Sterben verboten & Patientenwille - TV-Tipp 23.06.2008

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Moderator: WernerSchell

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Sterben verboten & Patientenwille - TV-Tipp 23.06.2008

Beitrag von WernerSchell » 22.06.2008, 13:07

22.06.2008, 19.30 - 20.00 Uhr, Westpol, WDR
Wiederholung der Sendung am 23.06.2008, 13.30 Uhr

Mit einem Beitrag zum Thema:
Sterben verboten - Was nützt eine Patientenverfügung ?
Magensonde & Patientenwille

.... u.a. Interview mit Werner Schell, Dozent für Pflegerecht

Weiterführende Hinweise zum Thema in diesem Forum unter
viewtopic.php?t=9104

Sterben verboten
Sendemanuskript vom 22.06.2008
Autor: Bernd Neuhaus

Der Gang zu ihrer Mutter. Ute Breuer geht ihn jeden Morgen, Tag für Tag, schon seit Jahren. --- Die 95-jährige ist ein Pflegefall. Hilflos. Ans Bett gefesselt. Aber Leberwurstbrot liebt sie. Und Schmecken, das kann sie noch. Beide wissen, dass ihre Zeit endlich ist. Was, wenn die Mutter nicht mehr essen will:

O-Ton Ute Breuer:
"Dann würde ich mich mit unserm Arzt in Verbindung setzen und wir müssen natürlich erst mal herausfinden, woran es liegt. Und ich bin mir sicher - ganz sicher - dass wir Mutti nicht mehr künstlich ernähren wollen, würden. Denn das wäre auch nicht ihr Wunsch. Das ist doch richtig Mutti, ne? - Ja, stimmt. Aber vorläufig schmeckt's mir noch."

Die beiden haben selbst entschieden, wie die Mutter sterben wird. Sie wissen, dass viele andere diese Wahl nicht haben - und künstlich ernährt werden. Inzwischen werden bundesweit 140.000 Magensonden jährlich gelegt - mit steigender Tendenz. Besonders dramatisch: Zwei Drittel der Träger leben in Altenheimen. Allein Medizinische Gründe? Mindestens die Hälfte der Magensonden werden nur gelegt, um die Pflege zu erleichtern, sagt die Deutsche Hospizstiftung.

O-Ton Eugen Brysch, Päsident Deutsche Hospizstiftung:
"Ist es nicht ein unglaublicher Eingriff, auch in die persönliche Würde und Integrität einer Person, wenn er vielleicht nicht schnell genug ist und man ihm dadurch sagt, wir haben aber keine Zeit mehr für dich. Du schaffst es nicht, in zehn Minuten deine Suppe und Brühe herunter zu schlingen, weil du eben anders schluckst und einen anderen Rythmus hast zu essen. Und ich denke mal, das sind grundsätzliche Dinge der Würde, wie wir in Deutschland miteinander umgehen können."

Auch Ute Breuer will, dass ihre Mutter in Würde sterben kann. Für sie bedeutet das kümmern - bis zum letzten Tag. Den Rücken kratzen etwa: das gehört dazu, das ist Zuneigung. Und auf keinen Fall mit einer Magensonde das Sterben der eigenen Mutter bloß hinauszögern. Doch in einigen Pflegeheimen sieht man das offensichtlich anders, sagen Pflegeexperten. Magensonden sind billiger, Magensonden vereinfachen die Pflege. Es stecke System dahinter, sie so häufig einzusetzen.

O-Ton Werner Schell:
"Man gibt die Signale an den Arzt, der Arzt ist nicht abgeneigt, der Betreuer stimmt zu. Das Gericht ist natürlich auch dabei und so hat man ganz schnell eine Magensonde. Und das - alle sind glücklich - nur der Betroffene hat das Nachsehen."

Ärzte fordern deshalb ein Umdenken - zumindest was den Einsatz von Magensonden bei Sterbenden angeht.
Denn nach neuen medizinischen Erkenntnissen ist eine künstliche Ernährung am Lebensende in den meisten Fällen keine Hilfe mehr.

O-Ton Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident Deutsche Ärztekammer:
"Das ist wohl häufiger der Fall, dass Sterbende gar keine Gefühle haben von Hunger und Durst haben und dass für sie die Zuführung von Nahrung, ob Wasser oder Fest, als Belastung empfunden wird. Deswegen kann das sogar kontraindiziert sein und deshalb sollte man bei Sterbenden genau überlegen, ob man etwas tut."

Die gemeinsame Zeit genießen, so lange es noch geht: --- Die Zigarette, gehört dazu. Für beide steht fest, wie sie mit dem nahenden Tod umgehen wollen. Bereits jetzt. Wenn es dann soweit ist - dann werde das Loslassen leichter.

O-Ton Ute Breuer:
"Meine Mutter hat entschieden, dass ihr Leben zu Ende ist. Das ist mir sehr, sehr schwer gefallen, das zu akzeptieren. Aber in vielen Gesprächen mit ihr habe ich gelernt, dass sie auch darüber entscheidet."

Kein Herauszögern des Sterbens. Keine Magensonde. So will es die Mutter. Und ihre Tochter hat das akzeptiert.

Zum Thema Patientenautonomie am Lebensende siehe auch unter
viewtopic.php?t=7251
Zuletzt geändert von WernerSchell am 27.08.2010, 16:19, insgesamt 6-mal geändert.
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Sterbehilfe-Diskussion - Verurteilt zum Leben

Beitrag von Service » 22.06.2008, 17:05

Sterbehilfe-Diskussion - Verurteilt zum Leben

Eine hochbetagte Schlaganfall-Patientin wurde sechs Jahre lang künstlich ernährt. Gegen ihren Willen, sagt der Sohn - der dafür kämpfte, dass seine Mutter sterben darf.

Von Nina von Hardenberg

In den letzten Monaten ihres Lebens hatte Hedwig Boedrich die Hände im Schlaf zu Fäusten geballt. So fest presste sie die Finger zusammen, dass die Pfleger ihr zwei Kuscheltiere in die Hände drücken mussten, damit sie sich nicht die Handflächen zerkratzte. Die alte Frau ballte die Fäuste, weil ihre Finger krampften, nicht aus Wut, erklärt der Sohn.

Grund zur Wut hätte sie seiner Meinung nach aber auch gehabt. Wut, dass man sie mit 97 Jahren nach zwei Schlaganfällen, die sie lähmten und ihr das Bewusstsein weitgehend raubten, weiter über Schläuche ernährte und so am Leben hielt - gegen ihren Willen, sagt er.
...
(weiter lesen unter)
http://www.sueddeutsche.de/deutschland/ ... 80/181719/

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