Corona-Virus – besorgniserregende Lage!
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Zuteilung von Ressourcen in der Notfall- und der Intensivmedizin im Kontext der COVID-19-Pandemie ... Empfehlungen ...
Entscheidungen über die Zuteilung von Ressourcen in der Notfall- und der Intensivmedizin im Kontext der COVID-19-Pandemie
Klinisch-ethische Empfehlungen
der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), der Deutschen Gesellschaft für Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA), der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) der Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) der Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) und der Akademie für Ethik in der Medizin (AEM)*1
Von den Fachgesellschaften verabschiedete Fassung vom 25.03.2020
* 1 Der Vorstand der Akademie für Ethik in der Medizin unterstützt mit einem Mehrheitsvotum die genannten Empfehlungen
Die Empfehlung sind nachlesbar unter folgender Adresse
>>> https://www.divi.de/empfehlungen/publik ... hlung/file
Quelle: Mitteilung vom 25.03.2020
EthikZentrum.de
Zentrum für Angewandte Ethik
Dr. Arnd T. May (Geschäftsführer)
Krämerbrücke 33
99084 Erfurt
Postanschrift:
Zentrum für Angewandte Ethik
Postfach 80 07 61
99033 Erfurt
+++
Siehe auch:
COVID-19: Intensiv- und Notfallmediziner legen klinisch-ethische Entscheidungs-Empfehlungen vor
Pressemitteilung vom 26.03.2020
Torben Brinkema Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e. V.
>>> https://idw-online.de/de/news743715
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Anerkennung und Dank des International Council of Nurses an Pflegende in Deutschland
Anerkennung und Dank des International Council of Nurses an Pflegende in Deutschland
Mit einer Videobotschaft hat sich Geschäftsführer Howard Catton im Namen des gesamten Vorstands des International Council of Nurses (ICN) an die Pflegenden in Deutschland gewandt:
„Im Namen des ICN, der ICN-Präsidentin Annette Kennedy und des gesamten Vorstands möchte ich Ihnen, den beruflich Pflegenden in Deutschland, unsere Anerkennung und unseren Dank aussprechen für Ihre unglaublich gute Arbeit in der Pflege von Menschen mit dem Corona-Virus.
Wir wissen, dass Sie wirklich hart arbeiten unter schwierigen Bedingungen und dabei immer zuerst die Anderen im Blick haben. (…)
ICN erklärt ganz ausdrücklich, dass der Schutz und die Unterstützung von Pflegenden und anderen Beschäftigten im Gesundheitswesen absolut zentral sein müssen bei aller Planung und dem Umgang mit diesem Virus. Wir müssen mehr tun, um unsere Mitarbeiter/innen zu schützen, um sicherzustellen, dass Sie die Ausrüstung zur Verfügung haben, die Sie brauchen.
Wir wissen auch, dass der DBfK – Ihr Berufsverband – alles dafür tut, um Sie zu unterstützen, und wir sind auch in Kontakt mit ihm.
Der bisherige Verlauf des Internationalen Jahres der Pflegenden ist nicht das Jahr, das wir geplant hatten. Aber durch Ihre Arbeit, durch Ihr Handeln, durch Ihr Pflegen zeigen Sie so deutlich, warum professionell Pflegende mehr Anerkennung, mehr Investitionen und mehr Unterstützung brauchen.
Noch einmal danke ich Ihnen. Wir stehen in Solidarität an Ihrer Seite, Sie sind nicht allein!“
Der Link zur Videobotschaft: https://tinyurl.com/qtk8l4z
ICN CEO Howard Catton - Germany video COVID 19 - YouTube tinyurl.com
Quelle: Pressemitteilung vom 26.03.2020
Johanna Knüppel, Referentin, Sprecherin, Redakteurin
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK)
Alt-Moabit 91, 10559 Berlin
Tel.: 030-2191570
Fax: 030-21915777
redaktion@dbfk.de
www.dbfk.de
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Gefahrenzulage für alle Bediensteten nahe an kranken Menschen .... JETZT!
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de
26.03.2020
Gefahrenzulage für alle Bediensteten nahe an kranken Menschen .... JETZT!
Seit den 1995er Jahren schreibe ich mir die Finger wund und werbe u.a. für verbesserte Stellenschlüssel und höhere Vergütungen in der Pflege (siehe z.B. > viewtopic.php?f=3&t=23508 ). Nichts ist insoweit wirklich voran gekommen.
Nun stehen die Abgeordneten im Bundestag auf und Beklatschen die wichtigen Pflegekräfte. Dieser Art der Belobigung und Anerkennung kann ich angesichts der voran gegangenen Untätigkeit wenig abgewinnen.
Wie wäre es, allen Personen, die nahe an kranken Menschen tätig sind, zunächst für 6 Monate eine Corona-Gefahrenzulage von 200 Euro/Monat zu zahlen, einfach so (aus Steuermitteln natürlich)? Danach müssen endlich Reformen umgesetzt werden, die die Arbeitsbedingungen in allen Pflegesystemen entscheidend und dauerhaft verbessern!
Werner Schell
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für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
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26.03.2020
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Seit den 1995er Jahren schreibe ich mir die Finger wund und werbe u.a. für verbesserte Stellenschlüssel und höhere Vergütungen in der Pflege (siehe z.B. > viewtopic.php?f=3&t=23508 ). Nichts ist insoweit wirklich voran gekommen.
Nun stehen die Abgeordneten im Bundestag auf und Beklatschen die wichtigen Pflegekräfte. Dieser Art der Belobigung und Anerkennung kann ich angesichts der voran gegangenen Untätigkeit wenig abgewinnen.
Wie wäre es, allen Personen, die nahe an kranken Menschen tätig sind, zunächst für 6 Monate eine Corona-Gefahrenzulage von 200 Euro/Monat zu zahlen, einfach so (aus Steuermitteln natürlich)? Danach müssen endlich Reformen umgesetzt werden, die die Arbeitsbedingungen in allen Pflegesystemen entscheidend und dauerhaft verbessern!
Werner Schell
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Notstand in der häuslichen Pflege wegen Corona jetzt abwenden
Experten befürchten, dass in Kürze bis zu 200.000 alte Menschen, viele von ihnen an einer Demenz erkrankt, nicht mehr zuhause versorgt werden können. Der Landesverband der Alzheimer Gesellschaften Nordrhein-Westfalen hat in dieser angespannten und besorgniserregenden Situation Vorschläge erarbeitet, wie ein Notstand womöglich noch abgewendet werden kann. Wie diese aussehen, erfahren Sie durch die nachfolgende Pressemeldung des Landesverbandes der Alzheimer Gesellschaften NRW e.V.:
Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW e. V.
Notstand in der häuslichen Pflege wegen Corona jetzt abwenden
Experten befürchten, dass in Kürze bis zu 200.000 alte Menschen, viele von ihnen an einer Demenz erkrankt, nicht mehr zuhause versorgt werden können.
Der Landesverband der Alzheimer Gesellschaften Nordrhein-Westfalen hat in dieser angespannten und besorgniserregenden Situation Vorschläge erarbeitet, wie ein Notstand womöglich noch abgewendet werden kann:
- Einsatzbereite Pflegekräfte aus dem Ausland sollten - analog zu den Rückholaktionen von im Ausland gestrandeten Deutschen – mit Flugzeugen ins Land gebracht werden. - Diejenigen, die jetzt ihren Beruf für die Pflege ihrer an Demenz erkrankten Partner, Eltern oder Kinder hintanstellen, sollen sicher sein können, dass sie, ohne Nachteile zu erleiden, ihren Arbeitsplatz wieder einnehmen können. Die Pflegetätigkeit darf nicht zu Entlassungen führen! - Nicht berufstätige Pflegepersonen müssen finanziell abgesichert werden. Das ist eine unsere Forderung, die über die augenblickliche Situation hinaus geht. Eine entsprechende Zusicherung jetzt könnte allerdings für die gerade so wichtige Zuversicht und das Gefühl, wertgeschätzt zu werden, bei den pflegenden Angehörigen sorgen. - Menschen, die mit den besonders gefährdeten Pflegebedürftigen arbeiten, sollten bevorzugt und schnell auf den COVID-19-Virus getestet werden. Ihnen sowie auch den Gepflegten sollten in Absprache mit dem Arzt Pneumokokken-Impfungen angeboten werden, die gegen eine bakterielle Lungenentzündung helfen. - Beratung und Unterstützung muss auch bei zugewanderten Familien mit an Demenz erkrankten Mitgliedern ankommen. Dafür sind kultursensible Sprachmittler einzusetzen. - Menschen mit Hilfebedarf - und ganz besonders die Angehörigen von pflegebedürftigen Menschen mit Demenz - brauchen eine gut erreichbare Anlaufstelle bei Fragen und in kritischen Situationen. Nach dem Vorbild einiger Bundesländer wie Bayern und Hessen sollten überall im Land Krisentelefone eingerichtet werden. Diese müssen mit Fachleuten unterschiedlicher Professionen besetzt sein, die sowohl seelsorgerisch, psychologisch und medizinisch beraten können. - Gewalt wird, da gerade viele Menschen von der Situation überfordert sind, in allen Bereichen, auch in der Pflege, zunehmen. Auch dafür sind Beraterinnen und Berater zu sensibilisieren. - Um genügend Kapazitäten zu bekommen, sollten Psychologen und Mediziner sowie weitere Helfer in der Ausbildung für eine vorgezogene Tätigkeit in dem angestrebten Beruf gewonnen werden. - Therapieplätze werden auch in er Folge der Corona-Krise dringend gebraucht werden. Schon jetzt gilt es Vorkehrungen zu treffen, dass Psychotherapieplätze ohne große Wartezeit verfügbar sein werden.
„Diese Vorschläge habe ich mit hoher Dringlichkeit heute im Bundesgesundheitsministerium vorgebracht“, sagte die Vorsitzende von Alzheimer NRW, Regina Schmidt-Zadel, am Mittwoch in Düsseldorf. „Wir sind in großer Sorge, dass ohne ein entschlossenes Handeln der Politik die CoronaKrise auch zu einem dramatischen Notstand in der häuslichen Pflege führen wird.“
Die Vorschläge des Landesverbandes der Alzheimer Gesellschaften Nordrhein-Westfalen können ausführlicher auch auf der Verbandsseite https://alzheimer-nrw.de nachgelesen werden.
V.i.S.d.P. Regina Schmidt-Zadel MdB a.D., Vorsitzende Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW e.V. Bergische Landstraße 2 * 40629 Düsseldorf Tel. 0211/240869 – 10 * Fax. 0211/240869 - 11 - presse@alzheimer-nrw.de * www.alzheimer-nrw.de
Der Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW e.V. wurde 2003 gegründet. Er ist die Interessenvertretung der regionalen Alzheimer Gesellschaften und Alzheimer Angehörigen- Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeinitiativen in NRW. Er führt laufend eigene Projekte durch, z.B. das Projekt "Leben mit Demenz", eine Schulungsreihe für Angehörige. Er ist Veranstalter von Fachtagungen und Herausgeber eigener Publikationen. Er setzt sich für einen würdevollen Umgang mit Menschen mit Demenz ein, insbesondere in der Pflege, und wirkt an der Verbesserung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in Gremien, Ausschüssen und auf politischer Ebene mit.
Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW e. V.
Notstand in der häuslichen Pflege wegen Corona jetzt abwenden
Experten befürchten, dass in Kürze bis zu 200.000 alte Menschen, viele von ihnen an einer Demenz erkrankt, nicht mehr zuhause versorgt werden können.
Der Landesverband der Alzheimer Gesellschaften Nordrhein-Westfalen hat in dieser angespannten und besorgniserregenden Situation Vorschläge erarbeitet, wie ein Notstand womöglich noch abgewendet werden kann:
- Einsatzbereite Pflegekräfte aus dem Ausland sollten - analog zu den Rückholaktionen von im Ausland gestrandeten Deutschen – mit Flugzeugen ins Land gebracht werden. - Diejenigen, die jetzt ihren Beruf für die Pflege ihrer an Demenz erkrankten Partner, Eltern oder Kinder hintanstellen, sollen sicher sein können, dass sie, ohne Nachteile zu erleiden, ihren Arbeitsplatz wieder einnehmen können. Die Pflegetätigkeit darf nicht zu Entlassungen führen! - Nicht berufstätige Pflegepersonen müssen finanziell abgesichert werden. Das ist eine unsere Forderung, die über die augenblickliche Situation hinaus geht. Eine entsprechende Zusicherung jetzt könnte allerdings für die gerade so wichtige Zuversicht und das Gefühl, wertgeschätzt zu werden, bei den pflegenden Angehörigen sorgen. - Menschen, die mit den besonders gefährdeten Pflegebedürftigen arbeiten, sollten bevorzugt und schnell auf den COVID-19-Virus getestet werden. Ihnen sowie auch den Gepflegten sollten in Absprache mit dem Arzt Pneumokokken-Impfungen angeboten werden, die gegen eine bakterielle Lungenentzündung helfen. - Beratung und Unterstützung muss auch bei zugewanderten Familien mit an Demenz erkrankten Mitgliedern ankommen. Dafür sind kultursensible Sprachmittler einzusetzen. - Menschen mit Hilfebedarf - und ganz besonders die Angehörigen von pflegebedürftigen Menschen mit Demenz - brauchen eine gut erreichbare Anlaufstelle bei Fragen und in kritischen Situationen. Nach dem Vorbild einiger Bundesländer wie Bayern und Hessen sollten überall im Land Krisentelefone eingerichtet werden. Diese müssen mit Fachleuten unterschiedlicher Professionen besetzt sein, die sowohl seelsorgerisch, psychologisch und medizinisch beraten können. - Gewalt wird, da gerade viele Menschen von der Situation überfordert sind, in allen Bereichen, auch in der Pflege, zunehmen. Auch dafür sind Beraterinnen und Berater zu sensibilisieren. - Um genügend Kapazitäten zu bekommen, sollten Psychologen und Mediziner sowie weitere Helfer in der Ausbildung für eine vorgezogene Tätigkeit in dem angestrebten Beruf gewonnen werden. - Therapieplätze werden auch in er Folge der Corona-Krise dringend gebraucht werden. Schon jetzt gilt es Vorkehrungen zu treffen, dass Psychotherapieplätze ohne große Wartezeit verfügbar sein werden.
„Diese Vorschläge habe ich mit hoher Dringlichkeit heute im Bundesgesundheitsministerium vorgebracht“, sagte die Vorsitzende von Alzheimer NRW, Regina Schmidt-Zadel, am Mittwoch in Düsseldorf. „Wir sind in großer Sorge, dass ohne ein entschlossenes Handeln der Politik die CoronaKrise auch zu einem dramatischen Notstand in der häuslichen Pflege führen wird.“
Die Vorschläge des Landesverbandes der Alzheimer Gesellschaften Nordrhein-Westfalen können ausführlicher auch auf der Verbandsseite https://alzheimer-nrw.de nachgelesen werden.
V.i.S.d.P. Regina Schmidt-Zadel MdB a.D., Vorsitzende Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW e.V. Bergische Landstraße 2 * 40629 Düsseldorf Tel. 0211/240869 – 10 * Fax. 0211/240869 - 11 - presse@alzheimer-nrw.de * www.alzheimer-nrw.de
Der Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW e.V. wurde 2003 gegründet. Er ist die Interessenvertretung der regionalen Alzheimer Gesellschaften und Alzheimer Angehörigen- Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeinitiativen in NRW. Er führt laufend eigene Projekte durch, z.B. das Projekt "Leben mit Demenz", eine Schulungsreihe für Angehörige. Er ist Veranstalter von Fachtagungen und Herausgeber eigener Publikationen. Er setzt sich für einen würdevollen Umgang mit Menschen mit Demenz ein, insbesondere in der Pflege, und wirkt an der Verbesserung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in Gremien, Ausschüssen und auf politischer Ebene mit.
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Corona-Virus: Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft fordert die Politik zum Handeln auf
Corona-Virus: Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft fordert die Politik zum Handeln auf
Berlin, 25. März 2020. Pflegende Angehörige leisten schon in normalen Zeiten den größten Teil der Versorgung von Menschen mit Demenz. Durch die Corona-Pandemie werden Unterstützungsangebote zunehmend eingeschränkt. Dadurch geraten Angehörige, die zusätzlich noch berufstätig sind, ganz besonders unter Druck. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DAlzG), als Interessenvertretung der Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen, hat Seniorenministerin Dr. Franziska Giffey deshalb aufgefordert hier für schnelle Hilfen zu sorgen.
Menschen mit Demenz sind besonders gefährdet
Menschen mit einer Demenz sind in der Regel hochaltrig und oft von zusätzlichen Erkrankungen betroffen. Sie gehören damit zu der Gruppe, die durch Covid-19 am stärksten gefährdet sind. Rund zwei Drittel der Demenzerkrankten werden zu Hause von Angehörigen gepflegt, zum Teil mit Unterstützung durch einen Pflegedienst oder Tagespflege. Fast alle Tagespflegeeinrichtungen sind mittlerweile geschlossen und selbst ambulante Pflegedienste schränken aufgrund von Personalengpässen ihre Dienste ein.
Berufstätige pflegende Angehörige brauchen dringend Unterstützung
Monika Kaus, Vorsitzende der DAlzG, sagt dazu: „Bisher gibt es – anders als für Eltern, die ihre Kinder derzeit zu Hause betreuen müssen – keine Regelungen zur Unterstützung der berufstätigen pflegenden Angehörigen. Diese haben häufig nur die Möglichkeit, auf das Verständnis des Arbeitgebers zu setzen und um Urlaub oder unbezahlte Freistellung von der Arbeit zu bitten. Wir haben uns deshalb mit der dringenden Bitte um Unterstützung und konkreten Vorschlägen für Maßnahmen an die Seniorenministerin Dr. Franziska Giffey gewandt.“
Schnelle und unbürokratische Hilfen umsetzen
Mögliche Maßnahmen wären eine unbürokratische und kurzfristige Freistellung der Angehörigen von der Arbeit nach dem Pflegezeitgesetz bzw. dem Familienpflegezeitgesetz. Anstelle des für diese Fälle vorgesehen Darlehens sollte der Staat eine entsprechende Summe als Zuschuss für die betroffenen Familien gewähren. Eine weitere Möglichkeit wäre, die Summe, die normalerweise durch die Pflegekasse für den Besuch einer Tagespflegeeinrichtung zur Verfügung gestellt wird, direkt an diejenigen auszuzahlen, die von den Schließungen der Einrichtungen betroffen sind.
Pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz sind oft schon in normalen Zeiten hoch belastet. Nun liegt die Verantwortung für eine gute Versorgung der Erkrankten meist ausschließlich auf ihren Schultern. Die genannten Maßnahmen könnten die Situation zumindest ein wenig abmildern.
Hintergrund
In Deutschland leben heute etwa 1,7 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Etwa zwei Drittel davon werden in der häuslichen Umgebung von Angehörigen betreut und gepflegt. Jährlich erkranken rund 300.000 Menschen neu. Ungefähr 60 Prozent davon haben eine Demenz vom Typ Alzheimer. Die Zahl der Demenzerkrankten wird bis 2050 auf 3 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft engagiert sich für ein besseres Leben mit Demenz. Sie unterstützt und berät Menschen mit Demenz und ihre Familien. Sie informiert die Öffentlichkeit über die Erkrankung und ist ein unabhängiger Ansprechpartner für Medien, Fachverbände und Forschung. In ihren Veröffentlichungen und in der Beratung bündelt sie das Erfahrungswissen der Angehörigen und das Expertenwissen aus Forschung und Praxis. Als Bundesverband von mehr als 130 Alzheimer-Gesellschaften unterstützt sie die Selbsthilfe vor Ort. Gegenüber der Politik vertritt sie die Interessen der Betroffenen und ihrer Angehörigen.
Die DAlzG setzt sich ein für bessere Diagnose und Behandlung, mehr kompetente Beratung vor Ort, eine gute Betreuung und Pflege sowie eine demenzfreundliche Gesellschaft.
Quelle: Pressemitteilung vom 25.03.2020
Kontakt
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz
Susanna Saxl, Annika Koch
Friedrichstraße 236, 10969 Berlin
Tel.: 030 - 259 37 95 0
Fax: 030 - 259 37 95 29
E-Mail: info@deutsche-alzheimer.de
www.deutsche-alzheimer.de
Berlin, 25. März 2020. Pflegende Angehörige leisten schon in normalen Zeiten den größten Teil der Versorgung von Menschen mit Demenz. Durch die Corona-Pandemie werden Unterstützungsangebote zunehmend eingeschränkt. Dadurch geraten Angehörige, die zusätzlich noch berufstätig sind, ganz besonders unter Druck. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DAlzG), als Interessenvertretung der Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen, hat Seniorenministerin Dr. Franziska Giffey deshalb aufgefordert hier für schnelle Hilfen zu sorgen.
Menschen mit Demenz sind besonders gefährdet
Menschen mit einer Demenz sind in der Regel hochaltrig und oft von zusätzlichen Erkrankungen betroffen. Sie gehören damit zu der Gruppe, die durch Covid-19 am stärksten gefährdet sind. Rund zwei Drittel der Demenzerkrankten werden zu Hause von Angehörigen gepflegt, zum Teil mit Unterstützung durch einen Pflegedienst oder Tagespflege. Fast alle Tagespflegeeinrichtungen sind mittlerweile geschlossen und selbst ambulante Pflegedienste schränken aufgrund von Personalengpässen ihre Dienste ein.
Berufstätige pflegende Angehörige brauchen dringend Unterstützung
Monika Kaus, Vorsitzende der DAlzG, sagt dazu: „Bisher gibt es – anders als für Eltern, die ihre Kinder derzeit zu Hause betreuen müssen – keine Regelungen zur Unterstützung der berufstätigen pflegenden Angehörigen. Diese haben häufig nur die Möglichkeit, auf das Verständnis des Arbeitgebers zu setzen und um Urlaub oder unbezahlte Freistellung von der Arbeit zu bitten. Wir haben uns deshalb mit der dringenden Bitte um Unterstützung und konkreten Vorschlägen für Maßnahmen an die Seniorenministerin Dr. Franziska Giffey gewandt.“
Schnelle und unbürokratische Hilfen umsetzen
Mögliche Maßnahmen wären eine unbürokratische und kurzfristige Freistellung der Angehörigen von der Arbeit nach dem Pflegezeitgesetz bzw. dem Familienpflegezeitgesetz. Anstelle des für diese Fälle vorgesehen Darlehens sollte der Staat eine entsprechende Summe als Zuschuss für die betroffenen Familien gewähren. Eine weitere Möglichkeit wäre, die Summe, die normalerweise durch die Pflegekasse für den Besuch einer Tagespflegeeinrichtung zur Verfügung gestellt wird, direkt an diejenigen auszuzahlen, die von den Schließungen der Einrichtungen betroffen sind.
Pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz sind oft schon in normalen Zeiten hoch belastet. Nun liegt die Verantwortung für eine gute Versorgung der Erkrankten meist ausschließlich auf ihren Schultern. Die genannten Maßnahmen könnten die Situation zumindest ein wenig abmildern.
Hintergrund
In Deutschland leben heute etwa 1,7 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Etwa zwei Drittel davon werden in der häuslichen Umgebung von Angehörigen betreut und gepflegt. Jährlich erkranken rund 300.000 Menschen neu. Ungefähr 60 Prozent davon haben eine Demenz vom Typ Alzheimer. Die Zahl der Demenzerkrankten wird bis 2050 auf 3 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft engagiert sich für ein besseres Leben mit Demenz. Sie unterstützt und berät Menschen mit Demenz und ihre Familien. Sie informiert die Öffentlichkeit über die Erkrankung und ist ein unabhängiger Ansprechpartner für Medien, Fachverbände und Forschung. In ihren Veröffentlichungen und in der Beratung bündelt sie das Erfahrungswissen der Angehörigen und das Expertenwissen aus Forschung und Praxis. Als Bundesverband von mehr als 130 Alzheimer-Gesellschaften unterstützt sie die Selbsthilfe vor Ort. Gegenüber der Politik vertritt sie die Interessen der Betroffenen und ihrer Angehörigen.
Die DAlzG setzt sich ein für bessere Diagnose und Behandlung, mehr kompetente Beratung vor Ort, eine gute Betreuung und Pflege sowie eine demenzfreundliche Gesellschaft.
Quelle: Pressemitteilung vom 25.03.2020
Kontakt
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz
Susanna Saxl, Annika Koch
Friedrichstraße 236, 10969 Berlin
Tel.: 030 - 259 37 95 0
Fax: 030 - 259 37 95 29
E-Mail: info@deutsche-alzheimer.de
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Solidarität und Verantwortung in der Corona-Krise
Solidarität und Verantwortung in der Corona-Krise
Die gegenwärtige Pandemie fordert unsere Gesellschaft in beispielloser Form heraus und führt zu schwerwiegenden ethischen Konflikten. Der Deutsche Ethikrat befürwortet die aktuell zur Eindämmung der Infektionen ergriffenen Maßnahmen, auch wenn sie allen Menschen in diesem Land große Opfer abverlangen. Freiheitsbeschränkungen müssen jedoch kontinuierlich mit Blick auf die vielfältigen sozialen und ökonomischen Folgelasten geprüft und möglichst bald schrittweise gelockert werden.
Für diesen schwierigen Abwägungsprozess will der Ethikrat mit seiner heute veröffentlichten Ad-hoc-Empfehlung „Solidarität und Verantwortung in der Corona-Krise“ ebenso ethische Orientierungshilfe leisten wie für die im Gesundheitssystem drohenden dramatischen Handlungs- und Entscheidungssituationen.
Der ethische Kernkonflikt besteht darin, dass ein dauerhaft hochwertiges, leistungsfähiges Gesundheitssystem gesichert werden muss und zugleich schwerwiegende Nebenfolgen für Bevölkerung und Gesellschaft möglichst gering zu halten sind. Das erfordert eine gerechte Abwägung konkurrierender moralischer Güter, die auch Grundprinzipien von Solidarität und Verantwortung einbezieht und sorgfältig prüft, in welchem Ausmaß und wie lange eine Gesellschaft starke Einschränkungen ihres Alltagslebens verkraften kann.
Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, sagte dazu: „In dieser Krise ungekannten Ausmaßes können wir uns glücklich schätzen, so große Solidaritätsressourcen in unserer Gesellschaft zu besitzen. Wir müssen aber ehrlich sein: Auch mit diesen Ressourcen gilt es sorgsam umzugehen und Spannungen zwischen unterschiedlichen Ansprüchen bedürftiger Gruppen fair auszuhandeln.“
Der Ethikrat möchte Politik und Gesellschaft dafür sensibilisieren, die verschiedenen Konfliktszenarien als normative Probleme zu verstehen. Ihre Lösung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es widerspräche dem Grundgedanken demokratischer Legitimation, politische Entscheidungen an die Wissenschaft zu delegieren und von ihr eindeutige Handlungsanweisungen für das politische System zu verlangen. Gerade schmerzhafte Entscheidungen müssen von den Organen getroffen werden, die hierfür durch das Volk mandatiert sind und dementsprechend auch in politischer Verantwortung stehen. Die Corona-Krise ist die Stunde der demokratisch legimitierten Politik.
Wesentlicher Orientierungspunkt für die nahe Zukunft ist die weitgehende Vermeidung von Triage-Situationen, in denen Ärzte zu entscheiden gezwungen wären, wer vorrangig intensivmedizinische Versorgung erhalten und wer nachrangig behandelt werden soll. Der Staat darf menschliches Leben nicht bewerten und deshalb auch nicht vorschreiben, welches Leben in einer Konfliktsituation zu retten ist. Die Verantwortung, in solchen dilemmatischen Situationen katastrophaler Knappheit medizinischer Ressourcen über Leben und Tod zu entscheiden, sollte aber auch keinesfalls allein den einzelnen Ärztinnen und Ärzten aufgebürdet werden. Schon aus Gründen der Gleichbehandlung, aber auch um der allgemeinen Akzeptanz willen bedarf es vielmehr weithin einheitlicher Handlungsmaximen für den klinischen Ernstfall nach wohlüberlegten, begründeten und transparenten Kriterien. Hierzu sind bereits erste Empfehlungen medizinischer Fachgesellschaften erschienen.
Zugleich gilt es, die aktuellen freiheitsbeschränkenden Infektionsschutzmaßnahmen fortlaufend kritisch zu evaluieren. Dem Ziel, die Ausbreitung des Coronavirus erheblich zu verlangsamen, muss zwar auch aus Sicht des Deutschen Ethikrates derzeit die größte Aufmerksamkeit gewidmet werden. Dabei ist jedoch auch jetzt schon die mittel- und langfristig bedeutsame Frage in den Blick zu nehmen, unter welchen Voraussetzungen und auf welche Weise eine geordnete Rückkehr zu einem einigermaßen „normalen“ gesellschaftlichen und privaten Leben sowie zu regulären wirtschaftlichen Aktivitäten erfolgen kann, um die ökonomischen, kulturellen, politischen und psychosozialen Schäden möglichst gering zu halten.
Konkret empfiehlt der Ethikrat für die nächste Zeit unter anderem folgende Einzelmaßnahmen:
• weiteres Aufstocken und Stabilisieren der Kapazitäten des Gesundheitssystems
• Einführung eines flächendeckenden Systems zur Erfassung und optimierten Nutzung von Intensivkapazitäten
• Abbau bürokratischer Hürden und bessere Vernetzung im Gesundheitssystem und mit anderen relevanten Gesellschaftsbereichen
• weiterer Ausbau von Testkapazitäten
• weitere kontinuierliche Datensammlung zu individueller und Gruppenimmunität und zu Verläufen von Covid-19
• breite Förderung/Unterstützung von Forschung an Impfstoffen und Therapeutika sowie Vorbereitung von Förderstrukturen für deren massenhafte Produktion und Einführung
• Unterstützung von interdisziplinärer Forschung zu sozialen, psychologischen und anderen Effekten der Maßnahmen im Rahmen der Covid-19-Pandemie
• Entwicklung von effektiven und erträglichen Schutz- und Isolationsstrategien für Risikogruppen
• eine fundierte Strategie für die transparente und regelmäßige Kommunikation zu ergriffenen Maßnahmen und zur politischen Entscheidungsfindung im Zusammenhang mit Covid-19
• ein Überdenken der Angemessenheit föderaler Lösungen im Katastrophenfall sowie konkrete Berechnungen der zu erwartenden Kosten durch ergriffene Maßnahmen und Alternativszenarien
Der vollständige Wortlaut der Ad-hoc-Empfehlung ist abrufbar unter https://www.ethikrat.org/fileadmin/Publ ... -krise.pdf
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. theol. Peter Dabrock
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Fachbereich Theologie
Lehrstuhl für Systematische Theologie II (Ethik)
E-Mail: peter.dabrock@fau.de
Prof. Dr. iur. Steffen Augsberg
Justus-Liebig-Universität Gießen
Professur für Öffentliches Recht
E-Mail: steffen.augsberg@recht.uni-giessen.de
Prof. Dr. med. Alena Buyx
Institute of History and Ethics in Medicine
Technische Universität München
E-Mail: a.buyx@tum.de
Originalpublikation:
https://www.ethikrat.org/fileadmin/Publ ... -krise.pdf
Quelle: Pressemitteilung vom 27.03.2020
Ulrike Florian Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutscher Ethikrat
https://idw-online.de/de/news743776
Die gegenwärtige Pandemie fordert unsere Gesellschaft in beispielloser Form heraus und führt zu schwerwiegenden ethischen Konflikten. Der Deutsche Ethikrat befürwortet die aktuell zur Eindämmung der Infektionen ergriffenen Maßnahmen, auch wenn sie allen Menschen in diesem Land große Opfer abverlangen. Freiheitsbeschränkungen müssen jedoch kontinuierlich mit Blick auf die vielfältigen sozialen und ökonomischen Folgelasten geprüft und möglichst bald schrittweise gelockert werden.
Für diesen schwierigen Abwägungsprozess will der Ethikrat mit seiner heute veröffentlichten Ad-hoc-Empfehlung „Solidarität und Verantwortung in der Corona-Krise“ ebenso ethische Orientierungshilfe leisten wie für die im Gesundheitssystem drohenden dramatischen Handlungs- und Entscheidungssituationen.
Der ethische Kernkonflikt besteht darin, dass ein dauerhaft hochwertiges, leistungsfähiges Gesundheitssystem gesichert werden muss und zugleich schwerwiegende Nebenfolgen für Bevölkerung und Gesellschaft möglichst gering zu halten sind. Das erfordert eine gerechte Abwägung konkurrierender moralischer Güter, die auch Grundprinzipien von Solidarität und Verantwortung einbezieht und sorgfältig prüft, in welchem Ausmaß und wie lange eine Gesellschaft starke Einschränkungen ihres Alltagslebens verkraften kann.
Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, sagte dazu: „In dieser Krise ungekannten Ausmaßes können wir uns glücklich schätzen, so große Solidaritätsressourcen in unserer Gesellschaft zu besitzen. Wir müssen aber ehrlich sein: Auch mit diesen Ressourcen gilt es sorgsam umzugehen und Spannungen zwischen unterschiedlichen Ansprüchen bedürftiger Gruppen fair auszuhandeln.“
Der Ethikrat möchte Politik und Gesellschaft dafür sensibilisieren, die verschiedenen Konfliktszenarien als normative Probleme zu verstehen. Ihre Lösung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es widerspräche dem Grundgedanken demokratischer Legitimation, politische Entscheidungen an die Wissenschaft zu delegieren und von ihr eindeutige Handlungsanweisungen für das politische System zu verlangen. Gerade schmerzhafte Entscheidungen müssen von den Organen getroffen werden, die hierfür durch das Volk mandatiert sind und dementsprechend auch in politischer Verantwortung stehen. Die Corona-Krise ist die Stunde der demokratisch legimitierten Politik.
Wesentlicher Orientierungspunkt für die nahe Zukunft ist die weitgehende Vermeidung von Triage-Situationen, in denen Ärzte zu entscheiden gezwungen wären, wer vorrangig intensivmedizinische Versorgung erhalten und wer nachrangig behandelt werden soll. Der Staat darf menschliches Leben nicht bewerten und deshalb auch nicht vorschreiben, welches Leben in einer Konfliktsituation zu retten ist. Die Verantwortung, in solchen dilemmatischen Situationen katastrophaler Knappheit medizinischer Ressourcen über Leben und Tod zu entscheiden, sollte aber auch keinesfalls allein den einzelnen Ärztinnen und Ärzten aufgebürdet werden. Schon aus Gründen der Gleichbehandlung, aber auch um der allgemeinen Akzeptanz willen bedarf es vielmehr weithin einheitlicher Handlungsmaximen für den klinischen Ernstfall nach wohlüberlegten, begründeten und transparenten Kriterien. Hierzu sind bereits erste Empfehlungen medizinischer Fachgesellschaften erschienen.
Zugleich gilt es, die aktuellen freiheitsbeschränkenden Infektionsschutzmaßnahmen fortlaufend kritisch zu evaluieren. Dem Ziel, die Ausbreitung des Coronavirus erheblich zu verlangsamen, muss zwar auch aus Sicht des Deutschen Ethikrates derzeit die größte Aufmerksamkeit gewidmet werden. Dabei ist jedoch auch jetzt schon die mittel- und langfristig bedeutsame Frage in den Blick zu nehmen, unter welchen Voraussetzungen und auf welche Weise eine geordnete Rückkehr zu einem einigermaßen „normalen“ gesellschaftlichen und privaten Leben sowie zu regulären wirtschaftlichen Aktivitäten erfolgen kann, um die ökonomischen, kulturellen, politischen und psychosozialen Schäden möglichst gering zu halten.
Konkret empfiehlt der Ethikrat für die nächste Zeit unter anderem folgende Einzelmaßnahmen:
• weiteres Aufstocken und Stabilisieren der Kapazitäten des Gesundheitssystems
• Einführung eines flächendeckenden Systems zur Erfassung und optimierten Nutzung von Intensivkapazitäten
• Abbau bürokratischer Hürden und bessere Vernetzung im Gesundheitssystem und mit anderen relevanten Gesellschaftsbereichen
• weiterer Ausbau von Testkapazitäten
• weitere kontinuierliche Datensammlung zu individueller und Gruppenimmunität und zu Verläufen von Covid-19
• breite Förderung/Unterstützung von Forschung an Impfstoffen und Therapeutika sowie Vorbereitung von Förderstrukturen für deren massenhafte Produktion und Einführung
• Unterstützung von interdisziplinärer Forschung zu sozialen, psychologischen und anderen Effekten der Maßnahmen im Rahmen der Covid-19-Pandemie
• Entwicklung von effektiven und erträglichen Schutz- und Isolationsstrategien für Risikogruppen
• eine fundierte Strategie für die transparente und regelmäßige Kommunikation zu ergriffenen Maßnahmen und zur politischen Entscheidungsfindung im Zusammenhang mit Covid-19
• ein Überdenken der Angemessenheit föderaler Lösungen im Katastrophenfall sowie konkrete Berechnungen der zu erwartenden Kosten durch ergriffene Maßnahmen und Alternativszenarien
Der vollständige Wortlaut der Ad-hoc-Empfehlung ist abrufbar unter https://www.ethikrat.org/fileadmin/Publ ... -krise.pdf
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. theol. Peter Dabrock
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Fachbereich Theologie
Lehrstuhl für Systematische Theologie II (Ethik)
E-Mail: peter.dabrock@fau.de
Prof. Dr. iur. Steffen Augsberg
Justus-Liebig-Universität Gießen
Professur für Öffentliches Recht
E-Mail: steffen.augsberg@recht.uni-giessen.de
Prof. Dr. med. Alena Buyx
Institute of History and Ethics in Medicine
Technische Universität München
E-Mail: a.buyx@tum.de
Originalpublikation:
https://www.ethikrat.org/fileadmin/Publ ... -krise.pdf
Quelle: Pressemitteilung vom 27.03.2020
Ulrike Florian Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutscher Ethikrat
https://idw-online.de/de/news743776
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Wissenswertes über Coronavirus
Wissenswertes über Coronavirus
Alle Fragen rund um das neuartige Coronavirus Covid-19 hat als zuständige Behörde das Robert Koch-Institut auf seiner Website gesammelt.
Hier informiert das BBK und gibt Empfehlungen.
Im einzelnen: Bürgerinformation, Handlungsempfehlungen für Betreiber Kritischer Infrastrukturen, Betriebliche Pandemieplanung, Vorab-Protokoll Klinische Sichtung und weitere nützliche Links und Dokumente.
Bürgerinformation > https://www.bbk.bund.de/DE/TopThema/TT_ ... 6bodyText1
Handlungsempfehlungen für Unternehmen insbesondere für Betreiber Kritischer Infrastrukturen > https://www.bbk.bund.de/DE/TopThema/TT_ ... 6bodyText2
Betriebliche Pandemieplanung > https://www.bbk.bund.de/DE/TopThema/TT_ ... 6bodyText2
Protokoll Klinische Sichtung: 8. Sichtungs-Konsensus-Konferenz > https://www.bbk.bund.de/DE/TopThema/TT_ ... 6bodyText4
Nützliche Links und Dokumente > https://www.bbk.bund.de/DE/TopThema/TT_ ... 6bodyText5
Bürgerinformation
Titelbild des Ratgebers für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Katastrophen
Unabhängig davon finden Sie auf unserer Website den „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“. Da sind Infos zu allen wichtigen Themen – vom Lebensmittelvorrat bis zum Notgepäck – um persönlich für einen Notfall gerüstet zu sein.
Die Informationen des Ratgebers finden sich auch in der Warn-App NINA, die kostenfrei zum Download zur Verfügung steht.
Zum besseren Verständnis
Das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-02 - Schweres akutes respiratorisches Syndrom), das die Krankheit COVID-19 auslöst, ist eine Atemwegserkrankung.
Welche Krankheitszeichen werden ausgelöst?
Eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus kann zu Krankheitszeichen wie Husten, Schnupfen, Halskratzen und Fieber führen, ähnlich wie bei einer Grippe. Einige Betroffene leiden auch an Durchfall. Bei den bisher hauptsächlich aus China berichteten Fällen waren vier von fünf Krankheitsverläufen mild. Bei einem Teil der Erkrankten kann das Virus mit einem schwereren Verlauf einhergehen und zu Atemproblemen, Lungenentzündung und in seltenen Fällen zum Tod führen.
Derzeit geht man davon aus, dass es nach einer Ansteckung bis zu 14 Tage dauern kann, bis Krankheitszeichen auftreten.
Wie wird das Virus übertragen?
Das neuartige Coronavirus ist von Mensch zu Mensch übertragbar. Hauptübertragungsweg ist die Tröpfcheninfektion. Eine Ansteckung kann direkt über die Schleimhäute der Atemwege erfolgen (z.B. wenn man von einem Erkrankten angehustet wird) oder auch indirekt über die eigenen Hände, die dann mit Mund- oder Nasenschleimhaut sowie der Augenbindehaut in Kontakt gebracht werden. Es wurden auch Fälle bekannt, in denen sich Personen bei Betroffenen angesteckt haben, die nur leichte oder unspezifische Krankheitszeichen gezeigt hatten.
Wie können Sie sich vor einer Ansteckung schützen?
Wie bei Influenza und anderen Atemwegserkrankungen schützen das Einhalten der Husten- und Nies-Etikette, eine gute Händehygiene sowie das Einhalten eines Abstands zu Erkrankten (etwa ein bis zwei Meter).
Konkret bedeutet dies:
Niesen oder husten Sie in die Armbeuge oder in ein Taschentuch.
Entsorgen Sie Papiertaschentücher nach einmaligem Benutzen sofort.
Waschen Sie sich regelmäßig und sorgfältig die Hände mit Seife, mindestens 20 bis 30 Sekunden.
Desinfizieren Sie regelmäßig Ihre Hände.
Vermeiden Sie unnötigen Körperkontakt mit anderen Personen wie z.B. Händeschütteln.
Berühren Sie insbesondere die Schleimhäute von Mund, Augen und Nase nicht mit den Händen.
Halten Sie ausreichend Abstand von Menschen, die Husten, Schnupfen oder Fieber haben – empfohlen werden mindestens ein bis zwei Meter.
Meiden Sie belebte Orte und Veranstaltungen.
Was ist zu tun, wenn Sie eine Ansteckung vermuten?
Suchen Sie bei Krankheitszeichen nicht sofort einen Arzt oder eine Notfall-Ambulanz auf, denn die Ansteckungsgefahr in Wartezimmern ist besonders groß. Rufen Sie in der Praxis oder im Gesundheitsamt Ihrer Stadt oder Ihres Landkreises an. Möglicherweise wird bei begründetem Verdacht auf COVID-19 im häuslichen Umfeld ein Test durchgeführt.
Quelle: >>>> https://www.bbk.bund.de/DE/TopThema/TT_ ... id-19.html
Alle Fragen rund um das neuartige Coronavirus Covid-19 hat als zuständige Behörde das Robert Koch-Institut auf seiner Website gesammelt.
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Im einzelnen: Bürgerinformation, Handlungsempfehlungen für Betreiber Kritischer Infrastrukturen, Betriebliche Pandemieplanung, Vorab-Protokoll Klinische Sichtung und weitere nützliche Links und Dokumente.
Bürgerinformation > https://www.bbk.bund.de/DE/TopThema/TT_ ... 6bodyText1
Handlungsempfehlungen für Unternehmen insbesondere für Betreiber Kritischer Infrastrukturen > https://www.bbk.bund.de/DE/TopThema/TT_ ... 6bodyText2
Betriebliche Pandemieplanung > https://www.bbk.bund.de/DE/TopThema/TT_ ... 6bodyText2
Protokoll Klinische Sichtung: 8. Sichtungs-Konsensus-Konferenz > https://www.bbk.bund.de/DE/TopThema/TT_ ... 6bodyText4
Nützliche Links und Dokumente > https://www.bbk.bund.de/DE/TopThema/TT_ ... 6bodyText5
Bürgerinformation
Titelbild des Ratgebers für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Katastrophen
Unabhängig davon finden Sie auf unserer Website den „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“. Da sind Infos zu allen wichtigen Themen – vom Lebensmittelvorrat bis zum Notgepäck – um persönlich für einen Notfall gerüstet zu sein.
Die Informationen des Ratgebers finden sich auch in der Warn-App NINA, die kostenfrei zum Download zur Verfügung steht.
Zum besseren Verständnis
Das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-02 - Schweres akutes respiratorisches Syndrom), das die Krankheit COVID-19 auslöst, ist eine Atemwegserkrankung.
Welche Krankheitszeichen werden ausgelöst?
Eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus kann zu Krankheitszeichen wie Husten, Schnupfen, Halskratzen und Fieber führen, ähnlich wie bei einer Grippe. Einige Betroffene leiden auch an Durchfall. Bei den bisher hauptsächlich aus China berichteten Fällen waren vier von fünf Krankheitsverläufen mild. Bei einem Teil der Erkrankten kann das Virus mit einem schwereren Verlauf einhergehen und zu Atemproblemen, Lungenentzündung und in seltenen Fällen zum Tod führen.
Derzeit geht man davon aus, dass es nach einer Ansteckung bis zu 14 Tage dauern kann, bis Krankheitszeichen auftreten.
Wie wird das Virus übertragen?
Das neuartige Coronavirus ist von Mensch zu Mensch übertragbar. Hauptübertragungsweg ist die Tröpfcheninfektion. Eine Ansteckung kann direkt über die Schleimhäute der Atemwege erfolgen (z.B. wenn man von einem Erkrankten angehustet wird) oder auch indirekt über die eigenen Hände, die dann mit Mund- oder Nasenschleimhaut sowie der Augenbindehaut in Kontakt gebracht werden. Es wurden auch Fälle bekannt, in denen sich Personen bei Betroffenen angesteckt haben, die nur leichte oder unspezifische Krankheitszeichen gezeigt hatten.
Wie können Sie sich vor einer Ansteckung schützen?
Wie bei Influenza und anderen Atemwegserkrankungen schützen das Einhalten der Husten- und Nies-Etikette, eine gute Händehygiene sowie das Einhalten eines Abstands zu Erkrankten (etwa ein bis zwei Meter).
Konkret bedeutet dies:
Niesen oder husten Sie in die Armbeuge oder in ein Taschentuch.
Entsorgen Sie Papiertaschentücher nach einmaligem Benutzen sofort.
Waschen Sie sich regelmäßig und sorgfältig die Hände mit Seife, mindestens 20 bis 30 Sekunden.
Desinfizieren Sie regelmäßig Ihre Hände.
Vermeiden Sie unnötigen Körperkontakt mit anderen Personen wie z.B. Händeschütteln.
Berühren Sie insbesondere die Schleimhäute von Mund, Augen und Nase nicht mit den Händen.
Halten Sie ausreichend Abstand von Menschen, die Husten, Schnupfen oder Fieber haben – empfohlen werden mindestens ein bis zwei Meter.
Meiden Sie belebte Orte und Veranstaltungen.
Was ist zu tun, wenn Sie eine Ansteckung vermuten?
Suchen Sie bei Krankheitszeichen nicht sofort einen Arzt oder eine Notfall-Ambulanz auf, denn die Ansteckungsgefahr in Wartezimmern ist besonders groß. Rufen Sie in der Praxis oder im Gesundheitsamt Ihrer Stadt oder Ihres Landkreises an. Möglicherweise wird bei begründetem Verdacht auf COVID-19 im häuslichen Umfeld ein Test durchgeführt.
Quelle: >>>> https://www.bbk.bund.de/DE/TopThema/TT_ ... id-19.html
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Menschen mit Pflegebedarf wurden beim Schutzpaket vergessen
0246 / 27. März 2020
Pressemitteilung von Pia Zimmermann
Menschen mit Pflegebedarf wurden beim Schutzpaket vergessen
"Die Menschen mit Pflegebedarf hat die Bundesregierung als besondere Risikogruppe im Schutzpaket vergessen", erklärt Pia Zimmermann, Sprecherin für Pflegepolitik der Fraktion DIE LINKE, anlässlich der Debatte des Bundesrats über die Maßnahmenpakete der Bundesregierung zur Corona-Krise. "Menschen mit Pflegebedarf gehören besonders häufig zur Risikogruppe der Älteren oder Vorerkrankten. Aber für sie gibt es kaum mehr als den Ratschlag, daheim zu bleiben. Der Anspruch auf Ersatz für Mehrausgaben und Schutzmaterial der Institutionen, die Menschen pflegen, wie Heime oder ambulante Dienste, ist viel zu gering." Pia Zimmermann weiter:
"Warum werden die Mehrausgaben im Heimbereich nicht ebenfalls vom Bundeshaushalt aufgefangen, wie es bei den Krankenhäusern ermöglicht wird? Es darf nicht sein, dass diese Kosten alleine von den Versicherten bezahlt werden sollen. Es besteht die Gefahr, dass dies über eine Erhöhung der Eigenanteile und Zuzahlungen auf die Menschen mit Pflegebedarf abgewälzt wird. Ältere und Vorerkrankte müssen besonders intensiv vor Infektionen geschützt werden, indem sie und die ambulanten Pflegekräfte mit ausreichend Schutzausrüstungen und Desinfektionsmittel ausgestattet werden. Ferner müssen die entsprechenden Institutionen mit mehr Geld ausgestattet werden. Und pflegende Angehörige brauchen einen finanziellen Schutz, wenn sie momentan Gehaltseinbußen wegen fehlender Tagespflege haben. Klatschen und Sonntagsreden reichen nicht. Die Hilfe für Risikogruppen muss praktisch werden."
F.d.R. Susanne Müller
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Pressesprecher: Michael Schlick, Tel. 030/227-50016, Mobil 0172/373 13 55 Stellv. Pressesprecher: Jan-Philipp Vatthauer, Tel. 030/227-52801, Mobil 0151/282 02 708 Stellv. Pressesprecherin: Sandy Stachel, Tel. 030/227-52810 Telefax 030/227-56801, pressesprecher@linksfraktion.de, www.linksfraktion.de
Pressemitteilung von Pia Zimmermann
Menschen mit Pflegebedarf wurden beim Schutzpaket vergessen
"Die Menschen mit Pflegebedarf hat die Bundesregierung als besondere Risikogruppe im Schutzpaket vergessen", erklärt Pia Zimmermann, Sprecherin für Pflegepolitik der Fraktion DIE LINKE, anlässlich der Debatte des Bundesrats über die Maßnahmenpakete der Bundesregierung zur Corona-Krise. "Menschen mit Pflegebedarf gehören besonders häufig zur Risikogruppe der Älteren oder Vorerkrankten. Aber für sie gibt es kaum mehr als den Ratschlag, daheim zu bleiben. Der Anspruch auf Ersatz für Mehrausgaben und Schutzmaterial der Institutionen, die Menschen pflegen, wie Heime oder ambulante Dienste, ist viel zu gering." Pia Zimmermann weiter:
"Warum werden die Mehrausgaben im Heimbereich nicht ebenfalls vom Bundeshaushalt aufgefangen, wie es bei den Krankenhäusern ermöglicht wird? Es darf nicht sein, dass diese Kosten alleine von den Versicherten bezahlt werden sollen. Es besteht die Gefahr, dass dies über eine Erhöhung der Eigenanteile und Zuzahlungen auf die Menschen mit Pflegebedarf abgewälzt wird. Ältere und Vorerkrankte müssen besonders intensiv vor Infektionen geschützt werden, indem sie und die ambulanten Pflegekräfte mit ausreichend Schutzausrüstungen und Desinfektionsmittel ausgestattet werden. Ferner müssen die entsprechenden Institutionen mit mehr Geld ausgestattet werden. Und pflegende Angehörige brauchen einen finanziellen Schutz, wenn sie momentan Gehaltseinbußen wegen fehlender Tagespflege haben. Klatschen und Sonntagsreden reichen nicht. Die Hilfe für Risikogruppen muss praktisch werden."
F.d.R. Susanne Müller
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Pressesprecher: Michael Schlick, Tel. 030/227-50016, Mobil 0172/373 13 55 Stellv. Pressesprecher: Jan-Philipp Vatthauer, Tel. 030/227-52801, Mobil 0151/282 02 708 Stellv. Pressesprecherin: Sandy Stachel, Tel. 030/227-52810 Telefax 030/227-56801, pressesprecher@linksfraktion.de, www.linksfraktion.de
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16,9 Millionen Menschen lebten 2018 alleine und sind von Kontaktsperre besonders betroffen
PRESSEMITTEILUNG des Statistischen Bundesamtes (DESTATIS) Nr. N 014 vom 27.03.2020
16,9 Millionen Menschen lebten 2018 alleine / Jede dritte alleinlebende Person in Deutschland war 2018 über 65 Jahre alt.
WIESBADEN – Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, werden zwischenmenschliche Kontakte zurzeit auf ein Minimum beschränkt. Alleinlebende Menschen sind von der gegenwärtig geltenden Kontaktsperre besonders betroffen – insbesondere, wenn sie zu einer Risikogruppe gehören. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, lebten im Jahr 2018 in Deutschland insgesamt
16,9 Millionen Menschen alleine in ihrer Wohnung, 35 % beziehungsweise 5,8 Millionen davon waren 65 Jahre und älter.
+++
Die vollständige Pressemitteilung sowie weitere Informationen und Funktionen sind im Internet-Angebot des Statistischen Bundesamtes unter https://www.destatis.de/pressemitteilungen zu finden.
Herausgeber:
DESTATIS | Statistisches Bundesamt
Gustav-Stresemann-Ring 11
65189 Wiesbaden
Telefon: +49 (0) 611 / 75 - 34 44
www.destatis.de/kontakt
16,9 Millionen Menschen lebten 2018 alleine / Jede dritte alleinlebende Person in Deutschland war 2018 über 65 Jahre alt.
WIESBADEN – Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, werden zwischenmenschliche Kontakte zurzeit auf ein Minimum beschränkt. Alleinlebende Menschen sind von der gegenwärtig geltenden Kontaktsperre besonders betroffen – insbesondere, wenn sie zu einer Risikogruppe gehören. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, lebten im Jahr 2018 in Deutschland insgesamt
16,9 Millionen Menschen alleine in ihrer Wohnung, 35 % beziehungsweise 5,8 Millionen davon waren 65 Jahre und älter.
+++
Die vollständige Pressemitteilung sowie weitere Informationen und Funktionen sind im Internet-Angebot des Statistischen Bundesamtes unter https://www.destatis.de/pressemitteilungen zu finden.
Herausgeber:
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Ansteckung mit dem Coronavirus: Am meisten gefürchtet sind andere Menschen - und Türklinken
Bundesinstitut für Risikobewertung
Ansteckung mit dem Coronavirus: Am meisten gefürchtet sind andere Menschen - und Türklinken
Der „Corona-Monitor“ des Bundesinstituts für Risikobewertung zeigt, wie die Bevölkerung in Deutschland die aktuelle Situation einschätzt
Welche Befürchtungen treiben die Menschen in Deutschland beim Thema neuartiges Coronavirus und Infektionsrisiko besonders um? Als einen wahrscheinlichen Übertragungsweg für den Krankheitserreger sehen sie hauptsächlich die Nähe zu anderen Menschen (81 Prozent) und verunreinigte Türklinken (61 Prozent) an. Dies zeigen erste Ergebnisse des „Corona-Monitors“ des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). „Künftig wollen wir jede Woche messen, wie die Bevölkerung in Deutschland das Risiko durch das neuartige Coronavirus wahrnimmt“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Wir hoffen, dass uns diese repräsentative Umfrage damit eine Art ‚Fieberkurve‘ liefert, aus der sich ablesen lässt, wie die Menschen das Risiko ein schätzen und mit ihm umgehen.“
• BfR Corona MONITOR - Stand 24. März 2020 (878.5 KB) > http://www.bfr.bund.de/cm/343/200324-bf ... onitor.pdf
Die Befragten sehen ein vergleichsweise hohes Ansteckungsrisiko bei Bargeld (45 Prozent). Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung des Corona-Virus durch Lebensmittel, Haustiere oder Kleidung wird hingegen meist als niedrig eingeschätzt.
32 Prozent der Befragten ergreifen bislang keine Maßnahmen, um sich oder ihre Familie vor einer Infektion mit dem Corona-Virus zu schützen. Rund zwei Drittel geben dagegen an, sich vor einer Ansteckung schützen zu wollen. Mit Abstand am häufigsten wird hier das Meiden der Öffentlichkeit genannt. Viele setzen zudem auf häufiges und gründliches Händewaschen, Abstand zu anderen Menschen sowie Desinfektionsmittel. Wurden die Interviewpartner vor die Wahl gestellt, sich entweder mit Wasser und Seife oder mit Desinfektionsmittel die Hände reinigen zu können, so entschied sich die überwiegende Mehrheit (84 Prozent) für Wasser und Seife. Trotz der Maßnahmen sind sich jedoch nur 28 Prozent sicher, dass sie sich vor einer Ansteckung schützen können.
Die gesundheitlichen Folgen einer Erkrankung am neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 wurden unterschiedlich eingeschätzt. Während 41 Prozent eher geringe Auswirkungen auf die eigene Gesundheit erwarten, schätzen 37 Prozent diese als durchaus bedeutsam ein. Das Coronavirus wird damit derzeit als bedrohlicher angesehen als eine Grippeerkrankung.
Die angeordneten Maßnahmen zur Eindämmung des Erregers werden insgesamt sehr positiv beurteilt: Mehr als 90 Prozent der Befragten bewerten Maßnahmen wie Schulschließungen, Quarantänemaßnahmen oder das Anfang der Woche angeordnete Kontaktverbot als gerechtfertigt. Das Schließen der meisten Geschäfte oder das Verhängen einer Ausgangssperre wurden von 86 bzw. 74 Prozent der Befragten als angemessen beurteilt.
Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung (72 Prozent) fühlt sich zudem gut über das Geschehen ins Bild gesetzt und informiert sich über Fernsehen, Internet und Printmedien. Von offiziellen Stellen wurde das Robert Koch-Institut am häufigsten als Informationsquelle genannt.
In der sich dynamisch verändernden Situation aktualisiert das BfR kontinuierlich seine FAQs zum Thema Coronavirus.
• Kann das neuartige Coronavirus über Lebensmittel und Gegenstände übertragen werden? > http://www.bfr.bund.de/de/kann_das_neua ... 44062.html
Über den BfR Corona-Monitor
Der BfR Corona-Monitor ist eine wiederkehrende (mehrwellige) repräsentative Befragung zur Risikowahrnehmung der Bevölkerung in Deutschland gegenüber dem neuartigen Coronavirus. Seit dem 24. März 2020 werden dazu jeden Dienstag rund 500 zufällig ausgewählte Personen per Telefon unter anderem zu ihrer Einschätzung des Ansteckungsrisikos und zu den von ihnen getroffenen Schutzmaßnahmen befragt. Eine Zusammenfassung der Daten wird regelmäßig auf der Homepage des Bundesinstituts für Risikobewertung veröffentlicht. Mehr Informationen zur Methode und Stichprobe finden sich in den Veröffentlichungen zum BfR Corona-Monitor.
Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.
________________________________________
Quelle: Pressemitteilung vom 07/2020, 27.03.2020
Bundesinstitut für Risikobewertung
Max-Dohrn-Str. 8-10
D-10589 Berlin
Presserechtlich verantwortlich:
Dr. Suzan Fiack
Tel.: 030 1 8412-4300
Fax.: 030 1 8412-4970
E-Mail: pressestelle@bfr.bund.de
URL: http://www.bfr.bund.de
Folgen Sie uns auf Twitter: https://twitter.com/bfrde
Ansteckung mit dem Coronavirus: Am meisten gefürchtet sind andere Menschen - und Türklinken
Der „Corona-Monitor“ des Bundesinstituts für Risikobewertung zeigt, wie die Bevölkerung in Deutschland die aktuelle Situation einschätzt
Welche Befürchtungen treiben die Menschen in Deutschland beim Thema neuartiges Coronavirus und Infektionsrisiko besonders um? Als einen wahrscheinlichen Übertragungsweg für den Krankheitserreger sehen sie hauptsächlich die Nähe zu anderen Menschen (81 Prozent) und verunreinigte Türklinken (61 Prozent) an. Dies zeigen erste Ergebnisse des „Corona-Monitors“ des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). „Künftig wollen wir jede Woche messen, wie die Bevölkerung in Deutschland das Risiko durch das neuartige Coronavirus wahrnimmt“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Wir hoffen, dass uns diese repräsentative Umfrage damit eine Art ‚Fieberkurve‘ liefert, aus der sich ablesen lässt, wie die Menschen das Risiko ein schätzen und mit ihm umgehen.“
• BfR Corona MONITOR - Stand 24. März 2020 (878.5 KB) > http://www.bfr.bund.de/cm/343/200324-bf ... onitor.pdf
Die Befragten sehen ein vergleichsweise hohes Ansteckungsrisiko bei Bargeld (45 Prozent). Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung des Corona-Virus durch Lebensmittel, Haustiere oder Kleidung wird hingegen meist als niedrig eingeschätzt.
32 Prozent der Befragten ergreifen bislang keine Maßnahmen, um sich oder ihre Familie vor einer Infektion mit dem Corona-Virus zu schützen. Rund zwei Drittel geben dagegen an, sich vor einer Ansteckung schützen zu wollen. Mit Abstand am häufigsten wird hier das Meiden der Öffentlichkeit genannt. Viele setzen zudem auf häufiges und gründliches Händewaschen, Abstand zu anderen Menschen sowie Desinfektionsmittel. Wurden die Interviewpartner vor die Wahl gestellt, sich entweder mit Wasser und Seife oder mit Desinfektionsmittel die Hände reinigen zu können, so entschied sich die überwiegende Mehrheit (84 Prozent) für Wasser und Seife. Trotz der Maßnahmen sind sich jedoch nur 28 Prozent sicher, dass sie sich vor einer Ansteckung schützen können.
Die gesundheitlichen Folgen einer Erkrankung am neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 wurden unterschiedlich eingeschätzt. Während 41 Prozent eher geringe Auswirkungen auf die eigene Gesundheit erwarten, schätzen 37 Prozent diese als durchaus bedeutsam ein. Das Coronavirus wird damit derzeit als bedrohlicher angesehen als eine Grippeerkrankung.
Die angeordneten Maßnahmen zur Eindämmung des Erregers werden insgesamt sehr positiv beurteilt: Mehr als 90 Prozent der Befragten bewerten Maßnahmen wie Schulschließungen, Quarantänemaßnahmen oder das Anfang der Woche angeordnete Kontaktverbot als gerechtfertigt. Das Schließen der meisten Geschäfte oder das Verhängen einer Ausgangssperre wurden von 86 bzw. 74 Prozent der Befragten als angemessen beurteilt.
Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung (72 Prozent) fühlt sich zudem gut über das Geschehen ins Bild gesetzt und informiert sich über Fernsehen, Internet und Printmedien. Von offiziellen Stellen wurde das Robert Koch-Institut am häufigsten als Informationsquelle genannt.
In der sich dynamisch verändernden Situation aktualisiert das BfR kontinuierlich seine FAQs zum Thema Coronavirus.
• Kann das neuartige Coronavirus über Lebensmittel und Gegenstände übertragen werden? > http://www.bfr.bund.de/de/kann_das_neua ... 44062.html
Über den BfR Corona-Monitor
Der BfR Corona-Monitor ist eine wiederkehrende (mehrwellige) repräsentative Befragung zur Risikowahrnehmung der Bevölkerung in Deutschland gegenüber dem neuartigen Coronavirus. Seit dem 24. März 2020 werden dazu jeden Dienstag rund 500 zufällig ausgewählte Personen per Telefon unter anderem zu ihrer Einschätzung des Ansteckungsrisikos und zu den von ihnen getroffenen Schutzmaßnahmen befragt. Eine Zusammenfassung der Daten wird regelmäßig auf der Homepage des Bundesinstituts für Risikobewertung veröffentlicht. Mehr Informationen zur Methode und Stichprobe finden sich in den Veröffentlichungen zum BfR Corona-Monitor.
Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.
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Testen, testen, testen: Strategiepapier des Bundesinnenministeriums
Testen, testen, testen: Strategiepapier des Bundesinnenministeriums
Ein geleaktes Strategiepapier des Bundesinnenministeriums zum Umgang mit der Corona-Krise sorgt für Wirbel. Doch der in einigen Medien beschriebene Strategiewechsel, lässt sich nicht erkennen. Dieses Papier bestätigt eigentlich eher, was Experten schon seit Tagen und Wochen immer wieder erklären: So viele Tests wie möglich. Dafür wurde die Testkapazität von 160.000 auf 500.000 pro Woche hochgefahren – Tendenz weiter steigend. Und die beschriebenen Worst-Case-Szenarien, wo nach nur 20 Prozent der Schwerstkranken Platz in den Intensivstationen finden, sind wohl eher als anschauliche Argumentationshilfe für die Politik gedacht – für die Diskussion: wann heben wir die Maßnahmen auf? Reicht es nicht langsam? Quarks-Reporterin Christina Sartori mit einer Einschätzung | podcast – 00:41:55 > https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr ... e-100.html
"Coronavirus: Das wissen wir – und das nicht" – ein Quarks-Beitrag, heute aktualisiert| quarks.de > https://www.quarks.de/gesundheit/medizi ... issen-wir/
"Quarks Extra: Corona – die wichtigsten Fakten" ¬– eine Quarks-Sendung vom 04.04.20 | jetzt schon in der Mediathek > https://www1.wdr.de/mediathek/video/sen ... n-100.html
Quelle: Mitteilung vom 27.03.2020
Quarks-Team - quarks@wdr.de
Ein geleaktes Strategiepapier des Bundesinnenministeriums zum Umgang mit der Corona-Krise sorgt für Wirbel. Doch der in einigen Medien beschriebene Strategiewechsel, lässt sich nicht erkennen. Dieses Papier bestätigt eigentlich eher, was Experten schon seit Tagen und Wochen immer wieder erklären: So viele Tests wie möglich. Dafür wurde die Testkapazität von 160.000 auf 500.000 pro Woche hochgefahren – Tendenz weiter steigend. Und die beschriebenen Worst-Case-Szenarien, wo nach nur 20 Prozent der Schwerstkranken Platz in den Intensivstationen finden, sind wohl eher als anschauliche Argumentationshilfe für die Politik gedacht – für die Diskussion: wann heben wir die Maßnahmen auf? Reicht es nicht langsam? Quarks-Reporterin Christina Sartori mit einer Einschätzung | podcast – 00:41:55 > https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr ... e-100.html
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"Quarks Extra: Corona – die wichtigsten Fakten" ¬– eine Quarks-Sendung vom 04.04.20 | jetzt schon in der Mediathek > https://www1.wdr.de/mediathek/video/sen ... n-100.html
Quelle: Mitteilung vom 27.03.2020
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Das Virus, die Menschen und das Leben - Das Corona Virus im Vergleich zur alltäglichen Gesundheitsversorgung
Das Virus, die Menschen und das Leben - Das Corona Virus im Vergleich zur alltäglichen Gesundheitsversorgung
Dr. med. Ellis Huber, 24.3.2020
> https://www.praeventologe.de/ber-uns/60 ... is-e-huber
1. Die Situation in Deutschland
Das alltägliche Sterben
Jeden Tag sterben in Deutschland etwa 2.500 Menschen, davon 930 Personen durch Herz-Kreislauferkrankungen, 650 durch Krebs und 190 an Krankheiten des Atmungssystems. Von Dezember bis März, also in den kalten Jahreszeiten sind es durchschnittlich etwas mehr Todesfälle, im Sommer weniger.
Ausgelöst durch Bakterien und Viren erkranken täglich 1.500 bis 1.900 Menschen an einer Lungenentzündung. Die Diagnose lautet: Pneumonie. Etwa 800 betroffene Patienten kommen damit in ein Krankenhaus und für 80 Personen endet die Krankheit tödlich: An Lungenentzündung sterben also in Deutschland jährlich 30.000 Bürgerinnen und Bürger. Auch die Tuberkulose ist nicht verschwunden. Jährlich erkranken daran 5.000 bis 6.000 Menschen und 2018 starben dadurch 129 Patienten vornehmlich im hohen Alter. Mit HIV sind etwa 90.000 Personen infiziert, jährlich kommen 2.500 dazu und in 2018 starben daran etwa 450 Menschen. Mit diesen Zahlen oder besser Patientenschicksalen geht die Medizin täglich routiniert und, soweit sie es kann, auch heilsam um.
Das Coronavirus
Gegenwärtig haben wir in Deutschland (Coronavirus Monitor und RKI Daten vom 23.3.2020) 29.056 Infektionsfälle durch das neue SARS-CoV-2 Virus, also gesicherte Corona Infektionen. Der tägliche Zuwachs seit dem 15.3.2020 lag bei 1.043 Fälle, 2.434 Fälle, 2.088 Fälle, 2.967 Fälle, 3.003 Fälle, 4.528 Fälle, 2.407 Fälle, 2.618 Fälle und am 23.3.2020 bei 4.183 Fällen. Die täglich festgestellten Infektionen nehmen deutlich zu. Bereits wieder gesund geworden sind 453 Personen.
Nur einige der infizierten Personen, schätzungsweise etwa 1.000 Patienten, sind im Krankenhaus und 123 Personen sind verstorben. Leider gibt es keine Statistik über die laufenden Krankenhausbehandlungen. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) erwartet, dass bei 20.000 bestätigten Infektionsfälle in Deutschland bis zu 1500 Patienten in Kliniken behandelt werden müssten. Berlin meldet am 23.3.2020, dass 1219 Personen infiziert und am Coronavirus erkrankt sind. Im Krankenhaus isoliert und behandelt werden 47 Personen und 22 Menschen benötigen intensivmedizinische Behandlung. Alle anderen Personen sind häuslich isoliert. Zwei Patienten sind verstorben. Danach wären schätzungsweise 1.120 Patienten deutschlandweit im Krankenhaus und 520 Patienten auf der Intensivstation.
Wir wissen nicht genau, wie sich die Infektion aber in der Bevölkerung ausbreitet, da viele Menschen ohne Symptome mit dem Virus fertig werden und nicht an COVID-19 erkranken. Die Zahlen der infizierten und verstorbenen Corona Patienten sind im Vergleich zum sonstigen Infektionsgeschehen mit 80 täglichen Todesfällen allein durch Lungenentzündungen und insgesamt 2.500 Menschen, die an den bisher bekannten Krankheiten sterben, noch nicht wirklich viel. Bisher gibt es also keine Corona Todesfälle, die den Rahmen des üblichen Sterbegeschehens in Deutschland sprengen.
Aber: wir müssen mit einem starken Wachstum der Coronavirus Erkrankungen rechnen. In den kommenden Monaten werden sich gut 50 Millionen Menschen in Deutschland mit dem Corona-Virus infizieren. Wenn sich die Ausbreitung nur auf 10 Monate verteilt, wären dies 5 Millionen infizierte Menschen von denen 10% bis 20%, also eine halbe bis eine Million leichte Krankheitssymptome entwickeln. Schwer krank werden 100.000 bis 300.000 Menschen und 20.000 bis 60.000 benötigen eine maschinelle Beatmung. Bei einer Mortalität von 1,0 Prozent der erkrankten Personen sterben monatlich 5.000 Menschen. Eine solche Epidemie würde die vorhandenen Kapazitäten des Gesundheitssystems voll beanspruchen, alle vorhandenen Betten brauchen und damit ein echtes Versorgungproblem verursachen. Diese Annahmen sind eher optimistisch als pessimistisch. Je langsamer sich die Infektionen also ausbreiten, desto einfacher ist die notwendige Versorgungsaufgabe zu bewältigen.
Das Gesundheitswesen in Deutschland betreibt insgesamt 500.000 Krankenhausbetten und ca. 28.000 Intensivbehandlungsplätze. Knapp 20 Millionen Behandlungsfälle fallen jährlich an. Auf zwei Jahre verteilt oder auch bei einer hohen Zahl symptomfreier Menschen, deren Infektion gar nicht gemessen wird, ist das Corona Virus eine überschaubare Herausforderung. Es geht jetzt darum, die Verbreitung der Infektionen zu verlangsamen und besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen aktiv schützen.
Die ständigen Infektionskrankheiten
Die jährlichen Grippewellen und auch die bakteriellen Infektionskrankheiten verursachen für unsere Krankenhäuser seit Jahren schon Belastungen und Herausforderungen in einer vergleichbaren Dimension.
Die Grippesaison 2019/20 hat nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bis März 2020 insgesamt 165.036 Influenzafälle labordiagnostisch bestätigt. Die Zahl der Menschen, die wegen Influenza eine Haus- oder Kinderarztpraxis aufgesucht haben, schätzen die Grippe-Experten auf 2,6 Millionen. Über 23.000 Patienten wurden hospitalisiert und 265 Menschen sind an Influenza verstorben. Einen Höchstwert mit 20.629 neuen Grippefällen verzeichnete die Woche vom 1.2. bis zum 7.2.2020.
Die Grippesaison 2017/18 war mit 25.100 Todesfällen durch Influenza die schlimmste Grippewelle seit 30 Jahren. Rund neun Millionen Arztbesuche waren damals zu verzeichnen. 5,3 Millionen Menschen wurden arbeitsunfähig krankgeschrieben oder als pflegebedürftig beurteilt. Geschätzt wird, dass sich damals 25 Millionen innerhalb von 15 Wochen angesteckt haben. Die Anzahl der Infizierten hat sich alle 4 Tage verdoppelt. Besonders betroffen war die Altersgruppe der 35- bis 59-Jährigen. Die Anzahl der Krankenhausbehandlungen umfasste 60.000 Menschen ab dem 35. Lebensjahr. Das RKI meldete aber nur 334.000 labordiagnostisch bestätigte Influenza-Kranke und 1.674 nachweislich daran verstorbene Patienten. Unter Einbezug der Dunkelziffern wird berechnet, dass es durch die Influenza zu den 25.100 vorzeitigen Todesfällen in Kombination mit anderen schweren Erkrankungen kommt. Danach müssen wir für die laufende Saison 2019/20 mit etwa 3.000 Todesfällen in der Kombination von Influenzaviren und schweren chronischen Erkrankungen rechnen. Die Grippeviren verkürzen oft einen ohnehin bereits laufenden Sterbeprozess.
Schlussfolgerung
Also: wenn wir die Verbreitung der Corona Viren wirksam verzögern und eine wachsende Immunisierung großer Bevölkerungskreise längerfristig über zwei Jahre erreichen, ist das Geschehen vom Gesundheitswesen zu bewältigen. Es wird schwierig, aber nicht unbeherrschbar bedrohlich. Der Höhepunkt der Herausforderung wird vermutlich von Juni bis August 2020 eintreten und dann ähnlich wie bei der Grippe ein kontinuierliches, aber nicht außergewöhnliches Krankheitsgeschehen bedingen. Darauf können wir uns in der Krankenversorgung vorbereiten und einstellen. Es hängt alles von dem Zeitpunkt ab, bei dem die gegenwärtig täglich steigenden Zahlen sich stabilisieren und wieder zurückgehen.
Bis zu 80 Todesfälle täglich durch Lungenentzündungen im Zusammenhang mit dem Corona Virus fallen noch nicht aus dem Rahmen des Sterbens, das täglich in Deutschland geschieht. Die bekannten Infektionskrankheiten sind bereits in diesem Umfang tödlich und bezogen auf die 2.500 täglichen Todesfällen in Deutschland würden 80 zusätzliche Todesfälle durch das Corona Virus noch in einer normalen Größenordnung liegen. Die Angst und Panik im Umgang mit der aktuellen Situation wird durch solche Vergleiche nicht gemindert, aber die tägliche Katastrophenberichterstattung zu den einzelnen Todesfällen im Zusammenhang mit dem Corona Virus wirkt realitätsfremd und vermittelt ein Gefährdungsgefühl, das den psychosozialen Stress verstärkt und die Verhältnisse verdunkelt und nicht transparent macht. „Die Nennung von Fällen ohne Bezugsgrößen ist irreführend“, sagt das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. in seiner Stellungnahme: Die Nennung der Toten durch das Coronavirus ohne Bezug zu anderen Todesursachen führe zur Überschätzung des Risikos. „Die Angaben zu den Todesfällen durch Covid-19 sollten daher entweder die täglich oder wöchentlich verstorbenen Personen mit Angabe der Gesamttodesfälle in Deutschland berichten. Auch ein Bezug zu Todesfällen durch andere akute respiratorische Infektionen wäre angemessen.“
Da durch COVID-19 überwiegend ältere und kranke Menschen versterben, wäre auch ein Vergleich mit anderen akuten respiratorischen Erkrankungen sinnvoll. Die Mitteilung der Corona-Toten bezogen auf die sonstigen Todesfälle durch Infektionskrankheiten und andere Ursachen wäre gute Risikokommunikation. Ohne einen Vergleich zum täglichen Sterben in der Bevölkerung wird eine falsche Realitätssicht induziert und den Menschen das Gefühl vermittelt, dass das Corona Virus die einzige Gefahr für das Leben wäre. Das macht Angst und Stress. Psychosozialer Stress ist ein Faktor, der das individuelle Immunsystem und damit die individuelle wie soziale Abwehrlage auch gegenüber dem Corona Virus beeinträchtigt. Die Panik, Angst und Einsamkeit entwickelt sich dann zu einem eigenen Krankheitsfaktor insbesondere bei älteren und sozial vernachlässigten Menschen.
2. Die Verhältnisse in Italien, Südkorea und in der ganzen Welt
Die Katastrophe in Italien
Das Geschehen in Italien beängstigt uns alle. Italien meldet mit Stand vom 23.3.2020 insgesamt 63.927 Coronavirus-Fälle, 10.349 mehr als am Tag zuvor. Bereits wieder gesund sind 7.432 Patienten. Insgesamt 6.077 Patienten sind verstorben. Die zugenommenen Zahlen der täglichen Todesfälle ab dem 15.3.2020 betrugen 368, 717, 345, 475, 427, 627, 793, 651 und am 23.3.2020 dann 601 Fälle. Das ist hoch dramatisch, da diese Corona Toten die täglichen Sterbefälle in Italien um 20 bis 40 Prozent erhöhen. Das Versorgungssystem in Italien ist der aktuellen Herausforderung, nach den vorhandenen Berichten über die Verhältnisse in den Krankenhäusern, nicht gewachsen. Hinzu kommt, dass regionale Zuspitzungen der Krankheitszahlen auch regionale Überlastungen ebenso wie Dekompensationen des jeweiligen Systems zur Folge haben. Auch junge Ärzte und Krankenschwestern sterben durch das Corona Virus und die dadurch verursachten Lungenentzündungen. Der Allgemeinmediziner Roberto Stella aus Busto Arsizio bei Mailand und Vorsitzender der Ärztevereinigung der Region Varese starb vor wenigen Tagen mit 67 Jahren in einem Krankenhaus von Como, weil keine Beatmungsgeräte verfügbar waren. Eine italienische Nachrichtenagentur (Ansa) meldet am 19.3.2020, dass bisher 13 Ärzte und 18 Geistliche verstorben sind. Die Region um Bergamo in der Lombardei berichtet insgesamt von über 1.000 Todesfällen durch das Corona Virus. Dort sterben sonst am Tag nur etwa 16 und in einem Monat nur etwa 480 Menschen. Die Situation in Italien ist katastrophal und die Ärztinnen, Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger sind in einer nicht mehr ertragbaren Lage.
Wir können trotzdem die italienischen Verhältnisse ebenso wie in Deutschland mit dem normalen Sterbegeschehen vergleichen, um die Sterbefälle durch das SARS-CoV-2 Virus in ihrer Bedeutung besser einzuschätzen. Jeden Tag sterben in Italien etwa 1.900 Menschen und davon 700 Personen durch Herz-Kreislauferkrankungen, 490 durch Krebs und 140 an Krankheiten des Atmungssystems. Bakterielle oder virale Lungenentzündungen verursachen täglich etwa 60 und über das ganze Jahr verteilt insgesamt 22.500 Todesfälle. Die Corona Fälle steigern zurzeit die schweren Lungenentzündungen um das 5 bis 10 fache der sonst üblichen Häufigkeiten. Die regionale Ballung des Geschehens verursacht in der Lombardei nicht 10 Todesfälle durch Lungenendzündung und insgesamt etwa 300 Todesfälle. Jetzt sind 200 bis 300 Tote zusätzlich zu beklagen.
Die aktuellen Daten aus Italien zeigen nicht, wie hoch die Infektionsraten mit SARS-CoV-2 tatsächlich sind und ob die täglichen Sterbefälle im ganzen Land jetzt bei 2.500 liegen, das Coronavirus also im Vergleich zu den sonstigen tödlichen Krankheiten tatsächlich viele zusätzliche Fälle produziert. Wissenschaftler sprechen von Übersterblichkeit, wenn in einem Jahr überdurchschnittliche Todeszahlen durch eine neue Krankheit zu verzeichnen sind. Nach den Zuständen in einigen Krankenhäusern in Norditalien ist davon auszugehen, dass es regional eine hohe Übersterblichkeit und dort sogar eine Verdoppelung und Verdreifachung der täglichen Todesfälle gibt. Zurzeit ist nicht abzusehen, wann ein Rückgang der bisher täglich steigenden Infektions- und Sterbezahlen eintreten wird.
Das italienische Institut für Gesundheit (ISS) hat mit einer Studie die Daten von 2.500 Covid19-Todesopfern analysiert. Mehr als 99 Prozent der Menschen, die an den Folgen einer Coronavirus-Infektion gestorben sind, haben danach unter Vorerkrankungen gelitten. Nach den Krankenakten von einem Teil der Gruppe hatten nur 0,8 Prozent der Untersuchten vor der Infektion keine Vorerkrankungen. 48,5 Prozent der Todesopfer litten unter mindestens drei Vorerkrankungen. Bei 25,6 Prozent wurden zwei und bei 25,1 Prozent eine Vorerkrankung festgestellt. Mehr als drei Viertel der Untersuchten hatten hohen Blutdruck, mehr als ein Drittel Diabetes. Bei jedem dritten Verstorbenen lag eine Herzkrankheit vor. Das Durchschnittsalter der gestorbenen Menschen betrug 79,5 Jahren. Bis zum 17. März waren 17 Personen unter 50 Jahren an der Krankheit gestorben und bei den Todesopfern unter 40 Jahren handelte es sich ausschließlich um Männer mit schwerwiegenden Vorerkrankungen – etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenleiden oder Diabetes.
Der Erfolg in Südkorea
Italien hat 60 Millionen Einwohner, Südkorea 50 Millionen. Ähnlich und früher betroffen als Italien verzeichnet Südkorea am 23.3.2020 insgesamt aber nur 8.961 Coronavirus-Fälle, 3.166 bereits wieder gesunde Patienten und 111 Todesfälle. Ebenso wie China, Taiwan, Hongkong und Singapur hat auch Südkorea die Coronavirus-Infektionen weitestgehend unter Kontrolle gebracht. Mit drakonischen Maßnahmen schaffte dies China. Die anderen Staaten setzten stattdessen auf die Information der Bevölkerung, viele und vor allem leicht zugängliche Virentests und auf schnelle Entscheidungen bei vorhandenen Infektionen. Das soziale Leben musste dabei nicht komplett gestoppt und eine totale Isolation für Regionen und Gruppen ebenfalls nicht angeordnet werden. Auch Ausgangssperren unterblieben.
Die Menschen hielten sich in Südkorea aus eigenem Antrieb an die Regeln der Rücksichtnahme, der Vorsicht und der allgemeinen Hygiene. Jetzt sind die Neuinfektionen in der Größenordnung von 50 bis 100 Fällen täglich. Die flächendeckenden Testkapazitäten sind eine Folge der Erfahrungen mit dem SARS-assoziierte Coronavirus und der dadurch ausgelösten Pandemie 2002/2003 in Asien und der Epidemie durch das MERS-Coronavirus, das sich 2015 und 2016 in Südkorea besonders verbreitet hatte. Dadurch waren Staat und Bevölkerung sensibilisiert und vorbereitet. Mehr als 500 Testkliniken darunter 40 Drive-in-Stationen haben hinreichend schnelle und allgemein verfügbare Tests ermöglicht. Die konsequente Früherkennung infizierter Personen hat auch geholfen, die Krankheit schnell zu behandeln und Todesfälle zu minimieren. Staatliches Handeln und die selbstverständliche Anstrengung der betroffenen Menschen, also bürgerschaftliche Selbstorganisation hilft real, die Epidemie zu bewältigen.
Die globale Lage
Weltweit sind gegenwärtig 374.192 Menschen mit dem SARS-CoV-2 Virus infiziert (Stand vom 23.3.2020). Die Zahl umfasst die bestätigten Messungen. Fachleute gehen aber davon aus, dass in den einzelnen Ländern etwa 10-mal mehr Menschen symptomfrei oder nur mit leichten Beschwerden infiziert wurden. Wieder gesund geworden und die Covid-19 Krankheit überwunden haben 100.391 Personen. Am Coronavirus gestorben sind bisher weltweit 16.407 Menschen. Die Corona Pandemie umfasst in Europa am 23.3.2020 insgesamt 194.432 bestätigte Infektionen. Vermutlich sind aber weit mehr als eine Million Menschen infiziert. Als wieder gesund werden 14.475 Personen gemeldet. Insgesamt 10.262 Menschen sind gestorben. Italien meldet 6.077 Todesfälle, Spanien 2.207, Frankreich 860, Großbritannien 335, Niederlande 213, Deutschland 123, Schweiz 118, Belgien 88, Schweden 25 und Österreich 21 Todesfälle. Die USA verzeichnen 579 und der Iran 1.812 Todesfälle.
Die bedeutsamen Infektionskrankheiten: Tuberkulose und HIV
Es ist sinnvoll und lässt das Corona Geschehen einordnen, wenn wir die jetzigen Daten auf andere Krankheiten beziehen. Weltweit gehört immer noch die Tuberkulose neben HIV/AIDS und Malaria zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkranken jährlich fast 9 Millionen Menschen an einer Tuberkulose und etwa 1,4 Millionen Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen dieser Krankheit, oftmals aufgrund einer unzureichenden Behandlung. Die Tuberkulose ist weltweit die tödlichste Infektionskrankheit bei Jugendlichen und Erwachsenen und die führende Todesursache bei HIV-Infizierten.
Auf Europa entfallen schätzungsweise nur 5% aller weltweit auftretenden Tuberkulose-Neuerkrankungen. Das sind dann etwa 450.000 Infektionen und 70.000 Todesfälle pro Jahr. Für Europa ist auch die Tuberkulose die bedeutsamste Infektionskrankheit. Ende 2018 lebten weltweit 37,9 Millionen Menschen mit HIV und neu in diesem Jahr infizierten sich 1,7 Millionen Menschen. 770.000 Menschen sind im Zusammenhang mit ihrer HIV-Infektion gestorben. In Deutschland starben 2018 an HIV 440 bis 460 Patienten. Das jährliche Sterben durch Tuberkulose oder das Aids-Virus übersteigt bei Weitem die gesundheitliche Bedeutung des Corona Virus zum jetzigen Zeitpunkt.
Pandemien und Epidemien
Die Spanische Grippe durch das Influenzavirus A/H1N1 von 1918 bis 1920 führte weltweit zu 20 bis 50 Millionen Todesfällen. Von 1957 bis 1958 hat die Asiatische Grippe mit dem Influenzavirus A/H2N2 eine bis vier Millionen Tote verursacht. In Deutschland starben dadurch 29.000 Menschen. Von 1968 bis 1970 ging die Hongkong Grippe mit dem Influenzavirus A/H3N2 ebenfalls mit ein bis vier Millionen Todesfällen einher. In Deutschland starben daran 30.000 Menschen. Die Russische Grippe mit dem Influenzavirus A/H1N1 tötete 1977 und 1978 weltweit 700.000 Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche. Die SARS-CoV Pandemie mit einem Coronavirus von 2002 und 2003 verzeichnete aber nur 774 Todesfälle. Diese erste Pandemie des 21. Jahrhunderts war ein Medienereignis und beängstigte die Menschen weltweit und vor allem auch in Europa. Außerhalb Asiens starben aber nur 45 infizierte Menschen. Deutlich wurde, wie sich in einer vernetzten und globalisierten Welt Infektionskrankheiten verbreiten und gefährliche Auswirkungen haben können.
Die Vogel-Grippe mit dem Influenzavirus A/H5N1 führte von 2004 bis 2016 weltweit zu 450 Todesfällen und die Schweine-Grippe von 2009 bis 2010 ging mit 100.000 bis 400.000 Toten einher. In Deutschland starben dadurch 258 Menschen. Die MERS-CoV Virusgrippe 2012 bis 2013 hatte über 850 Todesfälle verursacht und die Ebola Viruskrankheit tötete von 2014 bis 2016 in Westafrika 11.316 und 2018 im Kongo und in Uganda 1.600 Menschen.
Grippewellen
Die Influenza geht in Deutschland jährlich mit mehreren tausend Todesfällen einher, vor allem an den Folgen einer Lungenentzündung durch bakterielle Superinfektion. Die Übersterblichkeit durch Influenza betrug in Deutschland für 1995/96 etwa 30.000, für 2012/2013 etwa 29.000 und für 2017/18 etwa 25.000 zusätzliche Todesfälle. Die Influenza wird durch Grippeviren ausgelöst. Erkältungen oder „grippale Infekte“ dagegen werden von zahlreichen Erregern verursacht. In Deutschland kommt es in den Wintermonaten nach dem Jahreswechsel zu Grippewellen mit unterschiedlicher Ausbreitung und Schwere, an denen verschiedene Virusarten und auch Corona Viren beteiligt sind. Influenzaviren verändern sich ständig und bilden häufig neue Varianten. Durch diese Änderungen kann man sich im Laufe seines Lebens öfter mit Grippe anstecken und erkranken. Deshalb muss auch der InfluenzaImpfstoff nahezu jedes Jahr neu angepasst werden. Er wirkt nie gegen alle, sondern nur gegen einen Teil der virulenten Grippeerreger.
Schlussfolgerung
Viren kommen, sie verändern sich, Viren gehören zum Leben. Nicht alle Viren in unserer Umgebung befallen den Menschen. Und nicht alle Viren, die den Menschen befallen, machen krank. Ein gesundes Immunsystem reagiert schnell und bekämpft die Eindringlinge oft mit Erfolg. Für einen Tierarzt sind Corona Viren etwas Alltägliches. Viren, die in der Natur und Tierwelt vorkommen, können die Grenze zu einem menschlichen Organismus überschreiten. Das passiert regelmäßig. So kommen dann neue Varianten bereits bekannter Viren unter die Menschen. Das Coronavirus SARS-CoV-2 ist jetzt da und wird wie die Grippeviren bleiben. Seine Aggressivität ist gegenwärtig etwas höher als die der Influenza Viren und deshalb verbreitet es sich so schnell. Mit der Zeit und mit einer fortschreitenden Immunisierung vieler Menschen wird die Gefährlichkeit abnehmen und dann ist es ein Krankheitserreger wie viele andere Viren auch, die kommen und gehen. Das Masernvirus ist so gekommen, Ebola, Aids oder die Influenzaviren. Die SARS- und MERS-Erreger sorgten 2003 und 2012 für öffentliche Aufmerksamkeit, andere Corona Viren sind nur Fachleuten bekannt und zirkulieren seit Jahren als Erkältungsviren in der Bevölkerung.
3. Ausblick
Auch SARS-CoV-2 wird nach dem jetzigen Ausbruch relativ bald in der Bevölkerung eine Basisimmunität anregen und dann immer wieder zu Erkrankungsfällen führen. Das ist jetzt schon daran zu erkennen, dass Kinder und junge Erwachsene nach einer Corona Infektion kaum schwer erkranken. Wir werden künftig ein weiteres Erkältungsvirus haben und damit so gelassen umgehen wie mit den bisherigen Erkältungsviren vom Nicht-Influenza Typ. Wir wissen aber noch nicht, wie lange der erste Ausbruch des SARS-CoV-2 Virus unterwegs ist, bis er vierzig bis siebzig Prozent der Bevölkerungen infiziert und immunisiert hat. An diesem Virus werden aber genauso alte, beeinträchtigte und hinfällige Menschen sterben wie an Lungenentzündungen und allgemeinem Organversagen auch bisher schon. Mit 80 bis 100 Todesfällen täglich ist das in Deutschland und mit 60 bis 70 Todesfällen täglich durch Lungenentzündungen ist das auch in Italien Bestandteil des normalen und natürlichen Sterbegeschehens. In Italien wird diese Vergleichszahl deutlich überschritten und 10-mal mehr tödliche Lungenentzündungen pro Tag, als bisher gewohnt, erklärt die drastischen Maßnahmen und die bedrohliche Situation insbesondere in der Lombardei. In Deutschland ist das „Social Distancing“ jetzt umgesetzt und kommt im Epidemieprozess vergleichbar früher als in Italien. Nach den Erfahrungen in Südkorea kann konsequente öffentliche Aufklärung, schnell zugängliche und breit angelegte Messungen und vor allem bürgerschaftliche Selbstorganisation wirksam zur Eindämmung der Infektionsausbreitung beitragen.
Es steht außer Frage, dass der Coronavirus Sars-CoV-2 anders und gefährlicher ist als andere Coronaviren, die grippeähnliche Symptome machen, aber auch weniger tödlich als die Coronaviren Sars-CoV in den Jahren 2002/3 und Mers-CoV in 2012/3. Die Wissenschaftler sind sich dabei auch nicht ganz einig. Seriöse Epidemiologen weisen darauf hin, dass Corona Viren als typische Erreger von Erkältungskrankheiten jedes Jahr für Millionen von Infektionen verantwortlich sind und diese banalen Erkältungskrankheiten in bis zu 8% der betroffenen, älteren und multimorbiden Menschen tödlich enden. Der einzige Unterschied zu SARS-CoV-2 könnte sein, dass die Infektionen mit Corona- und Influenza-Viren bisher nicht umfassend gemessen wurden.
Die epidemiologische Situation in Südkorea macht Hoffnung, Italien ist zum Verzweifeln. Entscheidend wird letztlich sein, ob das Sterben am Coronavirus Sars-CoV-2 die täglichen Todesfälle insgesamt erhöht und wirklich mehr Sterben als normal zur Folge hat. Das Deutsche Netzwerk EbM kommt zu folgendem Fazit: „Es gibt insgesamt noch sehr wenig belastbare Evidenz – weder zu COVID-19 selbst, noch zur Effektivität der derzeit ergriffenen Maßnahmen. Aber es ist nicht auszuschließen, dass die COVID-19 Pandemie eine ernstzunehmende Bedrohung darstellt, und NPIs (nicht-pharmakologische Interventionen) – trotz weitgehend fehlender Evidenz – das einzige sind, was getan werden kann, wenn man nicht einfach nur zusehen und hoffen will.“
Soziale Gesundheit
Ein gravierendes Problem allerdings bleibt: Robert Koch, der Namensgeber des RKI, sagte bei seinem Nobelpreis Vortrag zum Beziehungsverhältnis von Krankheitserreger und Menschen: „Das Bakterium ist nichts, der Wirt ist Alles.“ Der Arzt und Infektiologe Louis Pasteur war der gleichen Meinung: „Das Bakterium ist nichts, das Milieu ist alles.“ Der Sozial- und Umweltmediziner Max von Pettenkofer trank im Jahr 1892 öffentlich eine Flüssigkeit voller Cholerabazillen und blieb gesund. Er wollte zeigen, dass die Lebenswelt der Menschen für die Cholerakrankheit entscheidend sei. Und tatsächlich: Die Infektionskrankheiten wurden nicht durch die Segnungen der Medizin, sondern durch die gesellschaftliche Entwicklung gesunder Lebensverhältnisse besiegt. Pasteur, Virchow, Pettenkofer und Koch, die Helden der naturwissenschaftlichen Medizin, sorgten mit politischer und medizinischer Courage für „saubere Städte“ und gesündere Lebensräume und damit für ein neues Gleichgewicht zwischen Bakterien, Menschen und ihrem Gemeinwesen.
„Das Virus ist nichts, der individuelle Mensch ist alles“, gilt es jetzt zu erkennen. Wir können Glück haben und aus der Corona Krise mit einem Neuen Bewusstsein und einer neuen Beziehungskultur herauskommen. Das Virus spiegelt die Gefahren einer „kontaktreichen Beziehungslosigkeit“ und einer rivalisierenden wie konkurrierenden Konsumwelt von selbstbezogenen und rücksichtslosen Individuen, die das Geld zum einzigen Maßstab und Wert erhoben haben. Corona ist ein Menetekel, eine unheilverkündende Warnung vor einem falschen Weg in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Psychosozialer Stress, Ängste, Einsamkeit oder Ausgrenzung schwächen das individuelle und erst recht auch das soziale Immunsystem. Die junge Wissenschaft der Psychoneuroimmunologie belegt, dass Lebenszufriedenheit, möglichst viel positive Gefühle, gute Beziehungen, das Gefühl von Durchblick, Selbstbestimmung, Lebenssinn und Geborgenheit in der Gemeinschaft das Immunsystem stärkt und unsere Abwehrkraft gegen Viren oder Bakterien verbessert. In der Krise entscheidet sich, ob die Solidarität nach innen und außen die Oberhand gewinnt oder Egoismus und Selbstgerechtigkeit obsiegen.
Die Corona-Krise zeigt die hohe Anfälligkeit global vernetzter Systeme und unsere Abhängigkeit von anderen Menschen. Jetzt wird sich zeigen, ob unsere offene Gesellschaft ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Gemeinwohl und Individualismus hinbekommt. Es geht um ein soziales Bindegewebe, das gesundet und gesundheitsförderlich ausgestaltet ist. Individuelle Gesundheitskompetenz, gesunde Sozialentwicklung und ein neues menschliches Miteinander, also ein heilsames Milieu und achtsame Menschen in solidarischen Gemeinschaften sind die Stichworte für ein Gleichgewicht zwischen Viren, Menschen und ihrem Gemeinwesen. Und es braucht auch ein gesundes Gleichgewicht zwischen Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Staat. Leben und Wirtschaften im Einklang mit der Natur kommen hinzu. Nicht Wachstum, Nachhaltigkeit ist umzusetzen und Werte, nicht das Geld sind der Maßstab. Den dafür notwendigen Werte-Horizont und die dafür vorhandene Orientierung beschreibt Albert Einstein vortrefflich: „So sehe ich für den Menschen die einzige Chance darin, dass er zwei Einsichten endlich beherzigt: dass sein Schicksal mit dem der Mitmenschen in allen Teilen der Erde unlösbar verbunden ist und dass er zur Natur und diese nicht ihm gehört.“
Die vorstehende Beitrag wird mit ausdrücklicher Genehmigung von Herrn Dr. med. Ellis Huber vom 28.03.2020 vorgestellt.
Dr. med. Ellis Huber, 24.3.2020
> https://www.praeventologe.de/ber-uns/60 ... is-e-huber
1. Die Situation in Deutschland
Das alltägliche Sterben
Jeden Tag sterben in Deutschland etwa 2.500 Menschen, davon 930 Personen durch Herz-Kreislauferkrankungen, 650 durch Krebs und 190 an Krankheiten des Atmungssystems. Von Dezember bis März, also in den kalten Jahreszeiten sind es durchschnittlich etwas mehr Todesfälle, im Sommer weniger.
Ausgelöst durch Bakterien und Viren erkranken täglich 1.500 bis 1.900 Menschen an einer Lungenentzündung. Die Diagnose lautet: Pneumonie. Etwa 800 betroffene Patienten kommen damit in ein Krankenhaus und für 80 Personen endet die Krankheit tödlich: An Lungenentzündung sterben also in Deutschland jährlich 30.000 Bürgerinnen und Bürger. Auch die Tuberkulose ist nicht verschwunden. Jährlich erkranken daran 5.000 bis 6.000 Menschen und 2018 starben dadurch 129 Patienten vornehmlich im hohen Alter. Mit HIV sind etwa 90.000 Personen infiziert, jährlich kommen 2.500 dazu und in 2018 starben daran etwa 450 Menschen. Mit diesen Zahlen oder besser Patientenschicksalen geht die Medizin täglich routiniert und, soweit sie es kann, auch heilsam um.
Das Coronavirus
Gegenwärtig haben wir in Deutschland (Coronavirus Monitor und RKI Daten vom 23.3.2020) 29.056 Infektionsfälle durch das neue SARS-CoV-2 Virus, also gesicherte Corona Infektionen. Der tägliche Zuwachs seit dem 15.3.2020 lag bei 1.043 Fälle, 2.434 Fälle, 2.088 Fälle, 2.967 Fälle, 3.003 Fälle, 4.528 Fälle, 2.407 Fälle, 2.618 Fälle und am 23.3.2020 bei 4.183 Fällen. Die täglich festgestellten Infektionen nehmen deutlich zu. Bereits wieder gesund geworden sind 453 Personen.
Nur einige der infizierten Personen, schätzungsweise etwa 1.000 Patienten, sind im Krankenhaus und 123 Personen sind verstorben. Leider gibt es keine Statistik über die laufenden Krankenhausbehandlungen. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) erwartet, dass bei 20.000 bestätigten Infektionsfälle in Deutschland bis zu 1500 Patienten in Kliniken behandelt werden müssten. Berlin meldet am 23.3.2020, dass 1219 Personen infiziert und am Coronavirus erkrankt sind. Im Krankenhaus isoliert und behandelt werden 47 Personen und 22 Menschen benötigen intensivmedizinische Behandlung. Alle anderen Personen sind häuslich isoliert. Zwei Patienten sind verstorben. Danach wären schätzungsweise 1.120 Patienten deutschlandweit im Krankenhaus und 520 Patienten auf der Intensivstation.
Wir wissen nicht genau, wie sich die Infektion aber in der Bevölkerung ausbreitet, da viele Menschen ohne Symptome mit dem Virus fertig werden und nicht an COVID-19 erkranken. Die Zahlen der infizierten und verstorbenen Corona Patienten sind im Vergleich zum sonstigen Infektionsgeschehen mit 80 täglichen Todesfällen allein durch Lungenentzündungen und insgesamt 2.500 Menschen, die an den bisher bekannten Krankheiten sterben, noch nicht wirklich viel. Bisher gibt es also keine Corona Todesfälle, die den Rahmen des üblichen Sterbegeschehens in Deutschland sprengen.
Aber: wir müssen mit einem starken Wachstum der Coronavirus Erkrankungen rechnen. In den kommenden Monaten werden sich gut 50 Millionen Menschen in Deutschland mit dem Corona-Virus infizieren. Wenn sich die Ausbreitung nur auf 10 Monate verteilt, wären dies 5 Millionen infizierte Menschen von denen 10% bis 20%, also eine halbe bis eine Million leichte Krankheitssymptome entwickeln. Schwer krank werden 100.000 bis 300.000 Menschen und 20.000 bis 60.000 benötigen eine maschinelle Beatmung. Bei einer Mortalität von 1,0 Prozent der erkrankten Personen sterben monatlich 5.000 Menschen. Eine solche Epidemie würde die vorhandenen Kapazitäten des Gesundheitssystems voll beanspruchen, alle vorhandenen Betten brauchen und damit ein echtes Versorgungproblem verursachen. Diese Annahmen sind eher optimistisch als pessimistisch. Je langsamer sich die Infektionen also ausbreiten, desto einfacher ist die notwendige Versorgungsaufgabe zu bewältigen.
Das Gesundheitswesen in Deutschland betreibt insgesamt 500.000 Krankenhausbetten und ca. 28.000 Intensivbehandlungsplätze. Knapp 20 Millionen Behandlungsfälle fallen jährlich an. Auf zwei Jahre verteilt oder auch bei einer hohen Zahl symptomfreier Menschen, deren Infektion gar nicht gemessen wird, ist das Corona Virus eine überschaubare Herausforderung. Es geht jetzt darum, die Verbreitung der Infektionen zu verlangsamen und besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen aktiv schützen.
Die ständigen Infektionskrankheiten
Die jährlichen Grippewellen und auch die bakteriellen Infektionskrankheiten verursachen für unsere Krankenhäuser seit Jahren schon Belastungen und Herausforderungen in einer vergleichbaren Dimension.
Die Grippesaison 2019/20 hat nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bis März 2020 insgesamt 165.036 Influenzafälle labordiagnostisch bestätigt. Die Zahl der Menschen, die wegen Influenza eine Haus- oder Kinderarztpraxis aufgesucht haben, schätzen die Grippe-Experten auf 2,6 Millionen. Über 23.000 Patienten wurden hospitalisiert und 265 Menschen sind an Influenza verstorben. Einen Höchstwert mit 20.629 neuen Grippefällen verzeichnete die Woche vom 1.2. bis zum 7.2.2020.
Die Grippesaison 2017/18 war mit 25.100 Todesfällen durch Influenza die schlimmste Grippewelle seit 30 Jahren. Rund neun Millionen Arztbesuche waren damals zu verzeichnen. 5,3 Millionen Menschen wurden arbeitsunfähig krankgeschrieben oder als pflegebedürftig beurteilt. Geschätzt wird, dass sich damals 25 Millionen innerhalb von 15 Wochen angesteckt haben. Die Anzahl der Infizierten hat sich alle 4 Tage verdoppelt. Besonders betroffen war die Altersgruppe der 35- bis 59-Jährigen. Die Anzahl der Krankenhausbehandlungen umfasste 60.000 Menschen ab dem 35. Lebensjahr. Das RKI meldete aber nur 334.000 labordiagnostisch bestätigte Influenza-Kranke und 1.674 nachweislich daran verstorbene Patienten. Unter Einbezug der Dunkelziffern wird berechnet, dass es durch die Influenza zu den 25.100 vorzeitigen Todesfällen in Kombination mit anderen schweren Erkrankungen kommt. Danach müssen wir für die laufende Saison 2019/20 mit etwa 3.000 Todesfällen in der Kombination von Influenzaviren und schweren chronischen Erkrankungen rechnen. Die Grippeviren verkürzen oft einen ohnehin bereits laufenden Sterbeprozess.
Schlussfolgerung
Also: wenn wir die Verbreitung der Corona Viren wirksam verzögern und eine wachsende Immunisierung großer Bevölkerungskreise längerfristig über zwei Jahre erreichen, ist das Geschehen vom Gesundheitswesen zu bewältigen. Es wird schwierig, aber nicht unbeherrschbar bedrohlich. Der Höhepunkt der Herausforderung wird vermutlich von Juni bis August 2020 eintreten und dann ähnlich wie bei der Grippe ein kontinuierliches, aber nicht außergewöhnliches Krankheitsgeschehen bedingen. Darauf können wir uns in der Krankenversorgung vorbereiten und einstellen. Es hängt alles von dem Zeitpunkt ab, bei dem die gegenwärtig täglich steigenden Zahlen sich stabilisieren und wieder zurückgehen.
Bis zu 80 Todesfälle täglich durch Lungenentzündungen im Zusammenhang mit dem Corona Virus fallen noch nicht aus dem Rahmen des Sterbens, das täglich in Deutschland geschieht. Die bekannten Infektionskrankheiten sind bereits in diesem Umfang tödlich und bezogen auf die 2.500 täglichen Todesfällen in Deutschland würden 80 zusätzliche Todesfälle durch das Corona Virus noch in einer normalen Größenordnung liegen. Die Angst und Panik im Umgang mit der aktuellen Situation wird durch solche Vergleiche nicht gemindert, aber die tägliche Katastrophenberichterstattung zu den einzelnen Todesfällen im Zusammenhang mit dem Corona Virus wirkt realitätsfremd und vermittelt ein Gefährdungsgefühl, das den psychosozialen Stress verstärkt und die Verhältnisse verdunkelt und nicht transparent macht. „Die Nennung von Fällen ohne Bezugsgrößen ist irreführend“, sagt das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. in seiner Stellungnahme: Die Nennung der Toten durch das Coronavirus ohne Bezug zu anderen Todesursachen führe zur Überschätzung des Risikos. „Die Angaben zu den Todesfällen durch Covid-19 sollten daher entweder die täglich oder wöchentlich verstorbenen Personen mit Angabe der Gesamttodesfälle in Deutschland berichten. Auch ein Bezug zu Todesfällen durch andere akute respiratorische Infektionen wäre angemessen.“
Da durch COVID-19 überwiegend ältere und kranke Menschen versterben, wäre auch ein Vergleich mit anderen akuten respiratorischen Erkrankungen sinnvoll. Die Mitteilung der Corona-Toten bezogen auf die sonstigen Todesfälle durch Infektionskrankheiten und andere Ursachen wäre gute Risikokommunikation. Ohne einen Vergleich zum täglichen Sterben in der Bevölkerung wird eine falsche Realitätssicht induziert und den Menschen das Gefühl vermittelt, dass das Corona Virus die einzige Gefahr für das Leben wäre. Das macht Angst und Stress. Psychosozialer Stress ist ein Faktor, der das individuelle Immunsystem und damit die individuelle wie soziale Abwehrlage auch gegenüber dem Corona Virus beeinträchtigt. Die Panik, Angst und Einsamkeit entwickelt sich dann zu einem eigenen Krankheitsfaktor insbesondere bei älteren und sozial vernachlässigten Menschen.
2. Die Verhältnisse in Italien, Südkorea und in der ganzen Welt
Die Katastrophe in Italien
Das Geschehen in Italien beängstigt uns alle. Italien meldet mit Stand vom 23.3.2020 insgesamt 63.927 Coronavirus-Fälle, 10.349 mehr als am Tag zuvor. Bereits wieder gesund sind 7.432 Patienten. Insgesamt 6.077 Patienten sind verstorben. Die zugenommenen Zahlen der täglichen Todesfälle ab dem 15.3.2020 betrugen 368, 717, 345, 475, 427, 627, 793, 651 und am 23.3.2020 dann 601 Fälle. Das ist hoch dramatisch, da diese Corona Toten die täglichen Sterbefälle in Italien um 20 bis 40 Prozent erhöhen. Das Versorgungssystem in Italien ist der aktuellen Herausforderung, nach den vorhandenen Berichten über die Verhältnisse in den Krankenhäusern, nicht gewachsen. Hinzu kommt, dass regionale Zuspitzungen der Krankheitszahlen auch regionale Überlastungen ebenso wie Dekompensationen des jeweiligen Systems zur Folge haben. Auch junge Ärzte und Krankenschwestern sterben durch das Corona Virus und die dadurch verursachten Lungenentzündungen. Der Allgemeinmediziner Roberto Stella aus Busto Arsizio bei Mailand und Vorsitzender der Ärztevereinigung der Region Varese starb vor wenigen Tagen mit 67 Jahren in einem Krankenhaus von Como, weil keine Beatmungsgeräte verfügbar waren. Eine italienische Nachrichtenagentur (Ansa) meldet am 19.3.2020, dass bisher 13 Ärzte und 18 Geistliche verstorben sind. Die Region um Bergamo in der Lombardei berichtet insgesamt von über 1.000 Todesfällen durch das Corona Virus. Dort sterben sonst am Tag nur etwa 16 und in einem Monat nur etwa 480 Menschen. Die Situation in Italien ist katastrophal und die Ärztinnen, Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger sind in einer nicht mehr ertragbaren Lage.
Wir können trotzdem die italienischen Verhältnisse ebenso wie in Deutschland mit dem normalen Sterbegeschehen vergleichen, um die Sterbefälle durch das SARS-CoV-2 Virus in ihrer Bedeutung besser einzuschätzen. Jeden Tag sterben in Italien etwa 1.900 Menschen und davon 700 Personen durch Herz-Kreislauferkrankungen, 490 durch Krebs und 140 an Krankheiten des Atmungssystems. Bakterielle oder virale Lungenentzündungen verursachen täglich etwa 60 und über das ganze Jahr verteilt insgesamt 22.500 Todesfälle. Die Corona Fälle steigern zurzeit die schweren Lungenentzündungen um das 5 bis 10 fache der sonst üblichen Häufigkeiten. Die regionale Ballung des Geschehens verursacht in der Lombardei nicht 10 Todesfälle durch Lungenendzündung und insgesamt etwa 300 Todesfälle. Jetzt sind 200 bis 300 Tote zusätzlich zu beklagen.
Die aktuellen Daten aus Italien zeigen nicht, wie hoch die Infektionsraten mit SARS-CoV-2 tatsächlich sind und ob die täglichen Sterbefälle im ganzen Land jetzt bei 2.500 liegen, das Coronavirus also im Vergleich zu den sonstigen tödlichen Krankheiten tatsächlich viele zusätzliche Fälle produziert. Wissenschaftler sprechen von Übersterblichkeit, wenn in einem Jahr überdurchschnittliche Todeszahlen durch eine neue Krankheit zu verzeichnen sind. Nach den Zuständen in einigen Krankenhäusern in Norditalien ist davon auszugehen, dass es regional eine hohe Übersterblichkeit und dort sogar eine Verdoppelung und Verdreifachung der täglichen Todesfälle gibt. Zurzeit ist nicht abzusehen, wann ein Rückgang der bisher täglich steigenden Infektions- und Sterbezahlen eintreten wird.
Das italienische Institut für Gesundheit (ISS) hat mit einer Studie die Daten von 2.500 Covid19-Todesopfern analysiert. Mehr als 99 Prozent der Menschen, die an den Folgen einer Coronavirus-Infektion gestorben sind, haben danach unter Vorerkrankungen gelitten. Nach den Krankenakten von einem Teil der Gruppe hatten nur 0,8 Prozent der Untersuchten vor der Infektion keine Vorerkrankungen. 48,5 Prozent der Todesopfer litten unter mindestens drei Vorerkrankungen. Bei 25,6 Prozent wurden zwei und bei 25,1 Prozent eine Vorerkrankung festgestellt. Mehr als drei Viertel der Untersuchten hatten hohen Blutdruck, mehr als ein Drittel Diabetes. Bei jedem dritten Verstorbenen lag eine Herzkrankheit vor. Das Durchschnittsalter der gestorbenen Menschen betrug 79,5 Jahren. Bis zum 17. März waren 17 Personen unter 50 Jahren an der Krankheit gestorben und bei den Todesopfern unter 40 Jahren handelte es sich ausschließlich um Männer mit schwerwiegenden Vorerkrankungen – etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenleiden oder Diabetes.
Der Erfolg in Südkorea
Italien hat 60 Millionen Einwohner, Südkorea 50 Millionen. Ähnlich und früher betroffen als Italien verzeichnet Südkorea am 23.3.2020 insgesamt aber nur 8.961 Coronavirus-Fälle, 3.166 bereits wieder gesunde Patienten und 111 Todesfälle. Ebenso wie China, Taiwan, Hongkong und Singapur hat auch Südkorea die Coronavirus-Infektionen weitestgehend unter Kontrolle gebracht. Mit drakonischen Maßnahmen schaffte dies China. Die anderen Staaten setzten stattdessen auf die Information der Bevölkerung, viele und vor allem leicht zugängliche Virentests und auf schnelle Entscheidungen bei vorhandenen Infektionen. Das soziale Leben musste dabei nicht komplett gestoppt und eine totale Isolation für Regionen und Gruppen ebenfalls nicht angeordnet werden. Auch Ausgangssperren unterblieben.
Die Menschen hielten sich in Südkorea aus eigenem Antrieb an die Regeln der Rücksichtnahme, der Vorsicht und der allgemeinen Hygiene. Jetzt sind die Neuinfektionen in der Größenordnung von 50 bis 100 Fällen täglich. Die flächendeckenden Testkapazitäten sind eine Folge der Erfahrungen mit dem SARS-assoziierte Coronavirus und der dadurch ausgelösten Pandemie 2002/2003 in Asien und der Epidemie durch das MERS-Coronavirus, das sich 2015 und 2016 in Südkorea besonders verbreitet hatte. Dadurch waren Staat und Bevölkerung sensibilisiert und vorbereitet. Mehr als 500 Testkliniken darunter 40 Drive-in-Stationen haben hinreichend schnelle und allgemein verfügbare Tests ermöglicht. Die konsequente Früherkennung infizierter Personen hat auch geholfen, die Krankheit schnell zu behandeln und Todesfälle zu minimieren. Staatliches Handeln und die selbstverständliche Anstrengung der betroffenen Menschen, also bürgerschaftliche Selbstorganisation hilft real, die Epidemie zu bewältigen.
Die globale Lage
Weltweit sind gegenwärtig 374.192 Menschen mit dem SARS-CoV-2 Virus infiziert (Stand vom 23.3.2020). Die Zahl umfasst die bestätigten Messungen. Fachleute gehen aber davon aus, dass in den einzelnen Ländern etwa 10-mal mehr Menschen symptomfrei oder nur mit leichten Beschwerden infiziert wurden. Wieder gesund geworden und die Covid-19 Krankheit überwunden haben 100.391 Personen. Am Coronavirus gestorben sind bisher weltweit 16.407 Menschen. Die Corona Pandemie umfasst in Europa am 23.3.2020 insgesamt 194.432 bestätigte Infektionen. Vermutlich sind aber weit mehr als eine Million Menschen infiziert. Als wieder gesund werden 14.475 Personen gemeldet. Insgesamt 10.262 Menschen sind gestorben. Italien meldet 6.077 Todesfälle, Spanien 2.207, Frankreich 860, Großbritannien 335, Niederlande 213, Deutschland 123, Schweiz 118, Belgien 88, Schweden 25 und Österreich 21 Todesfälle. Die USA verzeichnen 579 und der Iran 1.812 Todesfälle.
Die bedeutsamen Infektionskrankheiten: Tuberkulose und HIV
Es ist sinnvoll und lässt das Corona Geschehen einordnen, wenn wir die jetzigen Daten auf andere Krankheiten beziehen. Weltweit gehört immer noch die Tuberkulose neben HIV/AIDS und Malaria zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkranken jährlich fast 9 Millionen Menschen an einer Tuberkulose und etwa 1,4 Millionen Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen dieser Krankheit, oftmals aufgrund einer unzureichenden Behandlung. Die Tuberkulose ist weltweit die tödlichste Infektionskrankheit bei Jugendlichen und Erwachsenen und die führende Todesursache bei HIV-Infizierten.
Auf Europa entfallen schätzungsweise nur 5% aller weltweit auftretenden Tuberkulose-Neuerkrankungen. Das sind dann etwa 450.000 Infektionen und 70.000 Todesfälle pro Jahr. Für Europa ist auch die Tuberkulose die bedeutsamste Infektionskrankheit. Ende 2018 lebten weltweit 37,9 Millionen Menschen mit HIV und neu in diesem Jahr infizierten sich 1,7 Millionen Menschen. 770.000 Menschen sind im Zusammenhang mit ihrer HIV-Infektion gestorben. In Deutschland starben 2018 an HIV 440 bis 460 Patienten. Das jährliche Sterben durch Tuberkulose oder das Aids-Virus übersteigt bei Weitem die gesundheitliche Bedeutung des Corona Virus zum jetzigen Zeitpunkt.
Pandemien und Epidemien
Die Spanische Grippe durch das Influenzavirus A/H1N1 von 1918 bis 1920 führte weltweit zu 20 bis 50 Millionen Todesfällen. Von 1957 bis 1958 hat die Asiatische Grippe mit dem Influenzavirus A/H2N2 eine bis vier Millionen Tote verursacht. In Deutschland starben dadurch 29.000 Menschen. Von 1968 bis 1970 ging die Hongkong Grippe mit dem Influenzavirus A/H3N2 ebenfalls mit ein bis vier Millionen Todesfällen einher. In Deutschland starben daran 30.000 Menschen. Die Russische Grippe mit dem Influenzavirus A/H1N1 tötete 1977 und 1978 weltweit 700.000 Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche. Die SARS-CoV Pandemie mit einem Coronavirus von 2002 und 2003 verzeichnete aber nur 774 Todesfälle. Diese erste Pandemie des 21. Jahrhunderts war ein Medienereignis und beängstigte die Menschen weltweit und vor allem auch in Europa. Außerhalb Asiens starben aber nur 45 infizierte Menschen. Deutlich wurde, wie sich in einer vernetzten und globalisierten Welt Infektionskrankheiten verbreiten und gefährliche Auswirkungen haben können.
Die Vogel-Grippe mit dem Influenzavirus A/H5N1 führte von 2004 bis 2016 weltweit zu 450 Todesfällen und die Schweine-Grippe von 2009 bis 2010 ging mit 100.000 bis 400.000 Toten einher. In Deutschland starben dadurch 258 Menschen. Die MERS-CoV Virusgrippe 2012 bis 2013 hatte über 850 Todesfälle verursacht und die Ebola Viruskrankheit tötete von 2014 bis 2016 in Westafrika 11.316 und 2018 im Kongo und in Uganda 1.600 Menschen.
Grippewellen
Die Influenza geht in Deutschland jährlich mit mehreren tausend Todesfällen einher, vor allem an den Folgen einer Lungenentzündung durch bakterielle Superinfektion. Die Übersterblichkeit durch Influenza betrug in Deutschland für 1995/96 etwa 30.000, für 2012/2013 etwa 29.000 und für 2017/18 etwa 25.000 zusätzliche Todesfälle. Die Influenza wird durch Grippeviren ausgelöst. Erkältungen oder „grippale Infekte“ dagegen werden von zahlreichen Erregern verursacht. In Deutschland kommt es in den Wintermonaten nach dem Jahreswechsel zu Grippewellen mit unterschiedlicher Ausbreitung und Schwere, an denen verschiedene Virusarten und auch Corona Viren beteiligt sind. Influenzaviren verändern sich ständig und bilden häufig neue Varianten. Durch diese Änderungen kann man sich im Laufe seines Lebens öfter mit Grippe anstecken und erkranken. Deshalb muss auch der InfluenzaImpfstoff nahezu jedes Jahr neu angepasst werden. Er wirkt nie gegen alle, sondern nur gegen einen Teil der virulenten Grippeerreger.
Schlussfolgerung
Viren kommen, sie verändern sich, Viren gehören zum Leben. Nicht alle Viren in unserer Umgebung befallen den Menschen. Und nicht alle Viren, die den Menschen befallen, machen krank. Ein gesundes Immunsystem reagiert schnell und bekämpft die Eindringlinge oft mit Erfolg. Für einen Tierarzt sind Corona Viren etwas Alltägliches. Viren, die in der Natur und Tierwelt vorkommen, können die Grenze zu einem menschlichen Organismus überschreiten. Das passiert regelmäßig. So kommen dann neue Varianten bereits bekannter Viren unter die Menschen. Das Coronavirus SARS-CoV-2 ist jetzt da und wird wie die Grippeviren bleiben. Seine Aggressivität ist gegenwärtig etwas höher als die der Influenza Viren und deshalb verbreitet es sich so schnell. Mit der Zeit und mit einer fortschreitenden Immunisierung vieler Menschen wird die Gefährlichkeit abnehmen und dann ist es ein Krankheitserreger wie viele andere Viren auch, die kommen und gehen. Das Masernvirus ist so gekommen, Ebola, Aids oder die Influenzaviren. Die SARS- und MERS-Erreger sorgten 2003 und 2012 für öffentliche Aufmerksamkeit, andere Corona Viren sind nur Fachleuten bekannt und zirkulieren seit Jahren als Erkältungsviren in der Bevölkerung.
3. Ausblick
Auch SARS-CoV-2 wird nach dem jetzigen Ausbruch relativ bald in der Bevölkerung eine Basisimmunität anregen und dann immer wieder zu Erkrankungsfällen führen. Das ist jetzt schon daran zu erkennen, dass Kinder und junge Erwachsene nach einer Corona Infektion kaum schwer erkranken. Wir werden künftig ein weiteres Erkältungsvirus haben und damit so gelassen umgehen wie mit den bisherigen Erkältungsviren vom Nicht-Influenza Typ. Wir wissen aber noch nicht, wie lange der erste Ausbruch des SARS-CoV-2 Virus unterwegs ist, bis er vierzig bis siebzig Prozent der Bevölkerungen infiziert und immunisiert hat. An diesem Virus werden aber genauso alte, beeinträchtigte und hinfällige Menschen sterben wie an Lungenentzündungen und allgemeinem Organversagen auch bisher schon. Mit 80 bis 100 Todesfällen täglich ist das in Deutschland und mit 60 bis 70 Todesfällen täglich durch Lungenentzündungen ist das auch in Italien Bestandteil des normalen und natürlichen Sterbegeschehens. In Italien wird diese Vergleichszahl deutlich überschritten und 10-mal mehr tödliche Lungenentzündungen pro Tag, als bisher gewohnt, erklärt die drastischen Maßnahmen und die bedrohliche Situation insbesondere in der Lombardei. In Deutschland ist das „Social Distancing“ jetzt umgesetzt und kommt im Epidemieprozess vergleichbar früher als in Italien. Nach den Erfahrungen in Südkorea kann konsequente öffentliche Aufklärung, schnell zugängliche und breit angelegte Messungen und vor allem bürgerschaftliche Selbstorganisation wirksam zur Eindämmung der Infektionsausbreitung beitragen.
Es steht außer Frage, dass der Coronavirus Sars-CoV-2 anders und gefährlicher ist als andere Coronaviren, die grippeähnliche Symptome machen, aber auch weniger tödlich als die Coronaviren Sars-CoV in den Jahren 2002/3 und Mers-CoV in 2012/3. Die Wissenschaftler sind sich dabei auch nicht ganz einig. Seriöse Epidemiologen weisen darauf hin, dass Corona Viren als typische Erreger von Erkältungskrankheiten jedes Jahr für Millionen von Infektionen verantwortlich sind und diese banalen Erkältungskrankheiten in bis zu 8% der betroffenen, älteren und multimorbiden Menschen tödlich enden. Der einzige Unterschied zu SARS-CoV-2 könnte sein, dass die Infektionen mit Corona- und Influenza-Viren bisher nicht umfassend gemessen wurden.
Die epidemiologische Situation in Südkorea macht Hoffnung, Italien ist zum Verzweifeln. Entscheidend wird letztlich sein, ob das Sterben am Coronavirus Sars-CoV-2 die täglichen Todesfälle insgesamt erhöht und wirklich mehr Sterben als normal zur Folge hat. Das Deutsche Netzwerk EbM kommt zu folgendem Fazit: „Es gibt insgesamt noch sehr wenig belastbare Evidenz – weder zu COVID-19 selbst, noch zur Effektivität der derzeit ergriffenen Maßnahmen. Aber es ist nicht auszuschließen, dass die COVID-19 Pandemie eine ernstzunehmende Bedrohung darstellt, und NPIs (nicht-pharmakologische Interventionen) – trotz weitgehend fehlender Evidenz – das einzige sind, was getan werden kann, wenn man nicht einfach nur zusehen und hoffen will.“
Soziale Gesundheit
Ein gravierendes Problem allerdings bleibt: Robert Koch, der Namensgeber des RKI, sagte bei seinem Nobelpreis Vortrag zum Beziehungsverhältnis von Krankheitserreger und Menschen: „Das Bakterium ist nichts, der Wirt ist Alles.“ Der Arzt und Infektiologe Louis Pasteur war der gleichen Meinung: „Das Bakterium ist nichts, das Milieu ist alles.“ Der Sozial- und Umweltmediziner Max von Pettenkofer trank im Jahr 1892 öffentlich eine Flüssigkeit voller Cholerabazillen und blieb gesund. Er wollte zeigen, dass die Lebenswelt der Menschen für die Cholerakrankheit entscheidend sei. Und tatsächlich: Die Infektionskrankheiten wurden nicht durch die Segnungen der Medizin, sondern durch die gesellschaftliche Entwicklung gesunder Lebensverhältnisse besiegt. Pasteur, Virchow, Pettenkofer und Koch, die Helden der naturwissenschaftlichen Medizin, sorgten mit politischer und medizinischer Courage für „saubere Städte“ und gesündere Lebensräume und damit für ein neues Gleichgewicht zwischen Bakterien, Menschen und ihrem Gemeinwesen.
„Das Virus ist nichts, der individuelle Mensch ist alles“, gilt es jetzt zu erkennen. Wir können Glück haben und aus der Corona Krise mit einem Neuen Bewusstsein und einer neuen Beziehungskultur herauskommen. Das Virus spiegelt die Gefahren einer „kontaktreichen Beziehungslosigkeit“ und einer rivalisierenden wie konkurrierenden Konsumwelt von selbstbezogenen und rücksichtslosen Individuen, die das Geld zum einzigen Maßstab und Wert erhoben haben. Corona ist ein Menetekel, eine unheilverkündende Warnung vor einem falschen Weg in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Psychosozialer Stress, Ängste, Einsamkeit oder Ausgrenzung schwächen das individuelle und erst recht auch das soziale Immunsystem. Die junge Wissenschaft der Psychoneuroimmunologie belegt, dass Lebenszufriedenheit, möglichst viel positive Gefühle, gute Beziehungen, das Gefühl von Durchblick, Selbstbestimmung, Lebenssinn und Geborgenheit in der Gemeinschaft das Immunsystem stärkt und unsere Abwehrkraft gegen Viren oder Bakterien verbessert. In der Krise entscheidet sich, ob die Solidarität nach innen und außen die Oberhand gewinnt oder Egoismus und Selbstgerechtigkeit obsiegen.
Die Corona-Krise zeigt die hohe Anfälligkeit global vernetzter Systeme und unsere Abhängigkeit von anderen Menschen. Jetzt wird sich zeigen, ob unsere offene Gesellschaft ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Gemeinwohl und Individualismus hinbekommt. Es geht um ein soziales Bindegewebe, das gesundet und gesundheitsförderlich ausgestaltet ist. Individuelle Gesundheitskompetenz, gesunde Sozialentwicklung und ein neues menschliches Miteinander, also ein heilsames Milieu und achtsame Menschen in solidarischen Gemeinschaften sind die Stichworte für ein Gleichgewicht zwischen Viren, Menschen und ihrem Gemeinwesen. Und es braucht auch ein gesundes Gleichgewicht zwischen Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Staat. Leben und Wirtschaften im Einklang mit der Natur kommen hinzu. Nicht Wachstum, Nachhaltigkeit ist umzusetzen und Werte, nicht das Geld sind der Maßstab. Den dafür notwendigen Werte-Horizont und die dafür vorhandene Orientierung beschreibt Albert Einstein vortrefflich: „So sehe ich für den Menschen die einzige Chance darin, dass er zwei Einsichten endlich beherzigt: dass sein Schicksal mit dem der Mitmenschen in allen Teilen der Erde unlösbar verbunden ist und dass er zur Natur und diese nicht ihm gehört.“
Die vorstehende Beitrag wird mit ausdrücklicher Genehmigung von Herrn Dr. med. Ellis Huber vom 28.03.2020 vorgestellt.
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Corona-Pandemie: Was immer noch geht ...
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Forderungen der Gesundheits-Berufsverbände in Europa nach wirksamem Schutz für ihre Mitarbeitenden vor Ort
Forderungen der Gesundheits-Berufsverbände in Europa nach wirksamem Schutz für ihre Mitarbeitenden vor Ort
Mit einer gemeinsamen Erklärung haben sich 12 europäische Dachverbände der Gesundheitsprofessionen, darunter die European Federation of Nurses Associations (EFN), an die Europäische Union, die Europäische Kommission und alle Mitgliedsstaaten gewandt. Die CoViD-Pandemie fordere von allen Bürgern und den Gesundheitssystemen der EU derzeit einen hohen Preis. Aber vor allem habe sie immense negative Auswirkungen auf professionell Pflegende an der Frontlinie der Gesundheitsversorgung. Sie müssten ihre Arbeit unter noch schlechteren Bedingungen als jemals zuvor leisten, ohne genügend oder geeignete Schutzausrüstung; oft würden sie selbst angesteckt - in einigen Fällen auch mit tödlichen Folgen.
Daher rufen EFN und andere Organisationen die Institutionen der EU, alle Regierungen der Mitgliedsländer, die Gesundheitsindustrie und andere Stakeholder im Gesundheitswesen auf:
• Öffentliche Ausschreibungs- und Beschaffungsverfahren drastisch zu beschleunigen, damit die erforderliche Schutzausrüstung für Mitarbeiter sichergestellt wird.
• Finanzmittel bereitzustellen, um die vor Ort Pflegenden zu unterstützen. Dafür müssten auch ggf. bereits verabschiedete Haushaltspläne noch einmal verändert werden.
• Gegen eine Stigmatisierung von Pflegenden, die CoViD-19-Patienten versorgen, anzugehen.
• Die Zahl von Pflegenden, die CoViD-Positiv getestet sind, die daran erkranken und auch die an der Infektion sterben, zu erfassen und zu dokumentieren.
• Mitsprache und Mitgestaltung von professionell Pflegenden an der Front bei politischen Entscheidungsprozessen in Bezug auf Vorbereitung, Leitlinien, Training und Auswahl von geeigneter Ausrüstung für eine Pandemie zu fördern.
• Gemeinsam mit der Profession Pflege im engen Schulterschluss an Strategien zu arbeiten, die Pflegende vor vermeidbaren schwierigen oder unsicheren Arbeitsbedingungen schützen, insbesondere wenn sie CoViD-Erkrankte versorgen.
• Sich zu verpflichten, einer Ausbreitung künftiger Ausbrüche bis zu einer Pandemie dadurch vorzubeugen, dass Pflegefachpersonen von der Frontlinie in die Gestaltung von Strategien, Maßnahmen und Koordination eingebunden werden. Die EU muss dringend ihre Fähigkeiten der Verhütung, des vorbeugenden Schutzes, der Identifizierung, der Berichterstattung und der Beantwortung von Öffentlichen Gesundheitsnotständen verbessern.
• Geeignete Mechanismen für eine psychologische Betreuung von solchen Pflegefachpersonen sicherzustellen, die extreme Ängste und Stress erleben in der Krise und im Anschluss daran. Nur so können Post-Traumatische Belastungsstörungen vermieden bzw. behandelt werden.
• Professionell Pflegende zusätzlich zu schulen, damit sie über Strategien verfügen, um Patienten im Umgang mit Isolation, dem Fehlen von Besuch der Angehörigen und Todesangst zu helfen.
Die Europäischen Verbände der Gesundheitsberufe erkennen an und schätzen die Bemühungen und zusätzlichen Finanzhilfen der Europäischen Kommission und der Gesundheitsindustrie, um Forschung zur Entwicklung eines Impfstoffs und Medikamente zur Behandlung der Infektion voranzutreiben. Aber sie erinnern die Kommission daran, dass jetzt die kritischste Situation ist an der Versorgungsfront.
Die gemeinsame Erklärung der europäischen Dachverbände ist in deutscher Übersetzung als Download verfügbar: www.dbfk.de/de/veroeffentlichungen/Internationales.php; die abgeleiteten Forderungen sind einer EFN-Pressemeldung vom 26. März entnommen: www.efnweb.be/?p=12312
Quelle: Pressemitteilung vom 29.03.2020
Johanna Knüppel, Referentin, Sprecherin, Redakteurin
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK)
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