Leitlinien und Standards im Qualitätscheck

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

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Leitlinien und Standards im Qualitätscheck

Beitrag von Presse » 25.07.2013, 06:16

Auf dem Prüfstand: Leitlinien und Standards im Qualitätscheck

Studie der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) erfasst und bewertet erstmalig alle verfügbaren pflegerischen Leitlinien und Standards im deutschsprachigen Raum

Berlin, 24. Juli 2013. Für eine professionelle Pflege sind Leitlinien und Standards wichtige Qualitätsmaßstäbe. Sie sollen aktuelles Wissen bündeln und Handlungsorientierung bieten. Allerdings gibt es zurzeit im deutschsprachigen Raum im Vergleich zu medizinischen Leitlinien nur wenige Dokumente zu pflegerelevanten Themen. Dies zeigt eine aktuelle Studie der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege. Im Auftrag des ZQP hatte das Department für Pflegewissenschaften der Universität Witten/Herdecke eine Übersicht erstellt und dabei erstmalig alle verfügbaren pflegerischen Leitlinien, Standards und vergleichbaren Dokumente im deutschsprachigen Raum erfasst und methodisch bewertet.

Insgesamt identifizierten die Wissenschaftler 575 Leitlinien und Standards. Davon konnten 21 Dokumente mit überregionaler Bedeutung in die weitere Analyse einbezogen werden. Diese erfüllen zwar teilweise die international anerkannten Qualitätskriterien für Leitlinien. Dennoch halten die Studienmacher fest: Damit Pflegeleitlinien und Standards überhaupt eine möglichst breite Anwendung finden, sind zukünftig konkretere Vorschläge für ihre Implementierung notwendig. Zudem verweisen die Forscher auf die Notwendigkeit einer interdisziplinären Erarbeitung. Diese konnte nur bei vier der untersuchten Handlungsempfehlungen nachgewiesen werden. Auffallend sei vor allem auch, dass die Patienten- bzw. Bewohnerperspektive in nur einer Pflegeleitlinie berücksichtigt wurde. „Die Verbraucherperspektive muss dringend bei der Entwicklung von Leitlinien und Standards Berücksichtigung finden. Denn: Qualität kann nicht über die Köpfe derjenigen hinweg verordnet werden, die durch Qualitätsstandards im Ergebnis geschützt und deren Lebensqualität verbessert werden sollen“, erklärt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP.

Zur Beurteilung der Inhalte und methodischen Qualität wurde ein international anerkanntes Bewertungsinstrument auf Basis von AGREE und dessen deutscher Adaption DELBI eingesetzt. Dieses wurde unter Berücksichtigung aktueller methodologischer Diskurse (z.B. AGREE II) weiterentwickelt und angepasst. Unter den 21 bewerteten Dokumenten wurden sechs Leitlinien, sieben Expertenstandards, vier HTA-Berichte sowie jeweils zwei Qualitätsniveaus und Rahmenempfehlungen erkannt. Die Mehrzahl der Leitlinien und Leitlinien-ähnlichen Dokumente wurde in Deutschland erstellt, je zwei stammen aus Österreich und Italien (Südtirol). „Überraschend war der Befund, dass kein Dokument mit überregionaler Reichweite aus der Schweiz identifiziert werden konnte“, sagt Suhr. Die Qualitätssicherung in der Langzeitpflege in der Schweiz werde oft als besonders positiv in verschiedenen Fachdiskursen hervorgehoben.

Ergänzend zur Studie hat das ZQP in einem zweiten Schritt einen Workshop mit ausgewiesenen Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachdisziplinen durchgeführt. Ihre Einschätzungen und Empfehlungen bestätigen die Studienergebnisse und machen noch einmal deutlich: Künftige Pflegeleitlinien müssen hinsichtlich der methodischen Entwicklung, der Verbraucherbeteiligung, des Nachweises einer Wirksamkeit und des Wissenstransfers in die Pflegepraxis konsequent weiterentwickelt werden.

Eine ausführliche Darstellung der Workshop-Ergebnisse sowie des Studienberichts finden Sie unter http://www.presse.zqp.de.
_________________________________________________________

Quelle: Pressemitteilung vom 24.07.2013
Torben Lenz
Zentrum für Qualität in der Pflege
Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
_________________________________________________________

ZENTRUM FÜR QUALITÄT IN DER PFLEGE
Reinhardtstraße 45 | 10117 Berlin
Tel. 030 27 59 39 5 - 15 | Fax 030 27 59 39 5 - 20
mailto: torben.lenz@zqp.de | http://www.zqp.de

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Pflegeleitlinien und Standards im Qualitätscheck

Beitrag von Presse » 26.07.2013, 07:22

Pflegeleitlinien und Standards im Qualitätscheck
Im deutschsprachigen Raum sind allgemeingültige Leitlinien zu pflegerelevanten Themen Mangelware.
Dies zeigt eine aktuelle Studie der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP).
Demnach kam von 575 untersuchten Leitlinien und ... »
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/5 ... taetscheck

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Arzthaftung: Trügerische Sicherheit durch Leitlinien

Beitrag von Presse » 13.06.2014, 06:03

Urteil des BGH vom 15. April 2014 · Az. VI ZR 382/12
http://openjur.de/u/688671.html

Handlungsanweisungen in Leitlinien ärztlicher Fachgremien oder Verbände dürfen nicht unbesehen mit dem medizinischen Standard gleichgesetzt werden. Dies gilt in besonderem Maße für Leitlinien, die erst nach der zu beurteilenden medizinischen Behandlung veröffentlicht worden sind. Leitlinien ersetzen kein Sachverständigengutachten. Zwar können sie im Einzelfall den medizinischen Standard für den Zeitpunkt ihres Erlasses zutreffend beschreiben; sie können aber auch Standards ärztlicher Behandlung fortentwickeln oder ihrerseits veralten.


Ärzte Zeitung vom 13.06.2014:
Arzthaftung: Trügerische Sicherheit durch Leitlinien
Leitlinien dürfen "nicht unbesehen mit dem medizinischen Standard gleichgesetzt werden", urteilt der Bundesgerichtshof.
Das hat Konsequenzen für die Arzthaftung bei Behandlungsfehlern.
Von Martin Wortmann
...
Denn Leitlinien spiegelten nicht immer wieder, was bereits zuvor medizinischer Standard war. "Leitlinien ersetzen kein Sachverständigengutachten. Zwar können sie im Einzelfall den medizinischen Standard für den Zeitpunkt ihres Erlasses zutreffend beschreiben; sie können aber auch Standards ärztlicher Behandlung fortentwickeln oder ihrerseits veralten", heißt es dazu in dem Karlsruher Urteil.
"Entsprechendes gilt für Handlungsanweisungen in klinischen Leitfäden oder Lehrbüchern." Schon gar nicht habe das OLG Leitlinien aus anderen Fachgebieten berücksichtigen müssen.
Az.: VI ZR 382/12
mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=862 ... ung&n=3529

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Gekaufte Leitlinien ...

Beitrag von WernerSchell » 02.04.2015, 07:35

Gekaufte Leitlinien - Verschreiben Ärzte wirklich die beste Medizin?
Auf der Suche nach der richtigen Therapie orientieren sich Ärzte oft an sogenannten Leitlinien.
Aber sind die wissenschaftlich objektiv? - Zweifelhaft! Viele dieser Leitlinien könnten von Pharmafirmen gekauft sein!
- WDR-Fernsehen informiert (Filmbeitrag, 3,18 Minuten - möglicherweise nur vorübergehend abrufbar)

> http://www1.wdr.de/fernsehen/wissen/qua ... ns100.html
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Leitlinien: Interessenkonflikte der Autoren

Beitrag von WernerSchell » 26.06.2015, 17:40

aerzteblatt.de
Medizin Pressemitteilung
Donnerstag, 25.06.2015
Ausgabe 26 vom 26.06.2015


Leitlinien: Interessenkonflikte der Autoren müssten Konsequenzen haben

Eine Leitlinie – Empfehlungen für Diagnose und Therapie einer Erkrankung – hat das Ziel, die bestmögliche Behandlung eines Patienten darzustellen. Doch häufig kommt es bei ihrer Erstellung zu Interessenkonflikten von Autoren, beispielsweise durch finanzielle Unterstützungen oder aufgrund von Mitgliedschaften in Facharztorganisationen, die in engem Kontakt mit der Industrie stehen. Wie Giesela Schott und Koautoren in einer aktuellen Originalarbeit im Deutschen Ärzteblatt (Dtsch Arztebl Int 2015; 112: 445–51) feststellen, geben die meisten Leilinienautoren ihre Interessenskonflikte an. Für ihre Mitarbeit hat dies jedoch kaum Konsequenzen.
Für die Studie wurden die Interessenkonflikte von 2.190 Experten bei 234 Leitlinien analysiert. Fast neun von zehn Autoren gaben einen Interessenskonflikt an. Meist handelte es sich dabei um die Mitgliedschaft in einer betroffenen Fachgesellschaft oder einem Berufsverband. Jeder Zweite gab einen finanziellen Interessenkonflikt an, was vor allem bei Empfehlungen für medikamentöse Therapien häufig auftrat. Konsequenzen hatte dies jedoch nur ein einziges Mal: Einer der Experten schloss sich selbst wegen seines Interessenkonfliktes von den Abstimmungen über den Leitlinieninhalt aus. Die Studienautoren betonen, dass die Dokumentation eines Interessenskonfliktes alleine nicht ausreicht, sondern auch Folgen nach sich ziehen müsste. Sie sprechen sich dafür aus, sie von unabhängigen Dritten bewerten zu lassen und klare Konsequenzen zu formulieren. Darüber hinaus empfehlen sie, Leitlinien vermehrt von Experten ohne Interessenskonflikte erstellen zu lassen. /mei
Kontakt: gisela.schott@akdae.de

» Artikel im Volltext
http://www.aerzteblatt.de/callback/lett ... m&id=59597
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Verschreiben Ärzte wirklich die beste Medizin?

Beitrag von WernerSchell » 09.04.2016, 07:02

Am 09.04.2016 bei Facebook gepostet:
Gekaufte Leitlinien - Verschreiben Ärzte wirklich die beste Medizin? Auf der Suche nach der richtigen Therapie orientieren sich Ärzte oft an sogenannten Leitlinien. Aber sind die wissenschaftlich objektiv? - Zweifelhaft! Viele dieser Leitlinien könnten von Pharmafirmen gekauft sein! - WDR-Fernsehen informiert (Filmbeitrag, 3,18 Minuten - nur vorübergehend abrufbar) > http://www1.wdr.de/fernsehen/wissen/qua ... ns100.html - Der Film ist ein Beleg dafür, dass dringend über die Arzneimittelversorgung zu sprechen ist - u.a. beim Neusser Pflegetreff am 27.04.2016 > viewtopic.php?f=7&t=21371
Im Übrigen sind einige Rechtsregeln von Bedeutung: Handlungsanweisungen in Leitlinien ärztlicher Fachgremien oder Verbände dürfen nicht unbesehen mit dem medizinischen Standard gleichgesetzt werden. Dies gilt in besonderem Maße für Leitlinien, die erst nach der zu beurteilenden medizinischen Behandlung veröffentlicht worden sind. Leitlinien ersetzen kein Sachverständigengutachten. Zwar können sie im Einzelfall den medizinischen Standard für den Zeitpunkt ihres Erlasses zutreffend beschreiben; sie können aber auch Standards ärztlicher Behandlung fortentwickeln oder ihrerseits veralten. - Quelle: Urteil des BGH vom 15. April 2014 • Az. VI ZR 382/12 ( http://openjur.de/u/688671.html ) - Siehe auch unter > viewtopic.php?f=4&t=19316
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AWMF begrüßt Gesetzentwurf des Gesundheitsministeriums zur Finanzierung von Leitlinien

Beitrag von WernerSchell » 17.05.2019, 16:24

AWMF
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
PRESSEMITTEILUNG vom 17.05.2019

AWMF begrüßt Gesetzentwurf des Gesundheitsministeriums zur Finanzierung von Leitlinien

Berlin – Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) e.V. fordert seit vielen Jahren eine nachhaltige, unabhängige Finanzierung für hochwertige interdisziplinäre, evidenzbasierte Leitlinien. Im aktuellen Gesetzentwurf „für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation (Digitale Versorgungs-Gesetz – DVG)“ hat das Bundesministerium für Gesundheit nun auch die Finanzierung von Leitlinien über den Innovationsfonds vorgesehen. Mit jährlich mindestens fünf Millionen Euro sollen die Entwicklung neuer Leitlinien sowie die Weiterentwicklung bestehender Leitlinien unterstützt werden, sofern für sie in der Versorgung ein besonderer Bedarf besteht. Der Gesetzgeber kommt damit der langjährigen AWMF-Forderung nach unabhängig finanzierten Leitlinien nach.

Leitlinien sind eine wesentliche Wissensgrundlage für die Gestaltung des deutschen Gesundheitssystems. Als Entscheidungshilfen bilden sie die Basis für eine wissenschaftlich begründete und patientenzentrierte Versorgung. Bei deren Entwicklung berücksichtigen die unter dem Dach der AWMF vernetzten 179 wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften die Erkenntnisse aus der klinischen Forschung ebenso wie die individuellen Bedürfnisse von Patientinnen/Patienten und Bürgerinnen/Bürgern. Seit Beginn der Leitlinien-Arbeit vor über 20 Jahren verbessern die AWMF-Fachgesellschaften kontinuierlich die Leitlinienqualität. Je höher die methodische Qualität umso höher werden jedoch auch die Aufwände, die Leitlinien zu erstellen und aktuell zu halten. Bislang stemmen die Fachgesellschaften die Finanzierung weitestgehend allein.

Seit Jahren fordert die AWMF daher die nachhaltige und unabhängige Finanzierung von hochwertigen interdisziplinären, evidenzbasierten Leitlinien. Die jetzt im Gesetzentwurf vorgesehene Finanzierung über den Innovationsfonds bildet endlich die notwendige Voraussetzung, um auch künftig methodisch solide und qualitativ hochwertige Leitlinien zu erstellen.

„Wir sind außerordentlich froh, dass das Ministerium erkannt hat, welchen unverzichtbaren Wert Leitlinien für die Versorgungsqualität in Deutschland haben“, kommentiert AWMF-Präsident Professor Dr. med. Rolf Kreienberg den jetzt vorliegenden Referentenentwurf. Von der in Aussicht gestellten, unabhängigen Finanzierung von Leitlinien werde das gesamte Gesundheitssystem profitieren. „So werden wir auch künftig die internationalen Qualitätsstandards an hochwertige Leitlinien wahren können“, ergänzt Professor Dr. med. Ina B. Kopp, Leiterin des AWMF-Instituts für Medizinisches Wissensmanagement (AWMF-IMWi).

„Bei einer Finanzierung über den Innovationsfonds stehen die AWMF und ihre Fachgesellschaften bereit, weiterhin für die Qualität und Unabhängigkeit der einzelnen Leitlinien und des Leitlinienregisters auf Grundlage des AWMF-Regelwerks zu garantieren“, betont AWMF-Präsident Kreienberg.

Die AWMF hofft, dass der jetzige Referentenentwurf des Ministeriums rasch seinen Weg durch die Gesetzgebungsverfahren findet, sodass zeitnah mit einer entsprechenden Umsetzung gerechnet werden kann.

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) bündelt die Interessen der medizinischen Wissenschaft und trägt sie verstärkt nach außen. Sie handelt dabei im Auftrag ihrer 179 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften. Gegründet 1962 mit dem Ziel, gemeinsame Interessen stärker gegenüber dem Staat und der ärztlichen Selbstverwaltung zu positionieren, erarbeitet die AWMF seitdem Empfehlungen und Resolutionen und vertritt diese im wissenschaftlichen und politischen Raum. Die AWMF ist Ansprechpartner für gesundheitspolitische Entscheidungsträger, wie den Gemeinsamen Bundesausschuss, und koordiniert die Entwicklung und Aktualisierung medizinisch wissenschaftlicher Leitlinien in Deutschland. Jede gemeinnützige Fachgesellschaft in Deutschland kann Mitglied werden, sofern sie sich wissenschaftlichen Fragen der Medizin widmet. Die AWMF finanziert sich vorwiegend durch die Beiträge ihrer Mitgliedsgesellschaften und Spenden.

Pressekontakt AWMF:
Dagmar Arnold
Luisenstraße 58/59
10117 Berlin
Tel.: +49-(0)711 8931-380
arnold@medizinkommunikation.org
presse@awmf.org
www.awmf.org

AWMF-Geschäftsstelle
Dennis Makoschey
Birkenstraße 67
10559 Berlin
Tel. +49-(0)30-20097777
office@awmf.org
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AWMF begrüßt Gesetzentwurf des Gesundheitsministeriums zur Finanzierung von Leitlinien

Beitrag von WernerSchell » 17.05.2019, 16:26

AWMF
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
PRESSEMITTEILUNG vom 17.05.2019

AWMF begrüßt Gesetzentwurf des Gesundheitsministeriums zur Finanzierung von Leitlinien

Berlin – Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) e.V. fordert seit vielen Jahren eine nachhaltige, unabhängige Finanzierung für hochwertige interdisziplinäre, evidenzbasierte Leitlinien. Im aktuellen Gesetzentwurf „für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation (Digitale Versorgungs-Gesetz – DVG)“ hat das Bundesministerium für Gesundheit nun auch die Finanzierung von Leitlinien über den Innovationsfonds vorgesehen. Mit jährlich mindestens fünf Millionen Euro sollen die Entwicklung neuer Leitlinien sowie die Weiterentwicklung bestehender Leitlinien unterstützt werden, sofern für sie in der Versorgung ein besonderer Bedarf besteht. Der Gesetzgeber kommt damit der langjährigen AWMF-Forderung nach unabhängig finanzierten Leitlinien nach.

Leitlinien sind eine wesentliche Wissensgrundlage für die Gestaltung des deutschen Gesundheitssystems. Als Entscheidungshilfen bilden sie die Basis für eine wissenschaftlich begründete und patientenzentrierte Versorgung. Bei deren Entwicklung berücksichtigen die unter dem Dach der AWMF vernetzten 179 wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften die Erkenntnisse aus der klinischen Forschung ebenso wie die individuellen Bedürfnisse von Patientinnen/Patienten und Bürgerinnen/Bürgern. Seit Beginn der Leitlinien-Arbeit vor über 20 Jahren verbessern die AWMF-Fachgesellschaften kontinuierlich die Leitlinienqualität. Je höher die methodische Qualität umso höher werden jedoch auch die Aufwände, die Leitlinien zu erstellen und aktuell zu halten. Bislang stemmen die Fachgesellschaften die Finanzierung weitestgehend allein.

Seit Jahren fordert die AWMF daher die nachhaltige und unabhängige Finanzierung von hochwertigen interdisziplinären, evidenzbasierten Leitlinien. Die jetzt im Gesetzentwurf vorgesehene Finanzierung über den Innovationsfonds bildet endlich die notwendige Voraussetzung, um auch künftig methodisch solide und qualitativ hochwertige Leitlinien zu erstellen.

„Wir sind außerordentlich froh, dass das Ministerium erkannt hat, welchen unverzichtbaren Wert Leitlinien für die Versorgungsqualität in Deutschland haben“, kommentiert AWMF-Präsident Professor Dr. med. Rolf Kreienberg den jetzt vorliegenden Referentenentwurf. Von der in Aussicht gestellten, unabhängigen Finanzierung von Leitlinien werde das gesamte Gesundheitssystem profitieren. „So werden wir auch künftig die internationalen Qualitätsstandards an hochwertige Leitlinien wahren können“, ergänzt Professor Dr. med. Ina B. Kopp, Leiterin des AWMF-Instituts für Medizinisches Wissensmanagement (AWMF-IMWi).

„Bei einer Finanzierung über den Innovationsfonds stehen die AWMF und ihre Fachgesellschaften bereit, weiterhin für die Qualität und Unabhängigkeit der einzelnen Leitlinien und des Leitlinienregisters auf Grundlage des AWMF-Regelwerks zu garantieren“, betont AWMF-Präsident Kreienberg.

Die AWMF hofft, dass der jetzige Referentenentwurf des Ministeriums rasch seinen Weg durch die Gesetzgebungsverfahren findet, sodass zeitnah mit einer entsprechenden Umsetzung gerechnet werden kann.

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) bündelt die Interessen der medizinischen Wissenschaft und trägt sie verstärkt nach außen. Sie handelt dabei im Auftrag ihrer 179 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften. Gegründet 1962 mit dem Ziel, gemeinsame Interessen stärker gegenüber dem Staat und der ärztlichen Selbstverwaltung zu positionieren, erarbeitet die AWMF seitdem Empfehlungen und Resolutionen und vertritt diese im wissenschaftlichen und politischen Raum. Die AWMF ist Ansprechpartner für gesundheitspolitische Entscheidungsträger, wie den Gemeinsamen Bundesausschuss, und koordiniert die Entwicklung und Aktualisierung medizinisch wissenschaftlicher Leitlinien in Deutschland. Jede gemeinnützige Fachgesellschaft in Deutschland kann Mitglied werden, sofern sie sich wissenschaftlichen Fragen der Medizin widmet. Die AWMF finanziert sich vorwiegend durch die Beiträge ihrer Mitgliedsgesellschaften und Spenden.

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Finanzierung von wissenschaftlich begründeten medizinischen Leitlinien

Beitrag von WernerSchell » 29.01.2020, 11:52

AWMF begrüßt öffentliche Finanzierung von wissenschaftlich begründeten medizinischen Leitlinien

Berlin – Durch das im Dezember 2019 in Kraft getretene Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) bestehen jetzt Möglichkeiten, hochwertige medizinische Leitlinien und damit die Leitlinienarbeit der Fachgesellschaften in der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) e.V. unabhängig zu finanzieren. Es wird zwei Unterstützungsbereiche geben: Zum einen die Förderung der Erstellung oder Aktualisierung kompletter Leitlinien über Mittel des Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), zum anderen die Förderung von Evidenzrecherchen zu einzelnen klinisch relevanten Fragestellungen in Leitlinien über das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Medizin (IQWiG) nach Beauftragung durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG).

Medizinische Leitlinien sind für Ärztinnen und Ärzte in Klinik und Praxis eine wesentliche Wissensgrundlage und dienen der Verbesserung der medizinischen Versorgung. Die Erstellung und kontinuierliche Aktualisierung von Leitlinien sind wichtig, damit aktuelle, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse in Diagnose und Therapie einfließen können. Die wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften in der AWMF und ihre Leitlinienautoren leisten hier seit vielen Jahren einen weitestgehend ehrenamtlichen Beitrag. Sie publizieren ihre Leitlinien über das Leitlinienregister der AWMF und akzeptieren die damit verbundene Qualitätssicherung. Das qualitätsgesicherte Leitlinienregister der AWMF umfasst aktuell mehr als 750 Publikationen. „Das DVG bietet jetzt die Chance, Leitlinienvorhaben der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften unabhängig zu finanzieren. Dafür hat sich die AWMF seit Langem eingesetzt“, erklärt Professor Dr. med. Ina B. Kopp, Leiterin des AWMF-Instituts für Medizinisches Wissensmanagement (AWMF-IMWi).

Um die Unabhängigkeit zu gewährleisten und zugleich die wissenschaftlich-medizinische Expertise aller beteiligten Fachgesellschaften einzubeziehen, hat der Gesetzgeber die AWMF beauftragt, als Mittlerin für begründete Förderanträge der Fachgesellschaften zu fungieren. Die AWMF wird dazu mittels bewährter Verfahren den Konsens mit ihren Mitgliedsfachgesellschaften suchen. „Bei der Begründung des Förderbedarfs kann auf bewährte Kriterien zurückgegriffen werden“, betont Professor Dr. med. Rolf Kreienberg, Präsident der AWMF und ergänzt: „Als Vertreterin von 179 Mitgliedsfachgesellschaften ist die AWMF dafür prädestiniert, die zwei im DVG vorgesehenen Wege zur Unterstützung der Leitlinienerstellung jetzt mit Inhalten und Themen zu füllen.“

Über den ersten Weg sollen vollständige Leitlinienprojekte über den G-BA-Innovationsfonds finanziert werden. Die Themenschwerpunkte legt das BMG fest, die AWMF kann hierzu beraten. Für das Jahr 2020 hat das Ministerium bereits vier Themenschwerpunkte angedacht: Seltene Erkrankungen, psychische Erkrankungen, Infektionskrankheiten und komplexe Versorgung. In den folgenden Bewilligungsjahren 2021–2024 soll die AWMF Themenschwerpunkte vorschlagen. „Die AWMF wird dazu zeitnah mit den Fachgesellschaften einen Konsens als Grundlage für die Beratung für künftige Themen suchen. Dabei werden bewährte Priorisierungskriterien wie Verbesserungsbedarf der Versorgung oder individuelle Krankheitslast zugrunde gelegt. Die AWMF fordert das BMG jedoch darüber hinaus nachdrücklich auf, auch eine themenoffene Förderung zu ermöglichen, da weder das BMG noch die AWMF in der Lage seien, aufgrund rein formaler Kriterien wirklich die für Patientinnen und Patienten relevanten Bedarfe für hochwertige Leitlinien zu identifizieren“, konstatiert Kreienberg. Diese Expertise liege allein bei den Fachgesellschaften und Patientenorganisationen, die Leitlinien gemeinsam erstellen. „Zusätzlich zu den Themenschwerpunkten müssen mindestens 20 Prozent themenoffene Anträge zugelassen werden, wie es bei den Forschungsanträgen des Innovationsfonds auch der Fall ist. Dafür werden wir uns als AWMF einsetzen“, ergänzt Kreienberg.

Über den zweiten Weg soll den Fachgesellschaften die Kompetenz des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Medizin (IQWiG) als Dienstleistung für die Entwicklung, Aktualisierung oder Weiterentwicklung hochwertiger Leitlinien durch systematische Literaturrecherchen zur Verfügung gestellt werden. Die Beauftragung des IQWiG legt das BMG fest. Die AWMF kann jedoch dem BMG Themenvorschläge und konkrete Fragestellungen für Literaturrecherchen mit entsprechender Begründung unterbreiten. Die AWMF wird dazu ihre Mitgliedsgesellschaften befragen und deren begründete Vorschläge an das BMG weiterleiten. „Literaturrecherchen für Leitlinien sind besonders arbeitsaufwendig. Daher ist eine Unterstützung durch das IQWiG sehr zu begrüßen. Natürlich gehen wir dabei davon aus, dass eine international für Leitlinien anerkannte Methodik verfolgt wird – nämlich GRADE“, betont Kopp. Für diesen Weg sei Eile geboten: Bis Ende März 2020 erwartet das BMG die ersten Vorschläge bezüglich der Evidenzrecherchen. Die AWMF wird die Fachgesellschaften dazu noch im Januar befragen.

Vortragsfolien der 30. Leitlinienkonferenz der AWMF vom 13. Dezember 2019: https://www.awmf.org/leitlinien/ll-vera ... erenz.html

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) bündelt die Interessen der medizinischen Wissenschaft und trägt sie verstärkt nach außen. Sie handelt dabei im Auftrag ihrer 179 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften. Gegründet 1962 mit dem Ziel, gemeinsame Interessen stärker gegenüber dem Staat und der ärztlichen Selbstverwaltung zu positionieren, erarbeitet die AWMF seitdem Empfehlungen und Resolutionen und vertritt diese im wissenschaftlichen und politischen Raum. Die AWMF ist Ansprechpartner für gesundheitspolitische Entscheidungsträger, wie den Gemeinsamen Bundesausschuss, und koordiniert die Entwicklung und Aktualisierung medizinisch wissenschaftlicher Leitlinien in Deutschland. Jede gemeinnützige Fachgesellschaft in Deutschland kann Mitglied werden, sofern sie sich wissenschaftlichen Fragen der Medizin widmet. Die AWMF finanziert sich vorwiegend durch die Beiträge ihrer Mitgliedsgesellschaften und Spenden.

Quelle: Pressemitteilung vom 29.01.2020

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