu leben. Die DGG wurde 1985 gegründet und hat heute rund 1.700 Mitglieder.

Weitere Informationen:
https://www.dggeriatrie.de/presse/pressemeldungen

Anhang
Nach Corona-Lockerungen empfehlen Altersmediziner weiteren Schutz älterer Menschen: „SARS-CoV-2 ist noch nicht verschwunden!“
> https://idw-online.de/de/attachment79882

Quelle: Pressemitteilung vom 08.05.2020
Torben Brinkema Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
https://idw-online.de/de/news747129
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Solidarität ist die politische Form der Nächstenliebe.

Beitrag von WernerSchell » 09.05.2020, 08:16

Solidarität ist die politische Form der Nächstenliebe.
Norbert Blüm (Kurzer Nachruf > https://www.youtube.com/watch?v=JRlwvI322pQ )

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Anti-Corona-Demos in ganz Deutschland: „Diese Menschen haben es nicht verstanden“ - unfassbar!

Beitrag von WernerSchell » 10.05.2020, 07:05

Anti-Corona-Demos in ganz Deutschland: „Diese Menschen haben es nicht verstanden“ - unfassbar! (> https://www.focus.de/politik/deutschlan ... 73532.html ). Dazu hat Albert Einstein bereits alles gesagt!

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Fleischfabriken werden zu Hotspots der Corona-Krise und die normalerweise unsichtbaren Menschen werden in Umrissen erken

Beitrag von WernerSchell » 10.05.2020, 16:00

Blogbeitrag von Professor Dr. Stefan Sell vom 09.05.2020:

Keine Überraschung: Die Fleischfabriken werden zu Hotspots der Corona-Krise und die normalerweise unsichtbaren Menschen werden in Umrissen erkennbar

Große Aufregung in der Berichterstattung der letzten Tage: In der deutschen Fleischproduktion grassiert das Coronavirus unter den Beschäftigten. In Nordrhein-Westfalen sollen jetzt alle Arbeiter von Schlachthöfen getestet werden, so dieser Artikel: Mehr als 600 Corona-Fälle in Schlachtereien. »In den meisten Fällen hatten sich rumänische Werkvertragsarbeiter angesteckt, die oft in engen Gemeinschaftsunterkünften leben. Allein im Betrieb Müller Fleisch bei Pforzheim gab es in den vergangenen Wochen etwa 300 Infizierte … Bei Westfleisch haben sich nach Angaben der zuständigen Landkreise an den Standorten Oer-Erkenschwick und Coesfeld mehr als 200 Arbeiter infiziert … Das Unternehmen Vion hat seinen Schlachtbetrieb im schleswig-holsteinischen Bad Bramstedt nach einem Corona-Ausbruch ebenfalls geschlossen. Dort gibt es mehr als 100 Infizierte unter den Werkvertragsarbeitern, die meisten sind in Zweibettzimmern in einer ehemaligen Kaserne untergebracht und wurden gemeinsam per Bus zur Arbeit gefahren.«

... (weiter lesen unter) ... > https://aktuelle-sozialpolitik.de/2020/ ... -und-mehr/
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Tausende bei Demos gegen Coronaregeln - – oft unter Missachtung des Verbots großer Ver­sammlungen und der Abstandsregeln

Beitrag von WernerSchell » 11.05.2020, 06:29

Deutsches Ärzteblatt vom 10.05.2020:
Tausende bei Demos gegen Coronaregeln
Berlin – Der Protest gegen die Beschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens im Zuge der Coronakrise nimmt trotz zahlreicher Lockerungen der Vorschriften stetig zu. Er hat sich inzwischen auf ganz Deutschland ausgeweitet.
Vorgestern demonstrierten in Berlin, Frankfurt, Köln, München und Stuttgart, aber auch in kleineren Städten Tausende Menschen – oft unter Missachtung des Verbots großer Ver­sammlungen und der Abstandsregeln. Die Polizei schritt trotz der Verstöße nicht immer ein. In Berlin nahm sie wegen des Nichteinhaltens der Regeln zur Eindämmung des Virus' mehr als 100 Menschen vorübergehend fest.
... (weiter lesen unter) ... https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... 7ac2e8834e


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Dazu passt:
Es ist völlig legitim, ja sogar dringend geboten, die Einschränkungen der Freiheit kritisch zu hinterfragen und zu diskutieren. Für diesen Diskurs steht unsere offene Gesellschaft schließlich. Aber unter die Bürger, die sich nicht bevormunden lassen wollen, weil sie selbst verantwortlich mit der Ansteckungsgefahr umgehen, mischt sich allerhand Gesocks. Von einer Verschwörung gegen die Freiheitsrechte kann allerdings keine Rede sein, sonst würden sich Bund und Länder kaum so uneinheitlich und widersprüchlich präsentieren.
Quelle: Chefredakteur Moritz Döbler in Newsletter der Rheinischen Post vom 11.05.2020
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Ärzte in Gesundheitsämtern kritisieren Notbremsekriterium

Beitrag von WernerSchell » 11.05.2020, 06:33

Deutsches Ärzteblatt vom 09.05.2020:
Ärzte in Gesundheitsämtern kritisieren Notbremsekriterium
Berlin – Der Bundesverband der Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) hat die in den Lockerungsplänen von Bund und Ländern vereinbarte Infektionsobergrenze als viel zu hoch kritisiert. „Wie die Gesundheitsämter damit klar kommen sollen, ist mir ein Rätsel. Das ist nicht zu schaffen“, sagte die Verbandsvorsitzende Ute Teichert dem Redaktions­netzwerk Deutschland vom Freitag. „Die Gesundheitsämter werden ohne dauerhafte Personalunterstützung in die Knie gehen.“
Die Obergrenze hatten Bund und Ländern als „Notbremse“ im Lockerungskonzept vereinbart. Die Länder sollen laut Beschluss sicherstellen, dass in Landkreisen oder kreisfreien Städten mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen sofort wieder ein konsequentes Beschränkungskonzept umgesetzt wird.
... (weiter lesen unter) ... > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... 7ac2e8834e
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Pflege während der Coronakrise - „Viele Angehörige sind mit der Kraft am Ende“

Beitrag von WernerSchell » 11.05.2020, 07:19

Der Tagesspiegel vom 10.05.2020:

Pflege während der Coronakrise
„Viele Angehörige sind mit der Kraft am Ende“

Angebote für pflegebedürfte Menschen sind komplett weggebrochen. Die Last tragen jetzt die Angehörigen alleine. Eine Sozialpädagogin berichtet.
Sandra Dassler
Sozialpädagogin Gabriele Tammen-Pfarr leitet die Beratungs - und Beschwerdestelle „Pflege in Not“ des Diakonischen Werks in Berlin. Wenn Sie selbst Beratung benötigen, dies ist die Nummer des Kontakttelefons: 030/69 59 89 89.
Sie haben „Pflege in Not“ gegründet und leiten diese Beratungsstelle bei Konflikt und Gewalt in der Pflege älterer Menschen seit Jahren. Hat die Coronakrise die Situation verschärft?
Ja, die Situation für alte, pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen hat sich extrem verschärft! Und für viele sogar sehr dramatisch. Das liegt vor allem daran, dass fast alle Unterstützungsangebote aus unserem Hilfesystem nicht mehr in Anspruch genommen werden können, wie etwa Tagespflegen, Betreuungsgruppen, Einzelbetreuung und viele weitere Angebote, die pflegende Angehörige unterstützt und entlastet haben. Angebote, in denen alte, demenzerkrankte oder schwerstkranke Menschen mehrere Stunden betreut wurden.
--- (weiter lesen unter) ... > https://www.tagesspiegel.de/berlin/pfle ... 15960.html
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Die Vielzahl der Lockerungen suggeriert den Bürgern, wir hätten es geschafft ...

Beitrag von WernerSchell » 12.05.2020, 08:12

Kampf gegen die Corona-Pandemie: "Ich begrüße die Lockerungen. Allerdings geht mir das alles zu schnell. Die Vielzahl der Lockerungen suggeriert den Bürgern, wir hätten es geschafft. Das ist aber noch nicht der Fall" (Zitate: Stephan Pusch, Landrat im Kreis Heinsberg, im Beitrag der Rheinischen Post vom 12.05.2020 mit dem Titel "Kreise wollen flexiblere Corona-Regeln").
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Anhörung zu sozialen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie

Beitrag von WernerSchell » 12.05.2020, 08:56

Blogbeitrag von Professor Dr. Stefan Sell vom 11.05.2020:

Einzelsachverständiger bei der Öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Arbeit und Soziales des Deutschen Bundestages zum Gesetzentwurf zu sozialen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie (Sozialschutz-Paket II) und weiteren Anträgen

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➔ Deutscher Bundestag: Anhörung zum sozialen Schutz während der Corona-Krise > https://www.bundestag.de/#url=L2Rva3VtZ ... =mod531790
➔ Zusammenstellung der schriftlichen Stellungnahmen zur Anhörung > https://www.bundestag.de/resource/blob/ ... g-data.pdf
Kurzbericht von der Anhörung vom Pressedienst des Deutschen Bundestages: ➔ Regelungen zum Kurzarbeitergeld kritisiert (11.05.2020) > https://www.bundestag.de/#url=L3ByZXNzZ ... =mod445722
... (weiter lesen unter) ... > https://stefan-sell.de/
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Welche Schutzmaske schützt vor COVID-19?

Beitrag von WernerSchell » 13.05.2020, 06:57

Welche Schutzmaske schützt vor COVID-19?

Die COVID-19-Pandemie hat sowohl in der Patientenversorgung als auch in der Öffentlichkeit zu Diskussionen darüber geführt, welche Schutzmasken vor einer Ansteckung schützen. In der Fachzeitschrift „Krankenhaushygiene up2date“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2020) haben Experten für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention zusammengefasst, was sich bislang in klinischen Studien beim praktischen Einsatz von Masken für den Infektionsschutz als wirksam erwiesen hat. Um die notwendigen und passenden Schutzmaßnahmen abzuleiten, ist es wichtig, die Übertragungswege von Atemweginfektionen zu verstehen.


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„Eine häufige Fehlannahme ist, dass respiratorische Viren als nackte Viruspartikel übertragen werden“, betonen PD Dr. med. Roland Schulze-Röbbecke und Professor Dr. med. Sebastian Lemmen vom Zentralbereich für Krankenhaushygiene und Infektiologie der RWTH Aachen. Gemeinsam mit Dr. rer. nat. Marcus Reska vom Deutschen Beratungszentrum für Hygiene (BZH) haben sie für den Fortbildungsbeitrag die wichtigsten Fakten zur Übertragung von Atemwegsinfektionen zusammengefasst. Die Tatsache, dass respiratorische Erreger immer in Tröpfchen von Atemwegssekret ausgeschieden werden, spielt eine wichtige Rolle bei der Übertragung und damit bei der Auswahl der Schutzmaske.

Prinzipiell können Atemwegsinfektionen durch Kontakt, Tröpfchen oder aerogen übertragen werden. Bei einer Kontaktübertragung erfolgt die Ansteckung zum Beispiel durch das Berühren von Mund, Nase oder Augen mit den Händen, an denen der Erreger haftet. Händehygiene und das Vermeiden von Berührungen im Gesicht reduzieren daher die Ansteckungsgefahr. Diese Maßnahmen sind auch bei COVID-19 angezeigt, da es als gesichert gilt, dass SARS-CoV-2 durch Kontakt mit den Händen übertragen wird.

Darüber hinaus werden Coronaviren allen bisherigen Erkenntnissen zufolge durch Tröpfchen übertragen. Zu einer Tröpfcheninfektion kommt es, wenn respiratorische Sekrettröpfchen beim Sprechen, Niesen oder Husten auf die Schleimhäute der oberen Atemwege und Augen-Bindehaut einer anderen Person gelangen. Aufgrund ihrer Masse und Größe (>5 μm) sinken die Tröpfchen unter Innenraumbedingungen schnell ab und legen meist nur Strecken von weniger als einem Meter zurück. Vor einer Tröpfchenübertragung schützt ein nach bestimmten Qualitätsnormen hergestellter Mund-Nasen-Schutz (MNS), der auch als „OP-Maske“ bezeichnet und als Einmalmaterial verwendet wird. „Zahlreiche Studien mit geschultem Personal im klinischen Bereich haben gezeigt, dass ein MNS den Träger zusammen mit einer Schutzbrille vor Infektionen durch die Tröpfchen anderer Personen schützt. Umgekehrt schützt ein MNS auch andere Personen vor Infektionen durch die Tröpfchen des Trägers“, fassen die Autoren zusammen.

Von einer aerogenen Übertragung (auch "Aerosol“- oder „luftgetragene Übertragung“ genannt) sprechen Wissenschaftler, wenn Krankheitserreger in Aerosolen, als kleinste, luftgetragene Tröpfchen, ihre Infektiosität beibehalten. In der Luft verdunsten Tröpfchen zu sogenannten Tröpfchenkernen, die aufgrund ihrer geringen Masse und Größe (<5 μm) nicht zu Boden sinken, sondern sich in der Luft schwebend über Distanzen von vielen Metern verbreiten können. Laut Schulze-Röbbecke und seinen Kollegen gibt es bisher jedoch keine ausreichenden Belege dafür, dass der Erreger von COVID-19 aerogen übertragen wird.

Bei bestimmten medizinischen Maßnahmen im Klinikalltag, wie etwa der Intubation eines Patienten, lasse sich aufgrund der starken Tröpfchenbildung jedoch nicht ausschließen, dass Coronaviren auch als Aerosol übertragen werden können. Bei derartigen Maßnahmen bietet ein MNS möglicherweise keinen ausreichenden Schutz und es sollte sicherheitshalber – falls verfügbar – eine Atemschutzmaske der Klasse FFP2 oder FFP3 getragen werden. Atemschutzmasken bestehen aus schwebstofffiltrierendem Material, durch das die Luft passieren muss, bevor sie vom Träger eingeatmet wird.


R. Schulze-Röbbecke, M. Reska, S. Lemmen:
Welche Schutzmasken schützen vor COVID-19? Was ist evidenzbasiert?
Krankenhaushygiene up2date 2020; 15 (2), online erschienen am 6. Mai 2020



Thieme bietet relevante Fachinformationen zu SARS-CoV-2 und COVID-19 frei zugänglich an: www.thieme.de/corona
Die Corona-Pandemie stellt unsere gesamte Gesellschaft vor enorme Herausforderungen – ganz besonders jedoch die Menschen, die im Gesundheitswesen tätig sind! Um sie bestmöglich zu unterstützen, bündelt die Thieme Gruppe die im Unternehmen verfügbaren relevanten Inhalte. Dazu gehören unter anderem neueste Fallbeispiele und Übersichtsarbeiten zu COVID-19 aus Thieme Fachzeitschriften, E-Learning-Module für Pflegende und einen „Symptom-Checker“, der allen in Arztpraxen und Kliniken Tätigen einen ersten Anhaltspunkt bietet, ob jemand erkrankt sein könnte. Die Diagnose selbst kann ausschließlich durch medizinisches Personal erfolgen.

Quelle: Pressemitteilung vom 13.05.2020
Pressekontakt Thieme Verlagsgruppe:
Catrin Hölbling | Corinna Spirgat, M.A.
Thieme Communications

Georg Thieme Verlag KG
ein Unternehmen der Thieme Gruppe
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart
Tel.: +49 (0)711 8931-141 | -293
Fax: +49 (0)711/8931-167
catrin.hoelbling@thieme.de |corinna.spirgat@thieme.de
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Übermäßige Blutgerinnung gefährdet Patienten mit COVID-19

Beitrag von WernerSchell » 13.05.2020, 15:46

Übermäßige Blutgerinnung gefährdet Patienten mit COVID-19

Stuttgart/New York – Bei schweren Infektionen mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 kommt es zu einer Aktivierung der Blutgerinnung, die das Risiko für lebensgefährliche Komplikationen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöht. Ein Experte führt die Störungen in einer Übersicht in der Fachzeitschrift „Thrombosis and Haemostasis“ (Thieme, New York. 2020) auf die starken Entzündungsreaktionen zurück, zu denen es im Rahmen der Lungenentzündung kommt.

Diese Pressemeldung finden Sie auch unter:
https://www.thieme.de/de/presse/ueberak ... 156388.htm


In einem Video fasst die DGIIN alle Informationen und Erkenntnisse der Studie zusammen.
Link zur Studie: > https://www.acpjournals.org/doi/10.7326/M20-2003
Video der DGIIN: > https://youtu.be/CxzS-cpwrXA


SARS-CoV-2 schädigt nicht nur die Lungen, sondern auch andere Organe wie Herz und Nieren. Die Gründe sind noch nicht genau bekannt. Professor Dr. med. Francesco Violi von der Universität La Sapienza in Rom vermutet, dass Störungen des Gerinnungssystems bei der Erkrankung von zentraler Bedeutung sind. Eine vermehrte Blutgerinnung könnte erklären, warum viele Patienten einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden, die durch Blutgerinnsel in den Herzkranzgefäßen oder den Hirnarterien verursacht werden.

Der Internist hat in neun Studien, die von chinesischen Ärzten seit Beginn der Epidemie veröffentlicht wurden, nach Angaben zu Laborwerten der Blutgerinnung gesucht. Tatsächlich wiesen viele Patienten mit COVID-19 bei verschiedenen Laborwerten Veränderungen auf. Vor allem der Anstieg im D-Dimer bei 14 bis 46 Prozent der Patienten sei auffällig, so Violi. Das Protein wird immer dann vermehrt gebildet, wenn sich in den Blutgefäßen bereits Gerinnsel gebildet haben. Ein deutlicher Anstieg des D-Dimer ist ein Warnzeichen für eine Thrombose. Der Grund für die Thrombosebildung könnte in einer übermäßigen Aktivierung der Gerinnungsfaktoren und der Blutplättchen liegen.

Die von Violi angeführten chinesischen Studien dokumentieren außerdem eine Verlängerung der Prothrombinzeit bei zwei bis elf Prozent der Patienten und der aktivierten partiellen Thromboplastinzeit bei sechs bis 26 Prozent der Patienten. Die Zahl der Blutplättchen war bei fünf bis 18 Prozent der Patienten vermindert. Diese Befunde legen eine Hyperkoagulabilität, eine erhöhte Gerinnbarkeit des Blutes mit erhöhter Neigung zur Thrombenbildung in den Gefäßen, als Ursache nahe.

Die Störungen der Blutgerinnung waren umso ausgeprägter, je schwerer der Verlauf von COVID-19 war und könnte das Sterberisiko der Patienten erhöhen. Violi regt eine Behandlung mit niedermolekularem Heparin an, das die Blutgerinnung vermindert. Acetylsalicylsäure („Aspirin“) könnte das Aneinanderhaften der Blutplättchen hemmen. Ausschlaggebend für den Einsatz der Medikamente könnte der Schweregrad der Erkrankung und ein Anstieg des D-Dimer-Werts sein.

Der international anerkannte Experte hat auch eine Vermutung, wieso es bei COVID-19 häufig zu Gerinnungsstörungen kommt. Eine vermehrte Blutgerinnung werde auch bei schweren Pneumonien anderer Ursache beobachtet, schreibt der Mediziner. Sie ist dort Folge einer allgemeinen Entzündungsreaktion im Körper. Dabei komme es in den Zellen zu einer Aktivierung des Proteins Nox2, das „Sauerstoffradikale“ bildet. Die „Sauerstoffradikale“ führen laut Violi nicht nur zu einer Aktivierung der Blutgerinnung und Thrombozyten, sondern verursachten auch eine Engstellung der Blutgefäße (Vasokonstriktion). Dadurch würde die Blutversorgung in den Organen weiter einschränkt. Alle drei Faktoren könnten zu einem tödlichen Verlauf von COVID-19 beitragen.


F. Violi et al.:
Hypercoagulation and Antithrombotic Treatment in Coronavirus 2019: A New Challenge.
Thrombosis and Haemostasis 2020; online erschienen am 29.4.2020


Neben Professor Violi weisen auch andere Wissenschaftler in der Thieme Fachzeitschrift “Thrombosis and Haemostasis“ in verschiedenen Arbeiten auf Blutgerinnungsstörungen von COVID-19-Patienten hin und empfehlen eine entsprechende Behandlung der Betroffenen.

M. Cattaneo et al.:
Pulmonary Embolismor Pulmonary Thrombosisin COVID-19? Is the Recommendation to Use HighDose Heparin for Thromboprophylaxis Justified?
Thrombosis and Haemostasis 2020; online erschienen als “Letter to the Editor”
am 29.4.2020

L. Spiezia et al.:
COVID-19-Related Severe Hypercoagulability in Patients Admitted to Intensive Care Unit for Acute Respiratory Failure
Thrombosis and Haemostasis 2020; online erschienen am 21.4.2020

Z. Zhai et al.:
Prevention and Treatment of Venous Thromboembolism Associated with Coronavirus Disease 2019 Infection: A Consensus Statement before Guidelines
Thrombosis and Haemostasis 2020; online erschienen am 21.4.2020


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Quelle; Mitteilung vom 13.05.2020

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Thromboseprophylaxe und Blutverdünnung müssen stärkere Rolle in der Behandlung von COVID-19-Patienten spielen

Beitrag von WernerSchell » 13.05.2020, 16:20

Intensiv- und Notfallmediziner: Thromboseprophylaxe und Blutverdünnung müssen stärkere Rolle in der Behandlung von COVID-19-Patienten spielen

Berlin – Die Ergebnisse einer aktuellen Obduktionsstudie zeigen, dass es bei COVID-19-Patienten zu einer Gerinnungsaktivierung mit einem gehäuften Auftreten von Beinvenenthrombosen und Lungenembolien kommt. Bei Teilen der untersuchten Verstorbenen ist dies die Todesursache. Die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) weist vor diesem Hintergrund auf die hohe Bedeutung der Thromboseprophylaxe bei der Behandlung von COVID-19-Patienten hin.

Eine Studie von Hamburger Forschern hat gezeigt, dass viele verstorbene COVID-19-Patienten Thrombosen und tödliche Lungenembolien aufweisen. Das haben Obduktionen von 150 an COVID-19 verstorbenen Menschen gezeigt. Zwölf Verstorbene im Alter zwischen 52 und 87 Jahren wurden näher untersucht. Mehr als die Hälfte dieser zwölf Patienten wiesen beidseitige Beinvenenthrombosen auf, bei rund einem Drittel kam es zu Lungenembolien, die schließlich zum Tod führten. „Es gab bereits andere Studien, die Hinweise auf den Zusammenhang zwischen COVID-19 und einer Gerinnungsaktivierung liefern, allerdings ist dies eine der ersten größeren Obduktionsstudien dazu“, so PD Dr. med. Dominic Wichmann, Erstautor der Studie und Personaloberarzt an der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

„Wir haben in unserem klinischen Alltag bereits festgestellt, dass es bei vielen COVID-19-Erkrankten zu Thrombosen und Lungenembolien kommt. Die Ergebnisse der Obduktionsstudie bestätigen nun diese Einschätzung und zeigen, dass die Therapie mit blutverdünnenden Medikamenten bei Corona-Patienten notwendig ist“, so Professor Dr. med. Stefan Kluge, Vorstandsmitglied der DGIIN und Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

„Für uns als internistische Intensivmediziner verdeutlichen diese Ergebnisse, dass betroffene Patienten eine – abhängig vom Risikoprofil – normale oder intensivierte Thromboseprophylaxe erhalten sollten“, ordnet Kluge die Ergebnisse ein. Diese Prophylaxe sollte nach Ansicht des Experten die Gabe von subkutanem niedermolekularem Heparin – ein die Blutgerinnung hemmender Wirkstoff – umfassen.

„Es ist wichtig, dass wir die Ergebnisse der Studie in die medizinische Behandlung von COVID-19-Patienten mitaufnehmen“, so Professor Dr. med. Stefan John, Präsident der DGIIN und Leiter der Internistischen Intensivmedizin am Klinikum Nürnberg Süd. Bei stationären Patienten, bei denen zusätzliche Risikofakten, beispielsweise ein Aufenthalt auf der Intensivstation, ein Body-Mass-Index (BMI) über 30kg/m² oder eine aktive Krebserkrankung, vorliegen und/oder bei denen ein Anstieg der D-Dimere – Proteine, die bei der körpereigenen Auflösung von Blutgerinnseln entstehen – nachgewiesen werden konnte, sollte eine aktive gerinnungshemmende Therapie erwogen werden, sind sich die Experten einig.
In einem Video fasst die DGIIN alle Informationen und Erkenntnisse der Studie zusammen.



Quelle: Mitteilung vom 13.05.2020
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