Ärztemangel - oder nur falsche Verteilung der Ärzte?

Rechtsbeziehung Patient – Therapeut / Krankenhaus / Pflegeeinrichtung, Patientenselbstbestimmung, Heilkunde (z.B. Sterbehilfe usw.), Patienten-Datenschutz (Schweigepflicht), Krankendokumentation, Haftung (z.B. bei Pflichtwidrigkeiten), Betreuungs- und Unterbringungsrecht

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Ärztliche Praxis
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Ärztliche Versorgung: Mangel an Nachwuchs dramatisch

Beitrag von Ärztliche Praxis » 10.10.2007, 07:29

Hoppe fordert Abkehr von der Rationierungspolitik
Ärztliche Versorgung: Mangel an Nachwuchs dramatisch
In den kommenden fünf Jahren werden über 41.000 Ärztinnen und Ärzte in den Ruhestand gehen. Ausreichender Nachwuchs ist jedoch nicht in Sicht – weder im ambulanten noch im stationären Bereich. Ärztefunktionäre machen dafür richtigerweise die Politik verantwortlich.

09.10.07 - Besonders betroffen von der Malaise ist die hausärztliche Versorgung, aber auch in einigen fachärztlichen Gruppen droht Ärztemangel. Dramatisch ist die Situation in ländlichen Gebieten und in ostdeutschen Krankenhäusern, wo die Versorgung nur noch durch ausländische Ärzte aufrechterhalten werden kann.

Das geht aus der "Studie zur Altersstruktur- und Arztzahlentwicklung" der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der Bundesärztekammer (BÄK) hervor, die heute in Berlin vorgestellt wurde.

"Uns bricht der Nachwuchs weg", kommentierte Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), die prekäre Lage. "Der Anteil der Absolventen und jungen Ärzte sinkt Jahr für Jahr, obgleich das Angebot an freien Stellen so groß wie nie zuvor ist. Viele dieser jungen Leute aber wollen nicht mehr um den Preis ihrer eigenen Gesundheit 60- oder gar 80-Stunden-Dienste in der Woche schieben, um sich dann auch noch die Qualität ihrer Arbeit von der Politik miesmachen zu lassen."

Dringend notwendig sei daher eine Abkehr von der Rationierungspolitik der vergangenen Jahre, sonst drohe eine veritable Versorgungskrise, sagte Hoppe.

Problem für ländliche Gebiete im Westen
"Wir laufen in einen eklatanten Ärztemangel hinein", warnte auch Dr. Andreas Köhler, Vorsitzender der KBV. Der Ärztemangel sei nicht nur ein Problem der neuen Bundesländer, er betreffe inzwischen auch vorwiegend ländlich geprägte Gegenden der alten Länder.

"Die Rahmenbedingungen der ärztlichen Tätigkeit müssen dringend verbessert werden, damit junge, gut ausgebildete Ärztinnen und Ärzte in die Patientenversorgung gehen und dort auch bleiben. Dazu brauchen wir attraktive Arbeitsbedingungen, weniger Bürokratie und eine leistungsgerechte Bezahlung ärztlicher Arbeit", forderte der KBV-Chef.

Die Studie der ärztlichen Spitzenorganisationen zeigt, dass vor allem junge Ärzte bereit sind, eine Tätigkeit in alternativen, medizinverwandten Berufen aufzunehmen oder im Ausland zu arbeiten. Etwa ein Viertel der Medizinabsolventen geht so der kurativen Medizin in Deutschland verloren. Schon jetzt sind nachweislich knapp 16.000 deutsche Ärzte im Ausland tätig - Tendenz steigend.
MB: Die Bundesregierung hat gnadenlos versagt
Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) hat angesichts des dramatischen Ärztemangels die Bundesregierung aufgefordert, ein Sofortprogramm zur Verbesserung der Attraktivität des Arztberufes umzusetzen. "Bei der Bekämpfung des Ärztemangels im ambulanten und im stationären Bereich hat die Bundesregierung gnadenlos versagt", so der MB-Vorsitzende, Dr. Frank Ulrich Montgomery. Warnungen der Ärzteschaft seien in der Politik jahrelang auf taube Ohren gestoßen.

Die für 2008 angekündigte Gesetzesinitiative des Bundesgesundheitsministeriums, ärztliche Arbeitsbedingungen dadurch zu verbessern, indem man Pflegekräften mehr ärztliche Kompetenzen übertragen wolle, bezeichnete Montgomery als ideologiebehaftete Alibimaßnahme. Er forderte vielmehr, mittels eines Fünf-Punkte-Sofortprogramms die Berufszufriedenheit sowohl für niedergelassene Mediziner als auch für Krankenhausärzte zu verbessern. Dazu zähle:
eine umgehende Aufstockung der Ärztehonorare im ambulanten Sektor;

eine deutliche Erhöhung des Klinikbudgets weit über die beschlossenen 0,64 Prozent hinaus;

eine sofortige Rücknahme der von den Kliniken zu leistenden Abgabe in Höhe von 0,5 Prozent zur Sanierung der Krankenkassen;

endlich greifbare Ergebnisse aus der vom Bundesgesundheitsministerium eingesetzten Arbeitsgruppe zum Bürokratieabbau im Gesundheitswesen;

eine bessere Vergütung des Weiterbildungsprogramms Allgemeinmedizin.

Abschaffung sämtlicher Budgets gefordert
Als mittelfristiges Ziel forderte MB-Chef Montgomery von der Bundesregierung die Abschaffung sämtlicher Budgets, die zur erheblichen Unterfinanzierung des Gesundheitswesens geführt hätten. Zudem müsse die Finanzierung der Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung auf eine solide und zukunftsfeste Grundlage gestellt werden. "Demografie, Massenarbeitslosigkeit und medizinischer Fortschritt erfordern ein Loseisen der Finanzierung über Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge", so Montgomery.



Fundstelle:
http://www.aerztlichepraxis.de/artikel_ ... 928709.htm
Zeitung "Ärztliche Praxis"
http://www.aerztlichepraxis.de

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Politik-Propaganda ersetzt keinen Arzt

Beitrag von Presse » 15.10.2007, 17:11

Winn und Candidus einig:
Politik-Propaganda ersetzt keinen Arzt

Angesichts des sich abzeichnenden dramatischen Rückgangs der Ärztezahlen in Deutschland haben jetzt Ärzte und Patienten gemeinsam vor den Folgen für die Versorgung gewarnt. „Die von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung vorgelegten Zahlen sind die konkreten Vorboten von Warteschlangenmedizin, Versorgungsnotstand in den Krankenhäusern und dem Ende der flächendeckenden wohnortnahen Versorgung“, waren sich der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Kuno Winn, und der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Versicherte und Patienten, Wolfram-Arnim Candidus, heute in Berlin einig.

Nun zeige sich, dass man falsche Gesundheitspolitik zwar mit Mehrheit durchdrücken könne, damit aber eben nicht die Probleme der medizinischen Versorgung der Bevölkerung löst.

Candidus warnte die Bundesgesundheitsministerin und die gesetzlichen Krankenversicherungen zugleich eindringlich vor weiteren Versuchen, einen Keil zwischen Ärzteschaft und Patienten zu treiben. Dies werde schon deshalb misslingen, weil sowohl in der ambulanten wie auch in der stationären Versorgung die Patienten ausreichend Einblick in die Arbeitssituation der Ärzte und anderer Berufsgruppen gewinnen könnten. „Von Bonus-Regelungen über Rabattverträge bis hin zu unterbesetzten Stationen im Krankenhaus - wir wissen sehr genau, dass die Ärzteschaft hier durch die Politik in enorme Konflikte getrieben wird. Wir respektieren deshalb umso mehr, wenn Ärzte alles tun, um nicht die ihnen anvertrauten Patienten zu Leidtragenden dieser Entwicklung zu machen“, sagte der Präsident des Patientenverbandes.

Eindringlich warnte der Hartmannbund-Vorsitzende die Politik vor einer fortgesetzten Schuldzuweisung an die ärztliche Selbstverwaltung oder gegenüber anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen. „Diese Legendenbildung bringt niemanden wirklich weiter, weil sie an der Wirklichkeit vorbeigeht“, sagte Winn. Propaganda werde am Ende den jungen Allgemeinarzt in Brandenburg oder anderen Teilen der Republik nicht ersetzen können. Deshalb setze er darauf, dass am Ende der Patient den politisch Verantwortlichen die Quittung für eine verfehlte Gesundheitspolitik geben werde.

„Was wir brauchen, sind vernünftige Rahmenbedingungen für ärztliche Tätigkeit und nicht das Schlechtreden der Berufsstände“, betonten Candidus und Winn abschließend.

Quelle: Pressemitteilung vom 15.10.2007
Petra Schröter
Sekretariat Pressereferat
Hartmannbund - Verband der Ärzte Deutschlands e.V.
Schützenstraße 6 a
10117 Berlin
Telefon: 030 206208-11
Telefax: 030 206208-14
E-Mail: ps@hartmannbund.de

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Ärztemangel umstritten

Beitrag von Presse » 15.10.2007, 18:29

Patientenverband befürchtet Ärztemangel - Ministerium nicht

Berlin – Mit Blick auf die rückläufigen Arztzahlen warnen nun auch die Patientenverbände vor einer medizinischen Unterversorgung in Deutschland. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Versicherte und Patienten (DGVP), Wolfram-Arnim Candidus, [mehr]
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http://www.aerzteblatt.de/v4/news/lette ... m&id=23989

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Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten (DGVP)?

Beitrag von Gaby Modig » 15.10.2007, 18:33

Hallo,
wie schon wiederholt hier bemerkt wurde, gibt es tatsächlich keinen Ärztemangel (insoweit hat das Minsterium ausnahmsweise Recht). Die vorhandenen Ärzte sind nur falsch verteilt.
Ein Verband, der verbindlich für die Patienten sprechen könnte, kenne ich nicht. Wer ist die Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten (DGVP)? Wurde nicht diese Gesellschaft noch vor einiger Zeit von der Pharmaindustrie gesponsert? Hat sich insweit etwas geändert? Wenn nicht, was zu belegen wäre, spricht die Gesellschaft wohl eher für die Pharmaindustrie und gibt nur Patienteninteressen vor.
MfG
Gaby

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In Deutschland mehr Ärzte als im EU-Durchschnitt

Beitrag von Presse » 25.10.2007, 07:38

Studie:
Deutschland mit mehr Ärzten und Krankenbetten als der EU-Durchschnitt
23.10.2007

Berlin – Deutschland nimmt einer Langzeitstudie zufolge bei der medizinischen Versorgung eine Spitzenposition in Europa ein. Wie aus der am Dienstag in Berlin veröffentlichten Untersuchung im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums hervorgeht, kamen im Untersuchungszeitraum von 1994 bis 2004 in der Bundesrepublik auf 100.000 Einwohner im Schnitt 352 Ärzte sowie 858 Krankenhaus- und Pflegebetten. In den damals 15 EU-Staaten lag dieser Durchschnitt bei 320 Medizinern und 575 Betten pro 100.000 [mehr] ..
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/lette ... m&id=24069

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