Krankenhäuser schließen - Leben retten? - TV-Tipp für den 15.07.2019
Moderator: WernerSchell
-
- Administrator
- Beiträge: 25258
- Registriert: 18.05.2003, 23:13
Krankenhäuser schließen - Leben retten? - TV-Tipp für den 15.07.2019
15.07.2019, 20.15 - 21.00 Uhr, ARD
Die Story im Ersten:
Krankenhäuser schließen - Leben retten?
Film von Meike Hemschemeier
Krankenhäuser kann man einfach nicht genug haben - das glauben viele Menschen. Je näher man es zu einer Klinik hat, desto schneller ist man schließlich da. Das stimmt. Dieser Film zeigt jedoch: Schnell ist nicht unbedingt gut. Nicht jede Krankheit kann überall auf hohem Niveau behandelt werden. Wo aber die Erfahrung fehlt, können Patienten unnötige Komplikationen erleiden, im schlimmsten Fall sogar sterben. Das passiert in Deutschland Tag für Tag.
Gisela P. litt unter einer weitverbreiteten Krankheit: Schwere Arthrose am Hüftgelenk. Als ihr der Arzt ein neues Gelenk empfiehlt, muss sie wie viele Patienten eine schwierige Entscheidung treffen: 1200 Krankenhäuser bauen in Deutschland Hüftgelenke ein. Die Unterschiede sind den meisten unklar - und so wählen die Patienten meist die nächstgelegene Klinik aus. Wie viel Erfahrung man dort mit der Implantation von Prothesen hat, weiß Gisela P. nicht. Das Ergebnis der OP: ein vier Zentimeter kürzeres Bein und vier Jahre lang Schmerzen - bis eine Spezialklinik in Hamburg, die Tausende Hüftgelenke pro Jahr einsetzt, den Fehler behebt.
Seit Jahren kritisieren Gesundheitsexperten wie Prof. Reinhard Busse von der TU Berlin, dass es hierzulande zu viele Krankenhäuser gibt: "Um die Patienten qualitativ optimal zu versorgen, müssen wir endlich Hospitäler schließen. Sonst gefährden wir die Gesundheit der Patienten." Eine Erkenntnis, die seit Jahren auch bei Gesundheitspolitikern angekommen ist. Allein: Niemand hat den Mut dazu.
Wie gravierend das Problem ist, hat eine umfangreiche Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung herausgefunden. Der Film hat ihre Entstehung exklusiv begleitet. Acht renommierte Gesundheitsforscher aus ganz Deutschland haben zusammen mit einem Forschungsinstitut erstmals berechnet, wie viele Krankenhäuser in Deutschland für eine hochwertige stationäre Versorgung optimal wären. Eine Studie, die für Aufregung sorgen wird: Denn am Beispiel einer deutschen Region zeigt die Studie, dass dort zwei Drittel der existierenden Kliniken geschlossen werden sollten. Nicht um Geld zu sparen, sondern um Komplikationen zu vermeiden und Patienten zu heilen.
Der Film "Krankenhäuser schließen - Leben retten?" beginnt bei den Sorgen der Bürger, die um ihre Kliniken bangen, und enthüllt Stück für Stück anhand von Patientenschicksalen, wie trügerisch die Sicherheit in dem kleinen gemütlichen Krankenhaus um die Ecke ist. Er macht deutlich, dass die Kliniklandschaft im vermeintlich besten Gesundheitssystem der Welt buchstäblich keinen Plan hat. Sie ist nicht das Ergebnis sachorientierter Entscheidungen, sondern Produkt eines zerstörerischen Konkurrenzkampfes, aus dem sich die Politik längst zurückgezogen hat. Das bezahlen Patienten mit ihrem Leben.
Quelle und weitere Informationen:
https://programm.ard.de/TV/daserste/die ... 1790316111
-
- Administrator
- Beiträge: 25258
- Registriert: 18.05.2003, 23:13
Mit weniger als der Hälfte der Krankenhäuser wären Patienten in Deutschland besser versorgt
Aus Forum:
http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... 58#p109658
Mit weniger als der Hälfte der Krankenhäuser wären Patienten in Deutschland besser versorgt
In der Bundesrepublik Deutschland gibt es zu viele Krankenhäuser. Eine starke Verringerung der Klinikanzahl, von aktuell knapp 1.400 auf deutlich unter 600 Häuser, würde die Versorgungsqualität für Patienten verbessern und bestehende Engpässe bei Ärzten und Pflegepersonal mildern. Das zeigt eine neue Studie inklusive Modellberechnung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.
Gütersloh, 15. Juli 2019. Eine Reduzierung der Klinikanzahl würde zu einer besseren medizinischen Versorgung der Patienten in Deutschland führen. In einer neuen Studie der Bertelsmann Stiftung weisen führende Krankenhausexperten darauf hin, dass viele Krankenhäuser in der Bundesrepublik Deutschland zu klein sind und oftmals nicht über die nötige Ausstattung und Erfahrung verfügen, um lebensbedrohliche Notfälle wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall angemessen zu behandeln. Viele Komplikationen und Todesfälle ließen sich durch eine Konzentration auf deutlich unter 600 statt heute knapp 1.400 Kliniken vermeiden. Ebenso gingen damit eine bessere Ausstattung, eine höhere Spezialisierung sowie eine bessere Betreuung durch Fachärzte und Pflegekräfte einher.
Das Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) ist im Auftrag der Bertelsmann Stiftung der Frage nachgegangen, wie eine Versorgung durch Kliniken aussähe, die sich nicht in erster Linie an einer schnellen Erreichbarkeit, sondern an Qualitätskriterien orientiert. Dazu gehören beispielsweise eine gesicherte Notfallversorgung, eine Facharztbereitschaft rund um die Uhr, ausreichend Erfahrung und Routine des medizinischen Personals sowie eine angemessene technische Ausstattung.
Neuordnung der Krankenhauslandschaft ist eine Frage der Patientensicherheit
"Die Neuordnung der Krankenhauslandschaft ist eine Frage der Patientensicherheit und muss vor allem das Ziel verfolgen, die Versorgungsqualität zu verbessern", sagt Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Eine primäre Orientierung an Fahrzeiten ginge dagegen in die falsche Richtung. "Wenn ein Schlaganfallpatient die nächstgelegene Klinik nach 30 Minuten erreicht, dort aber keinen entsprechend qualifizierten Arzt und nicht die medizinisch notwendige Fachabteilung vorfindet, wäre er sicher lieber ein paar Minuten länger zu einer gut ausgestatteten Klinik gefahren worden", so Mohn.
Für die Studie haben die führenden deutschen Krankenhausexperten in einem ersten Schritt ein Zielbild für Deutschland entwickelt, das sich an den benannten Qualitätskriterien orientiert. Im Anschluss berechnete das IGES in einer Simulation erstmals, wie sich eine verpflichtende Einhaltung dieser Vorgaben auf die Kliniklandschaft einer ganzen Region auswirken würde. Die Wahl fiel dabei auf den Großraum Köln/Leverkusen, der sowohl von städtischen als auch ländlichen Gebieten geprägt ist.
Modellregion Köln/Leverkusen bräuchte 14 statt 38 Krankenhäuser
Wie die Simulation zeigt, könnte die Region mit 14 statt den aktuell 38 Akutkrankenhäusern eine bessere Versorgung bieten, ohne dass die Patienten im Durchschnitt viel längere Fahrzeiten in Kauf nehmen müssten. Die Bündelung von medizinischem Personal und Gerät würde zu einer höheren Versorgungsqualität in den verbleibenden Häusern beitragen, vor allem in der Notfallversorgung und bei planbaren Operationen. Nur diese Kliniken in der Region verfügen überhaupt über die technische Ausstattung, um Herzinfarktpatienten angemessen zu behandeln.
"Das Ergebnis, dass in der betrachteten Region eine Reduzierung auf weniger als die Hälfte der Kliniken zu einer Verbesserung der Versorgung führen würde, klingt zunächst drastisch", sagt der internationale Krankenhausexperte Uwe Preusker. An vielen Stellen lägen der Berechnung jedoch eher zurückhaltende Annahmen zugrunde, so zum Beispiel bei der medizinisch erforderlichen Leistungsmenge oder der Verweildauer im Krankenhaus. "Beide liegen in vergleichbaren Ländern deutlich niedriger", erklärt Preusker. Wenn man sich am internationalen Standard orientieren würde, müsste man einen deutlich konsequenteren Umstrukturierungsprozess einleiten, so der Experte.
Blick ins Ausland zeigt Potenzial für eine Verringerung
Tatsächlich zeigt der Blick ins Ausland, dass es Potenzial für eine Verringerung der Klinikanzahl gibt. Deutschland weist im internationalen Vergleich im Durchschnitt mehr medizinisches Personal pro Einwohner auf als vergleichbare Länder, aber weniger pro Patient. Diese paradoxe Situation liegt daran, dass in der Bundesrepublik viel mehr Patienten in Krankenhäusern versorgt werden als im Ausland. Wie Untersuchungen ergaben, müssten rund ein Viertel der heute in deutschen Kliniken behandelten Fälle nicht stationär versorgt werden.
Zwar ist die konkrete Ausgestaltung der umliegenden ambulanten Strukturen noch offen. Trotzdem belegen die Erkenntnisse der Studie, dass es zur Konzentration im Kliniksektor keine Alternative gibt. Zum einen kann eine Qualitätssteigerung nur gelingen, wenn sowohl die Patienten als auch die medizinischen und pflegerischen Fachkräfte in größeren, spezialisierten Kliniken mit mehr Fällen zusammengeführt werden. Auf der anderen Seite wird gut ausgebildetes Personal auch in Zukunft knapp sein. Nur durch die Bündelung könnten Krankenhäuser der Regelversorgung in allen zentralen Abteilungen jederzeit die entsprechende fachärztliche und pflegerische Kompetenz vorhalten.
Zusatzinformationen
Die Bertelsmann Stiftung hat sich in verschiedenen Studien mit den Prozessen der Konzentration und Spezialisierung im stationären Sektor beschäftigt. Für die vorliegende Studie hat das Berliner IGES Institut in einer Simulation berechnet, wie sich die Umsetzung des von Experten entwickelten qualitativen Zielbilds für 2030 auf die Anzahl und Ausstattung der Krankenhäuser in der Versorgungsregion 5 (Köln/Leverkusen sowie der Rhein-Erft-Kreis, der Oberbergische Kreis und der Rheinisch-Bergische Kreis) auswirkt.
Folgende Experten waren an der Diskussion über die als notwendig erachtete Veränderung der Krankenhausstrukturen in Deutschland und der Entwicklung eines Zielbildes für die als sinnvoll und wünschenswert erachteten Veränderungen der deutschen Krankenhausstrukturen beteiligt:
Dr. Martin Albrecht, IGES Institut, Berlin
Prof. Dr. Boris Augurzky, RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung
Prof. Dr. Andreas Beivers, Hochschule Fresenius für Wirtschaft und Medien
Prof. Dr. Reinhard Busse, Technische Universität Berlin
Prof Dr. Max Geraedts, Philipps-Universität Marburg
Dr. Matthias Gruhl, Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz Hamburg
(zum 2.11.2018 mit der Ernennung zum Staatsrat ausgeschieden)
Dr. Stefan Loos, IGES Institut, Berlin
Dr. Uwe Preusker, internationaler Gesundheitsexperte, Helsinki
Prof. Dr. Bernt-Peter Robra, Universität Magdeburg
Prof. Dr. Jonas Schreyögg, Hamburg Center for Health Economics - hche
Unser Experte:
Dr. Jan Böcken, Telefon: 0 52 41 81 81 462
E-Mail: jan.boecken@bertelsmann-stiftung.de
Weitere Informationen:
http://www.bertelsmann-stiftung.de
http://www.bertelsmann-stiftung.de/de/t ... -moeglich/
Quelle: Pressemitteilung vom 15.07.2019
Hendrik Baumann Pressestelle
Bertelsmann Stiftung
https://idw-online.de/de/news719224
Publikation "Zukunftsfähige Krankenhausversorgung">
https://www.bertelsmann-stiftung.de/fil ... _final.pdf
+++
Die Rheinische Post berichtet am 15.07.2019:
Krankenhäuser
Studie: Im Großraum Köln sind viele Krankenhäuser entbehrlich
Düsseldorf Eine neue Studie belegt, dass weniger Krankenhäuser besser für die Patienten wären. Allein im Großraum Köln/Leverkusen gibt es 24 Krankenhäuser zu viel.
Von Thomas Reisener - Chefkorrespondent Landespolitik
Die Bertelsmann Stiftung fordert die massenhafte Schließung von Krankenhäusern in Deutschland. „Eine starke Verringerung der Klinikanzahl von aktuell knapp 1400 auf deutlich unter 600 Häuser würde die Versorgungsqualität für Patienten verbessern und bestehende Engpässe bei Ärzten und Pflegepersonal mindern“, heißt es in der Zusammenfassung einer neuen Studie, die am Montag veröffentlicht werden soll.
... (weiter lesen unter) ... > https://rp-online.de/nrw/landespolitik/ ... d-43285219
+++
ZDF am 15.07.2019:
Bertelsmann-Stiftung
Experten: Mehr als jedes zweite Krankenhaus schließen
Knapp 1.400 Krankenhäuser gibt es in Deutschland - richtig wären weniger als 600, meint die Bertelsmann-Stiftung. Dadurch werde die Versorgung der Patienten verbessert. ... (weiter lesen) ... > https://www.zdf.de/nachrichten/heute/be ... r-100.html
http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... 58#p109658
Mit weniger als der Hälfte der Krankenhäuser wären Patienten in Deutschland besser versorgt
In der Bundesrepublik Deutschland gibt es zu viele Krankenhäuser. Eine starke Verringerung der Klinikanzahl, von aktuell knapp 1.400 auf deutlich unter 600 Häuser, würde die Versorgungsqualität für Patienten verbessern und bestehende Engpässe bei Ärzten und Pflegepersonal mildern. Das zeigt eine neue Studie inklusive Modellberechnung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.
Gütersloh, 15. Juli 2019. Eine Reduzierung der Klinikanzahl würde zu einer besseren medizinischen Versorgung der Patienten in Deutschland führen. In einer neuen Studie der Bertelsmann Stiftung weisen führende Krankenhausexperten darauf hin, dass viele Krankenhäuser in der Bundesrepublik Deutschland zu klein sind und oftmals nicht über die nötige Ausstattung und Erfahrung verfügen, um lebensbedrohliche Notfälle wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall angemessen zu behandeln. Viele Komplikationen und Todesfälle ließen sich durch eine Konzentration auf deutlich unter 600 statt heute knapp 1.400 Kliniken vermeiden. Ebenso gingen damit eine bessere Ausstattung, eine höhere Spezialisierung sowie eine bessere Betreuung durch Fachärzte und Pflegekräfte einher.
Das Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) ist im Auftrag der Bertelsmann Stiftung der Frage nachgegangen, wie eine Versorgung durch Kliniken aussähe, die sich nicht in erster Linie an einer schnellen Erreichbarkeit, sondern an Qualitätskriterien orientiert. Dazu gehören beispielsweise eine gesicherte Notfallversorgung, eine Facharztbereitschaft rund um die Uhr, ausreichend Erfahrung und Routine des medizinischen Personals sowie eine angemessene technische Ausstattung.
Neuordnung der Krankenhauslandschaft ist eine Frage der Patientensicherheit
"Die Neuordnung der Krankenhauslandschaft ist eine Frage der Patientensicherheit und muss vor allem das Ziel verfolgen, die Versorgungsqualität zu verbessern", sagt Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Eine primäre Orientierung an Fahrzeiten ginge dagegen in die falsche Richtung. "Wenn ein Schlaganfallpatient die nächstgelegene Klinik nach 30 Minuten erreicht, dort aber keinen entsprechend qualifizierten Arzt und nicht die medizinisch notwendige Fachabteilung vorfindet, wäre er sicher lieber ein paar Minuten länger zu einer gut ausgestatteten Klinik gefahren worden", so Mohn.
Für die Studie haben die führenden deutschen Krankenhausexperten in einem ersten Schritt ein Zielbild für Deutschland entwickelt, das sich an den benannten Qualitätskriterien orientiert. Im Anschluss berechnete das IGES in einer Simulation erstmals, wie sich eine verpflichtende Einhaltung dieser Vorgaben auf die Kliniklandschaft einer ganzen Region auswirken würde. Die Wahl fiel dabei auf den Großraum Köln/Leverkusen, der sowohl von städtischen als auch ländlichen Gebieten geprägt ist.
Modellregion Köln/Leverkusen bräuchte 14 statt 38 Krankenhäuser
Wie die Simulation zeigt, könnte die Region mit 14 statt den aktuell 38 Akutkrankenhäusern eine bessere Versorgung bieten, ohne dass die Patienten im Durchschnitt viel längere Fahrzeiten in Kauf nehmen müssten. Die Bündelung von medizinischem Personal und Gerät würde zu einer höheren Versorgungsqualität in den verbleibenden Häusern beitragen, vor allem in der Notfallversorgung und bei planbaren Operationen. Nur diese Kliniken in der Region verfügen überhaupt über die technische Ausstattung, um Herzinfarktpatienten angemessen zu behandeln.
"Das Ergebnis, dass in der betrachteten Region eine Reduzierung auf weniger als die Hälfte der Kliniken zu einer Verbesserung der Versorgung führen würde, klingt zunächst drastisch", sagt der internationale Krankenhausexperte Uwe Preusker. An vielen Stellen lägen der Berechnung jedoch eher zurückhaltende Annahmen zugrunde, so zum Beispiel bei der medizinisch erforderlichen Leistungsmenge oder der Verweildauer im Krankenhaus. "Beide liegen in vergleichbaren Ländern deutlich niedriger", erklärt Preusker. Wenn man sich am internationalen Standard orientieren würde, müsste man einen deutlich konsequenteren Umstrukturierungsprozess einleiten, so der Experte.
Blick ins Ausland zeigt Potenzial für eine Verringerung
Tatsächlich zeigt der Blick ins Ausland, dass es Potenzial für eine Verringerung der Klinikanzahl gibt. Deutschland weist im internationalen Vergleich im Durchschnitt mehr medizinisches Personal pro Einwohner auf als vergleichbare Länder, aber weniger pro Patient. Diese paradoxe Situation liegt daran, dass in der Bundesrepublik viel mehr Patienten in Krankenhäusern versorgt werden als im Ausland. Wie Untersuchungen ergaben, müssten rund ein Viertel der heute in deutschen Kliniken behandelten Fälle nicht stationär versorgt werden.
Zwar ist die konkrete Ausgestaltung der umliegenden ambulanten Strukturen noch offen. Trotzdem belegen die Erkenntnisse der Studie, dass es zur Konzentration im Kliniksektor keine Alternative gibt. Zum einen kann eine Qualitätssteigerung nur gelingen, wenn sowohl die Patienten als auch die medizinischen und pflegerischen Fachkräfte in größeren, spezialisierten Kliniken mit mehr Fällen zusammengeführt werden. Auf der anderen Seite wird gut ausgebildetes Personal auch in Zukunft knapp sein. Nur durch die Bündelung könnten Krankenhäuser der Regelversorgung in allen zentralen Abteilungen jederzeit die entsprechende fachärztliche und pflegerische Kompetenz vorhalten.
Zusatzinformationen
Die Bertelsmann Stiftung hat sich in verschiedenen Studien mit den Prozessen der Konzentration und Spezialisierung im stationären Sektor beschäftigt. Für die vorliegende Studie hat das Berliner IGES Institut in einer Simulation berechnet, wie sich die Umsetzung des von Experten entwickelten qualitativen Zielbilds für 2030 auf die Anzahl und Ausstattung der Krankenhäuser in der Versorgungsregion 5 (Köln/Leverkusen sowie der Rhein-Erft-Kreis, der Oberbergische Kreis und der Rheinisch-Bergische Kreis) auswirkt.
Folgende Experten waren an der Diskussion über die als notwendig erachtete Veränderung der Krankenhausstrukturen in Deutschland und der Entwicklung eines Zielbildes für die als sinnvoll und wünschenswert erachteten Veränderungen der deutschen Krankenhausstrukturen beteiligt:
Dr. Martin Albrecht, IGES Institut, Berlin
Prof. Dr. Boris Augurzky, RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung
Prof. Dr. Andreas Beivers, Hochschule Fresenius für Wirtschaft und Medien
Prof. Dr. Reinhard Busse, Technische Universität Berlin
Prof Dr. Max Geraedts, Philipps-Universität Marburg
Dr. Matthias Gruhl, Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz Hamburg
(zum 2.11.2018 mit der Ernennung zum Staatsrat ausgeschieden)
Dr. Stefan Loos, IGES Institut, Berlin
Dr. Uwe Preusker, internationaler Gesundheitsexperte, Helsinki
Prof. Dr. Bernt-Peter Robra, Universität Magdeburg
Prof. Dr. Jonas Schreyögg, Hamburg Center for Health Economics - hche
Unser Experte:
Dr. Jan Böcken, Telefon: 0 52 41 81 81 462
E-Mail: jan.boecken@bertelsmann-stiftung.de
Weitere Informationen:
http://www.bertelsmann-stiftung.de
http://www.bertelsmann-stiftung.de/de/t ... -moeglich/
Quelle: Pressemitteilung vom 15.07.2019
Hendrik Baumann Pressestelle
Bertelsmann Stiftung
https://idw-online.de/de/news719224
Publikation "Zukunftsfähige Krankenhausversorgung">
https://www.bertelsmann-stiftung.de/fil ... _final.pdf
+++
Die Rheinische Post berichtet am 15.07.2019:
Krankenhäuser
Studie: Im Großraum Köln sind viele Krankenhäuser entbehrlich
Düsseldorf Eine neue Studie belegt, dass weniger Krankenhäuser besser für die Patienten wären. Allein im Großraum Köln/Leverkusen gibt es 24 Krankenhäuser zu viel.
Von Thomas Reisener - Chefkorrespondent Landespolitik
Die Bertelsmann Stiftung fordert die massenhafte Schließung von Krankenhäusern in Deutschland. „Eine starke Verringerung der Klinikanzahl von aktuell knapp 1400 auf deutlich unter 600 Häuser würde die Versorgungsqualität für Patienten verbessern und bestehende Engpässe bei Ärzten und Pflegepersonal mindern“, heißt es in der Zusammenfassung einer neuen Studie, die am Montag veröffentlicht werden soll.
... (weiter lesen unter) ... > https://rp-online.de/nrw/landespolitik/ ... d-43285219
+++
ZDF am 15.07.2019:
Bertelsmann-Stiftung
Experten: Mehr als jedes zweite Krankenhaus schließen
Knapp 1.400 Krankenhäuser gibt es in Deutschland - richtig wären weniger als 600, meint die Bertelsmann-Stiftung. Dadurch werde die Versorgung der Patienten verbessert. ... (weiter lesen) ... > https://www.zdf.de/nachrichten/heute/be ... r-100.html
-
- Administrator
- Beiträge: 25258
- Registriert: 18.05.2003, 23:13
Krankenhäuser schließen - Leben retten?
Krankenhäuser schließen – Leben retten?
Es kann für die Gesundheit von Patienten gut sein, wenn man in Deutschland Kliniken schließen würde. Was sich absurd liest, ist doch durch Studien belegt und wird in anderen Ländern – zum Beispiel Dänemark – erfolgreich betrieben. Weniger richtig gute Kliniken sind besser als viele nicht ganz so gute. Denn große Erfahrung und hohe Fallzahlen sind entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Das gilt nicht nur für planbare Operationen, bei denen man Zeit für Entscheidungen hat – wie künstliche Hüftgelenke. Es gilt auch für nicht planbare Eingriffe, bei denen es schnell gehen muss – wie z.B. nach einem Herzinfarkt | audio > https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr ... n-100.html
Das Erste – heute, 15. Juli 2019, 20:15 – Die Story im Ersten: Krankenhäuser schließen – Leben retten? sendungsvorschau > https://www.daserste.de/information/rep ... n-100.html
Mehr: "Überdosis Medizin" – eine Quarks-Sendung vom 27.10.2015 | video > https://www1.wdr.de/mediathek/video/sen ... n-100.html
Es kann für die Gesundheit von Patienten gut sein, wenn man in Deutschland Kliniken schließen würde. Was sich absurd liest, ist doch durch Studien belegt und wird in anderen Ländern – zum Beispiel Dänemark – erfolgreich betrieben. Weniger richtig gute Kliniken sind besser als viele nicht ganz so gute. Denn große Erfahrung und hohe Fallzahlen sind entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Das gilt nicht nur für planbare Operationen, bei denen man Zeit für Entscheidungen hat – wie künstliche Hüftgelenke. Es gilt auch für nicht planbare Eingriffe, bei denen es schnell gehen muss – wie z.B. nach einem Herzinfarkt | audio > https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr ... n-100.html
Das Erste – heute, 15. Juli 2019, 20:15 – Die Story im Ersten: Krankenhäuser schließen – Leben retten? sendungsvorschau > https://www.daserste.de/information/rep ... n-100.html
Mehr: "Überdosis Medizin" – eine Quarks-Sendung vom 27.10.2015 | video > https://www1.wdr.de/mediathek/video/sen ... n-100.html