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Nationaler Antidekubitustag am 16.11.2012

Verfasst: 09.10.2012, 10:54
von Presse
Nationaler Antidekubitustag am 16.11.2012

Die Initiative Chronische Wunden e. V., die Deutsche Dekubitus Liga e.V. und der Deutsche Pflegeverband e.V. fordern dringend Verbesserungen!

Basierend auf einer Anti-Dekubitus-Initiative spanisch- und portugiesischsprachiger Länder hat sich das European Pressure Ulcer Advisory Panel (EPUAP) dazu entschlossen, am 16. November 2012 einen „Stop Pressure Ulcer Day“ in Europa mit auszurufen und zu unterstützen. Es geht darum, die Dekubitusproblematik insbesondere an diesem Tag ins öffentliche Bewusstsein zu bringen und Fachleute, Politiker und Entscheidungsträger für dieses Thema zu sensibilisieren.

Um diese europäische Initiative zu unterstützen, rufen die Initiative Chronische Wunden e. V. (ICW e.V.) zusammen mit der Deutschen Dekubitusliga e.V. (DDL e.V.) und dem Deutschen Pflegeverband e.V. (DPV e.V.) am 16. November den Nationalen Antidekubitus-Tag in Deutschland aus.

Hintergrund:
- Ein Dekubitus ist ein durch anhaltenden Druck verursachter Schaden im Bereich der Haut, des Unterhautfettgewebes und der Muskulatur.
- Der Dekubitus ist in Deutschland nach wie vor eine der häufigsten chronischen Wunden. (Quelle: Nationaler Expertenstandard Chronische Wunden)
- Es wird geschätzt, dass etwa 4% aller Bewohner in Pflegeheimen einen Dekubitus aufweisen (Quelle: Kottner et al. Z Gerontol Geriatr 2011)
- Sicher ist, dass in deutschen Krankenhäusern etwa 200.000 Dekubitus jedes Jahr als Nebendiagnose dokumentiert werden. (Quelle: Kröger et al. Gerontology 2009)
- Sicher ist, dass in deutschen Krankenhäusern etwa 10.000 Menschen mit der Hauptdiagnose Dekubitus zur Behandlung des Dekubitus eingewiesen werden (Quelle: Kröger et al. Gerontology 2009)
- Sicher ist, dass eine Vielzahl wenn nicht die Mehrzahl der Dekubitus durch eine bessere ärztliche und pflegerischen Betreuung vermeiden werden könnten (Quelle: Nationaler Expertenstandart Chronische Wunden).
Dazu gehören
1. die Risikoeinschätzung,
2. die rechtzeitige Erkennung
3. die adäquate Prophylaxe
4. die konsequenten Therapien und
5. motivierte und geschulte Menschen.

Wichtig ist auch ein allgemeines Wissen in der Bevölkerung, um das Verständnis für gefährdete Patienten und die Möglichkeit der Prophylaxe bzw. Therapie zu verbessern und zu sichern, zumal der aktuelle Kostendruck und die unterschiedlichen Interessen der verschiedenen Einrichtungen des Gesundheitssystems nicht immer die Patienteninteressen in den Vordergrund stellen.

Der Nationale Antidekubitus-Tag soll daher mit einer Vielzahl von Aktionen in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und ambulanten Versorgungssystemen das Krankheitsbild Dekubitus in all seinen Ausprägungen darstellen und somit langfristig helfen, die Anzahl der betroffenen Patienten reduzieren.

Jeder könnte betroffen sein! Kommen Sie und informieren sie sich!

Veronika Gerber und Prof. Knut Kröger für den Vorstand der ICW e.V
Dr. Ing. Peter Diesing für den Vorstand der DDL e.V
Rolf Höfert Geschäftsführer Deutscher Pflegeverband

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Erklärung von Rio de Janeiro zur Vermeidung von Druckgeschwüren als
allgemeines Menschenrecht

(Oktober 2011)*
1. Die Regierungen aller Länder sind dafür verantwortlich, ihren Bürgern das Recht auf Leben und
Gesundheit zu garantieren.
2. Druckgeschwüre zählen zu den weltweit größten Gesundheitsproblemen. Viele Millionen Menschen sind
von Dekubitus betroffen. Druckgeschwüre beeinträchtigen die Gesundheit und Lebensqualität der
Betroffenen erheblich. Sie können zu Mobilitätsverlust, Behinderungen und Tod führen.
3. Druckgeschwüre verursachen hohe Kosten im Gesundheitswesen. Ihre Entstehung kann für Pflegende zu
ethischen Konflikten und rechtlichen Konsequenzen führen.
4. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass Dekubitalgeschwüre zu 95% verhindert werden
können.
5. Dekubitalgeschwüre sind eine negative Erscheinung in unserer Gesellschaft. Sie müssen als bedeutendes
Risiko für Patienten, die Gesundheitssysteme und die Öffentlichkeit wahrgenommen werden.
Um dieses schwerwiegende, gesellschaftliche Problem wirkungsvoll zu bekämpfen, ist die Umsetzung
folgender Punkte erforderlich:
1. Verbindliche Verpflichtung der Regierungen, wirkungsvolle Methoden zur Vermeidung von
Dekubitalgeschwüren zu entwickeln und zielgerichtet im Gesundheitswesen umzusetzen.
2. Gewährleistung, das alle Menschen einen gleichberechtigten und uneingeschränkten Zugang zu
qualitativ hochwertigen, pflegerischen Maßnahmen und technischen Hilfsmitteln haben, um
Dekubitalgeschwüren vorzubeugen oder sie wirkungsvoll behandeln zu können.
3. Garantie, dass die Auswahl von Präventiv‐ und Therapiemaßnahmen nach evidenzbasierten
Qualitätskriterien und nicht nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgt.
4. Verbesserung der medizinischen und pflegerischen Aus‐ und Weiterbildung im Umgang mit
Dekubituspatienten durch interdisziplinäre und integrative Methoden.
5. Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation um Fortschritte bei der Prävention und Therapie
von Menschen mit Dekubitalgeschwüren zu erzielen.
6. Förderung des Aufbaus von Wundkompetenzzentren mit klaren interdisziplinären Konzepten.
Sicherstellung, dass jede Klinik und Pflegeeinrichtung über einen qualifizierten Dekubitusexperten
verfügt.
7. Stärkung der Position der examinierten Pflegekräfte im Rahmen der Prävention und Behandlung von
Dekubitalgeschwüren. Unter den Gesundheitsberufen sind examinierte Pflegekräfte aufgrund ihrer
Ausbildung und ihrer Stellung gegenüber dem Patienten am besten qualifiziert, die Vorbeugung und
Therapie von Druckgeschwüren zu unterstützen.

* Freie Übersetzung der "Declaration of Rio de Janeiro" von Patrick Kolb, Carenetic GmbH.
Originaltext: http://www.epuap.org/wp-content/uploads ... Ingles.pdf